DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-07-2025 07:30
SXEU31 DWAV 070800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 07.07.2025 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M;

Allenfalls mäßig warme Troglage mit teils kräftigen Gewittern und Starkregen. An
den Alpen ab Montagabend Dauerregen, in Hochlagen Schnee. Ab Mittwoch zögerliche
Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines komplexen, vom
Nordmeer und Skandinavien bis zum nördlichen/zentralen Mittelmeer reichenden
Langwellentroges mit mehreren Aktions- und Drehzentren. Während das primäre,
alternde Zentrum recht stationär über dem Skagerrak zu finden ist, sorgt ein vom
Nordmeer zur westlichen Nordsee ziehendes Höhentief dafür, dass der Trog an
seiner Westflanke regeneriert und in seiner Ostverlagerung gebremst wird. Über
Deutschland sind derweil mehrere kurzwellige Troganteile wirksam. Ein Erster
schwenkt bereits in der ersten Tageshälfte über das Land nordostwärts, ein
Weiterer erreicht uns später von Westen her. Im Bodenfeld befindet sich das
steuernde Tief FRIEDEMANN mit mehreren Kernen zwischen Skagerrag und Baltikum.
An seiner Südflanke wird ein recht markanter Bodentrog von Benelux nach
Deutschland geführt. Mit der dabei von Südwest über West allmählich auf Nordwest
drehenden Strömung wird maritim erwärmte und durch den Trogeinfluss hochreichend
labilisierte Subpolarluft zu uns geführt (T850 zwischen 10 Grad im Südosten und
5 Grad im Nordwesten).

Das leicht konvergente Windfeld, die PVA-bedingte Hebung vor den
Kurzwellentrögen sowie nicht zuletzt auch der Tagesgang sorgen im Tagesverlauf
von Westen für zunehmende Schauer- und Gewittertätigkeit. Den Zellen stehen
einige Hundert bis maximal 600 J/kg ML-CAPE zur Verfügung. Meist ist die
Scherung gering, sodass es sich um pulsierende Einzelzellen handelt. Lediglich
im Süden und Südosten ist die hochreichende Scherung leicht erhöht (15-20 m/s),
sodass dort vereinzelt organisierte Entwicklungen denkbar sind. Dann besteht
erhöhte Gefahr stürmischer Böen und auch kleiner Hagel ist in Betracht zu
ziehen. Aber auch im Osten, wo sich bis zum Nachmittag eine etwas mächtigere,
gut durchmischte Grundschicht aufbauen kann, sind Fallböen bis Bft 8 möglich.
Ansonsten dürfte es bei Windböen Bft 7 bleiben. Allerdings weist die Luftmasse
einen recht hohen Feuchtegehalt auf (PPWs 25-30 mm), sodass lokaler Starkregen
wahrscheinlich ist. Im Nordwesten und Westen, wo die Verlagerung am geringsten
ist (teils nur 10 Knoten), ist heftiger Starkregen (>30 mm) vor allem durch
Mehrfachtreffer binnen weniger Stunden nicht ausgeschlossen.

Etwas Sonne gibt es vor Ankunft der Schauer am ehesten noch im Osten und
Südosten und später auch wieder im Nordwesten, wo die Schauer wieder abklingen.

Auch abseits der Konvektion frischt der Wind mit Passage des Bodentroges
vorübergehend böig auf. Bevorzugt an der Trogspitze im Südwesten sind häufiger
Windböen Bft 7 zu erwarten, in Hochlagen des Schwarzwaldes Sturmböen Bft 8-9.
Rückseitig des Troges baut sich über der Nordsee zwischen Tief FRIEDEMANN und
einem vom Atlantik nach Westeuropa gerichteten Keil ein veritabler Gradient auf,
sodass zum Abend dann auch an der Nordsee Windböen Bft 7 aus Nordwest aufkommen.


Bei der Temperatur stellt sich ein seichtes Ost-West-Gefälle ein (bis knapp 25
Grad an der Neiße, um 17 Grad in der Eifel).

In der Nacht zum Dienstag schwenkt der o. e. zweite Kurzwellentrog langsam
ostwärts, tropft dabei aber über den Alpen nach Oberitalien aus. Zugleich zieht
das mit reichlich Höhenkaltluft ausgefüllte Höhentief über die Nordsee nach
Benelux und übernimmt zunehmend die Funktion des primären Trogzentrums. Tief
FRIEDEMANN zieht sich zum Finnischen Meerbusen zurück, allerdings reicht ein
markanter Trog bis zur Nordsee. Zwischen diesem und dem nach Südosten
abziehenden Bodentrog kann sich vorübergehend ein schwacher Keil nach
Deutschland schieben.

Die Schauer- und Gewitter ziehen sich im Nachtverlauf unter Abschwächung in die
Südosthälfte zurück. Dabei besteht weiter erhöhtes Starkregenpotenzial, vor
allem im Osten und Nordosten, wo die Verlagerung am geringsten ist. Ausgangs der
Nacht kommen mit dem angesprochenen Höhentief ganz im Westen neue Schauer und
eventuell auch Gewitter auf.

An den Alpen kommt es am Nordrand des über Oberitalien abgetropften Höhentief zu
stärkeren Hebungsprozessen, zudem stellt sich mit niedertroposphärischer
Winddrehung auf Nordwest eine leichte Stausituation ein. Länger anhaltende,
schauerartig verstärkte Regenfälle sind die Folge, die bis mindestens
Dienstagnachmittag anhalten. 30-40 mm scheinen auf Basis der deterministischen
und probabilistischen Modelle recht wahrscheinlich, in Staulagen kann es auch
noch etwas mehr geben. Bei T850 um 5 Grad kann die Schneefallgrenze im Verlauf
unter 2500 m absinken. Die "Liegenbleibgrenze" mag zwar höher liegen, dennoch
ist eine Warnung im Kontext zur Jahreszeit und weil einige Wanderer sicher
wieder "überrascht" sein werden, durchaus eine Überlegung wert.

Am Südrand des Bodentroges über der Nordsee weht der West- bis Nordwestwind an
der Küste weiterhin stark (Bft 7), ansonsten lässt der Wind nach.

Die nächtlichen Tiefstwerte liegen meist zwischen 14 und 7 Grad.



Dienstag... schwenkt das primäre Trogzentrum bzw. dessen Achse nach Deutschland
und liegt abends längs über der Mitte des Landes. Zugleich schwenkt ein Rücken
vom Nordatlantik zu den Britischen Inseln. Der Rücken stützt einen breiten Keil
über Westeuropa mit einem markanten Ableger im Luv der Nordalpen. Zwischen dem
Keil und dem unter Konturverlust auf Norddeutschland übergreifenden Bodentrog
herrscht eine mäßig starke Nordwestströmung über Deutschland vor, für
warnwürdige Böen reicht es aber wahrscheinlich knapp nicht mehr.

In der höhenkältesten Luft (ML-CAPE 200-500 J/kg) kommen bevorzugt in der
Westhälfte sowie im Bereich des Bodentroges im Norden wieder vermehrt Schauer
und Gewitter auf, nach Osten zu sind sie seltener. Die Scherung ist zunächst
schwach und zieht erst im Nachmittagsverlauf ganz im Westen und Südwesten wieder
an. Dann sind stürmische Böen und kleiner Hagel kleinräumig möglich, meist
bleibt es aber bei Windböen. Mit Ausnahme des Nordens, wo im Bodentrog immer
noch PPWs von über 25 mm zu erwarten sind, ist im Vergleich zum Vortag weniger
feucht, sodass das Starkregenpotenzial etwas geringer ausfällt.

An den Alpen regnet es noch länger, oberhalb von 2100-2400 m fällt Schnee. Die
Niederschläge lassen zum Abend dann aber deutlich nach.

Die Höchstwerte liegen bei 16 bis 22 Grad, mit den höchsten Werten im etwas
sonnigeren und trockeneren Osten. Im Dauerregen werden kaum 15 Grad erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich die Trogachse langsam ins östliche
Mitteleuropa, sodass Deutschland in eine zyklonale Nordströmung gelangt. Die
Schauer und Gewitter lassen dem Tagesgang folgend wieder etwas nach und
verlagernd sich über die Mitte ostwärts. An den Alpen staut es leicht, die
Mengen bleiben aber unterhalb der Warnschwellen. Die Schneefallgrenze sinkt
eventuell noch etwas ab auf rund 2000 m.

Die Tiefsttemperaturen liegen bei 15 bis 7 Grad.

Mittwoch... liegt Deutschland weiterhin zwischen dem sich nur zögerlich ostwärts
verlagernden Trog und dem Rücken über den Britischen Inseln und der Nordsee in
einer anfangs noch zyklonalen Nordströmung. Im Bodenfeld findet sich ein Hoch
mit Kern über der Keltischen See und Keil in Richtung Süddeutschland, während
sich über Osteuropa ein kräftiges Tief auf Vb-änhlicher Zugbahn einnistet. Der
dabei vorherrschende Nordwestwind weht vor allem in der Osthälfte in Böen stark,
eventuell reicht es im Umfeld der östlichen Mittelgebirge für einzelne Windböen
Bft 7.

Die Schauertätigkeit verlagert sich der höhenkältesten Luft folgen in die
Osthälfte. Zwar werden wieder einige Hundert J/kg ML-CAPE simuliert, die
Labilitätsfläche in den Prog-Soundings reicht aber nur noch bis rund 600 hPa,
sodass Gewitter eher unwahrscheinlich sind.

Von Nordwesten und Westen her setzt sich zunehmend trockenere Luft und Absinken
durch, sodass kaum mehr Schauer auftreten und sich auch die Sonne teils längere
Zeit zeigen kann.

Dabei erwärmt sich die Luft auf 17 Grad im Südosten und bis 24 Grad in der
nordwestdeutschen Tiefebene.

In der Nacht zum Donnerstag ziehen sich letzte Schauer in den Südosten zurück,
ansonsten ist es trocken und es klart gebietsweise auf.

Dabei kühlt es auf 14 bis 7 Grad ab.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die synoptischen Basisfelder werden von den vorliegenden Modellen ziemlich
kongruent simuliert. Dass es bezüglich der konvektiven Niederschläge größere
Unschärfen gibt, liegt in der Natur der Sache. Vor allem die kleinräumigen
markanten, eventuell sogar unwetterartigen Starkregenereignisse können nur sehr
zeitnah im Nowcast bewarnt werden.
Bezüglich der Dauerregenlage an den Alpen sind sich die Modelle recht einig,
sodass die Warnung im Tagesverlauf geschaltet werden kann.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Adrian Leyser Sturm