DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
10-10-2025 08:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.10.2025 um 10.30 UTC
Unter Hochdruckeinfluss dominiert die Grenzschichtdynamik. Im Norden meist grau,
im Süden weniger grau und mehr blau. Meist trocken. Im Süden nachts regional
leichter Frost in Bodennähe. Zum Ende der Woche küstennah einzelne stürmische
Böen aus West.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 17.10.2025
Eine blockierende und sich nur leicht retrograd verlagernde warme Antizyklone
über Nordwesteuropa sorgt für eine insgesamt sehr ruhige Mittelfrist. Erst zum
Ende setzt Geopotentialabbau über Skandinavien ein und im Zuge dessen gestaltet
sich die Strömung im Norden etwas zyklonaler.
Diese Blockierung spiegelt die Verringerung der Wellenzahl (mit Blick auf die
Nordhemisphäre) von 4 zu 3 wider, wobei es von Westen zu keinem nennenswerten
Eintrag an zonaler Wellenenergie kommt. Der Tropensturm JERRY im Nordatlantik
scheint keine Anstalten eines dynamischen/konstruktiven Einbindens in die
Frontalzone eingehen zu wollen und auch die eingebrachte Energie der
(ehemaligen) Tropenstürme HALONG und NAKRI im Nordpazifik läuft sich über
Kanada/Nordamerika fest. Da auch sonst von Seiten der Hintergrundbedingungen
z.B. aus den Tropen und bei der Betrachtung der atmosphärischen
Gesamtimpulsbilanz zeitnah keine nennenswerten Änderungen zu erwarten sind,
dürfte dieser stagnierende Wellenzug vorerst noch etwas Bestand haben. Auch die
zum Monatswechsel angedeutete Zonalisierungsoption ist noch unsicher, was auch
ein bedeutender spread bei der NAM-Vorhersage unterstreicht.
Eine Windanomalie in den Tropen (westerly wind burst) und allgemein günstige
Bedingungen einer sich allmählich aufbauenden und stärker amplifizierten MJO
werden mit Interesse verfolgt, würden aber erst im Folgemonat eine größere
Bedeutung spielen. Somit ist der 2D PDF subsaisonalen Vorhersage vom IFS-ENS mit
einer deutlichen Anomalie im Bereich Blockierung/negativer NAO bis zum Ende
dieser Mittelfrist nichts hinzuzufügen. Die nachfolgenden Unsicherheiten werden
hier mit einer deutlichen Aufweitung der Wahrscheinlichkeiten auch bis in den
NAO+ Bereich angedeutet, wenngleich insgesamt noch eine stärkere Gewichtung bei
der Blockierung zu finden ist.
Somit braucht zur heute anstehenden Mittelfrist vom Montag, den 13. Oktober bis
Freitag, den 17. Oktober nicht viel gesagt werden, zumal die dominanten
Grenzschichtprozesse eh erst innerhalb der Kurzfrist regional/detailliert
erfasst werden können.
Von Montag bis einschließlich Mittwoch dominiert über Nordwesteuropa das sich
nur zögernd abbauende Hochdruckgebiet SIEGLINDE, wobei ein umfangreicher Keil
von SIEGLINDE südostwärts in Richtung Balkan reichend auch Deutschland direkt
beeinflusst. Von Mittwoch bis Freitag schwächt sich die Antizyklone über
Nordwesteuropa weiter ab, sodass sich eine umfangreiche Zyklone über
Skandinavien peripher bis in den Norden von Deutschland ausbreiten kann.
Zunächst drückt die postfrontal einer wetterinaktiven Kaltfront in den Osten
Deutschlands eingeflossene und stark modifizierte maritime Polarluft die 850 hPa
Temperaturwerte im Osten auf +2 oder +3 Grad. Im Westen ist davon bei Werten von
etwas über +5 Grad nicht viel zu spüren. An diesem Temperaturniveau ändert sich
bis einschließlich Donnerstag wenig. Erst zum Freitag sickert aus Norden eine
kältere und trockenere Luftmasse mit 850 hPa Temperaturwerte von etwas unter 0
Grad ein (peripher einer weiteren nach Deutschland geführten und eher
wetterinaktiven Kaltfront). Allerdings wird diese Kaltfrontpassage innerhalb des
IFS-ENS mit einem erheblichen spread geführt, teils auch gar nicht mehr aktiv
nach Deutschland gebracht.
Am Montag läuft die in die Antizyklone (und deren Absinkinversion) herangeführte
Feuchte in Form ausgedehnter Hochnebelfelder breit, sodass ein vielerorts stark
bewölkter bis bedeckter Tag zu erwarten ist. Hier und da fällt etwas Sprühregen
oder es bilden sich einzelne schwache Schauer. Einzig im äußersten Süden und
Nordosten kann sich die Sonne besser durchsetzen.
Von Dienstag bis Freitag dominiert über der Mitte und dem Süden der Republik die
Grenzschichtdynamik. Nach regional auch zäher Auflösung nächtlicher Nebel- und
Hochnebelfelder scheint tagsüber teils länger die Sonne bzw. verläuft der Tag
insgesamt sehr freundlich und trocken, bevor sich in der Folge/zum Abend der
Nebel erneut verdichtet/ausbreitet. Abseits lokaler Nebelnässe bleibt es
trocken. Über der Mitte beginnt die Woche insgesamt noch etwas trüber, bevor es
ab der Wochenmitte mit den Sonnenanteilen deutlich nach oben geht.
Die Maxima liegen je nach Nebelauflösung zwischen 9 und 17 Grad, im Bergland
meist im einstelligen Bereich. Die Nächte werden je nach Nebelanteil insgesamt
recht frisch mit 7 bis 2 Grad. Immer wieder muss im Süden regional bei längerem
Aufklaren mit leichtem Frost in Bodennähe gerechnet werden.
Über dem Norden sieht es hingegen am Ostrand des Keils gelegen insgesamt trüber
aus dank der Advektion feuchter Nordseeluft, die unterhalb der Absinkinversion
breitläuft. Zwar können sich besonders im Nordosten immer wieder größere
Sonnenfenster bilden und insgesamt wird die Hochnebeldecke von Süden sukzessive
durchmischt (dank einer sich abschwächenden Inversion), doch der Gesamtcharakter
ist und bleibt ein trüber. Zeitweise fällt etwas Sprühregen, auf die Fläche
gesehen bleibt es aber meist trocken.
Die Maxima liegen hier meist zwischen 12 und 15 Grad mit Minima zwischen 9 und 6
Grad (küstennah milder).
Der Wind weht meist schwach bis mäßig um die Antizyklone herum. Im Süden
dominant aus Nordost (im exponierten Bergland zeitweise böig), im Norden mehr
aus West bis Nordwest. Zum Ende der Woche kippt das Ganze dann mehr auf Ost im
Süden und West bis Nordwest im Norden. Peripher der Küsten frischt der Wind
besonders zum Donnerstag und Freitag stark böig bis stürmisch aus West (Bft 7
bis 8) auf.
In der erweiterten Mittelfrist wird es von Norden ggf. kälter (Unsicherheiten
bei der Frontpassage wurden bereits angesprochen), ansonsten ändert sich aber
vorerst wenig an der niederschlagsarmen Witterung.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Innerhalb der jüngsten Modellläufe von EZ ergeben sich keine nennenswerten
Diskrepanzen. Erst zum Freitag nehmen die Unschärfen mit Übergreifen eines
Troges von Norden her etwas zu (was besonders Kurzwellenpassagen am Rande der
umfangreichen Zyklone über Skandinavien betrifft).
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Ähnliches kann beim Blick auf die internationalen Modelle festgehalten werden.
An der blockierungsfreudigen Witterung innerhalb dieser Mittelfrist gibt es
keine Zweifel.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse beginnt mit 5 Clustern und dem dominanten klimatologischen
Regime der Blockierung. Für Deutschland ergeben sich keine nennenswerten
Diskrepanzen mit von West nach Ost abnehmendem Geopotenzial.
In der Folge (Dienstag bis Donnerstag) bieten 3 Cluster eine Mischung aus
"Blockierung" und "Atlantikrücken" an, wobei der Kontrolllauf im ersten Cluster
zu finden ist. Die größten Diskrepanzen ergeben sich bei der Geometrie der
blockierenden Antizyklone sowie der Handhabe der sich entwickelnden Zyklone über
Skandinavien. Für Deutschland bedeutet diese Konstellation eine Fortdauer der
sehr gradientarmen Witterung. Nur Cluster 2 sieht zum Donnerstag im Norden einen
deutlich stärkeren Gradienten aufkommen (dieser fällt im ersten Cluster noch
zurückhaltender aus).
Zum Ende der Mittelfrist bzw. im Bereich der erweiterten Mittelfrist hebt ein
Cluster mit dem dominanten klimat. Regime eines "Atlantikrückens" eine zögernde
retrograde Verlagerung der Antizyklone und insgesamt fallendes Geopotenzial über
Osteuropa hervor (mit der Entwicklung einer nördlichen Strömung). Deutschland
verbleibt aber auch hier in einer sehr gradientarmen Umgebung, sodass mit der
Fortdauer der insgesamt ruhigen Witterung zu rechnen ist.
Auch die Meteogramme und Rauchfahnen sprechen eine einheitliche Sprache und es
bedarf keiner weiteren Ausführung. Einzig eine Bifurkation der 850 hPa
Temperaturentwicklung ab der Wochenmitte deutet auf Unsicherheiten hin, wie
effektiv eine kältere Luftmasse aus Nord/Nordost ggf. zu uns geführt wird.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die anstehende Mittelfrist ist arm an markanten Warnungen, was auch beim EFI
durch fehlende Hinweise hervorgehoben wird.
Einzig im Umfeld der Küsten können zum Donnerstag und Freitag zeitweise
stürmische Böen aus West bis Nordwest (Bft 8) auftreten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, MOSMIX (mit Anpassungen)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy