DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-12-2019 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 18.12.2019 um 10.30 UTC



Unbeständig und für die Jahreszeit insgesamt mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 25.12.2019


Eingangs der Mittelfrist, am kommenden Samstag, liegen wir unter einer
westsüdwestlichen Höhenströmung vor einem Trog über Nordwesteuropa. Dabei
schwenkt ein Troganteil über uns nach Osten, der aber nur wenig wetterwirksam
ist. Vielmehr zieht zunächst eine Kaltfront ostwärts ab, mit der die sehr milde
Luftmasse des Vortages, von etwas weniger milder Luft verdrängt wird. Der Föhn
in den Alpen ist dann aber schon zusammengebrochen.
Nachts und am Sonntag tagsüber folgt ein Tief, das wahrscheinlich nach
Norddeutschland zieht. Die Frontalzone dringt unterdessen von Westeuropa in den
Mittelmeerraum vor, so dass wir an deren kalter Seite zu finden sind. An der
Südflanke des erwähnten Tiefs frischt der Wind auf und es wird weiterhin milde
Meeresluft zu uns transportiert, auch wenn die Luft polaren Ursprungs ist.
Zugbahn und Stärke des Tiefs sind noch unsicher. Schnee ist höchstens in einigen
Gipfellagen eine Option, auch für Schnee an der Nordflanke des Tiefs ist es
wahrscheinlich zu mild.
Am Montag wölbt sich über dem nahen Ostatlantik und über Westeuropa ein
Höhenrücken auf, vor dem die Strömung auf nordwestliche Richtungen dreht. Die
Zufuhr der erwärmten Meereskaltluft verstärkt sich noch etwas, wirklich kalt
wird es aber nicht, lediglich in der mittleren Troposphäre deutet sich ein
Temperaturrückgang auf unter -30°C in 500 hPa an. Das Bodentief füllt sich bei
seiner Ostverlagerung auf. In der feucht-instabilen Luftmasse sind dann
schauerartige Niederschläge zu erwarten. Die Schneefallgrenze wäre aber nach wie
vor in höheren Berglagen zu finden.
Am Dienstag, Heiligabend, wandert der Rücken ostwärts und schiebt dabei ein
Zwischenhoch nach Mitteleuropa herein. Die Entwicklung wird aber unsicher, siehe
folgende Abschnitte. Zumindest besteht aber die Möglichkeit einer kurzen
Wetterberuhigung. Die Chancen auf winterliches Wetter tendieren fürs Flachland
gen 0.
Am Mittwoch, dem 1. Weihnachtstag, liegen wir unter einer westnordwestlichen
Strömung, wobei der Rücken im Norden von einem Kurzwellentrog abgehobelt wird
und ein Bodentief von den Britischen Inseln nach Südskandinavien zieht. Dem Tief
folgt dann ein erneuter Schwall erwärmter Meeresluft polaren Ursprungs, in der
es bei leicht überdurchschnittlichen Temperaturen bleibt. Zeitweise fällt Regen,
im höheren Bergland auch Schnee und der Wind kann vorübergehend auffrischen.
In der erweiterten Mittelfrist ist ein Trend erkennbar hin zu einer
Meridionalisierung der Strömung, der schon über Weihnachten beginnt, mit einem
Höhenrücken über dem Ostatlantik oder Westeuropa und dem obligatorischen Trog
östlich davon. Dabei setzt sich zunächst aber mal das unbeständige und relativ
milde Wetter weiter fort. Die Niederschläge fallen höchstens in höheren,
vorübergehend mittleren Berglagen als Schnee.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS Modells ist bis zum Beginn der kommenden Woche gut. Es
steht wechselhaftes und teilweise windiges Wetter an unter einer meist
westlichen Strömung. Danach laufen die kurzen Wellen auseinander, in der Folge,
über Weihnachten, werden auch die langen Wellen anders simuliert. Die Vorhersage
wird aus dieser Sicht ab Dienstag unsicher. Für die Jahreszeit kaltes oder gar
winterliches Wetter ist aber nicht erkennbar.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ein Vergleich der globalen Modelle zeigt schon am Sonntag größere Unterschiede.
So soll das Tief im GFS weiter nördlich als bei IFS, über den deutschen
Küstenbereich nach Osten ziehen, im ICON noch etwas weiter nördlich, wobei hier
ein Kerndruck von 985 hPa simuliert wird, im IFS sind es 995 hPa. Das sind für
diesen Zeitraum sicher keine exorbitanten Unterschiede, allerdings haben diese
erheblichen Einfluss auf den Wetterablauf, der somit schon sehr unsicher wird.
Am Montag folgt im GFS rasch die Warmfront eines kräftigen Tiefs bei Irland, die
im IFS und bei ICON noch über Westeuropa liegt.
Den Zwischenhocheinfluss für Heiligabend zeigen dann weder GFS noch ICON. GFS
lässt ein kleines Sturmtief in die südliche Nordsee ziehen, bei ICON zieht eine
deutliche schwächere Variante über unsere Landesmitte nach Osten; also von
Wetterberuhigung, wenn auch nur kurz, keine Spur.

An der großräumigen Entwicklung bestehen weniger Zweifel, es bleibt wechselhaft
und für die Jahreszeit zu mild.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles bestätigen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte die
Aussagen des operationellen Laufs. Über den gesamten Zeitraum gibt es
Niederschlagssignale. Nach einem Geopotentialminimum am Wochenende geht es
wieder aufwärts, was dem Aufbau eines Höhenrückens westlich von uns geschuldet
ist, der bis nach Mitteleuropa mit steigenden Geopotentialwerten ausstrahlt. An
seiner Ostflanke steigen die Temperaturen niedertroposphärisch allerdings nicht
an, eher geht die Tendenz zu einem leichten Rückgang.
In der Clusterung ist im Laufe der Mittelfrist ein deutlicher Trend hin zur
Blockierung zu erkennen. Im Zeitraum bis 168h schwenken alle 3 dann gebildeten
Cluster zur Blockierungslage mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Rücken
über Südwest- und Westeuropa. In der erweiterten Mittelfrist setzt sich dieser
Trend fort. In allen Clustern ist über West, Nord- oder Mitteleuropa eine
deutliche positive Geopotentialanomalie zu sehen. Der mögliche
Temperaturrückgang lässt aber auf sich warten, da zunächst auch über Ost- und
Nordeuropa die kalte Luft fehlt...
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Großartige signifikante Entwicklungen stehen mittelfristig eher nicht an. Am
Wochenende gibt es Hinweise seitens EFI auf sehr milde Temperaturen im Süden mit
leichten Wind- und Niederschlagssignalen im Südwesten. In der Folge, wohl vor
allem am Montag, kann es im Alpenstau kräftiger regnen oder schneien. Insgesamt
dürfte warntechnisch der Wind im Vordergrund stehen, ohne das eine markante
Sturmlage ansteht. Der Niederschlag wird aus aktueller Sicht, auch akkumuliert,
nicht warnrelevant. Nur am Alpenrand zeigen auch die deterministischen Modelle
Signale für größere Niederschlagsmengen, allerdings tritt dort zumindest
teilweise auch die feste Phase auf.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECM, ECM EPS, Mos
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner