DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-08-2025 07:01
SXEU31 DWAV 020800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.08.2025 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M
Heute im Nordwesten und Westen sowie im Südosten und am Sonntag von den Alpen
bis zum Bayerischen Wald weitere Gewitter, teils mit (mehrstündigem) Starkregen;
Unwetter heute nur noch wenig wahrscheinlich. Ab der Nacht zum Dienstag an der
Nordsee und später auch an der Ostseeküste Gefahr von Sturmböen Bft 8/9.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland unter einem Höhentiefkomplex. Dieser besteht aus
mehreren Zentren, die sich um einen Drehpunkt bewegen, der über dem Norden
Deutschlands liegt. Eines dieser Zentren liegt über der westlichen Ostsee, ein
weiteres greift mitsamt Trog auf den Südwesten Deutschlands über. Damit sind die
Schwerpunkte der heutigen Gewittertätigkeit bereits beschrieben. Dies ist zum
einen der Süden und Südosten bis etwa zum Bayerischen Wald, wo trogvorderseitig
noch etwas wärmere Luft angesaugt wird, deren Herkunft die Biskaya ist. Zum
anderen ist dies im Bereich des nördlicheren Höhentiefkernes der Nordwesten und
Westen Deutschlands. Dort wird zudem etwas Hebung durch eine bodennahe
Konvergenz initiiert. In beiden Regionen kann sich dank zumindest zeitweiser
Einstrahlung etwas MU-CAPE (ein wenig über 500 J/kg) aufbauen. Der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser erreicht 25 bis knapp 30 mm. Das ist nicht allzu viel;
zudem verlagern sich die Konvektionszellen rasch, so dass Unwetter durch
heftigen Starkregen nur wenig wahrscheinlich sind. Starkregen (in kurzer Zeit
bis 25, mehrstündig bis über 30 mm) ist jedoch durchaus vorstellbar; bei
kräftigeren Entwicklungen muss auch mit Wind- und stürmischen Böen gerechnet
werden. Aber auch abseits von Schauern und Gewittern sind an einigen
Küstenabschnitten an der Nordsee mit Wind- und vor allem auf den Inseln einzelne
stürmische Böen möglich.
Dazwischen gibt es einen Bereich, der sich von der Pfalz und vom Oberrhein über
Franken hinweg bis zur polnischen Grenze erstreckt. In diesen Gebieten hat sich
trockenere Luft durchgesetzt, so dass es kaum für konvektive Umlagerungen
reichen sollte. Auflockerungen sind in diesen Regionen am wahrscheinlichsten.
Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 17 und 23 Grad wird es dennoch allenfalls
mäßig warm.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich der nördliche Kern des
Höhentiefkomplexes nach Jütland und der südlichere Kern in den Südosten
Deutschlands. Letzterer hält die Konvektion am Alpenrand am Leben, wobei sich
dort nach wie vor Reste labiler Luft finden lassen. Starkregen wird dort
zusehends weniger wahrscheinlich.
Im Nordwesten setzt dann, bedingt durch Warmluftadvektion, Stabilisierung ein.
Die Niederschläge nehmen daher einen skaligen Charakter an, dauern aber in
Nordseenähe und im nördlichen Schleswig-Holstein unverändert an.
In den anderen Gebieten erfolgt rückseitig des südlicheren Höhentiefkerns
Absinken, so dass es gebietsweise aufklaren kann. Von Frankreich her weitet sich
der Keil eines Bodenhochs in den Südwesten Deutschlands aus, wodurch dort der
Gradient aufweicht. In diesen Gebieten können sich daher flache Nebelfelder
bilden.
Ansonsten ist aufgrund des noch vorhandenen Gradienten und der meist
mehrschichtigen Bewölkung die Nebelneigung gering. An der Nordseeküste muss
weiterhin mit Wind- und exponiert durchaus auch stürmischen Böen gerechnet
werden.

Sonntag... entfernen sich beide Höhentiefzentren voneinander. Der südlichere
verlagert sich zur nördlichen Adria, der nördliche Kern nach Südnorwegen und
wird dort von einem Trog, der in der Frontalzone ostwärts geführt wird,
integriert. In die schwache Stelle zwischen beiden Höhentiefkernen stößt von
Nordwesten ein flacher Höhenrücken herein. Durch diesen wird der Hochkeil
gestützt, der sich, von einem Bodenhoch westlich der Biskaya ausgehend, über
Frankreich und Süddeutschland nach Osten erstreckt und sich bis zu den Beskiden
ausweitet.
Mit diesem Zwischenhochkeil setzt sich nahezu landesweit stabilere Luft durch,
so dass es, abgesehen von geringen Niederschlägen, weitgehend trocken bleibt.
Diese Niederschläge resultieren aus Warmluftadvektion, wodurch auch
mehrschichtige Bewölkung dominieren dürfte.
Eine Ausnahme ist noch der Südosten Deutschlands, etwa von den Alpen bis zum
Bayerischen Wald. Dort hält sich noch leicht labile Luft, auch werden ein paar
hundert J/kg MU-CAPE generiert, aber durch Entrainmentprozesse ist die Luftmasse
bereits etwas trockenerer als bisher, so dass der Flüssigwassergehalt kaum noch
25 mm erreicht. Für Gewitter mit Starkregen kann es in diesen Gebieten nochmals
reichen, Unwetter kommen nicht mehr zustande. Gegenüber heute ändern sich die
Temperaturen nur unwesentlich.

In der Nacht zum Montag hält sich im Osten Deutschlands der von dem nördlicheren
Höhentiefkern ausgehende Trog. Dieser wird durch einen kurzwelligen, nach
Süd-Südost ablaufenden Anteil genährt. Dieser Trog zeichnet sich auch im
Bodendruckfeld ab. Ein darin eingelagertes, mittlerweile okkludiertes
Frontensystem lässt von Nordwesten her wieder vermehrt Niederschläge aufkommen,
die rasch auf die Mitte und den Osten Deutschlands übergreifen. Bedingt durch
die Nähe zu dem nach Südosten ablaufenden Kurzwellentrog sind die Niederschläge
in Nordseenähe konvektiv durchsetzt; auch einzelne eingelagerte Gewitter sind
nicht auszuschließen. Scherung, die vor allem niedertroposphärisch signifikante
Werte annimmt, ist als Indiz für etwas mehr Organisation der Konvektion zu
sehen. Zudem liegt dort das Kondensationsniveau auch deutlich unterhalb von 1000
m.
In den anderen Gebieten ist die Schichtung für konvektive Umlagerungen zu
stabil. Weiter nach Süden hin kommen ohnehin nur geringe Niederschläge zustande.
Dort kann es gebietsweise auch aufklaren, wobei aufgrund des noch vorhandenen
Gradienten kaum Nebel zustande kommen sollte.

Montag... greift ein Schnellläufer in unser Wettergeschehen ein. In
entwicklungsgünstiger Lage zu einem nachfolgenden Trog wird ein Tief nördlich an
Irland vorbei und über Schottland hinweg in die nördliche Nordsee gesteuert und
entwickelt sich dabei zu einem Sturmtief. Vorderseitige kräftige
Warmluftadvektion und der hieraus resultierende Geopotentialgewinn hält den von
der Iberischen Halbinsel nach Mitteleuropa gerichteten Höhenkeil am Leben. Durch
diesen Keil wird der von der Biskaya über Frankreich, den Alpenraum und
Süddeutschland nach Osten reichende Bodenhochkeil gestützt. In dessen Bereich
sind nur geringe Niederschläge zu erwarten. Da über Süddeutschland noch eine
nördliche Strömung bestehen bleibt, kommen staubedingt an den Alpen, aber auch
an den östlichen Mittelgebirgen ein paar Millimeter zusammen.
Im Süden abseits der Alpen sowie im Osten sind größere Wolkenlücken vorstellbar.
Ansonsten dominiert mehrschichtige Bewölkung, die hauptsächlich aus
Warmluftadvektion resultiert. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 18 bis 24
Grad.

In der Nacht zum Dienstag wird das o.g. Sturmtief unter weiterer leichter
Intensivierung zur Südspitze Norwegens gesteuert. Bereits ab dem Abend erfasst
die Warmfront dieses Tiefs den Nordwesten und äußersten Westen Deutschlands, was
dort skalige Niederschläge aufkommen lässt. Mit Beginn der zweiten Nachthälfte
folgt von der Nordsee her die Kaltfront, die bis Dienstagfrüh etwa bis zu einer
Linie Nordeifel - Altmark - Oderbruch vordringt. Diese Front wird von
Kaltluftadvektion überlaufen und bringt daher nur wenige Millimeter Niederschlag
zustande. Interessanter ist dagegen die Windentwicklung. An der Südflanke des
Sturmtiefs legt der Gradient zu, so dass spätestens ab dem Abend der Wind an der
Nordsee mit Wind- und an der Nordfriesischen Küste stürmischen Böen
aufzufrischen beginnt. In der zweiten Nachthälfte wird auch an der Ostseeküste
der Wind mit Böen Bft 7/8 warnrelevant. An der Nordfriesischen Küste sowie auf
höheren Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge muss dann mit Sturmböen Bft 8/9
gerechnet werden.
Auch in den anderen Gebieten legt der Gradient etwas zu, ohne dass der Wind
jedoch Warnschwellen erreicht.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Prognoserelevante Unterschiede lassen sich nicht ableiten. Auch hinsichtlich der
Sturmtiefentwicklung in der Nacht zum Dienstag erfolgte eine Angleichung der
Modellvorhersagen. UK10 zeigt gegenüber weiter zurückliegenden Modellläufen eine
nördlichere Verlagerung dieses Sturmtiefs als die anderen Modelle, aber eine
kräftigere Entwicklung, was hinsichtlich der Auswirkungen auf das
Vorhersagegebiet auf dasselbe hinausläuft. Bei allen Modellen steht eine
südlichere und damit gefährlichere Zugbahn dieses Sturmtiefs nicht mehr zur
Debatte.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann