DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-10-2025 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 17.10.2025 um 10.30 UTC



Unbeständig mit wiederholten Niederschlägen. Recht mild und zeitweise sehr
windig. Mögliche Sturmlage und Dauerregenlage ab der Wochenmitte.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 24.10.2025


Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums, am Montag, gerät Deutschland zunehmend
unter den Einfluss eines Tiefdruckkomplexes, der sich in allen Schichten über
den Britischen Inseln befindet. Der bisher dominierende Hochkeil zieht sich
immer weiter zurück, sodass das Land zunehmend auf die Vorderseite des Tiefs
gelangt. Bereits in der Nacht zum Montag und am Montagvormittag erreicht das
zugehörige, okkludierende Frontensystem den Westen Deutschlands und überquert im
Tagesverlauf weite Landesteile. Es bringt schauerartige Niederschläge mit sich,
die jedoch unterhalb der Warnschwellen bleiben.

Der Kern des Tiefs verlagert sich von Irland bis zur Nacht zum Dienstag in
Richtung Nordsee. Da auch in der Höhe ein kurzwelliger Anteil des Höhentiefs auf
Deutschland übergreift, kommt es rückseitig der Front zu Schauern. In der labil
geschichteten Luftmasse sind einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen. Der Süd-
bis Südwestwind frischt dabei spürbar auf; vor allem in den Kammlagen, auf der
Leeseite der Eifel sowie an der Nordsee sind starke bis stürmische Böen (Bft 7
bis 8) möglich. In der Nacht zum Dienstag kann in der Oberlausitz der Böhmische
Wind auftreten, mit Böen der Stärke 7. In der südwestlichen Strömung gelangt
recht milde Luft zu uns, sodass trotz Wolken und Regen die Temperaturen auf 14
bis 18 Grad ansteigen.

Am Dienstag verbleibt Deutschland im Einflussbereich des Tiefs über der Nordsee,
wodurch ein weiterer unbeständiger Tag mit zeitweiligen Regenfällen bevorsteht.
Obwohl die Temperatur in 850 hPa gegenüber den Vortagen etwas sinkt, sorgt die
gute Durchmischung weiterhin für milde 13 bis 18 Grad. Das Wellentief über dem
Atlantik intensiviert sich leicht und zieht in der Nacht zum Mittwoch
südwestlich von Irland auf. Erwähnenswert sind stürmische Böen an der Nordsee
sowie in einigen Gipfellagen der Mittelgebirge.

Am Mittwoch erhält das Tief über dem Atlantik, das nach Irland zieht,
Unterstützung aus der Höhe: Ein Höhentrog nähert sich, wodurch sich das Tief auf
dessen Vorderseite besonders günstig entwickeln kann. Eine markante Zyklogenese
setzt ein, und das Tief entwickelt sich zu einem steuernden Sturmtief. Sein Kern
(unter 965 hPa) liegt am Abend direkt über Irland. Die Warmfront erreicht am
Abend bzw. in der Nacht zum Donnerstag den Westen Deutschlands und bringt
flächendeckende Niederschläge. Zuvor treten einzelne Schauer auf, die von Westen
her nachlassen. Der Wind ist tagsüber deutlich spürbar, lässt jedoch in der
Nacht zum Donnerstag vorübergehend nach.

Am Donnerstag liegt das Tief unter leichter Abschwächung über Großbritannien.
Die Warmfront überquert bereits in der Nacht weite Teile Deutschlands und bringt
teils kräftige Regenfälle. Tagsüber greift auch die Kaltfront von Nordwesten her
über. Der Südwestwind frischt verbreitet auf; vor allem im Westen und Nordwesten
treten starke bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8) auf. Im Bergland und an der
Nordsee sind schwere Sturmböen (Bft 10) wahrscheinlich. Im Süden kann es zu
einer markanten Dauerregenlage kommen, da die Kaltfront des Sturmtiefs zunehmend
parallel zur Strömung verläuft und zu schleifen beginnt. In Staulagen des
Schwarzwaldes sowie des Bayerischen Waldes sind dabei 30 bis 50 l/qm in 24
Stunden möglich.

Das unbeständige Wetter mit weiteren Niederschlägen setzt sich bis zum
Wochenende fort. Es bleibt jedoch weiterhin für die Jahreszeit recht mild. Vor
allem im Westen und Nordwesten nimmt der Wind mit zunehmender
Gradientverschärfung zeitweise zu. Erst ab Samstag/Sonntag gibt es einen
Temperaturrückgang.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die kommende Woche gestaltet sich sehr wechselhaft, mild und zeitweise windig.
Die großräumige Wetterlage stellt sich grundlegend um, denn wir gelangen unter
den Einfluss eines umfangreichen Tiefdruckgebiets über Großbritannien. Dessen
Frontensystem bringt uns ab der Nacht zum Montag von West nach Ost
Niederschläge. Diesem Tief folgt in der zweiten Wochenhälfte ein weiteres
Sturmtief über Großbritannien, sodass sich der unbeständige Wettercharakter
fortsetzt. Neben dem IFS stützen im Wesentlichen auch die anderen Globalmodelle
diese Umstellung der Großwetterlage.

Die Konsistenz der IFS-Läufe ist gut. Die Umstellung gilt als sehr sicher,
jedoch gibt es gewisse Unterschiede bezüglich der Details wie Entstehung,
Positionierung und Intensität der Druckgebilde. Dabei zeichnet sich ab der
Wochenmitte ein Potenzial für eine Dauerregenlage im Südwesten sowie eine
Sturmlage im Nordwesten des Landes ab.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die übrigen Globalmodelle liefern keine wesentlichen neuen Erkenntnisse. Die
Umstellung der Großwetterlage ist so sicher wie das Amen in der Kirche. In den
Details zeigen sich jedoch Unterschiede. Ab Wochenmitte wird ein ausgeprägtes
Sturm- bis Orkantief simuliert, das vom Atlantik zu den Britischen Inseln zieht
und sich anschließend abgeschwächt in Richtung Skandinavien verlagert.
Deutschland wird dabei am Rande beeinflusst. Allerdings besteht im Norden des
Landes ein gewisses Sturmrisiko. Zudem ist im Süden die Möglichkeit einer
Dauerregensituation gegeben.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen stützen die beschriebene Wetterentwicklung. Die Umstellung der
Wetterlage ist einerseits an einem deutlichen Rückgang des Geopotentials und
andererseits an den zunehmenden Niederschlagssignalen ab Montag zu erkennen.
Dabei zeigen die Ensembles sowohl beim Geopotential als auch bei der Temperatur
in 850 hPa eine recht enge Bündelung. Erst ab Donnerstag nimmt der Spread zu,
was die beschriebenen Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Sturmtief
verdeutlicht.

In den Clusteranalysen wird im Zeitraum von t 72 bis 96 Stunden nur ein Cluster
berechnet, das die Wetterumstellung mit dem Tief bei den Britischen Inseln
einleitet. Auch im Zeitraum t 120 bis 168 Stunden ergibt sich lediglich ein
Cluster, das mit der prognostizierten Entwicklung des Sturmtiefs zur Wochenmitte
übereinstimmt.

In der erweiterten Mittelfrist (Zeitraum t 192 bis 240 Stunden) werden die
Ensemblemitglieder in drei Cluster aufgeteilt, wobei sich der Haupt- und der
Kontrolllauf im dritten Cluster (22 Mitglieder) wiederfinden. In allen Clustern
deutet sich jedoch an, dass das unbeständige Wetter in Mitteleuropa anhält, da
wir weiterhin im Einflussbereich eines Troges liegen.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Trotz des Tiefdruckeinflusses halten sich die signifikanten Wettererscheinungen
zunächst voraussichtlich in Grenzen.

An den Küsten ist es zeitweise windig, gelegentlich kann auch eine stürmische
Böe auftreten. Gleiches gilt für die Hochlagen der zentralen Mittelgebirge.

Aufgrund der wiederholten Niederschläge können vor allem in Staulagen im Westen
und Südwesten die Warnschwellen für Dauerregen knapp überschritten werden. Wegen
der trockenen Vorgeschichte sind jedoch keine nennenswerten Auswirkungen zu
erwarten.

Für Donnerstag deutet sich im Norden eine Sturmlage an. Dabei sind Böen der
Stärke 8 möglich. Im Bergland sowie im Norden sind teils schwere Sturmböen der
Stärke 10 nicht ausgeschlossen. Zudem kann es im Süden zu einer Dauerregenlage
kommen, wobei insbesondere der Schwarzwald und der Bayerische Wald prädestiniert
sind.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, IFS-EPS, MOSMIX
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta