DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-10-2025 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.10.2025 um 10.30 UTC



Im Mittelfristzeitraum an den Küsten und in Hoch- und Gipfellagen wiederholt
stürmische Böen oder Sturmböen Bft 8 bis 9.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 12.10.2025


Am Mittwochmorgen erstreckt sich ein Höhenrücken von Südfrankreich in Richtung
Baltikum, vom Nordmeer ragt hingegen ein positiv geneigter Trog in Richtung
Britischer Inseln und weiter zur Biskaya. Beide Troggebilde sind von moderater
Schärfe, sie verlagern sich nach Ost-Südosten, wobei beide Amplitude verlieren
und in der Folge die Höhenströmung durchglättet. Vorderseitig des
Langwellentroges zieht bis zum Donnerstagmorgen ein Teiltief von Schweden nach
Finnland, dessen Frontensystem vom Norden bis in die Mitte Deutschlands
vorankommt. Dabei läuft es gegen einen schwachen Bodenhochkeil an, der sich von
Westen in den Donauraum erstreckt. Durch den Hochdruckeinfluss und das damit
verbundene zunehmende Schleifen der Front sowie die sich abschwächende Dynamik
in der Höhe präsentieren sich die mit dem Frontensystem verbundenen
Niederschläge auf einem bescheidenen Niveau. Über 24 Stunden aufsummiert sollen
die Regenmengen lokal an der 5 l/m2-Schwelle kratzen, meist liegen sie jedoch
darunter. Damit bewegen sich die hier zitierten IFS-Summen sogar deutlich über
denen, die GFS oder ICON anbieten. Lediglich UK10 geht den IFS-Weg mit, den man
mit Wohlwollen als feucht, aber ganz sicher nicht als nass bezeichnen kann. Die
meisten Sonnenstunden werden die Pyrheliometer südlich der Donau und im
Südwesten registrieren können. Im übrigen Land dominieren die Wolken, nach
Nordosten hin bleibt es sogar oft bedeckt. Die 850er Temperaturen bewegen sich
in einer Spanne von 4 bis 10°C mit im Tages- und Nachtverlauf leicht
zurückgehender Tendenz. Das reicht für Höchstwerte von 15 bis 19 °C, nachts
kühlt es ab auf 10 bis 6°C, an der Küste, wo der Wind auch mal etwas strammer
weht und eventuell mal eine Böe Bft 7 auftreten kann, bleibt es mit Werten um
12°C milder. Dafür bildet sich im Binnenland bei Feuchteeintrag aus dem Tag
heraus und schwachem Wind gebietsweise Nebel.

Am Donnerstag schiebt sich von Westen ein Höhenrücken in Richtung Alpen. Die
Frontenreste des "alten" Tiefs gelangen damit zunehmend unter Absinken und des
trocknet ab. Nur der Norden und der Nordosten verharren im Randbereich eines
skandinavischen Langwellentroges. Da dessen Vorderseite über PVA und Diffluenz
kräftige Hebung generiert, bildet sich ein neues Tief, welches ausgangs der
Nacht zum Freitag über dem Süden Finnlands zu finden sein soll. Mit dem
sinkenden Druck über Finnland und dem o. e. Absinken sowie dem entsprechenden
Druckanstieg über dem Südwesten wird der Druckgradient wieder etwas "gepimpt".
Insbesondere an Nord- und Ostsee, aber auch in Hoch- und Gipfellegen sind dann
Böen der Stärke 7 um West wahrscheinlich und solche der Stärke 8 zumindest im
Bereich des Möglichen. Dazu kann es von den Küsten bis zum Erzgebirge, eventuell
auch im Stau der Alpen (dort erzwingt der Stau Hebung) etwas regnen, an den
Alpen in höheren Lagen auch schneien. Meist bleibt es aber trocken. Während in
den Nordosten etwas kühlere Luft einsickert mit 850er-Werten, die sich am
Freitagmorgen nur noch um 1°C bewegen, bring es der Süden immerhin noch auf 5°C.
Letztendlich bedeutet das am Tage mit 14 bis 18°C Höchstwerte, die ein My
niedriger sind als am Vortag. Nachts sinken die Werte auf 10 bis 5°C, erneut
bleibt es an den Küsten milder - und erneut bildet sich gebietsweise Nebel.

Am Freitag und in der Nacht zum Samstag zeichnet sich bei IFS keine Änderung der
Gesamtkonstellation ab. Der Nordosten bleibt im Einflussbereich des niedrigen
Geopotentials über Skandinavien, was recht viele Wolken und etwas Regen zur
Folge hat. Dazu weht dort ein mäßiger bis frischer Wind mit starken Nordwestböen
(Bft 8, eventuell auch Bft 9) an der Küste. Der Westen und Süden bekommen
dagegen herbstliches Hochdruckwetter, das heißt nach Auflösung eventueller
Nebelfelder wird es freundlich oder wechselnd bewölkt, dabei bleibt es trocken.
Im Südwesten kann die Sonne die Temperaturen auf bis zu 17 oder 18°C
hochtreiben, im Nordosten werden es wohl nur 14°C werden, in manchen Kamm- und
Gipfellagen liegen die Maxima sogar nur im hohen einstelligen Bereich. In der
Nacht kann es im Südwesten und Süden bei geringer Bewölkung und entsprechender
Ausstrahlung mit bis zu 2°C nahe an die Null herangehen mit der entsprechenden
Gefahr für Frost in Bodennähe. Meist liegen die Minima aber in einem Bereich
zwischen 9 und 5°C - und, um es musikalisch auszudrücken, das Motiv des Nebels
wird von der Wetterkomposition wieder aufgegriffen.

Am Wochenende bleibt es bei der Südwest-Nordost-Trennung. Tiefer Luftdruck und
tiefes Geopotential über Skandinavien stehen hohem Luftdruck und hohem
Geopotential über dem Westen und Süden gegenüber. Für die Nordosthälfte bedeutet
dies tendenziell mehr Wolken, hier und da etwas Regen und böigen Nordwestwind
mit stürmischen Böen an der Küste. Der Südwesten präsentiert sich dagegen
wechselnd bewölkt oder auch länger freundlich, dazu trocken - und nachts neblig.
Schon in der Nacht zum Sonntag ist über dem Nordmeer aber zu erkennen, dass
durch KLA in die Rückseite des skandinavischen Troges hinein dieser regeneriert
wird und damit ein kurzwelliger Anteil von Norden her auf Deutschland zusteuert.
Er erreicht uns am Sonntag und sorgt auch im Nordwesten, in Teilen der Mitte und
im Südosten, wie ohnehin schon in der Nordosthälfte, für mehr Wolken und lokal
etwas Regen. Trocken mit längeren Sonnenanteilen bleibt es dann nur noch im
Südwesten und Süden. Dafür fächert im Zuge der geschilderten Prozesse der
Gradient etwas auf, an den Küsten treten dann allenfalls noch vereinzelte
stürmische Böen auf. Nachts bleibt es weiter frostfrei, und auch tagsüber ändert
sich das Temperaturniveau kaum.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich keine grundlegende Umstellung der
synoptischen Situation an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf des IFS zeigt bis einschließlich Donnerstag eine gute
Übereinstimmung mit den Vorläufen. Ab dem Freitag beschränkt sich diese
Übereinstimmung nur noch auf den unmittelbaren Vorlauf (gestriger 12 UTC-Lauf).
Diese beiden sehen bei weitgehend glatter, von Nordwest nach Südost orientierter
Höhenströmung bis in das Wochenende hinein eine Wetterzweiteilung mit einem
wechselhaften oder überwiegend wolkigem Norden und Osten, wobei es dort recht
windig zugehen soll und auch etwas Regen fallen soll. Dem stehen der Westen und
Süden gegenüber mit teils längeren freundlich Abschnitten und insgesamt
trockenen Verhältnissen. Ein stärkeres und damit retrogrades Ausgreifen des
skandinavischen Troges nach Südwesten sehen die beiden jüngsten Läufe des IFS
erst am Sonntag, der gestrige 00 UTC-Lauf hat damit dagegen schon am Freitag
gerechnet.

Trotz der hier skizzierten Unterschiede zeigen die letzten Läufe des IFS alle
bis in die kommende Woche hinein keine markante Umstellung der synoptischen
Situation.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis in den Freitag hinein ist die Übereinstimmung der betrachteten Modelle (IFS,
ICON, GFS, UK10) gut. Alle stellen in der zweiten Wochenhälfte einem Höhenrücken
über Westeuropa und dem nahen Ostatlantik tiefes Geopotential und tiefen
Luftdruck über Skandinavien gegenüber. Die Positionierung des zum Höhenrücken
gehörenden Bodenhochs bei Irland ist sogar - auf die Vorhersagedistanz
betrachtet - fast deckungsgleich, ebenso wie die Stärke und Stoßrichtung des von
dort in Richtung Süddeutschland und Alpen gerichteten Bodenkeils.

Unterschiede ergeben sich z. B. im Geopotentialfeld bezüglich der Strömung
zwischen Rücken und Trog. Bei IFS oder auch GFS ist diese eher eine
west-nordwestliche, bei ICON dagegen eine nordwestliche. Dazu zeigen sich
Unterschiede in der Ausprägung der kurzwelligen Strömungsanteile. Für die
Vorhersage sind diese Unterschiede - zumindest bis ins kommende Wochenende
hinein - nicht von so wesentlicher Bedeutung. Der Nordosten ist bei allen
Modellen eher zyklonal aufgestellt (mehr Wollen, etwas Regen, Wind), der
Südwesten eher antizyklonal (zeitweise freundlich, trocken).

Die Unterschiede führen dann erst in der übernächsten Woche zu deutlichen
Vorhersageunterschieden. Bei ICON ist die nordwestliche Höhenströmung Teil eines
weit nach Süden ausgreifenden Langwellentroges, der am Sonntag in Richtung
Schwarzes Meer abtropft. In die sich öffnende Schwachstelle des
Geopotentialfeldes stößt bei ICON dann der westeuropäische Rücken hinein, mit
der Folge, dass die erweiterte Mittelfrist bei ICON unter Hochdruckeinfluss sehr
freundlich aufgestellt ist. Bei IFS oder GFS tropft der Langwellentrog zwar
ebenfalls ab, aber die entstehenden Höhentiefs orientieren sich eher nach
Nordwestrussland, womit der Nordwesten Deutschlands weiterhin in deren -
zumindest erweitertem - Einflussbereich bleibt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles des IFS bieten im Zeitfenster +72 bis +96 Stunden vier Cluster an,
alle durchweg in der "Blockierungslage", lediglich der mit 17 Mitgliedern größte
Cluster wechselt zum Ende des Zeitfensters in die "Positive NAO". Allerdings ist
die Blockierung anhand der Strömungsfelder nur schwer auszumachen. Vielmehr
erkennt man über dem Nordatlantik eine recht kräftige west- bis südwestliche
Höhenströmung, die zwar einen antizyklonalen Einschlag aufweist, aber nur schwer
als "klassische" Blockierungslage durchgeht - man fühlt sich schon an eine
"Positive NAO" erinnert. Letztendlich setzt eine Blockierung erst über
Mitteleuropa mit dem nach Osten auswandernden Rücken ein. Aber wie auch immer
man die Felder bei den vier zugrunde liegenden Klimaszenarien einsortiert: Die
Strömungsmuster in den vier Clustern sind sehr ähnlich, und darauf kommt es ja
letztendlich an. Insofern ist die Vorhersage eine durchaus vertrauenswürdige.

Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden werden wieder vier Cluster angeboten, alle
beginnen im Szenario "Atlantischer Rücken" und enden in der "Blockierungslage"
(nur der mit 15 Mitgliedern zweitgrößte Cluster bleibt konsequent beim
"Atlantischen Rücken"). Letztendlich deuten alle aber den sich auf dem
Ostatlantik aufwölbenden Rücken an, der dann nach Osten geführt wird und über
Westeuropa die Blockierung übernimmt. Ebenfalls einheitlich wird über
Skandinavien in irgendeiner Form tiefes Geopotential prognostiziert - sei es als
Trog, als Höhentief oder als Geopotentialrinne. Insofern auch hier Einigkeit.
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass der kleinste Cluster (8 Mitglieder) zum
Ende des Zeitfensters ein Abtropfen des Skandinavischen Langwellentroges in
Richtung Schwarzes Meer anbietet. Das entspricht in etwa der ICON Lösung, die zu
Beginn der übernächsten Woche ja recht sonniges Wetter versprochen hat.

Es folgen im Zeitraum +192 bis +240 Stunden drei permanent blockierende Cluster.
Dabei dürfte mal nur der äußerste Nordosten, mal aber die gesamte Nordosthälfte
im Einflussbereich tiefen Geopotentials über Nordwestrussland stehen. Klar
schein dabei aber zu sein, dass keine durchgreifende Änderung der synoptischen
Situation zu erwarten ist.


Die Rauchfahnen des IFS-ENS für Offenbach deuten ab Mittwoch unter leichten
Schwankungen und mit einer erwartbaren Zunahme in der Streuung einen
allmählichen Rückgang der 850er Temperaturen an (von etwa 8°C am Mittwochmittag
bis auf 0°C am Mittwoch der übernächsten Woche, also etwa 1K Rückgang pro Tag.
Dabei sind die Schwankungen im Geopotential vergleichsweise schwach ausgeprägt.
Dies kann als Anzeichen dafür genommen werden, dass keine markanten Strömungs-,
Luftmassen- und Wetterwechsel anstehen.

Grundsätzlich stützt das GFS-Ensemble die Aussagen des IFS-Ensembles.
Interessant bei beiden: Bezüglich der 850er Temperatur rutschen bei beiden
Ensembles die operativen Läufe mit zunehmender Vorhersagedauer immer mehr an den
Unterrand der Gesamtverteilung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EIF deutet nur für Samstag im Nordosten signifikante Windböen an.

COSMO-LEPS liefert an Donnerstag und Freitag Wahrscheinlichkeiten bis etwa 40%
für stürmische Böen an den Küsten und bis 20% Wahrscheinlichkeit für stürmische
Böen in den Gipfellagen der östlichen und nördlichen Mittelgebirge. Die
Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen an den Küsten erreichen nur um 10%.

Die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten beim IFS-Ensemble für den Donnerstag
weichen nicht merklich von jenen bei COSMO-LEPS ab. Für den Freitag liegen die
IFS-Wahrscheinlichkeiten jedoch deutlich höher (stürmische Böen bis über 80% an
den Küsten. Im weiteren Verlauf sinken die IFS-Wahrscheinlichkeiten wieder ab
(Samstag an den Küsten bis zu 70% Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen,
Sonntag bis 40%).
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas