DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-10-2025 08:01
SXEU31 DWAV 050800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.10.2025 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: NWz

Wechselhaft. Heute im Umfeld der Elbmündung kräftige Niederschläge, am Alpenrand
bis Dienstag wiederholt auftretende Stauniederschläge, alpine Hochlagen
Neuschnee. Heute windig, Küsten und Bergland Sturm, in der Folge nachlassend.
Nacht zum Mittwoch überregional dichter Nebel.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... bestimmt das umfangreiche Tiefdruckgebiet DETLEF (international AMY)
das Wetter in Deutschland. DETLEF zieht heute im Tagesverlauf von Südnorwegen in
Richtung Kattegat und in weiterer Folge unter kontinuierlicher Auffüllung nach
Polen. Gleichzeitig beginnt südlich der Alpen ein Abtropfprozess, der erst im
Verlauf des Montags beendet sein wird und Südosteuropa erneut sehr viel Nass
beschert (lokal mit extremen Mengen).

In einer zyklonal geprägten Höhenströmung steht somit heute ein insgesamt sehr
wechselhafter Tag bevor. Im gesamten Osten bleibt es bis zur Mittagszeit noch
meist trocken und die dichte Wolkendecke lockert zeitweise auf, während im
Westen von der Früh weg Schauer, im Umfeld der Deutschen Bucht auch einzelne
Gewitter nach Ost bis Südost ziehen.

Zum Nachmittag breiten sich die örtlich gewittrigen Niederschläge auch in den
Osten von Deutschland aus, während es im Südwesten neben einzelnen Schauern auch
längere trockene Abschnitte gibt. Derweilen regnet es am Alpenrand teils länger
anhaltend, dank der sich anstauenden Feuchte (etwas Neuschnee ab 1500 bis 1800
m, in Richtung Allgäuer Alpen lokal bis 10 cm) und auch im Nordwesten sollten
peripher des sich nähernden DETLEF teils länger anhaltende Niederschläge
aufkommen.
Bei strammen Nordwestwinden und günstig/konkav geformter Küste sind im Bereich
Elbmündung bis Hamburg deutschlandweit nahezu die höchsten 12 std.
Niederschlagsmengen von 15 bis 25 l/m² zu erwarten (dort mit den bereits
gefallenen Mengen ausreichend für eine markante Dauerregenwarnung) mit ähnlichen
Spitzen nur im Weststau des Harzes und in prädestinierten Staulagen entlang der
Alpen. Ansonsten fällt dem konvektiven Charakter der Niederschläge entsprechend
inhomogen verteilt 1 bis 5 l/m² Nass, in (bisher noch nicht erwähnten) Staulagen
um 10 l/m².

Während sich der Höhenwind im Süden im Tagesverlauf etwas abschwächt sorgt
gleichzeitig die bessere Durchmischung für einen mit dem Tagesgang böig
auflebenden Westwind (Bft 6 bis 7, exponiert und in Schauernähe auch Bft 8), mit
einem Böenminimum in Richtung Niederbayern und allgemein im Westen/Südwesten der
Republik. Stürmisch bleibt es im Bergland, exponiert auf dem Brocken auch mit
schweren Sturmböen (Bft 10) sowie über der Deutschen Bucht mit Bft 9 Böen, in
Schauernähe auch mal die Bft 10. Da mit Annäherung von DETLEF der Wind in 850
hPa zum Abend auf 50 bis 60 kt zulegt sind zum Nachmittag/Abend über der
Deutschen Bucht zunehmend schwere Sturmböen bis orkanartige Böen offshore bzw.
am direkten Küstenumfeld aus nordwestlicher Richtung zu erwarten (bezüglich
Sturmflutgefahr wird auf das BSH verwiesen). Über der südlichen Ostsee gewinnt
der stürmische Südwestwind mit zunehmend fetch von West nach Ost immer weiter an
Kraft mit wiederholten Bft 9 Böen im Umfeld von Rügen.

Die Höchstwerte liegen im Süden bei anhaltenden Niederschlägen meist bei 8 bis
11 Grad, im höheren Bergland teils nur etwas über 0 Grad, während sonst 10 bis
16 Grad zu erwarten sind. Die höchsten Maxima sollten in Richtung Brandenburg
auftreten.


In der Nacht zum Montag zieht DETLEF unter Auffüllung weiter zur südlichen
Ostsee und beschert den meisten Regionen in Deutschland eine wechselhafte Nacht.
Besonders entlang der Alpen regnet es länger anhaltend, wobei die
Schneefallgrenze je nach Intensität des Niederschlags zwischen 1200 und 1400 m
pendelt. Oberhalb der genannten Höhenwerte sind 5 bis 10 cm, in exponierten
Staulagen auch örtlich bis 15 cm Neuschnee nicht ausgeschlossen (Berchtesgadener
Alpen, Allgäuer Alpen). Auch sonst regnet es im Norden und Osten immer wieder
mit kurzen Unterbrechungen, was mit 12 std. Niederschlagsmengen von 4 bis 8
l/m², strichweise um 10 l/m² einhergeht. Im Bereich der Elbmündung, im
westlichen Stau des Harzes sowie am Alpenrand fallen die 12 std. Mengen mit 10
bis 20 l/m² kräftiger auf, sodass 24 std. in Staulagen markante
Niederschlagsmengen zusammenkommen dürften, in Richtung Stau der Allgäuer Alpen
gar nahe an die Unwetterschwelle herankommend (allerdings dank der absinkenden
Schneefallgrenze mit einem hohen und wenigstens temporär gebundenen Anteil).

Im Westen nimmt die Schauertätigkeit weiter ab und mancherorts (besonders in
Leelagen) kommen wir gar trocken durch die Nacht. Hier wirkt sich ein über
Frankreich nordwärts aufwölbender Keil wetterberuhigend aus.

Der Wind aus West bis Nordwest schwächt sich im Binnenland meist unter die
Warnschwellen ab. Einzig in Richtung Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern
sowie am Nordrand des Harzes sind weiterhin Böen Bft 6 bis 7 aus West zu
erwarten. Markant fällt der Wind weiterhin im Küstenumfeld aus (Bft 9 bis 10,
was nun auch zunehmend die Ostsee betrifft) sowie im exponierten Bergland
(Fichtelberg, Brocken).

Die Tiefstwerte liegen im durchmischten Nordosten um 11 Grad und im entkoppelten
Süden zwischen 7 und 4 Grad, im oberen Bergland nahe 0 Grad.


Montag... vollzieht sich über Südosteuropa der umfangreiche Abtropfprozess,
während sich von Westen ein umfangreicher Höhenkeil immer weiter nach
Deutschland hereinschiebt. Interessant ist allerdings, dass dieser Keil durch
die Reste des ehemaligen Hurrikans IMELDA gestützt wird, was mit einem Schwall
tropischer Luftmassen und TWP Anomaliewerten jenseits der 200% zur
Hintergrundklimatologie einhergeht. Teile dieser nach Nordwesteuropa advehierten
modifizierten Tropikluft werden am Nordrand des Keils über die Nordsee nach
Deutschland geführt, sodass die PW Werte im Tagesverlauf von Nordwesten immer
weiter ansteigen und zum Abend im Nordwesten bereits 30 mm erreichen, was im EFI
mit erhöhten Anomaliewerten beim Feuchtefluss quittiert wird.

Eine um den Keil nach Deutschland geführte Warmfront führt diese hochreichend
feuchte Luftmasse heran, allerding unter antizyklonalem Einfluss peripher des
Keils. Wenig überraschend sind daher die nun anstehenden trüben Aussichten. Bei
dichter Bewölkung breiten sich im Tagesverlauf rasch länger anhaltende
Regenfälle von Nordwest nach Südost aus (bzw. weniger "ausbreiten", sondern eher
vor Ort innerhalb eines Streifens von der Deutschen Bucht bis nach Niederbayern
durch zunehmende Hebung im Tagesverlauf aufflammend).
12 std. fallen die Mengen mit 4 bis 8 l/m² recht überschaubar aus und weisen
deutliche Luv/Lee Dipole auf. Besonders in Staulagen wie dem westlichen Harz
sind Mengen bis 20 l/m² ebenso zu erwarten wie entlang der Berchtesgadener
Alpen. Derweilen bleibt es im Nordosten bei etwas Absinken meist trocken (sieht
man von einigen Schauern im Oderumfeld ab) und auch im Südwesten hält sich die
Schaueraktivität stark in Grenzen (teils bleibt es auch trocken).

Die Maxima liegen im Norden um 16 Grad und sonst von Süd nach Nord zwischen 10
und 14 Grad.

Der westliche Wind kann im Umfeld der Oder sowie in Richtung Lausitz und im
Vorland des Erzgebirges zeitweise nochmal böig auffrischen (Bft 6 bis 7), bevor
sich der Wind zum Nachmittag weiter abschwächt. Markante Böen Bft 8 bis 9 treten
noch im Umfeld der Ostsee sowie im exponierten Bergland der östlichen zentralen
Mittelgebirge bzw. entlang des Bayerischen Waldes auf, wenngleich auch hier im
Tagesverlauf mit einer deutlichen Windabschwächung zu rechnen ist.


Die Nacht zum Dienstag verläuft meist wolkenverhangen trüb und es regnet
zeitweise. Besonders im Stau des westlichen Erzgebirge sowie am östlichen
Alpenrand fallen die Niederschläge anhaltend und bringen dort 10 bis 20 l/m²
Nass, entlang der Berchtesgadener Alpen lokal bis 30 l/m², wobei die
Schneefallgrenze sukzessive auf 1800 m ansteigt. Darüber sind markante
Neuschneemengen von teils über 20 bis 30 cm in 24h zu erwarten.

Inwieweit für das Vogtland und den Stau der Berchtesgadener Alpen eine markante
Dauerregenwarnung notwendig ist bleibt noch abzuwarten, da die aktuellen Mengen
innerhalb der DMOs im unteren Grenzbereich einer markanten Warnung liegen. Viel
deutlicher fallen allerdings die Signale innerhalb der Ensembleverfahren aus,
die am östlichen Alpenrand nach COSMO-LEPS mit hohen Wahrscheinlichkeiten im
Unwetterbereich (über 50 l/m² in 24h) und mit 20% gar im extremen Bereich (über
80 l/m²/24h) liegen. Signale für unwetterartige Mengen besonders entlang der
Berchtesgadener Alpen gibt es auch beim IFS-EPS und ICON-EU-EPS. Dank der recht
klassischen Ausgangslage einer Warmfront aus Nordwest mit Einbeziehen feuchter
Luftmassen und einem kräftigen Luvkeil dürfte wenigstens eine markante
Niederschlagsentwicklung am östlichen Alpenrand zu erwarten sein.

Im Westen und Nordosten regnet es nur zeitweise leicht, teils bleibt es auch
trocken. Die Minima liegen zwischen 13 Grad im Nordwesten und 7 Grad im
Südosten, in hochalpinen Lagen nahe 0 Grad. Der schwache bis mäßige Westwind
spielt warntechnisch keine Rolle mehr.


Dienstag... ändert sich an der Grundkonstellation wenig. Die Keilachse wandert
von Benelux bis zum Abend in den Westen von Deutschland und gleichzeitig
positioniert sich ein 1025hPa Bodenhoch über Süddeutschland. Doch all das kann
den durchweg trüben und besonders im Südosten auch nassen Gesamtcharakter des
Dienstags nicht verhindern. Wenigstens bleibt es im Westen und äußersten Osten
meist trocken und zum späten Nachmittag könnte sich den Oberrhein entlang die
Sonne kurz zeigen. Ansonsten konserviert der Druckanstieg die feuchte Luftmasse
in Form trüben Hochnebels (unterhalb einer sich ausbildenden Absinkinversion)
mit einer Mischung aus Sprühregen und leichtem Regen. Im Stau der östlichen
Alpen regnet es noch kräftiger mit 12 std. Mengen bis 20 l/m², sonst fallen die
Mengen deutlich geringer aus.

Die Maxima liegen im Südosten um 14 Grad und sonst zwischen 16 und 19 Grad. Der
westliche und von Westen auf Südwest drehende Wind kommt meist schwach bis mäßig
daher.

Noch ein Wort zur Nacht zum Mittwoch: trüb, viel (warnrelevanter) Nebel,
zeitweise Sprühregen, im Nordosten auch etwas mehr Nass (4 bis 8 l/m²) und bei
schwachem bis mäßigem Südwestwind Minima zwischen 13 und 3 Grad (mit den
niedrigsten Werten am Alpenrand). Viel mehr muss man zu solch einem Wetter nicht
sagen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung der Kurzfrist wird innerhalb der Numerik insgesamt recht homogen
gesehen, sodass mit keinen größeren Überraschungen zu rechnen sein sollte. Etwas
vage wird die Staukomponente am östlichen Alpenrand von Montag zu Dienstag
gezeigt. Hier heben besonders die Ensembleverfahren das Potenzial hervor und
deuten eine satte markante Dauerregenlage an. Oberhalb von 1800 bis 2000m AGL
dürfte zudem mit einer dicken Neuschneedecke zu rechnen sein.
Interessant ist, dass von den Globalmodellen mit limitierter Auflösung der
Orografie AICON die höchsten Mengen im Bereich der Berchtesgadener Alpen liefert
(24 std. bis Dienstag 00Z um 45 l/m²), während andere Modelle halbierte Werte
anzeigen. Hier könnte die günstige geometrische Ausrichtung des Druckfeldes
helfend mit einfließen, wo aus der Historie heraus das erhöhte Potenzial für
Stauniederschläge erkannt wird.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy