DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
27-07-2025 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.07.2025 um 10.30 UTC
Unbeständig und nur mäßig warme. Gebietsweise teils starke Gewitter. An der See
zur Wochenmitte vorübergehend stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 03.08.2025
Am Mittwoch liegt ein Höhentief nahezu ortsfest über dem Skagerrak/Kattegat und
füllt sich ganz allmählich auf. Damit liegt der Vorhersageraum im
Einflussbereich nur mäßig warmer Luftmassen mit T850 hPa Werten zwischen 7 und
10 Grad. In den Süden schiebt eine Bodenhochkeil, der aber nur bedingt
wetterwirksam ist. Das Wettergeschehen wird durch die Höhe bestimmt. Im Norden
befindet man sich im Einflussbereich des Höhentiefzentrums und weiter südlich
schwenkt ein kurzwelliger Troganteil ostwärts. Dieser bringt zunächst der Mitte
konvektiv geprägtes Wetter und erreicht später auch den Süden und Südosten. An
den Küsten ist es damit windig bis stürmisch.
Am Donnerstag liegt das Höhentief noch immer über dem Skagerrak, ist
mittlerweile aber schon deutlich schwächer. Von Frankreich drückt im Laufe des
Tages ein Höhenrücken herein. Damit erreichen etwas wärmere Luftmassen den
Südwesten von Deutschland (T850 hPa > 10 Grad).
Im Norden sorgt die Höhenkaltluft weiter für Konvektion. An den Alpen gibt es
noch Stauniederschläge, die schwächer werden. Mit dem Höhenrücken nehmen die
Sonnenanteile im Südwesten zu.
Bereits in der Nacht auf Freitag wird der Höhenrücken aber schon abgebaut und
auf der diffluenten Vorderseite eines Troges über Westeuropa erreichen den
Westen neue Feuchtfelder.
Am Freitag befindet sich Deutschland auf der diffluenten Trogvorderseite, wobei
das Höhentiefzentrum an der englischen Nordseeküste zu finden ist. Vor allem der
Westen, im Verlauf ausgreifend bis zu den mittleren Landesteilen wird von
konvektiv geprägten Niederschlägen beeinflusst. Diese sind gekoppelt an
kurzwellige trogvorderseitige Anteile. Der Haupttrog bleibt zunächst noch über
Ostfrankreich. Die östlichen Landesteile können noch vom Rücken profitieren, der
nur langsam ostwärts abzieht. Das Temperaturniveau liegt insgesamt etwas höher,
wohl aber meist unter der Sommermarke von 25 Grad.
Am Wochenende greift der Trog sukzessive auf Deutschland über. Er schwächt sich
dabei ab und beginnt nach Süden abzutropfen. Damit kommen allmählich wieder
kühlere Luftmassen in der Höhe nach Deutschland voran. Am Boden ändert sich
aufgrund guter Durchmischung am Temperaturniveau nicht viel. Oft unter 25 Grad,
punktuell aber auch mal darüber. Das Wochenende gestaltet sich unter dem
Einfluss des Höhentroges unbeständig mit gebietsweise oft konvektiv geprägten
Niederschlägen.
In der erweiterten Mittelfrist soll ein neuer kräftiger Höhentrog auf
Deutschland übergreifen und sich anschließend als eigenständiges Höhentief nach
Polen verlagern. Damit würde sich das unbeständige und nur mäßig warme Wetter
fortsetzen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Zu Beginn der Mittelfrist herrscht bezüglich der grundlegenden Konstellation von
Trögen bzw. Höhentiefs und Keilen Einigkeit zwischen den verschiedenen
Modellläufen der EZMWF Modells. Nicht überraschend ist aber, dass die
Amplituden, kleine kurzwellige Anteile und Randtiefs in der genauen Lage und
Ausprägung gewisse Unschärfen aufweisen.
Diese Unsicherheiten nehmen dann im Laufe des Wochenendes zu, wenngleich das
grundlegende Geschehen, also das Übergreifen ähnlich gezeigt wird. Wie breit
dieser Trog ist, wie lange der Vorhersageraum vorderseitig liegt und wohin der
Trog abtropft ist unsicher. Daran gekoppelt sind auch die genaue Lage und
Intensität von Niederschlagsschwerpunkten.
Im erweiterten Mittelfristbereich, zeigen alle Modellläufe den kräftigen und
umfangreichen Langwellentrog der von Westen her übergreifen soll. Der gestrige
12 UTC Lauf zeigt seine Amplifizierung eher östlich von Deutschland, wodurch der
Vorhersageraum eher in einer antizyklonalen nordwestlichen Strömung liegen
würde. Der neueste Lauf zeigt die Amplifizierung weiter westlich über
Deutschland
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Das Höhentief, dass das ECMWF Modell über dem Skagerrag/Kattegat gezeigt hat,
findet sich auch in den anderen Modellen wieder. Allerdings ist die genau
Positionierung nicht gleich. Die deutsche Modellkette zeigt dieses am Montag 12
UTC im Grenzgebiet Dänemark - Deutschland, GFS etwas östlicher und UK10 über
Südnorwegen.
Diese Unschärfen setzen sich auch am Donnerstag fort und werden größer. Am
Freitag sind diese dann so groß, dass sie auch größeren Einfluss auf den
Wetterablauf und die Temperaturverteilung nehmen. Das ECMWF, dass UK10 sehr
ähnlich ist, zeigt Deutschland auf der diffluenten Trogvorderseite. Die ICON
Schiene hat das vormalige Höhentief hingegen noch immer über dem Nordosten von
Deutschland liegen, wo es auch am Wochenende mehr oder weniger ortsfest liegen
bleibt. Während die anderen Modelle (ECMWF, GFS und UK10) mit gewissen
Unterschiedenen einen neuen Trog von Westen übergreifen lassen.
Es überrascht nicht, dass die Lösungen zur neuen Woche immer weiter
auseinanderlaufen. GFS lässt den Wochenendtrog nach Süden in ein kräftiger
Höhentief abtropfen. Beim EWCMWF wird dieser hingegen unter Abschwächung
ostwärts geführt, während eine neue kräftige Austrogung von Westen übergreift.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen lagen nur vom 12 UTC Lauf des Vorabends vor. Sie zeigen eine
zunächst enge Bündelung mit Haupt- und Kontrolllauf im Bereich des Medians. Im
weiteren Verlauf verbleiben Haupt- und Kontrolllauf im Bereich des Medans, die
Schwankungsbreite nimmt ab dem Wochenende aber deutlich zu. Das Geopotential-
und Temperaturniveau steigt zum Wochenende dabei leicht an, um im Laufe der
darauffolgenden Woche wieder deutlich nach unten zu gehen.
Das Clustering des ECMWF zeigt für den Zeitraum +120 h (Fr 00) bis +168 h (So
00) insgesamt drei Lösungen. Alle zeigen eine negative Geopotentialanomalie über
Mitteleuropa und Deutschland. Allerdings gibt es Unsicherheiten im Detail, also
bezüglich der genauen Lage der Trogachse(n) sowie deren Amplifizierung. Auch im
Zeitraum +192 h (Mo 00) bis +240 h (Mi 00) werden erneut drei Lösungen
angeboten. Cluster 1 mit Haupt- und Kontrolllauf im Gepäck zeigt den
ausgeprägten Langwellentrog, der schließlich nach Polen als eigenständiges
Höhentief abtropft. Cluster 2 zeigt den kräftigen Langwellentrog mit negativer
Geopotential ebenfalls, aber lässt ihn eher über Nordeuropa ostwärts
vorankommen. Große Teile Deutschlands würden unter einem Rücken mit eher
positiver Geopotentialanomalie verbleiben. Das gilt auch für Cluster 3, wo der
Trog noch weiter nördlich verläuft und Deutschland eher in einem luftleeren Raum
mit dem Trog über dem Nordmeer und einem abgetropften Höhentief über dem
westlichen Mittelmeer liegen würde.
Das Ensemble des GFS verläuft zunächst recht eng. Zum kommenden Wochenende zeigt
sich aber zunehmender Spread, insbesondere im 500 hPa Niveau. In der neuen Woche
lässt sich ein gewisser Anstieg des 850 hPa Temperaturniveaus erkennen,
allerdings ist die Schwankungsbreite recht hoch. Bei den Niederschlagssignalen
lässt sich dann eine Abnahme sehen.
FAZIT: Die Mittelfrist bleibt unbeständig und nur mäßig warm. Immer wieder
können Tröge oder Troganteile Deutschland beeinflussen. Antizyklonale Phasen
sind oft nur von kurzer Dauer und regional begrenzt. Zwar wird die grundlegende
Ausrichtung recht konsistent prognostiziert. Aufgrund der Komplexität gibt es
aber zwangsläufig Unsicherheiten bezüglich der genauen Positionierung,
Amplifizierung (inkl. Abtropfung) und Verlagerung von Trögen und Troganteilen
sowie der Lage und Intensität daran gekoppelter oft konvektiv geprägter
Niederschlagsereignisse. Die Unsicherheiten nehmen ab dem Wochenende zu und eine
Prognose ist aber der darauffolgenden Woche fast nicht mehr möglich. Primäres
Warnkriterium bleiben die teils starken Gewitter.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Mittwoch und anfänglich auch noch am Donnerstag entlang der Nordsee stürmisch
Böen.
Durch häufige Troglagen im Mittelfristbereich auch häufig Gewitter, teils
markant. Am Mittwoch im Norden durch die Begleiterscheinung Wind, im Süden
aufgrund von Starkregen. Am Donnerstag im Südosten noch einzelne starke
Gewitter.
Am Freitag zunächst in der Südwesthälfte, am Samstag im ganzen Land teils starke
Gewitter, örtlich Unwetter durch Starkregen nicht augeschlosen (Freitag eher im
Westen, Samstag im Osten) Am Sonntag noch im Norden und Nordosten vereinzelt
starke Gewitter.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer