DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-04-2024 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.04.2024 um 10.30 UTC



Insgesamt wechselhaft. Anfangs teils starke Gewitter, im Norden und Osten noch
sommerlich warm, ab dem Wochenende leichter Temperaturrückgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 06.05.2024


Am Donnerstag liegt Deutschland zwischen einem blockierenden Hoch mit
Schwerpunkt über Südskandinavien und einem Höhentiefkomplex mit Zentren westlich
der Bretagne und übe dem Löwengolf. Das Ergebnis ist eine südöstliche Strömung,
mit welcher in den Norden und Osten Deutschlands trocken-warme und sonst
feuchtwarme Luft geführt wird. In letzterer hat sich ein Tiefdruckrinne
gebildet, die sich von Südengland über den Westen und Süden Deutschlands bis
nach Niederösterreich erstreckt. In deren Bereich entwickeln sich Gewitter;
Unwetter sind nicht auszuschließen, wobei aufgrund der geringen
Verlagerungsgeschwindigkeit heftiger Starkregen in den Fokus zu rücken ist. In
abgeschwächter Form können diese Gewitter auch Teile der Mitte erfassen. Im
Norden und Nordosten Deutschlands sind in der trockenen Warmluft
Höchsttemperaturen um oder etwas über 25 Grad möglich.
Im Laufe des Freitags verlagert sich der südliche Kern des o.g.
Höhentiefkomplexes über die Adria hinweg ostwärts. Hierdurch verschiebt sich die
Tiefdruckrinne nebst eingelagerter Gewittertätigkeit etwas nach Norden, d.h. vom
Nordwesten und Westen bis in die Mitte hinein entwickeln sich im Tagesverlauf
Gewitter, die durchaus noch etwas weiter nordostwärts ausgreifen können. Durch
Entrainmentprozesse von Nordosten und Südwesten her wird die Luftmasse jedoch
entschärft, so dass die Wahrscheinlichkeit für Unwetter gegenüber dem Vortag nur
noch sehr gering ist.
Am Samstag greift dann der westliche Kern des Höhentiefkomplexes auf die
Britischen Inseln über. Ein erster, hiervon ausgehender Kurzwellentrog wird von
Kaltluftadvektion überlaufen und kann daher nicht viel ausrichten. Abgesehen von
einzelnen schwachen Schauern anfangs in Ostseenähe und später im äußersten
Westen bleibt es niederschlagsfrei. Ein weiterer Kurzwellentrog, der dieses
Höhentief umläuft, induziert über Südengland eine kräftige Zyklogenese. Die
Kaltfront des resultierenden Tiefs erreicht in der Nacht zum Sonntag mit
Niederschlägen den Westen Deutschlands, die am Sonntag nahezu das gesamte
Vorhersagegebiet erfassen. Die 20 Grad-Marke wird dann kaum noch erreicht.
Am Montag gelangt Deutschland in den Randbereich des über Südengland liegenden
Höhentiefs, so dass sich eine rege Schauertätigkeit einstellt. Lediglich im
Nordosten und Osten Deutschlands ist, bedingt durch die Nähe zu dem weiterhin
über Fennoskandien liegenden Hoch, die Schaueraktivität etwas gedämpft.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird das über Südengland
liegende Höhentief unter Umwandlung in einen Kaltlufttropfen über den Westen und
Südwesten Deutschlands hinweg nach Südeuropa gesteuert. Während am Dienstag
häufig Schauer und kurze Gewitter zu erwarten sind, gewinnt zur Wochenmitte hin
das über Fennoskandien liegende Hoch die Oberhand und die Niederschläge lassen
nach. Eine durchgreifende Erwärmung bleibt jedoch aus.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Freitag ist der aktuelle Lauf zu den gestrigen Simulationen
noch einigermaßen konsistent. Dies ist ab Samstag nicht mehr der Fall. Der
gestrige 00 UTC-Lauf hatte über der Nordsee und den Britischen Inseln ein
blockierendes Hoch im Angebot, nach der aktuellsten Modellrechnung gelangt
bekanntermaßen nach Südengland ein Höhentief. Dieses liegt Sonntagmittag knapp
1000 km weiter östlich aus beim 12 UTC-Lauf des Vortages, beim gestrigen 00
UTC-Lauf war anstelle dieser Höhentiefs ein Rücken zu finden. Am Montag zeigten
der aktuelle und der gestrige 12 UTC-Lauf dieses Höhentief an der weiter oben
beschriebenen Position, wogegen der 00 UTC-Lauf in diesem Bereich weiterhin
einen breiten Rücken im Angebot hatte.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum lassen sich als weitgehend
konsistente Strukturen lediglich der vor Westeuropa liegende Höhenkeil und ein
Langwellentrog, der sich von Nordwestsibirien bis zum Kaukasus erstreckt,
herausarbeiten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Wie bei der Konsistenzbetrachtung ergeben sich im Vergleich mit externen
Modellen auch bereits ab Samstag größere Unterschiede. Die oben beschriebene
Version wird noch von ICON gestützt, das Modell des kanadischen Wetterdienstes
lässt den von dem Höhentief über England ausgehenden Trog bis in den Süden
Deutschlands reichen. Ein anderes Szenario zeigen GFS und UK10, nach beiden
Modellen verlagert sich dieses Höhentief zum westlichen Mittelmeer. Demnach
dürfte sich nach letzteren beiden Modellen am Wochenende eher ein antizyklonaler
Wettercharakter einstellen. Bis Montag lässt ICON im Gegensatz zu EZMW und zum
kanadischen Modell dieses Höhentief weitgehend verschwinden. Nach UK10 und GFS
dominiert noch antizyklonaler Einfluss.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzen die Modelle durchweg
auf Hochdruckeinfluss. Während GFS ein höheres Temperaturniveau als EZMW zeigt,
wäre nach dem Modell des kanadischen Wetterdienstes, bedingt durch einen nach
Süden ablaufenden Kaltlufttropfen, erneut ein Kälteeinbruch mit Spätfrösten und
Schnee im Bergland vorstellbar.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Nach dem EPE des GFS kommt eine Blockierung über den Britischen Inseln und
Westeuropa in Gang. Die Folge wäre eine antizyklonale Nordwestlage, wobei nach
Nordosten hin das Temperaturniveau leicht unternormal wäre. Der deterministische
Lauf ist eher am warmen Rand der Verteilung der Einzellösungen zu finden. Dabei
nimmt bereits ab dem Wochenende der Spread signifikant zu. Am Donnerstag und
Freitag sind Signale für Starkregen zu finden, danach zeigt sich hinsichtlich
der Niederschläge ein ausgeprägter konvektiver Tagesgang.
Das EPS des EZMW setzt ebenfalls auf eine Blockierung, lässt diese aber anhand
des EPS-Mittels im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum weiter
östlich, d.h. ehe über Skandinavien, ansetzen. Bei Betrachtung der einzelnen
Cluster zeigt sich eine Dominanz einer Blockierung über Westeuropa und der
Nordsee. Die Variante des kanadischen Modells (mit dem erneuten Kälteeinbruch)
wird von keinem der Cluster gestützt. Der Spread bleibt im vergleich mit dem EPS
des GFS geringer, im Westen und Südwesten sind der Hauptlauf eher auf der kalten
Seite der Verteilung der Einzellösungen zu finden. Bemerkenswert ist zudem, dass
im Nordosten Deutschlands, wenn auch anhand von Einzellösungen (weniger als 5
Member) Signale für eine merkliche Abkühlung, ggf. auch mit Spätfrösten, zu
finden sind.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag entwickeln sich in der feuchtwarmen Luft im Westen und Südwesten
Gewitter; Unwetter durch heftigen Starkregen und Hagelansammlungen sind dabei
nicht auszuschließen. Mit geringer Wahrscheinlichkeit kommen sich auch im Süden,
Südosten und bis in die Mitte hinein einzelne starke Gewitter zustande. Darüber
hinaus besteht im östlichen Bergland in Kamm- und Gipfellagen die Gefahr von
Sturmböen.
Am Freitag sind im Nordwesten, Westen und in Teilen der Mitte im Tagesverlauf
erneut Gewitter möglich, Starkregen ist dabei nur noch wenig wahrscheinlich.
Ansonsten gibt es keine markanten Wettergefahren.
Am Samstag sind im Bereich eines Zwischenhochs wahrscheinlich keine markant zu
bewarnenden Wetterereignisse zu erwarten. Am Sonntag setzen mit Annäherung eines
Höhentiefs wiederholt Schauer, teils auch kurze Gewitter ein, dabei muss vor
allem im Nordwesten und Westen Deutschlands mit stürmischen Böen gerechnet
werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann*