DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-07-2025 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.07.2025 um 10.30 UTC



Vorerst kein Sommerwetter in Sicht. Wechselhaft, oft kühl, windig. Dienstag
Gefahr einer Sturmlage.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 06.08.2025


Am Samstag liegt Deutschland unter einem Höhentief mit Zentrum über der
westlichen Ostsee. In dessen Bereich sind schauerartige Regenfälle zu erwarten,
zudem entwickeln sich kurze Gewitter mit Starkregen, die an der Nordsee mit
Sturmböen einhergehen können. Der meiste Niederschlag fällt in Nordseenähe und
am Alpenrand. In der Nacht zum Sonntag besteht im Bereich eines sich von
Frankreich hereinschiebenden Zwischenhochkeils die Chance einer
Wetterberuhigung. Ausgenommen hiervon sind der Nordwesten und der Alpenrand; in
diesen Gebieten wird durch das Höhentief bzw. durch Stau die
Niederschlagstätigkeit andauern.
Am Sonntag stößt vom nahen Nordatlantik kommend ein Trog nach Schottland vor und
bezieht das wetterbestimmende Höhentief in seine Zirkulation ein. Letzteres
wandelt sich in einen Trog um, der sich bis nach Oberitalien ausweitet. Dieser
Trog schwenkt ostwärts, von der Nordsee und von Frankreich her macht sich
leichter antizyklonaler Einfluss bemerkbar. In einem Bereich vom Westen
Deutschlands bis in die Mitte hinein setzt sich Absinken durch; Auflockerungen
kommen zustande und die 20 Grad-Marke wird etwas überschritten. Regen fällt in
diesen Gebieten kaum. Im Norden und Nordosten, aber auch vom Südwesten bis in
den östlichen Mittelgebirgsraum hinein sind weitere schauerartige Regenfälle zu
erwarten. Für Gewitter ist die Labilität wahrscheinlich nicht mehr hinreichend.
In der Nacht zum Montag setzt sich nach Abzug des Troges wieder die Frontalzone
über dem Vorhersagegebiet durch, was von Nordwesten her erneut Regen aufkommen
lässt. Dies macht sich auch im Norden Deutschlands in Form einer Windzunahme bis
hin zu Sturmböen an der Nordsee bemerkbar. Diese Niederschläge greifen im Laufe
des Montags auf den Nordosten und die Mitte Deutschlands über. Im Süden hält
sich leichter antizyklonaler Einfluss. Durch einen flachen Rücken wird ein von
der Biskaya bis zur Ungarischen Tiefebene reichender Bodenhochkeil gestützt. Vom
Südwesten bis in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein kommen vermehrt
Auflockerungen zustande, so dass in diesen Gebieten mit Hilfe der Sonne
Temperaturmaxima von deutlich über 20 bis etwa 25 Grad vorstellbar sind.
Allerdings ist diese Wetterberuhigung nur von vorübergehender Natur. Über dem
nahen Ostatlantik deutet sich in Form eines markanten Troges neues Ungemach an.
Entwicklungsgünstig zu diesem Trog liegt ein Tief, das als Schnellläufer rasch
die Britischen Inseln überquert und sich bis Dienstagfrüh zu einem Sturmtief
entwickelt. Mit diesem Sturmtief, das im Laufe des Dienstags über die Deutsche
Bucht hinweg in den Nordosten Deutschlands gesteuert wird, kommen flächendeckend
erneut schauerartige Regenfälle auf. Mit der Kaltfront dieses Tiefs, die
Dienstag wahrscheinlich bereits den Südosten Deutschlands erreicht, sind
Gewitter zu erwarten. Vom Nordwesten und Westen Deutschlands bis in die Mitte
hinein und in der Nacht zum Mittwoch im Nordosten Deutschlands muss (nicht nur
in Verbindung mit Gewittern, sondern auch abseits davon) mit Böen bis
Sturmstärke gerechnet werden. An der Nordsee und in höheren Berglagen sind
schwere Sturmböen nicht auszuschließen.
Dieses Sturmtief dürfte das Finale dieses durchwachsenen Witterungsabschnittes
sein. Gestützt durch einen breiten Höhenkeil weitet sich ein Bodenhoch von
Westeuropa und von der Nordsee her nach Mitteleuropa aus. Letzte Schauer sind am
Mittwoch noch im Nordosten und im östlichen Bergland zu erwarten, ansonsten
lässt Absinken die Bewölkung auflockern. Im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum bleibt unter einem Höhenkeil antizyklonaler Einfluss
bestehen, wodurch ein spürbarer Temperaturanstieg bis hin zu hochsommerlichen
Werten einsetzt. Nur an und in den Alpen ist eine leichte Gewitterneigung zu
erwarten, ansonsten bleibt es dann trocken.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Montag ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede lassen
sich bis dahin nicht ableiten. Danach ergeben sich Abweichungen hinsichtlich der
Behandlung des Sturmtiefs am Dienstag. Dieses wurde von den gestrigen
Modellläufen um ca. 800 km weiter nördlich und somit auf einer
"ungefährlicheren" Zugbahn simuliert als dass dies beim aktuellen Modelllauf der
Fall ist. Der ab Mittwoch beginnende antizyklonale Einfluss war auch bei weiter
zurückliegenden Modellläufen bereits erkennbar, wobei dieser eher kräftiger
simuliert wird als von weiter zurückliegenden Modellrechnungen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Montag wird die oben beschriebene Entwicklung von den
verfügbaren Modellen weitgehend gestützt. Unterschiede ergeben sich lediglich in
der Ausprägung des antizyklonalen Einflusses am Montag, der von ICON am
schwächsten simuliert wird. Die Sturmtiefentwicklung am Dienstag haben zwar auch
die anderen Modelle im Programm, allerdings zeigt hier EZMW die südlichste
Zugbahn, ICON, GFS und UK10 sind eher mit den gestrigen Läufen des EZMW
vergleichbar. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes verlagert sogar dieses
Tief nördlich an Schottland vorbei in den Nordostatlantik.
Nach allen Modellen ist jedoch ab Wochenmitte eine Umstellung hin zu einem
sommerlichen Witterungsabschnitt zu erwarten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung, setzt aber im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum auf eine Nordwestlage, die im
Norden und Nordosten Deutschlands durchweg leicht zyklonal geprägt ist. Dabei
markiert der deterministische Lauf zum Ende des Vorhersagezeitraumes hin die
obere Grenze der Verteilung der Einzellösungen. Die Mehrzahl der Member zeigen
den Temperatur- und Geopotentialanstieg schwächer. Auch werden zum zweiten
Augustwochenende hin wieder vermehrt (wenngleich nicht so häufig wie bis
Dienstag) Niederschlagssignale simuliert.
Das EPS des EZMW arbeitet ebenfalls auf eine Umstellung der Wetterlage hin. Im
Bereich des sich ab Wochenmitte nach Mitteleuropa ausweitenden Höhenrückens ist
der Spread relativ gering. Dies zeigt sich auch anhand der Rauchfahnen. Wie beim
EPS des GFS ist auch hier zum Ende des Vorhersagezeitraumes hin der
deterministische Lauf am warmen Rand der Verteilung der Einzellösungen zu
finden.
Zuvor ergeben sich auch hier Unsicherheiten hinsichtlich der Behandlung des
Sturmtiefs am Dienstag. Immerhin wird die Version des deterministischen Laufes
von 20 Membern gestützt (das ist für den 6. Folgetag viel), die z.T. eine
extremere Entwicklung zeigen als der Hauptlauf. Die Wahrscheinlichkeit einer
südlicheren Zugbahn ist nur halb so hoch wie eine weiter im Norden erfolgende
Verlagerung des Sturmtiefs, die immerhin von 10 EPS-Membern gezeigt wird. Bei
etwa 15 EPS-Läufen passiert nicht viel.
Am deutlichsten zeigt sich die Umstellung der Zirkulation beim Clustering gemäß
Großwetterlagen. Ab Mittwoch dominieren antizyklonale Strömungsmuster, zunächst
aus Nordwest, zum zweiten Augustwochenende hin vermehrt Brücke über Mitteleuropa
bzw. antizyklonale Nord- oder Nordostlagen, so dass einer durchgreifenden
Erwärmung nichts mehr im Wege stehen sollte.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag sind in Nordseenähe, an der westlichen Ostsee und an den Alpen
Gewitter zu erwarten, die im Küstenbereich mit Sturmböen und Starkregen, in
Alpennähe ebenfalls mit Starkregen einhergehen können. Darüber hinaus sind an
der Nordsee auch abseits von Gewittern Sturmböen nicht auszuschließen.
Am Sonntag kommen an der Ostseeküste und im nördlichen Schleswig-Holstein mit
geringer Wahrscheinlichkeit kurze Gewitter mit stürmischen Böen und Starkregen
zustande. Sonst sind keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse in Sicht.
Auch am Montag bestehen wahrscheinlich keine markanten Wettergefahren. Am
Dienstag muss abgesehen vom Südwesten und Süden verbreitet mit Sturmböen Bft 8/9
bis in tiefe Lagen gerechnet werden. An der Nordsee und im höheren Bergland gibt
es mit hoher Wahrscheinlichkeit schwere Sturmböen bis 100 km/h. Die Entwicklung
ist aber noch unsicher. Darüber hinaus in gibt es in Nordseenähe und bei Passage
einer Kaltfront kurze Gewitter mit Starkregen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann