Thema des Tages
25-10-2025 10:50
Wissenschaft kompakt
Zwei Monate vor Weihnachten: Der Weihnachtsmann prüft die
Wettervorhersage
Eine weite Reise will gut geplant sein... Über den Weihnachtsmann und
seine Vorbereitungen - von Eiskristallen bis zur saisonalen
Wetterprognose.
Die Sonne ist längst verschwunden hinter den Hügeln von Korvatunturi
in Finnisch Lappland, als sich der Weihnachtsmann am Abend des 25.
Oktober auf die Suche nach seinem Laptop begibt. Noch zwei Monate bis
Weihnachten - höchste Zeit also, die aktuellen subsaisonalen und
saisonalen Wettervorhersagen zu prüfen. Dieses Mal möchte er perfekt
vorbereitet sein für seine Reise nach Mitteleuropa. Unweigerlich
fällt ihm die Odyssee vor drei Jahren ein, als Rudolf sich an den
Kanelbullar übernommen hatte und die Huskys kurzfristig einspringen
mussten. (Die ganze Geschichte ist hier nachzulesen:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/12/23.html)
Mit einem tiefen Seufzer klappt der Weihnachtsmann seinen Laptop auf.
Seit einigen Jahren nutzt er die Wettermodelle des Europäischen
Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage, um einen vagen Trend
für die nächsten Wochen und Monate zu bekommen. Doch die bunten
Karten mit Luftdruck und Temperaturfeldern bestätigen seine
Befürchtung: Kein Kälteeinbruch in Sicht. Ein kräftiges Hoch über
Nordskandinavien würde ihm deutlich besser gefallen. "Mal wieder eine
ordentliche Inversionslage, das wäre doch was", brummt er enttäuscht.
Klare Nächte, gefrorene Seen, glitzernde Schneekristalle - so sähe
für ihn der perfekte Winterbeginn aus.
"Vielleicht haben die Europäer dieses Mal auch einfach nicht recht",
denkt sich der Weihnachtsmann und schmunzelt, als ihm sein inzwischen
meteorologisch-umgangssprachlicher Jargon bewusst wird.
Enthusiastisch öffnet er die saisonalen Vorhersagekarten des
Deutschen Wetterdienstes. Doch auch hier mehr rote als blaue Farben
bei den Temperaturprognosen. "Schade, Schokolade" entfährt es ihm und
er kann nicht anders, als ein kleines Schoko-Stückchen von den
vorbereiteten Geschenken zu stibitzen. Ganz möchte er die Hoffnung
auf schneereiche, klirrend kalte Weihnachten aber nicht aufgeben,
weiß er doch, dass (sub)saisonale Vorhersagen keine exakte Prognose
für die Weihnachtstage geben, sondern vielmehr eine zeitlich
gemittelte und probabilistische Aussage liefern.
Draußen herrschen -2 °C, und noch liegt kein geschlossener Schnee.
"Das Albedo-Feedback läuft noch auf Sparflamme", denkt der
Weihnachtsmann, während er sich in seinen roten Mantel hüllt. Ohne
helle Schneeflächen, die das Sonnenlicht zurückwerfen, bleibt der
Boden dunkler und nimmt mehr Energie auf - was die winterliche
Abkühlung zunächst bremst. Aber lange kann es nicht mehr dauern, bis
der erste Pulverschnee fällt. Die Rentiere scharren jedenfalls schon
ungeduldig mit den Hufen.
Beim Blick aus dem Fenster erkennt er die ersten Eiskristalle an den
Fensterscheiben und seine Augen strahlen. "Resublimation", murmelt
der Weihnachtsmann in seinen langen Bart, "der Wasserdampf geht
direkt in festen Zustand über, ganz ohne flüssige Zwischenphase."
Wenn sich jetzt noch eine ruhige, feuchte Luftschicht bilden würde,
könnte es Eisnebel geben. Das wäre zwar romantisch, aber für die
Navigation mit dem Schlitten nicht ganz ungefährlich. Vielleicht
sollte er doch die GPS-Antenne am Schlitten überprüfen - oder den
Polarstern, seinen altbewährten Kompass, wieder stärker in den
Mittelpunkt rücken.
Er zündet eine kleine Kerze an, setzt sich an seinen Schreibtisch und
macht sich Notizen. "Schlittenkufen einfetten, Rentierdecken
ausbürsten, GPS-Antenne überprüfen, Schneeflockentypen checken, ..."
- denn je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit verändern sich Form
und Dichte der Kristalle, und auf nassem, grobkörnigem Schnee ist das
Bremsen deutlich schwieriger. Letztes Jahr ist er auf spiegelglattem
Reif sogar rückwärts gerutscht - und das ausgerechnet mit vollen
Geschenkesäcken!
Draußen zieht ein schwacher Nordostwind auf. Der Weihnachtsmann
lächelt. "Noch zwei Monate", flüstert er leise. "Dann ist wieder
Weihnachten." Und bis dahin? Da beobachtet er weiter Wolken, Nebel,
Frost und Nordlichter - mit der gleichen funkelnden Begeisterung wie
seine Freunde des Deutschen Wetterdienstes.
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.10.2025
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