DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-07-2025 07:30
SXEU31 DWAV 060800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.07.2025 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TR M

Heute im Norden und im äußersten Südosten Gewitter mit Starkregen. Am Montag und
Dienstag überall Gewitter mit Starkregen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Sonntag... stellt sich die Wetterlage um. Die zonale Hochdruckzone u.a. über der
Südhälfte Deutschlands ist einer Trogvorderseite zum Opfer gefallen und
verschwunden. Übriggeblieben davon sind ein Hoch über Ost- und Südosteuropa und
ein Kräftigeres über dem Atlantik. Zum Trog, der mit seiner Achse bis Benelux
vorankommt, gehört auch ein Tief über Südnorwegen, dass sich nur wenig
verlagert. In der SW Strömung vor den Trog laufen kurze Wellen nach Nordosten
ab. Zudem greift die wellende Kaltfront des Tiefs mit dichten Wolken und
schauerartigen Regenfällen auf den Norden, Westen und Teile der Mitte über.
Großartig Labilität ist dabei meist nicht im Spiel, weshalb es auch nicht zu
Gewittern kommen sollte. Auch ist die Luft gerade in den unteren Schichten
trocken, sodass einiges vom Regen verdunstet und gebietsweise wenig oder nichts
am Erdboden ankommt.

Erst über dem Nordwesten und ganz im Norden wird - näher am Trog - die
Schichtung der Luft instabil. Dort wird einiges CAPE generiert und es formiert
sich eine deutliche Feuchtefluss- und Windkonvergenz an einer kleinen Bodenrinne
vom westlichen Niedersachsen bis ins südliche S-H. Diese wird inzwischen von den
meisten Modellen mitgetragen. Bei PPW um 35 mm, die auch durch die inzwischen
recht warme Nordsee (Tw knapp 20°C) mitgeliefert werden, soll sich daran ein
Streifen mit kräftigen Schauern und einzelnen eingelagerten Gewittern bilden,
die kurzzeitigen oder mehrstündigen Starkregen bringen können. Auch
unwetterartige Mengen sind nicht ausgeschlossen, u.a. D2 EPS. Dazu kommen
kleinkörniger Hagel und eventuell stürmische Böen.
Ganz im Südosten ist die Luft ebenfalls feuchter und die Schichtung labil. Aus
den Alpen heraus können sich, nach vorheriger Einstrahlung am ehesten vom
östlichen Alpenrand ausgehend, Gewitter bilden, die über Teile Niederbayerns
nach Nordosten ziehen. Auch dort ist Starkregen, kleinkörniger Hagel und
vielleicht mal eine Sturmböen dabei.

Darüber hinaus frischt im Vorfeld des Tiefausläufers der Süd- bis Südwestwind in
weiten Landesteilen auf. In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge sind
stürmische Böen, in weiteren windexponierten Lagen der Mittelgebirge Windböen
Bft 7 nicht ausgeschlossen. Davon ausgehend deutet sich ein Bereich mit
einzelnen Windböen von Thüringen bis Berlin/Brandenburg an und auch über
Süddeutschland kann es einzelne Windböen 7 Bft geben. Ob diese warnrelevant
werden ist unsicher, eventuelle Warnungen können in situ gemacht werden.

Etwa in einem Bereich von Oberschwaben und Teile Bayerns bis zur Neiße und Oder
sind in trockener Luft Aufheiterungen möglich und abgesehen von einzelnen
Schauern bleibt es meist trocken. Daher sind dort noch einmal Höchstwerte von 25
bis 30°C zu erwarten, wogegen sonst 19 bis 24°C erreicht werden.

In der Nacht zum Montag gelangt Deutschland in den Bereich des von Westen
hereinschwenkenden Troges. Hierdurch breiten sich von Westen Schauer und
einzelne Gewitter bis zur Mitte aus. Im Norden, aber auch im Südosten kann es an
der Kaltfront gebietsweise kräftig regnen, wobei im Norden Teile der
nachmittäglichen Schauer- und Gewitterlinie involviert sind. Gerade im Norden
ist regional Starkregen, mit oder ohne Gewitter, möglich. Für Berchtesgaden
liegen die 12h Regenmengen nahe den Dauerregenschwellen.

Von Thüringen bis zur Oder und Neiße deutet sich eine Region an, wo fast kein
Regen fällt. Viel Bewölkung und etwas Gradient halten die Temperatur über 10°C.
Stärkere Böen 7-8 Bft, Brocken 9, aus Südwest beschränken sich aufs höhere
Bergland bzw. Kammlagen.


Montag... liegt der Trog genau über Mitteleuropa und Deutschland. Am Rand des
korrespondierenden mehrkernigen Tiefs über Südskandinavien und der Ostsee
gelangt aus Nordwesten zunehmend frischere, aber nicht wirklich kalte, sondern
eher mäßig warme Meeresluft nach Deutschland. Durch den überlagerten Trog, der
immer wieder regeneriert wird und zeitweise retrograd wirkt, ist die Schichtung
instabil mit 6 bis 10°C in 850 hPa und -15 bis -19°C in 500 hPa. Zudem enthält
die Luft auch einiges an Wasserdampf, um 25 mm PPW und baut sich bei
scherungsarmen Verhältnissen MU CAPE über 500 J/kg auf.

So entwickeln sich Schauer und einzelne Gewitter, die auch mit Starkregen (ein-
oder mehrstündig bei wiederholten Schauern) verbunden sein können. Zudem ist
kleinkörniger Hagel und eventuell eine stürmische Böe nicht ausgeschlossen.
Aufgrund der Luftmasse ist die Wahrscheinlichkeit für Unwetter eher gering, aber
nicht null, weil die Zellen nahe der Trogachse langsam ziehen. Ganz im
Nordwesten scheint es im Tagesverlauf zu stabilisieren und die Schauer lassen
nach und auch über Süddeutschland ist die Luft etwas trockener und die
Schauerneigung gebietsweise gering.

Dazu frischt tagsüber der West- bis Nordwestwind stark böig auf mit gebietsweise
7 Bft in Böen, im Bergland und an der Nordsee bis 8 Bft. Über Süddeutschland
sind die Wahrscheinlichkeiten für steife Böen am größten, hier bietet sich eine
Windwarnung an. Die Temperatur steigt auf 18 bis 23, im Osten bis örtlich nahe
25°C.

In der Nacht zum Dienstag tropft ein Troganteil über den Alpen ab und bringt vor
allem dort, abgeschwächt aber ausgreifend bis Südbayern Hebung und gebietsweise
schauerartigen Regen, durchaus auch mit Mengen um 25 l/qm in 12h am Alpenrand.
Ansonsten gibt es zunächst weitere Schauer und einzelne Gewitter, die im Laufe
der Nacht nachlassen. Vor allem im Norden und Nordosten kann es stärker
auflockern, bevor ein neuer Troganteil von Nordwesten wieder eine Zunahme der
Schauerneigung bringt. Vor allem im höheren Bergland und an der Nordsee bleibt
es noch windig. Temperaturen 13 bis 8°C.


Dienstag... führt dieser Troganteil dazu, dass sich der Höhentrog insgesamt bei
uns festsetzt und nach Süden ausweitet. Die Advektion der kühleren Luft
verstärkt sich noch und die Temperatur geht gegenüber Montag noch etwas zurück.
Bei +4 bis +8°C in 850 hPa werden vor allem im Norden, wo es die größten
Sonnenanteile gibt, um der etwas über 20°C gemessen, sonst liegen die
Höchstwerte meist bei 15 bis 20°C.

Die Hebung, die in erster Linie durch die kurzwelligen Höhentröge zustande
kommt, soll sich tagsüber auf den Westen, die Mitte und den Süden konzentrieren.
Hier überwiegt starke Bewölkung mit weiteren schauerartigen und vereinzelt
gewittrigen Regenfällen. Dabei sinkt die Schneefallgrenze in den Alpen zeitweise
etwas unter 2000m.

In größeren Teilen des Nordens und Nordostens ist die Schauerneigung zunächst
gering. Es deutet sich aber an einem Bodentrog von Dänemark und der Ostsee her
im Tagesverlauf wieder eine Zunahme an.
Der Druckgradient, gestützt auch durch die Konvektion bringt vor allem an der
Nordsee und über Süddeutschland einige starke bis steife Böen, im Schwarzwald
und in den Alpen vielleicht auch stürmische Böen aus West bis Nordwest.

In der Nacht zum Mittwoch tropft der Trog zu einem großen Höhentief über dem
südöstlichen Mitteleuropa ab, Schwerpunkt Österreich/Ungarn. Obwohl sich damit
der Trog/Tiefschwerpunkt etwas entfernt, bleibt es zyklonal mit weiteren
Schauern, die tagesgangbedingt nachlassen. Auch Gewitter sollte kaum noch geben.
In der Südhälfte stehen erfrischend einstellige Minima in Aussicht.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren ähnlich. Auch die Konvergenz im Norden wird für heute
Nachmittag verhältnismäßig kongruent simuliert. Regen und Gewitter dürften meist
im markanten Rahmen bleiben.

Die Böen schreien für heute nicht gerade nach Warnungen, für den Montag sieht es
im Süden schon eher nach einer "kleinen" Windlage aus. Die Regenfälle im
Südosten erreichen zwar eventuell lokal die Warnschwellen, Warnungen drängen
sich aber nicht wirklich auf.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner