DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-08-2025 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 19.08.2025 um 10.30 UTC



Bis zum Wochenende mäßig warm, im Norden und Osten leicht wechselhaft.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 26.08.2025


Am Freitag, dem Beginn des Mittelfristzeitraums, ist die Strömung durch einen
Höhenrücken über dem Nordostatlantik und der zugehörigen meridionalen
Hochdruckzone, die von den Azoren bis in die Grönlandsee reicht, blockiert.
Östlich daran schließt sich ein Langwellentrog an, der sich von Skandinavien
nach Süden ausdehnt. Mit der bei uns herrschenden nordwestlichen Strömung
gelangt relativ kühle, aber nur wenig labile Luft nach Deutschland, in der vor
allem im Norden ein paar Schauer auftreten. Am Rand eines Tiefs über Schweden
ist über dem Norden ein veritabler Druckgradient zu finden. Die Folge sind teils
stürmische Böen aus West bis Nordwest vor allem an den Küsten. Im Süden und
Südwesten macht sich die Hochdruckzone über Westeuropa mit einem Ableger und
leichtem Absinken bemerkbar. Feuchtereste der kräftigen Regenfälle in der
Kurzfrist ziehen aus dem äußersten Süden ab, sodass auch dort eine
Wetterbesserung zu verzeichnen ist.
Am Wochenende liegen wir am Rand des Troges über Nordosteuropa unter einer
nordwestlichen bis nördlichen Strömung. Die Trogachse schwenkt am Samstag im
Nordosten durch, danach verstärkt sich überall von Westen der antizyklonale
Einfluss und eine Hochdruckzone breitet sich zum Sonntag vom Nordmeer und der
Nordsee über Mitteleuropa zum Balkan aus. Die von der Nordsee und Skandinavien
einströmende frische Luft erwärmt sich bei kräftiger Einstrahlung etwas. Vor
allem im Norden und Osten ist es zunächst wechselhaft mit Schauern, die Sonntag
weniger werden. Und auch der nach Nordosten hin lebhafte Wind lässt zum Sonntag
nach.
Am Montag nähert sich von Westen die Achse des Höhenkeils, allerdings unter
Substanzverlust, weil zum einen der Trog im Nordosten nicht weicht, zum anderen
schiebt sich ein Höhentief westlich von Irland mit einem Trog nach Frankreich
vor. Dabei fällt der Druck von Südwesten her. Die Hochdruckzone verlagert sich
über Deutschland unter Abschwächung nach Nordosten, während sich von Westeuropa
eine Tiefdruckrinne zu uns ausdehnt.
Damit breitet sich auch wieder feuchte und leicht instabile Luft zu uns aus.
Diese erreicht uns ab der Nacht zum Dienstag im Südwesten, vor allem aber
tagsüber mit Übergreifen der Tiefdruckrinne zur Mitte und nach Norddeutschland.
Gebietsweise fällt dann teils kräftiger, schauerartiger Regen, in den auch
Gewitter eingelagert sein können.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine Erwärmung auf sommerliche
Temperaturen an, gleichzeitig bleibt es aber wohl leicht wechselhaft. Allerdings
sind auch die Unsicherheiten der Entwicklung groß.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der aktuellen Lösung ist bis Sonntag gut, danach schlecht. Das
betrifft vor allem den Vergleich mit dem gestrigen 00z Lauf. Die letzten beiden
Läufe zeigen ab Montag eine zyklonale Entwicklung, wie oben beschrieben. Der
Lauf von gestern 00z ließ die Hochdruckzone bei uns stabil liegen. Ein Grund
dürfte die (noch unsichere) Einbeziehung des Hurrikans ERIN in die Frontalzone
sein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Betrachten der anderen Globalmodelle. Bis
einschließlich dem Wochenende steht der Fahrplan. Ab Montag wird es zyklonaler,
aber unsicher, auch weil der Weg dahin von den Modellen sehr unterschiedlich
beschritten wird. UKMO ist schneller mit der Umstellung und zeigt die
Troganteile weiter nördlich als IFS. ICON ist zwar auch flott, lässt die Rinne
und die feuchte Luft aber im Wesentlichen südlich von uns. Das GFS zaubert am
Dienstag ein kräftiges Tief nach Frankreich, auf dessen Vorderseite die feuchte
Luft aber auch bis Norddeutschland vorankommt. Dazu kommt, dass auch die anderen
Modelle nicht konsistent simulieren.

Man darf also erstmal davon ausgehen, dass es nächste Woche wechselhafter wird,
wie das genau vonstattengeht, ist offen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In den Rauchfahnen diverser deutscher Städte spiegeln sich die zunehmenden
Unsicherheiten in der deutlichen Zunahme des Spreads in den Kurven der
Temperatur 850 hPa und des Geopotentials 500 hPa ab nächsten Montag wider. Dann
gibt es auch landesweit erneute Niederschlagssignale, die zuvor am Samstag
besonders dem Nordosten vorbehalten sind.
Statt dem einen Cluster Freitag und Samstag, gibt es von Montag bis Mittwoch 3
Cluster. Diese fallen in NAO-, weil der Höhenrücken bei Island abgeschnürt ist
und die Tröge südlich davon auch über dem mittleren Nordatlantik wirksam sind.
Der größte Cluster mit dem Hauptlauf (23 Member) zeigt den Trog über Westeuropa,
der für uns bedeutsam wird. Cluster 2 (14 Member) ähnelt der ICON Lösung und
zeigt einen weit südlich nach Osten schwenkenden Trog, in Cluster 3 (auch 14
Member) hält sich der Höhenrücken über Mitteleuropa. Das riecht schwer nach der
gestrigen 00z Variante. Da ist also auch aus dieser Sicht beileibe nicht alles
in trockenen Tüchern.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Freitag sind besonders an der See (Nordfriesland, Teile der Ostsee) einzelne
stürmische Böen zu erwarten.
Am Samstag treten mit Durchschwenken der Trogachse im Nordosten einzelne
Gewitter auf, wobei die Begleiterscheinungen kaum markant werden sollen.
Im EFI sind am Freitag Hinweise auf ein Windereignis vorhanden, sonst gibt es
dort außer dem niedrigen Temperaturniveau keine Signale.
In der nächsten Woche sind mit Übergreifen der Rinne und feuchter Luft kräftige
Regenfälle und einzelne Gewitter möglich. Das bietet auch die Option für
Starkregenfälle, auf die es modellseitig zunächst nur schwache Signale gibt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS und EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner