DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
17-07-2025 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 17.07.2025 um 10.30 UTC
Zum Beginn der nächsten Woche Temperaturrückgang, dann unbeständiges Wetter mit
teils starken Gewittern, lokal Unwetter. Mäßig warm bis warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 24.07.2025
Am Sonntag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach IFS das
Vorhersagegebiet zwischen zwei Höhentiefs, respektive Langwellentrögen über
Belarus und Irland. Dazwischen liegt ein Höhenrücken, dessen Achse in etwa über
Tschechien und der Oder liegt und sich kaum verändert. Bodennah besteht noch
eine schwache Verbindung zwischen dem sommerlich nicht allzu starken Hoch im
Süden Europas und einem Hoch im Norden Skandinaviens. Insgesamt dominiert aber
Tiefdruckeinfluss bzw. das Druckniveau ist allgemein niedrig. Unter dem
Höhenkeil liegen wir in einer hochsommerlich warmen Luftmasse mit 13 bis 18°C in
850 hPa. Das Tief bei Irland lenkt dabei bodennah mit meist südwestlichem Wind
schon recht feuchte Luft zu uns, so dass es zeitweise bewölkt ist und es im
Laufe des Tages zu Gewittern kommt, wobei im Südwesten auch schon etwas Dynamik
ins Spiel kommt. Ganz im Nordosten und Südosten dürfte es noch trocken bleiben.
Am Montag kommt der Höhenrücken etwas nach Osten voran und steilt über Polen
auf. Gleichzeitig zieht das westliche Höhentief bis zum Abend nach England. Der
Wind kommt weiterhin aus Südwest, so dass eine schon in der Nacht übergreifende
Kaltfront nur langsam vorankommt, am Abend aber dann dennoch die östlichen
Landesteile erreicht. Damit verbunden sind teils kräftige Regenfälle und
Gewitter. Je nach Überlappung von Scherung und der vorderseitigen Luftmasse kann
sich durchaus eine Unwetterlage entwickeln. Rückseitig beruhigt sich das Wetter
in immer noch warmer (in 850 hPa um 12°C) Atlantikluft das Wetter.
Am Dienstag bleibt das Höhentief über Schottland liegen, eine Trogachse schwenkt
aber über Deutschland hinweg. Eine weitere bildet sich westlich des Höhentiefs
aus und schwenkt Richtung Biskaya. Mit recht kräftigem westlichem Wind gelangt
noch etwas kühlere (um 10°C) und feuchte Luft in unser Land, so dass es regional
zu Schauern und Gewittern kommt. In der Nacht zum Mittwoch beruhigt sich das
Wetter unter einem nachfolgenden Höhenkeil.
Am Mittwoch nähert sich die Achse des zweiten Troges an, sie erreicht am Abend
Ostfrankreich. Vorderseitig wird von Südwesten wieder wärmere und feuchtere Luft
zu uns gelenkt, in der zweiten Tageshälfte setzt dann trogvorderseitig
verstärkte Hebung ein, so dass bei wahrscheinlich mäßiger Scherung durchaus
erneut eine Unwetterlage anstehen könnte. In der Nacht zum Mittwoch erreicht die
recht scharfe Trogachse dann die Westgrenze Deutschlands und die potentielle
Unwetterlage dürfte sich in den Osten des Landes verlagern.
Am Donnerstag schwenkt die Achse des Troges dann nach Deutschland und mit auf
West drehendem Wind gelangt wieder etwas kühlere erwärmte Polarluft zu uns.
Dabei ist es unbeständig mit Schauern und Gewittern. In der Nacht zum Freitag
erreicht dann die Trogachse den Osten Deutschlands.
In den Folgetagen schwenkt die Achse des Troges nach Osten. Über dem Südwesten
Europas baut sich ein monumentaler Höhenrücken auf, während im Raum Island,
später Nordmeer ein Höhentief liegt. Damit stellt sich eine westnordwestliche
Strömung ein, die weder deutlich zyklonal noch deutlich antizyklonal geprägt.
Damit deutet sich für das letzte Juliwochenende leicht unbeständiges und sehr
gemäßigt temperiertes Wetter an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden Vorgängerläufen ist bis
zum kommenden Donnerstag insgesamt recht gut. Die jüngeren Läufe zeigen sich
bezüglich der Front- und Trogpassage am Dienstag etwas progressiver. Auch bei
der zweiten Front- und Trogpassage am Donnerstag zeigen sich leichte
Unterschiede in den Feldern, auch bezüglich der Lage und Stärke von bodennahen
Tiefs. Die großskalige Entwicklung ist aber unstrittig. In der erweiterten
Mittelfrist zeigte sich der gestrige 12-UTC-Lauf etwas zyklonaler als die beiden
00-UTC-Läufe.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Insgesamt befinden sich die aktuell vorliegenden deterministischen
Vorhersagemodelle in grober Übereinstimmung. Im Detail zeigen sich aber größere
Unterschiede. So wird die Lage des Troges / Höhentiefs am Dienstag etwas
unterschiedlich gesehen, auch werden daran unterschiedliche Kurzwellentröge
simuliert. Insbesondere kommt der Höhentiefkern bei GFS deutlich weiter östlich
zu liegen. Auch das nächste Übergreifen des Troges am Donnerstag wird weitgehend
übereinstimmend simuliert, aber ebenso mit Detailunterschieden. Hier schert
lediglich GEM aus, welches den Trog über Frankreich abtropfen lässt und damit
wesentlich weniger progressiv daherkommt. GEM lässt diesen Trog in der
erweiterten Mittelfrist dann langsam zu uns wandern, während GFS mit IFS in
recht guter Übereinstimmung die westliche bis nordwestliche Lage zeigt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das IFS-Ensemble des 00-UTC-Laufs wird im Zeitraum von Dienstag bis Donnerstag
nur einem Cluster zugeordnet. Dabei wird ein Wechsel vom Regime "negative NAO"
zum Regime "atlantischer Rücken" vollzogen. Auch im Folgezeitraum der
erweiterten Mittelfrist (Freitag bis Sonntag) wird nur ein Cluster gebildet. Die
Prognosen zeigen den vorübergehenden Übergang zu einer etwas stärker
antizyklonal geprägten westnordwestlichen Lage zurück zu wieder stärker
zyklonaler Prägung. Dem entspricht die vorübergehende Zuordnung zum Regime
"Blocking", bevor es wieder zum "atlantischen Rücken" zurückgeht.
Die Rauchfahnen für verschiedene Orte Deutschlands zeigen einen allgemeinen
Rückgang der Temperaturkurven von Sonntag bis Dienstag, einen leichten Anstieg
am Mittwoch und nachfolgend einen weiteren Rückgang am Donnerstag. Anschließend
verharrt der Schwerpunkt der Kurven bei einem recht niedrigem Temperaturniveau
von etwa 10°C in 850 hPa oder knapp darunter. Dabei ist die Streuung insgesamt
recht groß. Auch die beiden Tröge am Dienstag und Donnerstag sind bei den
Geopotentialkurven überall gut zu sehen, wobei der zweite Trog am Donnerstag mit
größerem Geopotentialverlust verbunden ist. Auch beim Geopotential ist die
Streuung nicht sehr groß, erst in der erweiterten Mittelfrist nimmt diese
deutlich zu. Dann steigt die Mehrheit der Kurven beim Geopotential aber wieder
an - ganz im Gegensatz zu den Temperaturkurven. Dies spricht für eine recht hohe
Wahrscheinlichkeit der westnordwestlichen Strömung mit insgesamt wieder etwas
weniger zyklonalen Verhältnissen, aber einem gedämpften Temperaturniveau. Die
Niederschlagskurven zeigen insbesondere im Süden und in der Mitte deutliche
Spitzen bei den Frontdurchgängen am Montag und Mittwoch, während im Norden
generell häufiger Regen simuliert wird. Insgesamt bestätigt sich das
unbeständige Wetter mit nicht allzu intensiven Regenfällen.
Die Rauchfahnen des GFS zeigen ebenso einen recht geringen Spread und spiegeln
beim Niederschlagsgeschehen die Rauchfahnen des IFS wider. Allerdings ist der
vorübergehende Anstieg von Temperatur und Geopotential am kommenden Mittwoch
weniger ausgeprägt als beim IFS und in einigen Regionen Deutschlands kaum
auszumachen.
Damit kommen wir zum Mittelfrist-Fazit: Nach vorübergehender Hitze am Wochenende
erwartet uns nächste Woche warmes und unbeständiges Wetter mit wiederholten
Gewittern, aber ohne große flächendeckende Regenfälle. Zum letzten
Juliwochenende gibt es eine leichte Tendenz zu beständigerem Wetter bei sehr
gemäßigtem Temperaturniveau.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI:
Der EFI zeigt am Montag ein deutliches Signal für Überlappung von CAPE mit
Scherung im Nordosten Deutschlands. Am Dienstag wird ein Signal für Wind im
Nordwesten Deutschlands gezeigt.
Wind:
Das IFS-EPS zeigt für Dienstag ein schwaches Signal für stürmische Böen im
Nordwesten Deutschlands.
Gewitter:
Während des gesamten Mittelfristzeitraums besteht Gewittergefahr, wobei am
Montag und Mittwoch regional erhöhte Unwettergefahr bestehen dürfte, wenn im
Vorfeld der vorandringenden Fronten verstärkte Scherung mit labilen Luftmassen
überlappt. Dies dürfte am Sonntag auch schon im Südwesten der Fall sein. Am
Dienstag und Donnerstag dürfte es in den Trogbereichen bei mäßiger Labilität zu
zahlreichen Schauern und Gewittern kommen, die aber je nach Vorhandensein
günstiger Scherungsbedingungen auch mal unwetterartig ausfallen können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann