DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-11-2025 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 11.11.2025 um 10.30 UTC



Abkühlung und unbeständiger. Vorgeschmack auf den Winter nur im Bergland.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 18.11.2025


Am Freitag hat sich ein Viererdruckfeld über Europa entwickelt, bestehend aus
Hochdruckgebieten im Raum Island und über Südosteuropa sowie Tiefs über
Nordskandinavien und westlich der Biskaya. Die stark frontogenetische Lage über
Mitteleuropa hat eine Luftmassengrenze über Norddeutschland zur Folge, die erst
nach Passage eines Wellentiefs am Sonntag mit Wochenwechsel nach Süden
ausbrechen soll.
Nördlich der Luftmassengrenze fließt kalte Luft polaren Ursprungs ein, die ganz
im Norden zeitweise unter den Einfluss eines vom Hoch bei Island zur Ostsee
reichenden Keils gelangen kann. In den Süden strömt bis zum Wochenende sehr
milde Luft subtropischen Ursprungs ein, die zunächst 15 bis 20°C bringt. In der
kalten Luft bleibt es bei einstelligen Werten. Und sollte die Kaltluft die
Mittelgebirge streifen sind das auch Werte nicht weit über 0°C. Dazu regnet es
im Norden teilweise länger anhaltend mit Mengen die zumindest vereinzelt an die
Warnschwellen heranreichen. Schnee spielt keine große Rolle. Im Flachland ist
bestenfalls mal Schneeregen dabei, sollten die nördlichen Mittelgebirge
betroffen sein, wäre auch etwas nasser Schnee möglich.

In der nächsten Woche schwenkt zunächst ein Trog mit höhenkalter Luft durch,
nach dessen Passage dreht die Strömung rasch wieder auf westliche Richtungen.
Dabei sind kurze Gewitter, teilweise mit Graupel und Schneeregen möglich, im
mittleren und höheren Bergland fällt dann meist Schnee. Wieviel von den nicht
sehr üppigen Mengen liegen bleibt, ist fraglich. Ein Vorgeschmack auf den Winter
gibt es aber schon.

Dem Schauerwetter am Montag folgt dann zum Dienstag vor allem im Süden die
Wetterberuhigung.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist mäßig. Zwar wurde die
Wetterumstellung zu kühler und wechselhafter Witterung in der Mittelfrist schon
in den Vorläufen simuliert, die Einzelheiten sahen aber anders aus. Das
Wellentief am Wochenende ist erst in den letzten beiden Läufen vorhanden und
statt am Samstag (Lösung: gestern 00z) kommt die Kaltluft damit erst Montag
(Lösung: heute 00z) im Süden an. Auch danach springen die Lösungen von Lauf zu
Lauf teilweise deutlich.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Trotz der ziemlich diffizilen Lage mit der Luftmassengrenze (LMG) am Wochenende
haben die anderen Globalmodelle UKMO, ICON und GFS erstmal keine wirklichen
Alternativen zu bieten. Sie zeigen die LMG über Norddeutschland und haben auch
die Welle(n), wenn auch mit Unschärfen, im Programm. Damit bestimmt sehr milde
am Wochenende das Wetter in weiten Landesteilen, außer freilich im Norden. Dass
danach die kalte Luft auch den Süden überschwemmt, zeigen die meisten Lösungen,
nur UKMO schert aus und verzögert die Entwicklung indem es zum Dienstag eine
weitere Welle über den Süden ostwärts ziehen lässt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen im Wesentlichen die Aussagen des Hauptlaufs. Die
Rauchfahnen zeigen den Rückgang der Temperaturen und des Geopotentials
einigermaßen im Einklang mit dem Hauptlauf. Die Kaltluft erreicht den Nordosten
am Freitag, den Süden am Montag. Auch die Passage der Welle lässt sind an einem
"Temperaturberg" (Rostock, Berlin) anlesen. Auch wenn der Spread am Ende größer
wird, pendeln sich die meisten Lösungen auf recht niedrige Temperaturen (kalte
Luft) und Geopotential (zyklonal) ein.

Die 4 Cluster für Freitag und Samstag unterscheiden sich lediglich in der Lage
der Luftmassengrenze etwas. Danach gibt es für Sonntag bis Dienstag 3 Cluster,
die alle ein ordentliche Geopotentialplus über dem Nordatlantik zeigen und
deshalb meist in das Muster "Atlantik Ridge" fallen.
Der Trog stromab ist unterschiedlich stark ausgeprägt, in Cluster 1 (28 Member
mit dem Hauptlauf) schwenkt er bei uns durch, Cluster 2 (17 Member) behält ihn
positiv geneigt von Skandinavien nach Südwesteuropa zurückhängend. Der kleine
Cluster 3 (6 Member) sieht stark nach der UKMO Lösung aus.
Für die erweiterte Mittelfrist stehen zwei Cluster bereit. Sie zeigen uns
jeweils im Bereich eines Troges über Nordwest- und Mitteleuropa.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Umstellung der Wetterlage sieht nach aktueller Lesart der Modelle nicht
spektakulär aus. Im Norden fällt am Wochenende längere Zeit Regen, ob es für
Dauerregen reicht, ist unsicher und wenig wahrscheinlich. Die Kaltluft bringt im
Mittelgebirgsraum und an den Alpen nächste Woche etwas Schnee, aber auch hier
sieht es nicht nach den großen Mengen aus.
Der Wind frischt am Wochenende über der Nordsee in Böen stürmisch auf aus
östlichen Richtungen. Danach dreht der Wind auf Nordwest, dann sind es vor allem
die exponierten Gipfel, die die ein oder andere stürmische Böen oder Sturmböen
erwarten können. Eine wirklich markante Wind- oder Sturmlage steht nicht an.
Die probabilistischen Verfahren zeigen für die genannten Parameter kaum oder
keine Hinweise auf markante Ereignisse.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS und EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner