DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-04-2024 08:01
SXEU31 DWAV 210800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 21.04.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL NEz
Heute vor allem im Bergland weitere Schneefälle, nachts Frost und Glätte.
Typischer Aprilwinter halt. Dienstag und Mittwoch vor allem an den Alpen weitere
Schneefälle, staubedingt auch markant möglich und optional zeitweise bis in
tiefere Lagen ausweitend.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... ein Trog mit hochreichender Kaltluft hat große Teil von Nord-,
Mittel- und Osteuropa im Griff und bringt für die Jahreszeit ungewöhnlich kalte
Luftmassen. Schaut man sich die Rückwärtstrajektorien an, so sieht man, dass der
Ursprung der Luftmasse von Regionen im Nordmeer und Grönland zu finden ist.
Entsprechend kalt ist die Luft, mit 850 hPa Temperaturen zwischen -3 und -6 Grad
über Deutschland sowie teils -10 bis 15 Grad übe Nordeuropa (Ostschweden,
Finnland). Im Nordeuropa führt dies teils noch zu Eistagen, was selbst für diese
Regionen außergewöhnlich spät ist.

Ganz so schlimm ist es bei uns nicht. Durch die nördliche bis nordöstliche
Grundströmung hält der Kaltluftzustrom aber auch bei uns weiter an. Ein
kleinräumiges Höhentief verlagert sich derzeit von der Mitte Deutschlands in den
Südwesten. Das zugehörige Bodentief findet sich derzeit über Nordbayern, beginnt
sich aber schon langsam aufzufüllen und wird zum Nachmittag über Südostbayern
vorhergesagt. Um das Tiefzentrum herum werden Niederschlagsgebiete geführt, die
derzeit über der Mitte und dem Süden des Landes zu finden sind und zum
Nachmittag vor allem noch die Regionen südlich des Mains betreffen.

Derzeit liegt die Schneefallgrenze noch zwischen 300 und 600 m, in länger
andauernden und intensiven Niederschlagsgebieten hat es zum Teil bis ganz runter
geschneit (siehe z.B. Mittel- und Nordhessen, wo die intensiven Schneefälle
teils zur Autobahnsperrungen geführt haben). Dies wird sich tagesgangbedingt im
weiteren Tagesverlauf deutlich entspannen. Zum Nachmittag wird die
Schneefallgrenze oft zwischen 600 und 800 m liegen und das sind auch die
Höhenstufen, wo noch mit ein paar Zentimetern Neuschnee gerechnet werden muss
(meist 1 bi 5 cm). Darunter kann es in stärkeren Niederschlagsgebieten zwar auch
einmal die feste Phase geben (ab etwa 400 m), es ist aber tagesgangbedingt mit
den doch recht warmen Böden unwahrscheinlich, dass sich eine Schneedecke
ausbildet. Sollte sich abzeichnen, dass durch konvektive Verstärkungen es
regional doch mal eine dünne Neuschneedecke gibt, kann dies mit einer
kurzzeitigen Glättewarnung abgefangen werden.

Aufgrund des sehr nassen Schnees muss vor allem in den Regionen, die aus der
Nacht heraus und am Morgen mit einer ordentlichen Neuschneeauflage bedacht
wurden, mit Schneebruch gerechnet werden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass
viele Bäume schon das Sommerkleid tragen. Hauptsächlich davon betroffen sind die
Regionen von Nord- und Osthessen bis nach Nordostbayern. Mit steigenden
Temperaturen und einsetzenden Schmelzprozessen sollte sich die Situation am
Nachmittag entspannen.

In Kombination aus der vorhanden Höhenkaltluft (T500 teils unter -34 Grad) und
der sich erwärmenden bodennahen Schichten, werden die Niederschläge im
Tagesverlauf zunehmend konvektiv. Gerade nach Südosten wird dann auch etwas CAPE
prognostiziert und es muss mit dem ein oder anderen Kaltluftgewitter gerechnet
werden. Darauf springen auch alle hochauflösenden Modelle beim DMO an.

Ausgehend von der Ostsee kommen im Tagesverlauf einige Schauer landeinwärts
voran. Diese sind aber oft nur schwach und haben keinerlei Warnrelevanz. Davon
abgesehen sind der Norden und Nordosten die Region, wo sich die Sonne am
häufigsten zeigt.

Die Maxima sind im Süden mit 3 bis 8 Grad klar unterdurchschnittlich. Im
Nordwesten und Westen werden zweistellige Werte erwartet.

In der Nacht auf Montag verlagert sich das Höhentief weiter in Richtung Schweiz.
Ein weiteres Höhentief liegt im Ländereck zwischen Tschechien, Polen und der
Lausitz.

Damit halten dies Niederschläge im Süden zwar noch an, ziehen sich aber in der
zweiten Nachthälfte zu den Alpen zurück und werden schwächer. In Lagen oberhalb
von 400 und 600 m reicht es gebietsweise noch für 1 bis 5 cm Neuschnee. Im
Alpenstau können auch nochmal bis 10 cm Neuschnee zusammenkommen. Auch sonst
besteht bei Wolkenauflockerungen und Nachtfrösten vor allem im Bergland
Glättegefahr.

Mit dem zweiten Höhentief ziehen von der Ostsee kommend Schauer landeinwärts.
Diese sind zwar nicht sonderlich stark, aufgrund von zu erwartendem Frost im
Binnenland, können diese aber durchaus auch zu Glätte führen.

Ganz allgemein muss vielerorts mit einer frostigen Aprilnacht gerechnet werden.
Nur im Nordwesten, Westen, Südwesten gibt es in Ballungsräumen noch Temperaturen
über dem Gefrierpunkt. Das gilt für die direkt Küste. Sonst muss überall mit
Tiefstwerten zwischen 0 und -5 Grad gerechnet werden. Bei gebietsweise längerem
Aufklaren sinken die Werte in Bodennähe bis in den mäßigen Frostbereich zwischen
-5 und -9 Grad. Es ist davon auszugehen, dass die Fröste für die Obstbauern
regional schadensträchtig ausfallen.


Montag... erstreckt sich ein eigenständiger Höhentiefkomplex ausgehend von
Südostfrankreich, über Deutschland bis nach Osteuropa und Westrussland. Darin
eingelagert sind mehrere kleine Höhentiefzentren. Das eine, das dem Süden am
heutigen Sonntag die Schneefälle brachte, ist am morgigen Montag abgeschwächt
über Südostfrankreich zu finden. Eine zweites befindet sich achsensenkrecht im
Grenzgebiet Polen - Deutschland.

Nördlich des abgeschnürten Höhentiefkomplexes ganz sich ausgehend vom
blockierendem Atlantikkeils mit eigenständigem Höhenhochzentrum zwischen Irland
uns Island, ein Rücken zonal über Skandinavien erstrecken und Verbindung mit
einem weiteren Höhenhoch über Nordwestenrussland aufnehmen. Damit wird auch die
Hochdruckbrücke im Bodendruckfeld gestützt. Für Deutschland ergibt sich daraus
eine nördliche bis nordöstliche Grundströmung.

Vor allem im Alpenstau folgen damit noch anhaltende Stauniederschläge, die
nochmal für 1 bis 5 cm, in Staulagen 5 bis 10 cm Neuschnee sorgen. Davon
abgesehen werden für den Tagesverlauf für den Westen Deutschlands sowie
ausgehend von der Ostsee bis ins norddeutsche Binnenland Schauer prognostiziert,
die aber allgemein nur schwach ausfallen und allenfalls in höheren Berglagen im
Westen ein wenige Schnee bringen.

Daneben gibt es auch immer wieder sonnige Abschnitte, die vor allem in Richtung
Nordsee auch länger ausfallen können. Zweistellige Höchstwerte gibt es vor allem
in den westlichen Regionen. Sonst verbleiben die Maxima häufig im einstelligen
Bereich. Warnrelevante Ereignisse sind auch beim Wind nicht zu erwarten, der nur
im Hochschwarzwald mal stark böig weht und in tiefen Lagen oft nur schwach
daherkommt.

In der Nacht auf Dienstag verlagert sich das abgeschnürte Höhentief weiter zum
westlichen Mittelmeer, sodass der zonal orientierte Höhenrücken mit einer
flachen Hochdruckbrücke am Boden bis nach Deutschland vorankommt. Die Folge sind
windschwache Verhältnisse und Aufklaren vor allem über der breiten Mitte des
Landes.

Im Süden halten sich hingegen dichte Wolken und infolge einer sich verstärkenden
Gegenstromsituation (mittlere und untere Troposphäre Nordost, darüber Südwest),
weiten sich die Schneefälle im Laufe der Nacht wieder von den Alpen bis ins
Vorland (etwas Donau) aus. In höheren Lagen sind 5 bis 10 cm denkbar. Auch in
tieferen Lagen kann es dann durchaus mal weiß werden.

Auch im Norden gibt es noch dichtere Wolkenfelder, aber kaum noch Schauer.

Es wird wieder eine verbreitet frostige Nacht 0 bis 5 Grad, in den lange klaren
Gebieten kann es auch mäßige Fröste bis -7 Grad und bis -10 Grad am Boden geben.
Nur ganz vereinzelt (z.B. Oberrhein) bleibt es noch frostfrei.

Dienstag... verschiebt sich das Höhentief vom westlichen Mittelmeer in Richtung
Norditalien. Gleichzeitig arbeitet sich ein neuer Höhentroganteil von
Nordskandinavien bis in den Norden Deutschlands vor. Der zonale Höhenrücken
zwischen beiden rutscht im Tagesverlauf von der Mitte in den Süden Deutschlands.


Die Schneefälle im Süden kommen noch etwas über die Donau nordwärts voran. Die
Schneefallgrenze steigt aber an, sodass in tieferen Lagen nur noch Regen fällt.
Im höheren Bergland sind noch ein paar Zentimeter zu erwarten, im Alpenstau auch
bis 10 cm. Es ist zu erkennen, dass es am Vormittag eine gewisse Lücke gibt, ehe
sich zum Nachmittag die Niederschläge (mit Verlagerung des Höhentiefs nach
Italien) an den Alpen wieder verstärken.
Auf den Alpengipfeln erreicht der Wind dann zum Teil Sturmstärke.

Auch im Nordwesten verdichten sich Wolken im Tagesverlauf. Dort erreicht zum
Nachmittag die Okklusion eines kleinen Tiefs über Dänemark den Vorhersageraum.
Das Tief wiederum gehört zum neuen Trogvorstoß. Warnrelevanz geht von den
Niederschlägen nicht aus.

Zwischen den beiden angesprochenen Regionen sorgt der Höhenrücken für vielfach
freundliches Wetter mit längeren Sonnenanteilen.

Im Südosten bleibt es bei 3 bis 8 Grad und Dauerfrost im höheren Bergland, am
kältesten. Sonst werden je nach Sonne 7 bis 12 Grad erwartet.

In der Nacht auf Mittwoch schnürt sich der neue Trogvorstoß aus Norden über
Dänemark ab. Dort lässt sich auch am Boden ein flaches Tief finden. Seine
Okklusion verlagert sich mit etwas Regen in die westliche Mitte, in höheren
Lagen fällt etwas Schnee.

Das Höhentief über Norditalien verlagert sich ostwärts in Richtung nördliche
Adria. Das zugehörige Bodentief zieht unter Vertiefung auf Vb-ähnliches Zugbahn
in Richtung Ungarn und Slowakei. Die rumgeholten Feuchtfelder betreffen weiter
den Süden und vor allem Südosten Deutschlands. Es muss mit weiteren
Niederschlägen gerechnet werden, die vornehmlich im höheren Bergland als Schnee
fallen. Bei ausreichender Intensität kann es aber auch in tieferen Lagen wieder
weiß werden. Bei der Vorhersage des Schneeanteils gibt es noch erheblichen
Spielraum, wie der EPS-Vergleich für 12h Schneeanteil zwischen Median und
Maximum zeigt. Im Mittel dürfte es vor allem an den Alpen weitere 5 bis 10 cm
Neuschnee geben, dem Maximum folgend sind aber auch um 30 cm nicht
ausgeschlossen.

Mit dem wieder zunehmenden Tiefdruckeinfluss wird die Region mit trockenen
Verhältnissen und größeren Wolkenauflockerungen kleiner und damit nimmt auch die
Frostverbreitung ab. Dort wo es noch länger aufgelockert ist, werden 0 bis -3
Grad erwartet, im Bergland gibt es ganz allgemein Frost, sonst bewegt man sich
meist leicht über dem Gefrierpunkt. Auf den Alpengipfeln bleibt es stürmisch.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Vorhersage im Kurzfristbereich ist allgemein als recht konsistent
einzuordnen. Unsicherheiten bestehen bezüglich der Aufgleitniederschläge und
Schneefälle im Alpenvorland in der Nacht auf Dienstag und bis in die Nacht auf
Mittwoch. Da gibt es noch teils erhebliche Mengenunterschiede (gerade N8 auf
Mittwoch).


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer