DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-04-2024 08:01
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 16.04.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M

Aprilwetter. Heute sehr windig mit stürmischen Böen und Sturmböen vor allem über
der Südhälfte. Einzelne Graupelgewitter. Im höheren Bergland teilweise
winterlich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... hat sich ein großer Langwellentrog über Mitteleuropa hinter der
Kaltfront eines Tiefs über der Ostsee breitgemacht. Die Reste der milderen Luft
sind nun verdrängt und in Deutschland hat sich eine kalte Meeresluft polaren
Ursprungs durchgesetzt, die zudem bei -2°C in 850 hPa und <-30°C in 500 hPa
instabil geschichtet ist. Der Trog dehnt sich noch ins Mittelmeer aus und kommt
etwas nach Osten voran, so dass dessen Achse im Tagesverlauf eher über
Ostdeutschland zu finden ist. Vom inzwischen rinnenförmigen Bodentief über der
Ostsee ausgehend schwenkt ein kurzwelliger Boden- und Höhentrog im Tagesverlauf
über den Westen Richtung Süddeutschland.
Dahinter dreht der Wind im Norden auf Nord bis Nordost und schwächt sich auch an
der Ostsee im Tagesverlauf ab, so
dass er dort allgemein nur noch schwach bis mäßig weht. An der Südflanke des
Tiefs bleibt dagegen ein starker Gradient bestehen und der Wind lebt im
Tagesgang auf mit steifen bis stürmischen, bei Schauern und in exponierten Lagen
auch mit
stürmischen Böen oder Sturmböen. Sturmböen bis schwere Sturmböen gibt es
weiterhin auf den Bergen, wobei das Starkwindfeld sich im Laufe des Nachmittags
in den Süden zurückzieht.

Der nicht unerhebliche vertikale Temperaturgradient führt vor allem über weiten
Landesteilen zu zahlreichen Regen- und Graupelschauer, im Bergland ab 600 bis
800 m auch Schneeschauer. Auch ganz im Norden regnet es bis mittags teils
stratiform im Bereich der Bodenrinne, wo noch Reste einer Okklusion liegen. An
den Alpen schneit es anfangs, ansonsten scheint die Region zwischen Donau und
Alpen weniger von Konvektion betroffen.

Vor allem von NRW bis nach Thüringen soll die stärkste Hebung auf der
(kurzwelligen) Trogvorderseite stattfinden, zudem sorgt in dieser Region der
etwas abgeschwächte bodennahe Wind in Zusammenhang mit stärkerem Höhenwind für
mehr Scherung, so dass dort die Schaueraktivität stärker ist und mehr Gewitter
auftreten können, die sich linienhaft organisieren und einzelne Sturmböen
bringen. Bei kräftigen Schauern kann es kurzzeitig glatt werden, wahrscheinlich
bleibt aber nur oberhalb von 800m Schnee liegen.

In der Mitte und im Nordosten ist kaum Sonne zu erwarten, während diese im
Nordwesten und südlich der Donau häufiger zum Vorschein kommt. Die Höchstwerte
liegen fast landesweit bei 8 bis 12°C.
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt die Achse des Kurzwellentroges nach Südosten
und erreicht Tschechien. Zudem zieht an der Westflanke des Langwellentroges ein
neuer Kurzwellentroges über die Nordsee südwärts und weitet den Langwellentrog
somit wieder nach Westen aus. Der tiefste Druck zieht sich dabei nach Osteuropa
zurück und wir geraten unter eine nordwestliche Strömung, in der der
Druckgradient sowohl am Boden, als auch in der Höhe im Laufe der Nacht abnimmt.
Somit erreicht der Wind bald keine warnschwellen mehr und selbst bei Schauern
oder auf den Bergen nimmt die Wahrscheinlichkeit für starke bis stürmische Böen
ab.

Auch die meisten Niederschläge, oberhalb 600 bis 800 m Schnee, ziehen sich in
den Süden zurück. Oberhalb davon sollte zumindest eine Glättewarnung angedacht
werden, ggf. braucht es insbesondere in Lagen ab 800 m, wo die Temperaturen in
der Nacht überwiegend unter 0°C liegen dürften, auch eine Schneefallwarnung,
also z.B. im Schwarzwald, an den Alpen und im östlichen Bergland.

Im Norden macht sich dagegen etwas Absinken bemerkbar und es fällt kaum noch
Niederschlag, zudem kommen Auflockerungen ins Spiel. Die Temperaturen könnten
somit im Norden strichweise, wie auch im höheren Bergland in den leichten
Frostbereich fallen. Sonst liegen die Tiefstwerte meist zwischen 5 und 1°C.


Mittwoch... zieht der neue Kurzwellentrog von der Nordsee südwärts und erreicht
als Höhentief am Abend die Niederlande. Zudem weitet sich der Langwellentrog
südwestwärts aus, was uns im Kernbereich des Troges belässt. In hochreichend
instabiler Kaltluft werden in 500 hPa -30 bis -33°C, in 850 hPa -2 und -4°C
gemessen.

An den Alpen und teils im Südwesten regnet oder schneit es aus der Nacht heraus
und am Vormittag zunächst eher skalig, im Tagesverlauf nimmt der Niederschlag
dort, wie auch sonst eher konvektiven Charakter an und es bilden sich wiederholt
Schauer und Gewitter. Nur im Osten scheint die Neigung dazu limitiert, durch
stabilere Einschübe in der unteren und mittleren Troposphäre.
Bei schwachem Wind um Nordwest und im Kernbereich des Troges herrscht wenig
Dynamik, was keine Organisation der Konvektion zulässt. Der Wind spielt demnach
keine große Rolle mehr. Die Schneefallgrenze liegt tagsüber meist zwischen 700 m
im Westen und 1000 m im Süden. Insbesondere in Lagen ab 1000 m könnten im
Schwarzwald und in den Alpen durchaus 10 bis 20 cm Neuschnee zusammenkommen, in
Staulagen örtlich mehr (Allgäu, um 30 l/qm in 24h).

Von den Küsten bis in den Nordosten setzt sich längere Zeit auch die Sonne
durch, im Südwesten wird dagegen der Himmel
dicht bewölkt sein. Das drückt im Süden die Höchstwerte auf 6 bis 10°C, bei
längerem Niederschlag/Schneefall noch deutlich tiefer. Im Norden werden es meist
9 bis 12°C.

In der Nacht zum Donnerstag zieht das Höhentief (500 hPa) südwärts Richtung
Schweiz. Bodennah fächert der Gradient weiter auf. Am Rande des Hochs über dem
Atlantik weht der Wind schwach aus Nordwest bis Nord. Die Niederschläge ziehen
sich in den Süden und Südwesten zurück. Bei windschwachen Verhältnissen und
teils anhaltenden Niederschlägen kann die Schneefallgrenze bis 500 m runter
gehen. Zumindest ab 600 m sollte man dann in Baden-Württemberg und Südbayern auf
die Bildung einer dünnen Schneedecke gefasst sein, in höheren Lagen akkumuliert
sich entsprechend mehr Schnee (um 5, vereinzelt 10 l/qm in 12h) und in den
Alpen, im Schwarzwald und auf der Alb wird es entsprechend winterlich.

Im Norden lockert die Bewölkung stärker auf, teils wird es gering bewölkt und es
gibt kaum noch Niederschläge. Die Tiefstwerte liegen ab 600 m sowie bei
Aufklaren im Norden im leichten Frostbereich bei 0 bis -2°C, sonst meist bei 4
bis 0°C. Glätte sollte in erster Linie durch Schnee (höhere Lagen) und Matsch
auftreten. Für gefrierende Nässe dürfte der Bodenwärmestrom zu stark sein, hier
erscheinen allenfalls bei Aufklaren nach Schauern Brücken gefährdet.


Donnerstag... schwenkt an der Westflanke des Troges ein Höhenrücken von der
Nordsee nach Südosten und greift auch auf Deutschland über. Das damit verbundene
leichte Absinken stabilisiert die Sichtung und es treten über dem Norden
vermehrt sonnige Phasen auf, die sich nachmittags zur Mitte hin ausdehnen. Hier
nimmt die Schauerneigung tagsüber dann wieder ab. Nur an der Ostsee kann ein
kleiner Bodentrog einige Schauer auslösen und den Wind mit exponiert 7 Bft aus
West bis Nordwest an den Küsten wieder stärker aufleben lassen.
Die instabilste Luft wird aber in den Südosten und Süden gedrängt, wo es bis zum
Abend zu weiteren schauerartigen Niederschlägen kommt. Auch einzelne
Graupelgewitter sind mit von der Partie. Die Schneefallgrenze steigt auf fast
1000m, in Gipfellagen ist aber weiter Schnee- oder wenigstens Schneematsch
möglich.

Die Einstrahlung bringt im Norden und über der Mitte 10 bis 13°C zustande, im
Süden überwiegen die Wolkenanteile und dort ist oft bei einstelligen Werten, 5
bis 9°C Schluss. Der Wind spielt keine große Rolle.

In der Nacht zum Freitag greift von Nordwesten der nächste Trog und das
Frontensystem eines Tief, das zur deutschen Bucht zieht, über. Damit kommen
durch NVA (negative Vorticityadvektion) überlagert mit Warmluftadvektion
Niederschläge auf, die sich morgens zur Mitte hin ausbreiten. Der Osten und
Süden bleiben bei teils geringer Bewölkung, nachdem die Schauer vorbei sind,
außen vor. Dort besteht lokal leichte Frostgefahr, unter den Wolken bleibt es
frostfrei. Örtliche Glätte ist vor allem im Bergland nicht ausgeschlossen.

Der auf Südwest rückdrehende Wind frischt auf mit Bft 6 bis 7 im Nordwesten und
einzelnen stürmischen Böen an der Nordsee. Sonst bleibt es schwachwindig.

Modellvergleich und -einschätzung
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Der grobe Fahrplan wird von den Modellen ähnlich simuliert. Details bleiben
unsicher, vor allem was Glätte und Schnee angeht, sind diese schwierig
abzuschätzen. Betroffen davon sollte aber vor allem das Bergland bleiben, in
tiefen Lagen kann es bei Graupelgewitter kurzzeitig mal glatt werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner