Thema des Tages
27-07-2025 13:50
Wetter aktuell
Unbeständig geht der Juli zu Ende
Ein Zustrom kühler Meeresluft und Tiefdruckeinfluss bestimmen das
Wettergeschehen. Statt trockene Sommerhitze, die im Juni ihr Unwesen
trieb, gibt es diese Woche viele Wolken, Regen und nur mäßig warme
Temperaturen. Doch am Horizont zeigt sich eventuell trockeneres
Hochdruckwetter: Könnte der August eine Wende der aktuellen Witterung
bringen?
Der Ausläufer des Skandinavientiefs LUCA überquert Deutschland heute
nur langsam von West nach Ost. Dabei wird mit schwacher westlicher
Strömung eher kühle, labil geschichtete und vor allem wieder feuchte
Meeresluft herangeführt. Diese sorgt im Tagesverlauf für wiederholte
Schauerstaffeln, die gebietsweise auch von einzelnen Gewittern
begleitet werden. Lokal tritt dabei Starkregen mit Mengen um 15 bis
25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit auf. Auf räumlich eng
begrenztem Raum sind auch unwetterartige Regenfälle mit Mengen bis zu
40 Litern pro Quadratmeter nicht ausgeschlossen. Das
Starkregenpotential konzentriert sich heute auf die Südhälfte
Deutschlands. Doch nicht nur in Verbindung mit Gewittern muss heute
mit nennenswerten Regenmengen gerechnet werden. Auch bei sich
wiederholenden Schauern können um 30 Liter pro Quadratmeter in
mehreren Stunden fallen - insbesondere, wenn sich einzelne Schauer
immer wieder über dem gleichen Gebiet entladen.
Ein besonderes Augenmerk beim Thema Niederschlag gilt dem Alpenrand.
Durch die west- bis nordwestliche Anströmung stauen sich dort die
Niederschläge. Schon gestern wurde eine Dauerregenwarnung ausgegeben,
und bis heute Mittag kamen verbreitet 25 bis 40 Liter zusammen. In
einigen Regionen im östlichen Alpenvorland waren es sogar 80 bis 100
Liter. Und in den nächsten Tagen fallen immer wieder Niederschläge.
Die Sonne zeigt sich heute nur selten, mit den besten Chancen noch im
äußersten Osten Deutschlands - etwa zwischen Uckermark und
Oberlausitz - oder auf den Nordseeinseln. Entsprechend verhalten sich
die Temperaturen: Die Tageshöchstwerte liegen meist zwischen 19 und
24 Grad Celsius, etwas wärmer wird es mit 23 bis 26 Grad in
Brandenburg und Sachsen.
Der Wind bleibt insgesamt schwach und spielt im aktuellen
Wettergeschehen noch eine eher untergeordnete Rolle. Er weht meist
aus West bis Nordwest und frischt selbst bei Gewittern kaum merklich
auf - was unter anderem an der feucht-schweren und damit trägen
Luftmasse liegt.
Wer sich Ende Juli heißes und sonniges Wetter erhofft hatte, wird
dieses Jahr enttäuscht. Die Natur hingegen freut sich über die
Erholung vom Trocken- und Hitzestress. Die derzeit mäßig-warme und
nasse Witterung setzt sich auch in den kommenden Tagen fort. Bereits
am morgigen Montag ziehen erneut Schauer und einzelne Gewitter durchs
Land. Am Alpenrand und auch am Schwarzwald fällt weiterhin länger
anhaltender Regen. Dort gibt es kaum trockene Abschnitte. Insgesamt
werden noch zusätzlich Mengen zwischen 40 und 60 Litern pro
Quadratmeter innerhalb von 48 Stunden bis Dienstagmittag erwartet.
Lokal sind auch nochmals bis zu 80 Litern möglich. In höheren Lagen
oberhalb von 2500 Metern kann es sogar etwas Schnee geben - doch bei
der dichten Bewölkung und den eingeschränkten Sichtverhältnissen
dürfte davon kaum jemand etwas mitbekommen. Die Höchstwerte steigen
in den kommenden Tagen bei wechselnd bis stark bewölkten Himmel nur
wenig über 20 Grad.
Meteorologisch interessant wird der Mittwoch. Von Skandinavien
rutscht ein mit hochreichend kalter Luft gefülltes Höhentief Richtung
Schleswig-Holstein. In Kombination mit Föhn-Effekten entwickelt sich
das dazugehörige Bodentief zu einem kleinräumigen Sturm über der
Nordsee. Für die deutsche Nordseeküste und deren Umfeld bedeutet das
noch mehr Regen, teils auch kräftige Gewitter mit stürmischen Böen.
Über dem offenen Wasser sind auch einzelne orkanartige Böen nicht
ausgeschlossen.
Bei solchen Wetteraussichten kann sich der ein oder andere
tatsächlich fragen "Wo bleibt der Sommer?" Die Hitzehungrigen und
Sonnen-Enthusiasten können sich auf Mitte bis Ende August freuen.
Zumindest wenn man den erweiterten Langzeit-Prognosen Glauben
schenken mag. Dann zeichnet sich stabileres Hochdruckwetter mit mehr
Sonne und weniger Niederschlag ab. So verspricht es zumindest die
erweiterte Langezeitprognose des Europäischen Zentrums für
Mittelfristvorhersage (ECMWF). Die subsaisonalen Vorhersagen (auch
als erweiterte oder monatliche Vorhersagen bezeichnet) des ECMWF
bietet einen Überblick über mögliche Wetterbedingungen bis zu 46 Tage
im Voraus. Sie konzentrieren sich hauptsächlich auf die
durchschnittlichen Bedingungen Woche für Woche und darauf, wie sie
sich von einer langfristigen (modellbasierten) Klimatologie
unterscheiden. Diagramme zeigen beispielsweise, ob die
durchschnittlichen Bedingungen für eine Woche für diese Jahreszeit
kälter oder wärmer als normal sein werden. Die Berechnungen liefern
also keine exakten Tagesprognosen, sondern Tendenzen. Und die deuten
darauf hin, dass Hitze und Sonne diesen Sommer sich noch nicht
geschlagen geben, sondern später in der Saison nochmal wiederkommen
können.
MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.07.2025
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