DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-04-2024 07:30
SXEU31 DWAV 240800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 24.04.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrM
Bis Donnerstag noch anhaltende kühle Troglage mit Graupelgewittern und vor allem
im Bergland auch mit winterlichen Erscheinungen. Nachts gebietsweise Frost. Ab
Freitag Erwärmung.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... hält uns die Großwetterlage Trog Mitteleuropa (TrM) weiter in Schach
und versorgt uns beständig mit polarer Kaltluft, die Frühlingsgefühle
wirkungsvoll unterdrückt. Durch immer neue Randtröge wird diese Großwetterlage
zunächst auch in der Kurzfrist aufrechterhalten, bevor sie zum Freitag hin eine
entscheidende Modifikation erhält - doch dazu später mehr.
Am heutigen Mittwochmorgen driftet ein solcher Randtrog innerhalb des von
Skandinavien bis ins zentrale Mittelmeer sich erstreckenden Langwellentrog mit
WLA und schwacher PVA von der Nordsee kommend in den Westen Deutschlands, um am
Nachmittag über dem Süden zu schwenken. Das Drehzentrum kreist dabei zunächst
über der Deutschen, abends über der Lübecker Bucht. Verbunden ist es mit
Bodentief CELINA, dessen Zentrum sich ungefähr an selber Position befindet wie
das Höhentief. Die Entwicklungschancen sind damit überschritten, und auch die
zugehörige Okklusion, die aktuell heute Morgen eine Linie Oberrhein - Franken -
Berlin - Mecklenburg erreicht hat, löst sich bei ihrer langsamen
Weiterverlagerung Richtung Südost im frontolytischen Umfeld mehr und mehr auf.
Im Bereich der Okklusion fällt etwas Regen, in höheren Lagen Schnee mit Mengen
von 1 bis 4 l/qm (cm). Die Schneefallgrenze liegt anfangs bei 400 bis 600 m,
steigt im Tagesverlauf aber auf 600 bis 800 m. Darüber kann es bis zum Mittag
noch eine dünne Neuschneeauflage geben.
Postfrontal gibt es hinter der Okklusion eine schmale Zone kompensatorischen
Absinkens, die im Tagesverlauf aber durch die Ankunft des Randtrogs zugeschüttet
wird. Mit der höhenkalten Luft (-32/-33 Grad in 500 hPa) nimmt die Labilität zu,
die auf 50 bis 200 J/kg ML-CAPE trifft. Die im Nordwesten bei wechselnder bis
starker Bewölkung bereits aufgekommenden, im Tagesverlauf bis in den Süden
ausgreifenden Regen-, Schnee- und Graupelschauer können damit lokal gewittrig
werden. Die Niederschlagsmengen betragen 1 bis 10, in kräftiger Konvektion um 15
l/qm. Bei stärkeren Entwicklungen kann es vorübergehend bis in tiefere Lagen
Glätte durch eine dünne Graupelschicht oder durch Schneematsch geben. Ansonsten
beschränkt sich die Glätte bei einer Schneefallgrenze von 600 bis 900 m und
meist zu hohen Belagstemperaturen (es ist ja immerhin schon Ende April) tagsüber
zunehmend auf höhere/höchste Lagen.
Im Süden, oder besser gesagt südöstlich der Donau, treten bis zum Mittag noch
skalige Niederschläge auf, die Tief BIRUTA II mit Zentrum aktuell über dem
Norden Serbiens geschuldet sind. Dieses Tief ist auf Vb-Wegen Richtung Norden
unterwegs, sodass die Niederschläge im Vormittagsverlauf über den Südosten
abziehen und nachfolgend durch die labile Luft ersetzt werden. Bis zum Mittag
fällt noch etwas Regen und Schnee (1 bis 5 l/qm bzw. cm), oberhalb von 1000 m
sind in den Alpen noch wenige Zentimeter Neuschnee möglich.
Der Wind weht im Nordosten schwach bis mäßig, sonst zunehmend mäßig und frischt
vor allem bei Schauern stark böig auf, wobei er aus unterschiedlichen Richtungen
kommt. In Ostfriesland sowie in den westlichen und südwestlichen Bergen gibt es
vereinzelt steife Böen Bft 7, im Hochschwarzwald und auf den Alpengipfeln
(Nordföhn) stürmische Böen 8 Bft.
Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 2 und 5 Grad im Bergland, sonst zwischen
6 Grad im Süden und 12 Grad im Osten.

In der Nacht zum Donnerstag wandert der Randtrog vom Süden in Richtung Osten, im
Gepäck weiterhin WLA und leichte PVA. Damit treten bei wechselnder bis starker
Bewölkung weitere Regen-, Schnee- und Graupelschauer auf, deren Anzahl
tagesgangbedingt aber abnimmt und deren elektrische Aktivität weitgehend
eingestellt wird.
Die Niederschlagsmengen betragen 1 bis 6, in kräftiger Konvektion um 8 l/qm. An
den Alpen fallen staubedingt lokal 8 bis 12 l/qm in 12 Stunden. Die
Schneefallgrenze sinkt auf 400 bis 600 m, womit es oberhalb davon eine den
Niederschlägen entsprechende Neuschneedecke geben kann.
Der Wind schwächt sich wieder ab, bei Schauern frischt er aber zuweilen ein
wenig auf. Ansonsten weht er schwach, teils mäßig aus unterschiedlichen
Richtungen. Der Nordföhn bringt den Alpengipfeln noch steife Böen Bft 7,
exponiert stürmische Böen Bft 8, spätestens zum Morgen hin sollte er
zusammenbrechen.
Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen 5 Grad an der See und -3 Grad im
Bergland. Frost ist insbesondere bei längeren Auflockerungen bis ins Tiefland
möglich, prädestiniert dafür ist der Nordosten im Bereich schwächer ausgeprägter
Konvektion. Das sind auch die Regionen, in denen stellenweise Nebel nicht
ausgeschlossen ist.

Donnerstag... schwenkt der Randtrog über den Nordosten Deutschlands in
nordöstliche Richtung weiter. Mit schwacher PVA wird immer noch Hebung
induziert, sodass im Osten und Südosten Regen-, Schnee und Graupelschauer
durchziehen. Labilität und stellenweise wieder ML-CAPE bis rund 200 J/kg machen
erneut kurze Gewitter möglich.
Vom Nordwesten bis in den Westen wird die Konvektion durch einen neuen Randtrog
mit Drehzentrum über der Nordsee ebenfalls angefacht. In beiden
Konvektionsbereichen werden Niederschlagsmengen von 1 bis 10, in kräftigen
Schauern oder Gewittern bis um 15 l/qm vorhergesagt. Die Schneefallgrenze steigt
auf 600 m im Norden und bis auf knapp über 1000 m im Süden. Das liegt
vornehmlich an einem Rückdrehen der Strömung auf West, mit der die kalte
Polarluft mit T850 hPa von -3 bis -5 Grad vor allem nach Süden hin durch mildere
Atlantikluft mit T850 hPa mit knapp über 0 Grad ersetzt wird. Neuschneezuwachs
ist damit größtenteils vom Tisch und sollte sich nur auf starke konvektive
Entwicklungen in höheren Lagen beschränken. Glätte ist bei kräftigen
Niederschlägen allerdings bis etwas weiter herunter möglich.
Im Südwesten ist die Schauerneigung insgesamt geringer, da dort die
Hebungsimpulse fehlen und die Luftmasse ein wenig trockener ist.
Der Wind weht mäßig und teils böig aus West bis Südwest, bei Schauern sind
steife Böen Bft 7 mit von der Partie.
Die Höchstwerte erreichen 2 bis 5 Grad im Bergland, sonst 7 bis 12 Grad.

In der Nacht zum Freitag zieht der erste Randtrog nach Nordosten ab, der zweite
driftet von der Nordsee nach Schleswig-Holstein. Im Nordosten lassen die Schauer
daher allmählich nach. Im Nordwesten driftet mit einem Päckchen kräftiger WLA
gekoppelt mit leichter PVA eine Art Kommatief herein, der den Nordwesten
(Niedersachsen, NRW) mit schauerartigem Regen beglückt. Zudem kommen damit in
den Morgenstunden auch leichte Schauer vom Saarland bis zur Pfalz und bis zum
Schwarzwald auf. Die Regenmengen betragen 1 bis 6 l/qm. Auf den höchsten Gipfeln
können noch Schneeflocken dabei sein, sodass dort Glättegefahr besteht.
Weiter nach Südosten ist es meist trocken mit Auflockerungen, insbesondere im
südöstlichen Baden-Württemberg und im südlichen Bayern sind diese zum Teil
länger.
Die Tiefstwerte liegen zwischen 5 und 0 Grad, bei längerem Aufklaren gibt es
leichten Frost bis -3 Grad.

Freitag... schleicht sich der zweite Randtrog nach Norden von dannen,
gleichzeitig erfolgt über der Biskaya/nordwestlich der Iberischen Halbinsel eine
Austrogung. Der Langwellentrog ändert dadurch sein Aussehen und erstreckt sich
nun mit positiver Achsneigung von Skandinavien über die Britischen Inseln bis
westlich vor die Iberische Halbinsel. Das Ganze mündet in Deutschland in ein
Rückdrehen der Strömung auf Südwest, mit der mildere Luft einströmt. Die 0
Grad-Grenze in 850 hPa erreicht abends die nördliche Mitte, im Süden stehen dann
schon 5 oder 6 Grad zu Buche.
Gänzlich trocken verläuft der Tag allerdings nicht überall. Die Luftmasse ist
etwas feucht (sodass auch die Bewölkung nicht lückenlos ist) und kleine
kurzwellige Anteile (vor allem in 300 hPa zu sehen) können leichte Schauer (1
bis 4 l/qm) generieren, die aber nicht überall durchziehen bzw. am ehesten vom
Südwesten (Grenze zu Frankreich) bis in den Nordosten (Vorpommern bis Berliner
Raum) vorkommen. Für Gewitter dürfte es indes nicht mehr reichen.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus Südwest.
Die Temperaturen steigen auf 9 bis 11 Grad an der See, sonst auf 11 bis 17 Grad.


In der Nacht zum Samstag steilt die Strömung durch weitere Amplifizierung des
Langwellentrogs über der nordwestlichen Iberischen Halbinsel bei uns noch ein
wenig auf. Die 0 Grad-Grenze in 850 hPa verlagert sich bei weiterer Rückdrehung
der Strömung folglich bis in den Norden Deutschlands.
Zudem wird die Strömung vorübergehend antizyklonal. Die immer noch leicht
feuchte Luftmasse wird bei fehlendem Tagesgang nicht mehr aktiviert, sodass die
Schauer immer mehr nachlassen und die Wolken auflockern.
Bei schwacher Luftbewegung ist hier und da Nebel gering wahrscheinlich.
Die Temperaturen sinken auf 6 bis 0 Grad, leichter Frost beschränkt sich auf
höhere Berggipfel.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren nahezu gleich, mit den üblichen Abweichungen bei
konvektiven Ereignissen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Tripppler