Thema des Tages
06-07-2025 12:20
Wissenschaft kompakt
Erfolgreicher MTG-S1-Launch: Ein Satellit, zwei Missionen
Am vergangenen Dienstag, dem 1. Juli 2025, startete der europäische
Satellit Meteosat Third Generation - Sounder 1 (MTG-S1) erfolgreich
ins Weltall. Mehr dazu im heutigen Thema des Tages.
Am vergangenen Dienstag um 23:04 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit
war es soweit: Mit dem MTG-S1 hob der erste europäische geostationäre
Satellit mit einem Infrarot-Sounder-Instrument (ISR) vom Kennedy
Space Center in Florida ins Weltall ab. Neben dem ISR ist der
Satellit auch mit dem Copernicus Sentinel-4 UV-Visible-Near-Infrared
(UVN) Spektrometer ausgestattet. Wofür man so etwas braucht, erfahren
Sie gleich.
Erst einmal wollen wir auf den Satelliten an sich eingehen. Der
MTG-S1 ist der zweite Satellit, der im Rahmen des MTG-Programms
(siehe https://www.eumetsat.int/meteosat-third-generation) gestartet
wurde. Der erste Satellit, Meteosat Third Generation Imager-1
(MTG-I1), ist 2024 in den Routinebetrieb übergegangen und liefert als
Meteosat-12 seitdem Beobachtungsdaten mit doppelt so hoher räumlicher
und zeitlicher Auflösung sowie einer hundertfach höheren Datenrate im
Vergleich zu den Meteosat-Vorgängerversionen. Den deutschen Beitrag
des Programms finanziert das Bundesministerium für Verkehr. Für die
fachliche Unterstützung bei der Durchführung ist die Deutsche
Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
gemeinsam mit dem DWD verantwortlich.
Die MTG-Baureihe wurde im Auftrag der Europäischen Organisation zur
Nutzung meteorologischer Satelliten Eumetsat von der Europäischen
Weltraumorganisation ESA entwickelt und soll die Kontinuität der 1977
mit METEOSAT-1 begonnenen Wetterbeobachtung aus dem Weltraum
sicherstellen. Sie besteht aus insgesamt sechs Satelliten, die in
Serie gestartet werden, um über die nächsten 25 Jahre routinemäßig
Wetterdaten zu generieren: vier Satelliten mit abbildenden
Instrumenten, den sogenannten Imagern (MTG-I1-4), und zwei Satelliten
mit spektral hochauflösenden Instrumenten, den sogenannte Soundern
(MTG-S1-2). Die neueste Generation, MTG, wird die Sturmvorhersage
maßgeblich transformieren, die Wettervorhersage verbessern, die
Klimaaufzeichnungen erweitern und eine breite Palette wichtiger
Beobachtungen liefern.
"Ganz konkret werden die Daten des MTG-S1 uns in die Lage versetzen,
das generelle Auftreten, den Ort und die Schwere von konvektiven
Stürmen - also Gewittern, Sturmereignissen mit hohen
Niederschlagsmengen oder Hagel - noch präziser vorherzusagen und
entsprechend genauer zu warnen. Indem wir die Informationen sowohl in
unser regionales, als auch in unser globales Vorhersagemodell
einfließen lassen, wird es uns außerdem möglich sein,
Kurzfristvorhersagen und die Vorhersage im Bereich mehrerer Tage
enger zu verzahnen, und damit die Vorhersagequalität insgesamt zu
erhöhen. Nicht zuletzt werden perspektivisch auch das Klimamonitoring
des DWD sowie die nachgelagerten Produkte und Dienstleistungen von
dieser neuen Satelliten-Generation profitieren", so DWD-Präsidentin
Prof. Dr. Sarah Jones. Sie verfolgte den Start der Falcon 9 Rakete,
an der der Satellit gekoppelt war, gemeinsam mit nationalen und
internationalen Partnern live bei Eumetsat in Darmstadt.
Nun zu den Instrumenten an Bord des MTG-S1: Das IRS-Instrument wird
ungefähr alle 30 Minuten Messdaten liefern, die Rückschlüsse auf
Temperatur, Luftfeuchtigkeit und indirekt auch den Wind in
verschiedenen Höhen der Erdatmosphäre sowie auf die Verteilung
wichtiger Spurengase über Europa und Nordafrika zulassen. Gegenüber
ähnlichen Daten von polarumlaufenden Satelliten ist besonders diese
extrem gute zeitliche Auflösung wichtig, die eine relativ
kontinuierliche Beobachtung über den ganzen Tag mit einer
gleichzeitig hohen räumlichen Auflösung liefert. Neben der Nutzung
für die numerische Wettervorhersage generell sind solche Daten
besonders für die Früherkennung von möglichen Sturmentwicklungen
wertvoll. Zudem verbessern sie die bisherigen Modelle für die
Wettervorhersage im Stunden- und Minutenbereich.
Das hochauflösende Sentinel-4 UVN-Spektrometer für den
ultravioletten, sichtbaren und nah-infraroten Spektralbereich wird
die Luftqualität und die Konzentration von Treibhausgasen messen.
Hierzu liefert es stündlich Informationen der wichtigsten Spurengase
und Schadstoffe Ozon, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid und
Formaldehyd. Darüber hinaus werden Wasserdampf sowie Aerosol- und
Wolkeneigenschaften erfasst. Informationen über Ozonverteilung und
Sonneneinstrahlung für die UV-Vorhersage werden ergänzend gewonnen.
Sentinel-4 liefert damit wichtige Beobachtungen für die Klima- und
Atmosphärenüberwachung.
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.07.2025
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