DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-07-2025 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.07.2025 um 10.30 UTC



Zunächst beständiges Wetter mit nur wenig Niederschlag. Allmählicher
Temperaturanstieg bis in den hochsommerlichen Bereich. Ab der übernächsten Woche
im Osten und Norden zunehmend Gefahr von Starkregengewittern.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 13.07.2025


Am Mittwoch liegt ein umfangreiches Höhentief über Osteuropa. Deutschland
befindet sich auf seiner Rückseite in einer nördlichen bis nordwestliche
Höhenströmung, mit der verhältnismäßig kühle Luftmassen nach Deutschland geführt
werden. So liegen die 850 hPa Temperaturen nur bei 5 bis 8 Grad. Mit der
Höhenströmung werden feuchte Luftmassen gegen die Alpen und die ostdeutschen
Mittelgebirge geführt, sodass vor allem dort immer wieder Regen fällt, an den
Alpen bis in die Nacht anhaltend. Aber auch sonst gestaltet sich der Tag leicht
unbeständig, mit vielen Wolken, vor äußersten Südwesten und Norden einmal
ausgenommen.

Am Donnerstag verbleibt Deutschland weiterhin trogrückseitig in einer nördlichen
Grundströmung. Ein sich amplifizierender Höhenrücken über Südwest- und
Westeuropa weitet sich etwas Richtung Deutschland aus. Durch das Absinken
erwärmt sich die Luftmasse langsam und die Werte in 850 hPa erreichen allmählich
die 10 Grad Marke.
Auch die Sonnenanteile nehmen zu. Einzig im Stau von Erzgebirge und Alpen fällt
noch Regen.

Am Freitag amplifiziert der Höhenrücken weiter und weitet sich bis nach
Skandinavien aus. Deutschland befindet sich an seiner Ostflanke, fortwährend in
nördlicher Strömung. Damit bleibt es vor allem im Osten des Landes im Anstau der
Mittelgebirge überwiegend stärker bewölkt mit zeitweiligem Regen, aber ohne
große Mengen. Die 850 hPa Temperatur kann sich sukzessive erwärmen (Absinken)
und die Maxima steigen wieder häufiger über die 25 Grad Marke.

Am Wochenende verbleibt das Höhentief nahezu ortsfest über Polen liegen, sodass
vor allem der Osten des Landes weiter in seinem Einflussbereich liegt. Dichtere
Wolken und immer mal wieder etwas Niederschlag (besonders im Stau des
Erzgebirges) sind die Folge.
Der Höhenrücken ausgehend von der Iberischen Halbinsel bildet mittlerweile eine
Brücke über Skandinavien bis zu einem Höhenhoch über Nordwestrussland.
Beständiges Absinken lässt die 850 hPa unter dem Rücken und der Brücke auf über
15 Grad steigen (auch in Skandinavien). Für Deutschland sorgt das spätestens am
Sonntag wieder für Hitzetage (Südwesten und Westen verbreitet).

Auch in der neuen Woche bleibt die Konstellation festgefahren. Das Höhentief
verbleibt über Ostpolen, kann seine Fühler aber bis nach Deutschland strecken.
Demgegenüber steht der kräftige Rücken über Südwest- und Westeuropa. Mit dem
Höhentief sind besonders nach Osten, Norden und im Mittelgebirgsumfeld
tagesgangbedingt Schauer und Gewitter möglich. Es bleibt warm bis heiß mit
Werten allgemein zwischen 25 und 34 Grad.
Erst zur Mitte der Woche könnte ein Altantiktrog von Westen her übergreifen.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die grundlegende Entwicklung wird von den verschiedenen ECMWF Läufen sehr
ähnlich prognostiziert. Es fällt aber auf, dass es bezüglich des sich
entwickelnden kräftigen Höhentiefs über Osteuropa noch Unterschiede bestehen. Im
neusten Lauf wird dieses Höhenei deutlich kompakter gerechnet, während es in den
vorherigen Läufen noch einige Teilzentren gab. Zudem wird die Positionierung
westlicher vorhergesagt, sodass der Einfluss stärker ist, als in den Vorläufen.
Nach dem gestrigen 00 UTC Lauf lag der kräftige Höhenrücken ab dem Wochenende
noch genau über Deutschland, Deutschland kam nachfolgend auf die Trogvorderseite
mit zunehmend heißen Temperaturwerten. Im 12 UTC Lauf fand sich der Rücken über
Ostfrankreich und das Höhentief sollt sich über den Baltischen Staaten
einnisten. Im aktuellen Lauf liegt das Höhentief nun persistent über Ostpolen
und der Rücken ist noch weiter nach Westen gerückt.
Gut zu sehen ist die Änderung bei der Betrachtung der 24 h Niederschläge am
Montag. Während im 12 UTC Lauf noch fast nichts für den Osten, aber konvektive
Niederschläge für den Westen gerechnet wurden, ist im aktuellen 00 UTC Lauf im
Westen nichts mehr zu sehen, dafür aber im Osten flächig Niederschlag, in der
Spitze bis 30 l pro qm in Teilen Brandenburgs bis Berlin.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Vergleicht man die verschiedenen Globalmodelle miteinander findet man eine große
Übereinstimmung bei der Lage des Druckgebilde. Die Lage des Höhentiefs
entspricht derjenigen des aktuellen ECMWF Modelllaufes. Ergänzend sei gesagt,
dass das ICON-Modell den Trog im weiteren Verlauf sogar noch weiter nach Westen
ausdehnt, sodass diese noch mehr Einfluss auf Deutschland nehmen kann.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des ECMWF zeigen ein sehr einheitliches Bild. Der Spread ist
abgesehen von verlorenen Einzelmembern mit nur geringen Spread bei Temperatur
und Geopotential verbunden. Der Kontrolllauf verläuft genau im Median aller
Lösungen. Dieser zeigt Zu Beginn der Mittelfrist einen deutlichen
Geopotentialanstieg mit anschließend konstant hoch bleibenden Geopotential. Die
T850 steigt sukzessive an, mit dem Höhepunkt dann am Wochenende und zu Beginn
der drauffolgenden Woche. Die Niederschlagssignale sind insgesamt übersichtlich
es lassen sich aber einzelne Peaks finden. Eine Verstärkung der Signale ist zu
Beginn der neuen Woche zu finden.

Das Clustering zeigt für den Zeitraum +120 h (Fr 00) bis +168 h (So00) zwei
Lösungen, beide gleichstark. Cluster 2 enthält Haupt- und Kontrolllauf und sieht
einen stärker Deutschland beeinflussenden Höhenrücken über Westeuropa. Bei
Cluster 1 dominiert das Höhentief übe Osteuropa.
Im Zeitraum +192 h (Di00) bis +240 h (Mi00) ist nur ein Cluster im Angebot.
Dieser zeigt das persistente Höhentief. Dass es keine Alternativlösung gibt,
sagt eigentlich alles.

Das Ensemble des GFS zeigt einen sehr ähnlichen Verlauf, wie das ECWMF.
Geopotential und Temperatur steigen. Erst zum Ende gegen Mitte übernächster
Woche gibt es dann eine gewisse Delle in der 850 hPa Temperatur, die leicht auch
vom ECMWF in den westlichen Bereichen angedeutet wird. Die Signale für
Niederschlag sind auch beim GFS übersichtlich, eine gewisse Akkumulation findet
sich aber auch wieder zur Mitte der übernächsten Woche.

FAZIT: Die Mittelfrist wird modellübergreifend ziemlich konsistent
prognostiziert. Demnach nistet sich ein Höhentief über Ostpolen ein, dass am
Vortag noch weiter östlich gerechnet wurde. Davon beeinflusst ist vor allem der
Osten des Landes, wobei sich der Einfluss zum Ende noch etwas nach Westen bzw.
Nordwesten ausdehnt. Dem gegenüber stehen ein kräftiger Höhenrücken über
Westeuropa (gestern noch über Mitteleuropa gerechnet), der vor allem die
Südwesthälfte beeinflusst. Das Temperaturniveau steigt durch beständiges
Absinken an, sodass ab dem Wochenende auch wieder Hitzetage möglich sind. Die
extreme Hitze (35+°C) ist mit der westlicheren Lage des Höhentiefs in den
heutigen Läufen erstmal vom Tisch. Die Niederschlagssignale bleiben eher
übersichtlich, und sind am ehesten nach Osten und Norden sowie im
Mittelgebirgsumfeld erhöht. Es deuten sich zu Beginn/Mitte der übernächsten
Woche etwas stärkere Niederschlagssignale da. Bei steigender Labilität (höher
CAPE-Werte) und Niederschlagsgehalt der Luftmasse (ppw: 35-40 mm) sind dann
zunächst im Osten, später auch im Norden Starkregengewitter möglich.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Zunächst keine markanten Wettergefahren. Am Sonntag zunächst an der Grenze zu
Polen, zum Montag dann im gesamten Osten und nachfolgend bis zur Wochenmitte
auch in den Norden und die Mittelgebirge ausgreifend Gewitter mit
Starkregenpotential bis in den Unwetterbereich.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix,ECMWF-EPS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer