DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist
03-03-2021 08:30
SXEU31 DWAV 030800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 03.03.2021 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HNa
Umstellung Großwetterlage von warmer Frühlingsluft zu polarer Kaltluft. Dabei im
Vorfeld am Donnerstag von Südwesten bis zur Mitte einzelne Gewitter. An den
Alpen und im Erzgebirge zum Freitag Schnee. In der Nacht zum Samstag örtlich
auch strenger Frost.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... befindet sich der Vorhersageraum noch unter dem Einfluss eines sich
abschwächenden Höhenrückens. Dieser wird von zwei Seiten angegriffen. Da ist zum
einen ein kurzwelliger Trog bei den Britischen Inseln mit einem eigenständigen
Höhentiefzentrum. Dieser bewegt sich unter Abschwächung langsam weiter ostwärts.
Gleichzeitig macht sich eine Austrogung über dem Nordmeer bemerkbar, die sich im
Tagesverlauf langsam südwärts bewegt und damit hauptverantwortlich dafür ist,
dass der Rücken über Europa immer mehr abflacht und nach Südosteuropa abgedrängt
wird.
Am heutigen Tag überwiegt noch der antizyklonale Einfluss, der aber erste
Schönheitsfehler bekommt. So lässt sich im Satellitenbild auf den ersten Blick
ein recht massives Wolkenband ausgehend von Spanien und dem westlichen
Mittelmeerraum über Frankreich bis nach Deutschland erkennen. Dieses liegt
weitgehend unter einer sekundären Achse des Rückens und könnte etwas verwundern.
Auf dem zweiten Blick erkennt man in den Radiosondenaufstiegen, dass der
Feuchteanteil vor allem in der oberen Troposphärenschichten erhöht ist. Daraus
würde man auf ein paar Schleierwolken schließen. Dass das Wolkenband, wenn auch
dünn, so massiv in Erscheinung tritt, ist vor allem einer anderen Tatsache
geschuldet. So hat sich nun schon zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen ein
kräftiger Schwall Saharaluft auf den Weg zu uns gemacht. Dies lässt sich gut in
den Lidar- und Ceilometermessungen erkennen und ist von der optischen Dicke her
schon ziemlich massiv. In Kombination mit der vorhandenen Feuchte in den oberen
Troposphärenschichten ergibt sich dann eben dieser kompakte Wolkenfilm.
Saharastaub und daraus durch den Aerosolinput entstehende Wolken werden
klassischerweise nicht von den Wettermodellen erfasst. Insofern sind die
Prognosen der Wolken auch nur in Ansätzen in den Vorhersagen sichtbar. Wie
angesprochen ist der Wolkenfilm zwar nur recht dünn, aber eben auch massiv.
Insofern bleibt abzuwarten, wie realistisch die von MOS prognostizierten 14 bis
19 Grad tatsächlich sind. Sollten sich diese bestätigen, würde der heutige
Mittwoch der wärmste Tag der Woche werden, es ist aber wohl ehr von kühleren
Höchstwerten auszugehen.
Dies gilt zumindest für weite Teile des Landes. Wen der Wüstenbesuch reichlich
egal ist, sind die Bewohner des Nordens und dort insbesondere die
Küstenanrainer. Dort hält sich schon seit Tagen tiefer Stratus und teils dichter
Nebel. Bei gradientschwachen und austauscharmen Verhältnissen wird sich daran
auch am heutigen Tag nicht viel ändern. So wird es wohl in den küstennahen
Gebieten auch ganztags neblig trüb bleiben und sich der tiefe Stratus halten.
Das zuvor Gesagte mit einer deutlichen Abtrocknung oberhalb der Bodeninversion
ist auch gut in den Morgenaufstiegen von Greifswald oder Schleswig zu sehen. Das
Temperaturniveau wird in diesen Regionen wohl ähnlich niedrig liegen, wie in den
Vortagen (1 bis 6 Grad).
In der Nacht auf Donnerstag flacht der Rücken immer mehr ab und verliert weiter
an Einfluss. Der Kurzwellentrog, der vom Ärmelkanal nach BeNeLux zieht wird
ebenfalls immer schwächer und von dem Trogvorstoß über Skandinavien
eingesammelt, der hauptverantwortlich für die Umstellung der Großwetterlage ist.
Am Boden macht sich bereits eine erste Kaltfront bemerkbar, die infolge der
Konstellation in der Höhe auch noch in ein schwaches Bodentiefzentrum
eingelagert ist, das zum westeuropäischen Trog gehört. Die eigentliche Kaltluft
liegt mit einer zweiten Kaltfront hingegen noch über Südskandinavien.
Mit der Kaltfront wird der tiefe Stratus weiter landwärts gedrängt und erreicht
bis zum Morgen die nördliche Mitte. Die Obergrenze der Stratusschicht liegt
gerade einmal bei 800 m. Später gesellen sich auch ein paar mittelhohe
Wolkenfelder dazu, die aber eher dem Trog über Westeuropa geschuldet sind. Mit
dem Stratus werden auch ein paar Tropfen (Sprüh)regen simuliert, vornehmlich in
MeckPomm.
Von der Mitte bis in den Süden ist es bodennah noch recht trocken. Dort zeigen
sich vor allem im mittelhohen und hohen Troposphärenniveau teils dichtere
Wolkenfelder, die weiterhin auch durch den Saharastaub getriggert sind. Je
nachdem wie dicht diese Wolkenfelder sind, kann es im Südosten entweder nochmal
für leichten Frost reichen, oder eben nicht. Dort ist zumindest die Frostgefahr
am größten und es können sich im Laufe der Nacht teils dichte Nebelfelder
bilden. Glätte ist dabei nur örtlich ein Thema.
Donnerstag... schreitet die Umstellung der Großwetterlage weiter voran. Mit der
Vorderseite des kleinen Trogrestes, der sich weiter knapp westlich von uns
befindet werden feuchtlabile Luftmassen in die Südhälfte geführt, während
gleichzeitig die erste Bodenkaltfront langsam weiter nach Süden vorankommt. Mit
dem eingelagerten schwachen Bodentief und aufgrund der niedrigen Obergrenze der
Stratusdecke, schreitet diese Prozess aber nur langsam voran und wird durch die
Mittelgebirge abgebremst. Dadurch kann die eigentlich (zweite) Kaltfront immer
mehr aufschließen und erreicht zum Nachmittag bereits den Norden Deutschlands.
Mit der Kaltfront wird ein wenig skaliger Regen, im Nordosten auch Sprühregen
auftreten.
Die feuchtlabile Luft im Vorfeld der Kaltfront(en) ist gekennzeichnet durch
recht steile Lapse Rates. Hinzu kommt ein Schwall Feuchtigkeit die sich sowohl
in erhöhten Werten der spezifischen Grenzschichtfeuchte zeigt, als auch an
ppw-Werten die bis nahe 20 mm steigen. In Kombination wird ein wenig CAPE
vorhergesagt und auch die Prognoseaufstiege von ICON-D2 lassen das Auftreten
einzelner Gewitter vom Südwesten bis zur Mitte durchaus realistisch erscheinen.
Diese sollte weitegehend im gelben Bereich ablaufen, wenngleich das Erreichen
der 15 mm Schwelle örtlich nicht gänzlich auszuschließen ist. Davon abgesehen
muss von der Mitte bis in den Süden im Tagesverlauf mit schauerartigen
Niederschlägen gerechnet werden. Am längsten trocken bleibt es im Südosten, wo
auch noch längere Zeit die Sonne zu sehen ist.
Der Wind dreht mit Passage der Kaltfront von West auf Nord bis Nordwest, wobei
abgesehen von stürmischen Böen auf dem Brocken keine Warnschwellen überschritten
werden.
Rückseitig der zweiten Kaltfront kommt im Laufe des späteren Nachmittags im
Norden auch wieder die Sonne raus, da die Luftmasse postfrontal rasch wieder
abtrocknet.
In der Nacht auf Freitag macht die Kaltluft weiter Boden gut. Zunächst erreicht
die erste Kaltfront den Alpenrand, sodass es dort im Alpenstau längere Zeit
regnen kann. Die Schneefallgrenze liegt zu diesem Zeitpunkt noch recht hoch.
Erst zum Morgen kommt dort mit der zweiten Kaltfront die eigentliche Kaltluft an
und die Schneefallgrenze sinkt allmählich bis auf 1000 m.
Rückseitig der Kaltfront trocknet die Luftmasse rasch ab. Damit gehen zwar die
Niederschläge bis in mittlere Lagen in Schnee über, allerdings fällt nicht mehr
wirklich viel, sodass eigentlich keine Schneefallwarnungen notwendig sind.
Anders schaut es im Stau (Nordwestkomponente) des Erzgebirges aus, dort sind bis
ins Vorland ein paar wenige Zentimeter Schnee möglich.
Im restlichen postfrontalen Bereich muss mit leichtem Frost bis -5 Grad
gerechnet werden. Wo es noch längere Zeit Niederschlag gab, ist überfrierende
Nässe denkbar.
Freitag... befindet sich Deutschland an der Westflanke des über Osteuropa
südwärts ablaufenden Troges. Damit gelangt nur der Osten des Landes
vorübergehend in den Einflussbereich von Höhenkaltluft (T500 bis -36 Grad). Dort
kann es in der bereits ziemlich trockenen Luft zumindest ein paar schwache
Schauer geben. Im Erzgebirge und dem angrenzenden Vorland macht sich weiter der
Stau bemerkbar, sodass es dort etwas schneit. Viel mehr als eine dünne
Neuschneeauflage ist aber nicht zu erwarten.
Staubedingt fällt auch im Süden noch etwas Niederschlag, am meisten unmittelbar
an den Alpen. Dabei sinkt die Schneefallgrenze bis in die Niederungen. An den
Alpen können damit einige Zentimeter Neuschnee zusammenkommen, in den Staulagen
ist das Überschreiten der Marke von 10 cm in 12 h möglich.
Im großen Rest des Landes macht sich Absinken mit einem zu den Britischen Inseln
und dem Nordmeer vorstoßendem Höhenkeil bemerkbar. Diese stützt auch ein
kräftiges Bodenhoch über Großbritannien. Vom Norden bis zur Mitte zeigt sich
neben einigen Quellwolken damit zum Teil längere Zeit die Sonne.
Das Temperaturniveau liegt indes deutlich niedriger im einstelligen Bereich
zwischen 5 und 8 Grad. In Umfeld der östlichen Mittelgebirge und im Richtung
Vorpommern sowie an im Alpenvorland bleibt es kälter mit Werten unter 5 Grad.
In der Nacht auf Samstag kommt das Bodenhoch bis nach Deutschland voran und auch
der Rücken kräftigt sich und weitet seinen Einfluss nach Deutschland aus. Die
Niederschläge an den Alpen lassen nach und in großen Teilen des Landes wird eine
gering bewölkte oder klare Nacht erwartet. Einzig im Nordwesten kann sich Nebel
und tiefer Stratus von der Nordsee kommend etwas landeinwärts bewegen.
Abgesehen vom direkten Küstenumfeld gibt es verbreitet leichte bis mäßige
Nachtfröste zwischen -2 und -9, in den Hochlagen der östlichen Mittelgebirge vor
allem in Verbindung mit Schnee auch strenger Frost unter -10 Grad.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen Einigkeit bei der Vorhersage der kurzfristigen Entwicklung.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer