DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-05-2016 21:00
SXEU31 DWAV 091800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 09.05.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Keine.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... lag um 12 UTC in 300 hPa ein Rücken über der Schweiz, dem
östlichsten Frankreich und Belgien und damit der Süden, Westen und die Mitte
Deutschlands unter leichtem Absinken, während sich vom Höhentief
(Kaltlufttropfen) über dem Dreiländereck Rumänien/Ungarn/Ukraine ein Trog nach
Sachsen erstreckte, der über Niedersachsen quasi in den Trog eines über der
Nordsee befindlichen abgespaltenen Höhentiefs überging. Der Nordosten unseres
Landes befand sich dagegen im Strömungsbereich der Antizyklone über dem
Baltikum. Bis zum Tagesende kommt der Rücken unter leichter Kräftigung mit
seiner Achse in den Südwesten und Westen Deutschlands voran und der Trog
verlagert sich in den äußersten Norden.

Die konvektive Aktivität ist heute sehr gedämpft: Von Polen her sind einige
Schauer nach Vorpommern hereingezogen, die aber nicht höher als 5000 Meter
reichten (etwa -13 Grad), was für Gewitterbildung nicht ausreichte. Im Temp von
Greifswald kann man auch schön den kalten Fuß erkennen, der durch den Seewind
von der Ostsee entstand. In den letzten Stunden zeigten sich sowohl dort, als
auch im Südwesten und am Alpenrand starke Auflösungstendenzen der (im Süden nur
sehr schwach ausgeprägten) konvektiven Entwicklungen.

Die Blauthermik sorgte vor allem über Niedersachsen, aber auch über
Sachsen-Anhalt und dem westlichen Brandenburg bis nach Berlin für einzelne
steife Böen, im erstgenannten Land auch vereinzelt für eine stürmische Bö.
Für 18 UTC werden vom OOG noch Böen Bft 7 im westlichen Niedersachsen und teils
an der Nordsee simuliert. Nachts sind dann lediglich auf dem Brocken, ggf. auch
auf dem Fichtelberg stürmische Böen möglich.

In der kommenden Nacht soll es nach COSMO-EU im äußersten Westen von
Rheinland-Pfalz und im Saarland durch leichte WLA bereits zu Regenfällen kommen,
die von 18 bis 06 UTC immerhin bis über 8 mm bringen sollen. ICON6_NEST weitet
diesen Regen noch deutlich weiter nordost- und ostwärts aus, womit außer dem
Saarland und großen Teilen von Rheinland-Pfalz auch die gesamte Südwesthälfte
Baden-Württembergs betroffen ist. Auch hier gehen die Werte im Saarland bis an
die 8 mm. C-DE fährt einen Mittelweg zwischen den beiden eben genannten
Modellen. Bis zum Dienstag morgen breiten sich hohe und mittelhohe Wolken auf
große Teile der Südwesthälfte Deutschlands aus.


Dienstag ... verlagert sich der Rücken abschwächend nordostwärts und nimmt um 24
UTC eine Achsenposition Bayern-Thüringen-Niedersachsen ein. Ein schwacher
Sekundärtrog greift abends auf den Südwesten Deutschlands über und kommt bis zum
Ende des Tages nach NRW und Hessen voran. Angesichts schwacher Höhenwinde ist
ihm hebungstechnisch keine Bedeutung zuzuschreiben.

Die teils schauerartigen, möglicherweise auch gewittrigen Regenfälle breiten
sich bis zum Nachmittag von Südwesten her über Rheinland-Pfalz und
Baden-Württemberg weiter nach Nordosten aus und schwächen sich dann zum Abend
hin deutlich ab. Die Niederschlagssummen sind nicht hoch, zumal weder Vorticity-
noch Temperaturadvektion einen Hebungsbeitrag liefern. Das Bodendruckfeld ist
allerdings sowohl von der Isobarenkrümmung als auch von der horizontalen
Scherung her leicht zyklonal contouriert, was am ehesten die
Niederschlagsbildung erklären dürfte.
Von 00 bis 24 UTC bleibt C-EU unter 10 mm, ICON6_NEST geht über dem
nordwestlichen Saarland bis 13 mm. GFS setzt einmal mehr das Maximum ins
Berchtesgadener Land mit 26 mm.

Die CAPE ML-Werte steigen bis 18 UTC nur örtlich (Südschwarzwald, westliches
Saarland) auf über 250 J/kg, so dass abends dort auch ein Gewitter nicht
auszuschließen ist. Angesichts weiterer Durchfeuchtung im Südwesten ist dort
eventuell auch mit Starkregen zu rechnen. WarnMOSLong von heute 16 UTC gibt aber
nur sehr geringe Wahrscheinlichkeiten für Starkregen um 18 UTC.

Steife Windböen dürften nur noch sehr vereinzelt im Norden und Osten auftreten.


Mittwoch ... wandert der Rücken im Süden nach Nordosten, während er im
Nordwesten Deutschlands faktisch stationär bleibt. Der schwache Trog verlagert
sich dabei an der Westflanke des Rückens über dem westlichen Deutschland bis
Mittag nach Norden. Um 24 UTC erstreckt sich die Rückenachse vom südwestlichen
Sachsen nach Ostfriesland.

Auch der Mittwoch gestaltet sich "wettertechnisch" relativ unspektakulär, wobei
die Nordosthälfte wieder eindeutig die sonnigere Hälfte unseres Landes sein
wird.
Der Luftdruck fällt, insbesondere im Süden, wo sich zum Tagesende nach ICON über
dem Bodenseeraum ein Tief bildet (Kern unter 993 hPa). Damit intensiviert sich
der Gradient besonders über den mittleren Teilen Deutschlands. C-EU simuliert
Böen Bft 7 aus östlichen Richtungen von Bayern über Thüringen/Sachsen-Anhalt bis
in den Nordseeraum, während OOG nur ganz vereinzelt steife Böen zulässt.

Die Labilitätswerte sind weiterhin eher gering; am ehesten sind im Westen und
Süden auch Gewitter möglich, bei ppw`s um 25 mm ist dabei auch Starkregen nicht
auszuschließen.

C-EU prognostiziert 24stündig im südlichen Schwarzwaldbereich bis 25 mm, das
genestete ICON nur etwa die Hälfte, GFS liegt im äußersten Süden bei Werten
knapp über 10 mm.


Donnerstag ... bewegt sich bis 12 UTC ein aus dem Höhentiefkomplex über
Südwesteuropa abgespaltenes Tief vom Löwengolf zum Unterlauf des Pos. Von diesem
Höhentief reicht dann ein recht markanter Trog nordostwärts über Österreich und
die Tschechische Republik, womit besonders der Südosten von Bayern unter seine
vorderseitige PVA gerät. Aus dem Höhenrücken spaltet sich über der südwestlichen
Nordsee eine eigenständige Antizyklone ab.

Der Donnerstag bleibt bis Mittag nördlich einer Linie Niederrhein-Dresden
sonnig. Südlich davon ist es stark bis geschlossen bewölkt und es regnet teils
schauerartig. Vorderseitig des Troges treten über dem Südosten Bayerns dann
gegen Mittag auch Gewitter auf. Die CAPE ML-Werte sind dort deutlich höher als
in den Vortagen und überschreiten um 12 UTC in Südostbayern vielfach die 500
J/kg, teils auch die 750 J/kg.

Von 00 bis 12 UTC sollen nach C-EU westlich von Pforzheim bis zu 41 mm fallen,
am Kaiserstuhl bis 33 mm. ICON6_NEST errechnet wieder geringere Mengen, am
Hochrhein bis 21 mm.

Der nordöstliche bis östliche Wind frischt zum Mittag hin in der Nordhälfte des
Landes deutlich auf, so dass dort verbreitet Böen Bft 6 bis 7, vereinzelt auch
Bft 8, zu erwarten sind. Exponierte Gipfellagen in den mittleren und östlichen
Gebirgen bekommen Böen Bft 8 bis 9.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle prognostizieren kurzfristig eine ähnliche Entwicklung wie
die deutsche Modellkette.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.