DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist
26-10-2025 12:01
SXEU31 DWAV 260800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.10.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
WZ
Heute vor allem im Norden und Osten sowie in der östlichen Mitte, morgen in der
Südhälfte und an der Nordsee stürmische Böen, exponiert Sturmböen.
Auf exponierten Gipfeln teils schwere Sturmböen bis Orkanböen (Brocken)
Dazu am Montag im Schwarzwald und im Allgäu örtlich Dauerregen.
Am Dienstag wahrscheinlich nur noch auf den Bergen und an der See markante Böen.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Ein hochreichendes Tief (JOSHUA) über Norddänemark verlagert sich nur
sehr langsam zum Kattegat. Sein Boden- und Höhentrog schwenken heute über den
Norden und Osten Deutschlands hinweg nach Osten. Daran gekoppelt ist ein
Regengebiet, welches recht rasch ostwärts vorankommt und mittags bereits die
Oder erreicht. Durch die Hebung im Trogbereich und da maritime Polarluft
beteiligt ist, sinkt in 850 hPa die Temperatur vorübergehend auf -1 bis -3 Grad,
nur ganz im Norden ist sie höher. So sinkt die Schneefallgrenze im Harz und in
den östlichen Mittelgebirgen vorübergehend auf 600 bis 700 m, ehe sie mit
zunehmender Durchmischung von Westen wieder auf über 1000 m ansteigt. Nach
Durchzug des Troges dreht nämlich die Strömung auf West bis Nordwest und es
treten dann auch öfter noch Schauer auf. Isolierte Gewitter mit Sturmböen sind
am ehesten im Norden zu erwarten.
Im Süden konzentrieren sich die Schauer eher auf den Streifen von Südbaden bis
nach Südostbayern, während von Rheinland-Pfalz bis nach Nordbayern nur wenig
Niederschlag simuliert wird.
Mit dem Durchgang des Bodentroges, aber auch in seinem Rückfeld ist der Gradient
recht kräftig, so dass im Norden und Osten sowie in der östlichen Mitte und auch
in den Hochlagen der Mittelgebirge mit stürmischen Böen und einzelnen Sturmböen
zu rechnen ist. Im Süden und Westen sind in tiefen Lagen eher steife Windböen
und einzelne Böen Bft 8 zu erwarten. Auf dem Brocken sind Orkanböen möglich.
In der Nacht zum Montag rückt von Schottland aus der nächste Höhentrog nach und
erreicht in den Frühstunden Nordwestdeutschland. Darin eingebunden ist ein
Randtief (KLAUS). Unter Einbezug in den Sog des steuernden Tiefs JOSHUA, das
sich inzwischen über Südschweden eingenistet hat, verliert es allerdings immer
mehr an Struktur und dürfte hauptsächlich noch als Trog mit eingelagerter
Okklusion bei uns aufschlagen. Der Warmsektor ist wohl nur noch über Frankreich
leicht geöffnet. Allerdings geht die unmittelbare nachfolgende Kaltfront direkt
in die Warmfront eines neuen Atlantiktiefs südlich von Island über, weshalb die
Frontpassage über Süddeutschland (wie so häufig) leicht schleifenden Charakter
besitzt. Nur in Südostbayern kommt noch kein Regen an.
Nach nur kurzer Wetterberuhigung setzen damit im Nachtverlauf aus Westen neue
Regenfälle ein, die vorübergehend einen etwas stärkeren skaligen Charakter
aufweisen. Erst zum Morgen setzt im äußersten Nordwesten eine Labilisierung (KLA
in der Höhe) ein und in Ostfriesland und dem Emsland sind vereinzelte Gewitter
möglich. Der Wind bleibt trotz vorübergehender Abnahme insgesamt lebhaft, an der
See und im Bergland mehrheitlich auch weiterhin warnwürdig mit Bft 7-8. Auf
exponierten Biergen bis Bft 10.
Durch Wind und Wolken ist es mit Minima zwischen 9 bis 2°C meist frostfrei. In
Kamm- und Gipfellagen gibt es Werte um 0 Grad.
Montag... liegen wir am Rande des steuernden Tiefs (JOSHUA) über Südskandinavien
auf der "kalten" Seite der Frontalzone in einer zyklonal geprägten
nordwestlichen bis westlichen Strömung. Durch den abermals durchschwenkenden
Randtrog, der von der Deutschen Bucht und Benelux bis zum Abend bis nach Böhmen
vorankommt, kann sich der Höhentiefkomplex ein Stück weit regenerieren.
Am Tage selbst ändert sich bei uns wettertechnisch zunächst noch wenig, sprich
das wechselhafte, windige und recht kühle Wetter setzt sich fort. Nach Abzug der
skaligen Niederschläge im Zuge der Okklusionspassage folgen zahlreiche Schauer
und kurze Kaltluftgewitter nach. Die Wahrscheinlichkeit für Blitz und Donner ist
im Vergleich zu den Vortagen etwas erhöht, da die Labilitätsfläche durch den
qualitativ brauchbaren, breit angelegten Trog mit T500 um -27°C höher reicht und
die Tops bis Tropopausenniveau vorstoßen können.
Im Süden wird die Front strömungsparallel und als Warmfront über Frankreich und
Irland rückläufig. Damit kommt es vom Breisgau bis zur unteren Donau zu länger
anhaltenden Regenfällen. Dabei gibt es Signale, dass Dauerregenschwellen
gerissen werden. Sowohl der deterministische Output mehrerer Modelle als auch
die probabilistischen Verfahren signalisieren für Staulagen des Schwarzwaldes
und der Allgäuer Alpen Regenmengen zwischen 30 und 50 mm innerhalb von 18 bis 24
Stunden. Im Südteil des Bayerischen Waldes ist die Wahrscheinlichkeit geringer
und anfangs fällt hier oberhalb 1000 m Schnee. Die Schneefallgrenze steigt von
1000 m bis zum Abend auf über 1500 m an. Oberhalb 2000 m gibt es eine ganze
Menge Neuschnee, der aber im Mittelfristzeitraum bei deutlicher Milderung wieder
größtenteils schmelzen dürfte.
Des Weiteren bleibt der Wind ein Thema. Vor allem über der Südhälfte
Deutschlands ist der Gradient noch scharf genug für steife bis stürmische Böen,
im Bergland und bei Gewittern bis hin zu schwerer Sturmstärke. Damit ist zwar
nun mehr hauptsächlich der Süden betroffen, unterm Strich in der Fläche aber
wohl etwa 1 Bft schwächer im Vergleich zum Vortag über der Landesmitte. An der
Küste treten vor allem an der Nordsee 8er und 9er Böen auf.
Das Ganze bei eher kühlen 7 bis 12°C.
Auf längeren Sonnenschein kann man vor allem an der Nordsee und in
Schleswig-Holstein hoffen.
In der Nacht zum Dienstag sorgt schwacher Zwischenhocheinfluss zunächst für eine
vorübergehende Wetterberuhigung, bevor mit Übergreifen der Warmfront des nach
Schottland ziehenden Randtiefs aus Westen neue, aber meist nur noch leichte
Regenfälle aufkommen. Es kühlt auf 9 bis 3 Grad ab mit den höchsten Werten im
Nordwesten. In Hochlagen der östlichen Mittelgebirge Tiefstwerte bis 0 Grad. In
den Hochlagen der Gebirge bleibt es stürmisch.
Dienstag... In der kräftigen west- bis nordwestlichen Höhenströmung zieht der
nächtliche Keil ab und von Westen her erreicht mittags bereits der nächste
Kurzwellentrog den Westen und überquert auch den Osten Deutschlands. Dabei
erreicht ein Randtief mit schon okkludierter Front am Nachmittag
Schleswig-Holstein (eventuell wird es auch nur ein Bodentrog wie bei ICON). Auch
nach Durchzug der Okklusion bzw. der Kaltfront bestimmen meist dichte
Wolkenfelder das Geschehen und zeitweise gibt es Regen oder Schauer. Eventuell
könnte es am Nachmittag im Nordwesten größere Wolkenlücken geben. In den Alpen
sind Aufheiterungen am wahrscheinlichsten. Insgesamt kommt wieder etwas mildere
Atlantikluft zu uns mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 1 und 5 Grad, nur ganz im
Norden noch Werte bei 0 Grad. Entsprechend staffeln sich auch die Höchstwerte:
Sie liegen zwischen Werten um 10 Grad im Nordosten und 16 Grad am Oberrhein. Der
Wind weht weiterhin lebhaft aus West bis Südwest, an der Nordsee auch aus West
bis Nordwest mit steifen, an der Küste und im Bergland mit stürmischen Böen. Auf
exponierten Gipfeln sind teils schwere Sturmböen, auf dem Brocken auch Böen Bft
11 möglich.
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt ein schwacher Höhenkeil nach Deutschland, so
dass sich aus dem Azorenhochkeil über den Alpen ein Hochdruckgebiet abspaltet.
Im Süden schleift aber anfangs noch eine schwache Kaltfront und sorgt für etwas
Regen, während im Norden noch die Reste der ´herumgeholten´ Okklusion Regen
bringen. Es kommen aber nur wenige Millimeter zusammen und in der 2. Nachhälfte
hören die Niederschläge im Süden fast auf. Mit 9 Grad an der Nordsee und 3 Grad
im östlichen Bergland ist es recht mild. Der Wind ist lediglich an der See und
auf den Bergen noch warnwürdig.
Modellvergleich und -einschätzung
Die externen Modelle simulieren recht ähnlich. Warnungstechnisch lohnt es sich
nicht, Differenzen herauszuarbeiten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden