DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-08-2025 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 01.08.2025 um 10.30 UTC



Wechselhaft, Dienstag und Mittwoch im Norden Sturmtiefpassage nicht
ausgeschlossen. Nachfolgend von Südwesten voraussichtlich sommerlich warm und
etwas stabiler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 08.08.2025


Die Mittelfrist (Montag) beginnt sehr spannend mit einer Sturmtiefentwicklung
über dem Nordatlantik bei Schottland. Das Sturmtief soll aus einer Frontalwelle
entstehen, die mit einem Kurzwellentrog recht gut interagiert. Deutschland
bleibt noch von dieser Entwicklung außenvor und liegt unter
Zwischenhocheinfluss. Dabei zieht ein flacher Rücken durch und sorgt für eine
Stabilisierung der Luftschicht. Letzte Schauer im Osten ziehen ab und von Westen
setzt sich vorübergehend mehr die Sonne durch, bevor am Abend die Vorläufer des
Sturmtiefs auf Nordwestdeutschland übergreifen. Der Wind weht schwach bis mäßig
aus West bis Nordwest und dreht am Abend im Westen und Nordwesten des Landes auf
Südwest und frischt an der Nordsee auf, so dass über der freien Nordsee erste
steife bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8) auftreten.

In der Nacht zum Dienstag erreicht das Sturmtief den Höhenpunkt seiner
Entwicklung und liegt mit dem Kern mit knapp 980 hPa bereits über der Südspitze
Norwegens. Die dazugehörigen Frontsysteme greifen rasch auf Deutschland über. In
den Frühstunden erreicht die Kaltfront die Mitte des Landes und der sehr schmale
Warmsektor liegt dann über dem Süden. Viel Niederschlang ist nicht daran
gekoppelt, so dass keine markanten Mengen zu erwarten sind und auch die
konvektiven Umlagerungen halten sich in Grenze. Nur der Wind ist ein Thema, vor
allem im Norden des Landes. Dort treten steifen Böen (Bft 7) an der Nordsee
sowie auf dem Brocken Sturmböen (Bft 9) auf.

Am Dienstag liegt das Sturmtief mit dem Kern über dem Oslofjord und weist ein
Kern von 985 hPa auf. Das Sturmfeld greift auf Norddeutschland über, mit
verbreitet starken bis stürmischen Böen (Bft 7-8), an der See sowie auf dem
Brocken mit Sturm- teils schweren Sturmböen (Bft 9 bis 10). Dabei treten dort in
der hochreichenden Kaltluft Schauer und an der See kurze Gewitter auf. Die
Kaltfront erreicht die Alpen mit mäßigen Regenfällen. Dazwischen gibt es einen
breiten Streifen (kompensatorisches Absinken) mit mehr Sonne und kaum Schauern.
In der Nacht zum Mittwoch füllt sich der Kern des Tiefs weiter auf und zieht
weiter ostwärts. Der Wind nimmt ab, nur an den Küsten gibt es noch stürmische
Böen (Bft 8). Die Schauer klingen ab, leidglich an der See sind noch welche
unterwegs. Auch der Regen an den Alpen lässt nach. Im Südwesten macht sich ein
Bodenkeil bemerkbar.

Am Mittwoch nimmt der Hochdruckeinfluss in der Südwesthälfte des Landes weiter
zu und es kommt zu einer weiteren Stabilisierung, dabei setzt sich die Sonne
immer mehr durch. Lediglich der Nordosten liegt noch unter dem Einfluss des nach
Mittelschweden ziehenden ehemaligen Sturmtiefs. Dort sind in der hochreichenden
Kaltluft noch einzelne Schauer möglich und es gibt steifen, an der Ostsee
stürmische Böen (Bft 7 bis 8).

Am Donnerstag herrsch Hochdruckeinfluss, dabei sorgt ein Höhenrücken für eine
weitere Stabilisierung. Verbreitet setzt sich die Sonne durch, lediglich im
Nordosten gibt es noch flache Quellwolken. Später tauchen im Westen erste
Schleierwolken auf, es sind die Vorboten einer Warmfront weit im Westen. Dabei
dreht die Strömung von Nordwest auf Südwest und WLA setzt ein. Mit
Sonnenunterstützung gibt es in der Mitte und im Süden wieder verbreitet
sommerlichen Werten von 25 bis 29 Grad.

Am Freitag nähert sich ein neuer Trog und der Rücken zieht weiter nach Osten, so
dass auf Deutschland die Warmfront eines Tiefs bei Schottland übergreifen kann.
Dabei nimmt die Bewölkung zu und zum Abend hin kann es im Nordwesten regnen.
Trotz dichterer Bewölkung steigen die Temperaturen in der Mitte und vor allem im
Süden in den sommerlichen Bereich an.

Die lang ersehnte Hochdrucklage lässt sich also auf sich warten. Es scheint,
dass bis zum Ende nächster Woche noch die Tiefs die Wetterregie besitzen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der jüngsten Modellläufe des IFS ist einigermaßen gut. Sie zeigen
recht konstant die anstehende Entwicklung eines Sturmtiefs über dem
Nordatlantik, welches zwischen Montag und Mittwoch von Schottland über die
nördliche Nordsee nach Südskandinavien zieht. Noch gibt es eine gewisse
Unsicherheit bezüglich der Zugbahn. Nach den letzten zwei Modellläufen sollte
der Kern des Sturmtiefs eher über Südnorwegen und dann nach Südschweden ziehen.
Nach dem gestrigen 00 UTC Lauf hingegen sollte der Kern über Dänemark ziehen.
Somit greift das zugehörige Sturmfeld auf Norddeutschland über, mit schweren
Sturmböen bzw. orkanartigen Böen an der Nordsee. Nach dem heutigen 00 UTC Lauf
zieht das Sturmfeld 100 bis 200 km nördlicher. Trotzdem treten im Norden
stürmische, an der Nordsee Sturmböen auf. Das Risiko ist also noch nicht
gebannt, dass Norddeutschland am Montag und Dienstag von einem Sturm betroffen
wird.

Ab Donnerstag kommt die lang ersehnte Wetterberuhigung mit dem Aufwölben eines
Keils und sommerlichen Temperaturen. Aber diese Entwicklung ist noch recht
unsicher, denn es kann sein, dass zumindest Norddeutschland in der Frontalzone
bleibt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bei der Betrachtung der anderen Globalmodelle lässt sich Ähnliches
zusammenfassen. Insgesamt eine sehr gute Handhabe der Mittelfrist. Bezüglich der
Sturmstiefentwicklung sind nun auch ähnlich und lassen das Sturmtief nach
Skandinavien ziehen, also relativ weit weg von Deutschland, so dass nur im
Norden Sturmböen, an den Küsten vereinzelt schwere Sturmböen auftreten. Danach
werden die Unterschiede größer. Es sollte eine Wetterberuhigung kommen. Aber es
kann sein, dass diese noch auf sich warten lässt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis Mittwoch (nach dem Abzug des Sturmtiefs) ist der Spread gering. Am Mittwoch
nimmt der Spread sprunghaft zu. Der Hauptlauf liegt mit den meisten Member
unten. Aber es gibt nicht wenigen Member, die eine starke Erwärmung aufweisen,
die mit dem Anstieg des Geopotentials und der Abnahme der Niederschlagssignale
korreliert. Also gibt die Hoffnung, dass nach dem Abzug des Sturmtiefs endlich
wieder ein Hochdruckwetterlage kommt.

Die heutige Clusteranalyse steigt mit 6 Clustern mit Haupt- und Kontrolllauf in
Cluster 5. Deutschland liegt bei allen Clustern mehr oder weniger dominant unter
einem ostwärts ziehenden Langwellentrog, sodass wechselhaftes Wetter dominiert.

In der Folge heben zwei Cluster den Großteil der Mittelfrist hervor - mit dem
Regime der positiven NAO. Deutschland liegt noch sehr nahe an der Frontalzone.
Der aufbauende Rücken über Südwesteuropa ist noch zu flach und Das Wetter bei
uns zu beeinflussen.

In der erweiterten Mittelfrist ergibt sich 5 Cluster mit Haupt- und Kontrolllauf
in Cluster 4. Alle zeigen mehr oder weniger ein sehr starke Geopotentialanomalie
über Südeuropa und der Versuch des Aufwölbens des Rückens auch über
Mitteleuropa. Das wäre die Hoffnung für den Rückkehr des Hochsommers zumindest
in der Mitte und im Süddeutschland. Der Norden liegt noch nahe der Frontalzone.

Fazit: es gibt Anzeichnen für ruhigeres Wetter am Ende der Nächste Woche. Für
Details ist es noch zu früh.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


BÖEN:
Ganz klar steht hier das Windereignis von Dienstag zum Mittwoch im Fokus. Im
Norden sind dabei markante Böen Bft 8 bis 9 aus West bis Südwest zu erwarten.
Küstennah treten vermehrt auch schwere Sturmböen (Bft 10) auf, die an der Ostsee
im Verlauf des Mittwochs wieder nachlassen. Die Unsicherheit ist aber noch sehr
groß, sodass sowohl eine Verschärfung, aber auch eine Abschwächung der genannten
Böenspitzen möglich ist.

GEWITTER:
Am Sonntag treten im Südosten einzelne markante Gewitter auf, lokal von
Starkregen begleitet.

Am Dienstag und Mittwoch sind über dem Norden einige markante Gewitter nicht
ausgeschlossen, die besonders von Sturmböen aus West bis Südwest begleitet
werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, GEFS und MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta