DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-04-2024 08:30
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 14.04.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: West antizyklonal (Wa), Übergang zu Trog Mitteleuropa (TrM).

Wetter: Heute noch ruhiges Wetter und im Süden sehr warm. Am Montag regional
starke Gewitter und mit Kaltfrontdurchgang Sturmböen, teils schwere Sturmböen.
Nachfolgend überall deutliche Abkühlung und am Dienstag Aprilwetter.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Am heutigen Sonntag... liegt Deutschland im Bereich einer recht strammen
west-östlich orientierten Höhenströmung. Diese ist im Bereich unseres Landes
sogar leicht antizyklonal konturiert, was vor allem damit zu tun hat, dass
westlich unseres Landes ein Kurzwellentrog bis heute Abend bis zu den Britischen
Inseln geführt wird und andererseits in diese Region auch von Norden ein
Höhentrog mit ordentlich Kaltluft aus dem grönländischen Raum südostwärts
vorstößt. Das bisher wetterbestimmende Hoch Peter hat sich nach Südosteuropa
verabschiedet, ist aber noch über eine Brücke, die über den Alpenraum hinweg
geht, mit einem kräftigen Hoch nördlich der Azoren verbunden. Dagegen zieht Tief
Xanthe über Skandinavien hinweg langsam ostwärts und ihr Nachfolger Yupadee
verstärkt sich heute im Bereich der Irmingersee.

Die Kaltfront des Tiefs Xanthe ist in der vergangenen Nacht nach Deutschland
eingedrungen und verbringt heute den Tag schleifend über der Mitte des Landes.
Unter leichtem Absinken reicht es an der Front aber kaum für Niederschläge,
allenfalls ein paar Tropfen dürften heute in der Mitte des Landes fallen.
Allerdings hält sich dort vergleichsweise dichte Bewölkung, während es nach
Norden hin mehr Auflockerungen gibt und im Süden sogar - abgesehen von einigen
hohen Wolkenfeldern - noch lange die Sonne scheint.

Thermisch hat die Kaltfront jedoch schon einiges zu bieten. Während im Süden
nach wie vor eine warme Luftmasse (xS) zu finden ist, die in 850 hPa 12 bis 14°C
warm ist, ist in den Norden bereits eine erwärmte maritime Polarluft
eingedrungen, in der in 850 hPa nur noch -2 bis 0°C gemessen werden.
Dementsprechend streuen heute auch die Höchstwerte und erreichen im Norden
vielfach nur noch 12 bis 15°C, an der Nordsee sogar noch weniger. Dagegen wird
es südlich des Mains mit 21 bis 28°C, mit den höchsten Werte in Oberbayern, noch
einmal sommerlich warm. In den mittleren Landesteilen sortieren sich die
Höchstwerte dementsprechend dazwischen ein.

Zuletzt noch zum Wind: Während der Süden und Südwesten Deutschlands noch im
Bereich des Hochs liegen und dort nur ein geringer Gradient herrscht, liegt der
Norden und Nordosten im Übergangsbereich zu Tief Xanthe im Bereich eines
stärkeren Gradienten, so dass tagsüber der Wind teils frisch aus West bläst und
steife Böen bis ins Landesinnere auftreten können. An der See werden es
stürmische Böen, vereinzelt in exponierten Lagen auch Sturmböen. Auch in höheren
Niveaus hat schon eine stärkere Strömung übergegriffen, so dass die exponierten
Berge der Mitte ebenfalls stürmische Böen oder Sturmböen abbekommen. Zum Abend
hin schwächt sich der Gradient allgemein ab.

In der Nacht zum Montag weitet sich das Hoch noch einmal etwas nach Norden aus
und damit schwächt sich der Gradient weiter ab und vorübergehend braucht es
keine Windwarnungen mehr. Innerhalb der Hochdruckzone liegen aber über dem Süden
Deutschlands flache Druckminima. Der oben erwähnte Kurzwellentrog zieht von
Westen nach Norddeutschland hinein und sorgt auch für etwas Hebung. Allerdings
wird er von Westen zunehmend zugeschüttet, weil der neue Trogvorstoß die
Britischen Inseln erreicht und auf dessen Vorderseite die Strömung etwas
antizyklonaler wird.

Dennoch reicht es dazu, die Front zu aktivieren, so dass an der Nordflanke über
der nördlichen Mitte leichte Regenfälle einsetzen. An der Südflanke der Front,
wo etwas CAPE zur Verfügung steht, reichen die Hebungsimpulse aus, um einzelne
Schauer und eventuelle kurze Gewitter zu produzieren. Dort steht auch etwas
Scherung zur Verfügung, allerdings handelt es sich um abgehobene Konvektion, so
dass bodennah keine allzu starken Auswirkungen zu erwarten sind und wohl nur
einzelne steife Böen als Begleiterscheinung für die Gewitter in Frage kommen.

In der zweiten Nachthälfte kommt dann die Kaltfront zunehmend nach Süden voran,
so dass die Gewitter das Alpenvorland erreichen und auch die rückseitigen
Regenfälle etwas weiter südwärts vorankommen. Im Vorfeld ist es ganz im Süden
noch länger klar, auch im Norden sind die Wolken weiter aufgelockert, auch wenn
später einzelne Schauer an der Nordsee aufziehen. In der Landesmitte ist es
dagegen vielfach stark bewölkt bis bedeckt. Die Tiefstwerte verbleiben ganz im
Süden noch einmal im sehr milden Bereich mit 13 bis 10°C, im Norden kühlt es
dagegen schon auf 6 bis 3°C ab.

Am Montag... wird die endgültige Umstellung der Wetterlage eingeleitet. Dies
wird durch den Trog den bewerkstelligt, der sich von der Britischen Inseln her
weiter südostwärts ausweitet, so dass Deutschland von Nordwesten her zunehmend
in den Hebungsbereich auf dessen Vorderseite gerät, später wird der Nordwesten
von Höhenkaltluft geflutet. Bodennah zieht sich das Hoch endgültig nach
Südwesten zurück und Tief Yupadee, das am Morgen noch nördlich von Schottland
liegt, erreicht am Abend schon die Westküste Jütlands.

Damit verstärkt sich zunächst im Westen, später in allen Regionen südwestlich
der Elbe der Gradient und damit der Südwestwind deutlich, später dreht der Wind
rückseitig der Kaltfront Yupadees, die am Nachmittag auf den Nordwesten
übergreift, auf West. Dabei gibt es schon abseits von Schauern und der Kaltfront
aus dem Gradienten heraus steife Böen, im Westen vielfach auch stürmische Böen.
Noch deutlicher legt der Wind auf den Bergen zu, dort kommt es verbreitet zu
Sturmböen oder auch schweren Sturmböen auf einzelnen exponierten Bergen. Vor
allen das südliche Bergland gerät in den Bereich eines Low-Level-Jets, so dass
dort auf den hohen Bergen auch orkanartige Böen zu erwarten sind. Im Nordosten
frischt der Wind dagegen nur wenig auf und dreht auf Süd bis Südost rück.

Für die Wetterentwicklung gibt es dabei mehrere Schwerpunkte:

Zunächst kann sich ganz im Südosten noch einmal etwas CAPE aufbauen, so dass
dort etwas an Energie für Gewitter zur Verfügung steht. Diese werden durch
zunehmende Hebungsimpulse, die zum einen von einem rechten Jeteingang, zum
anderen auch durch die Reste des vorlaufenden Kurzwellentroges generiert werden,
auch ausgelöst. Dabei steht den Gewittern am Mittag und am frühen Nachmittag
auch jede Menge Geschwindigkeitsscherung zur Verfügung, so dass auch einzelne
Superzellen entstehen können und damit neben Hagel auch schwere Sturmböen bei
einzelnen Zellen mit von der Partie sein können. Auch etwas Starkregen bis 20
l/qm ist bei ppws von teils über 20 l/qm durchaus möglich. Am späten Nachmittag
wird diese Luftmasse aber durch die erste Kaltfront ausgeräumt, so dass sich das
Wetter im Süden beruhigt.

Die zweite Baustelle liegt im Vorfeld der Kaltfront im Nordosten, wo ebenso
etwas CAPE entstehen kann. Auch dort können in einer Region mit starker Scherung
(auch Richtungsscherung) Gewitter entstehen, die dann durchaus auch
Superzellenpotential hätten. Diese sollten dort dann am Spätnachmittag und
frühen Abend auftreten. SuperHD und Arome (dieses sicherlich übertrieben)
bringen Hinweise auf stärkere Zellen, ICON-D2 bisher kaum.

Die größte Baustelle ist die Kaltfront von Yupadee, die - wie oben schon erwähnt
- am Nachmittag auf den Nordwesten übergreifen soll und bis Sonnenuntergang
schon eine gebogene Linie von Flensburg über den Harz bis zum Pfälzer Wald
erreicht haben soll. An dieser Kaltfront wird zwar nicht viel CAPE simuliert,
allerdings gibt es auf der Vorderseite des Troges starke Hebung (linker
Jetausgang kommt noch hinzu) , so dass sämtliche höher aufgelösten Modelle mit
der Bildung einer Linie reagieren, an der zumindest einzelne Gewitter sein
können. Hier ist vorübergehend starker Regen, bei starker Scherung zumindest
kleinkörniger Hagel und vor allem starker Wind möglich. Modellübergreifend
werden dabei verbreitet stürmische Böen, gebietsweise Sturmböen und vereinzelt
auch schwere Sturmböen simuliert, so dass von einem verbreitet durchaus heftigen
Kaltfrontdurchgang gesprochen werden kann.

Sonne gibt es am Montag nur noch vorübergehend. Die Temperaturen erreichen im
Südosten in der Restwarmluft noch einmal knapp 20°C, ansonsten sind es meist nur
noch 12 bis 17°C, an der See noch etwas weniger.

In der Nacht zum Dienstag weitet sich der Langwellentrog bis in den Südosten
Deutschlands aus. Die Kaltluft flutet dabei das ganze Land mit Temperaturwerten
um -4°C in 850 hPa. Im Kern des Troges geht es dabei über weiten Teilen des
Landes auf etwa -30 bis -33°C in 500 hPa zurück.

Die Kaltfront von Yupadee zieht dabei rasch weiter nach Osten und Südosten und
überquert in der zweiten Nachthälfte den Nordosten des Landes und die Alpen.
Dabei muss insbesondere von der Mitte bis in den Südosten des Landes mit
weiterhin kräftigem Sturm in ähnlicher Stärke wie tagsüber gerechnet werden. Im
Nordosten ist die Hebung wohl etwas schwächer und auch der Druckgradient etwas
weniger, so dass dort der Wind etwas schwächer ausfällt. Später ziehen in der
Höhenkaltluft Schauer und einzelne Gewitter von der Nordsee her in die
Nordwesthälfte.

Das Tief Yupadee zieht mit seinem Kern bis zum Morgen schon in die Ostsee, es
bleibt aber ein zweiter Kern über Ostfriesland, der mit dem eigentlichen Kern
rinnenartig verbunden ist. Südlich dieser Tiefdruckzone bleibt der Wind vor
allem im Westen recht kräftig, wo es gebietsweise weiter zu steifen oder sogar
stürmischen Böen kommt. Nach Norden und Osten hin dürfte der Südwest- oder
Westwind etwas schwächer sein.

Kommen wir noch zu den winterlichen Wettererscheinungen. In den Mittelgebirgen
dürften sich dabei die Schneeschauer und Glättegefahr weitgehend auf die
höchsten Lagen beschränken, auch wenn natürlich der eine oder andere Schnee-
oder Graupelschauer schon bis in etwas tiefere Lagen fallen kann. In den Alpen
muss dagegen in Lagen ab etwa 1000 m ab der zweiten Nachthälfte mit anhaltenden
Schneefällen gerechnet werden, die meist etwa 5 bis 10 cm Neuschnee bringen
sollten, im Allgäu auch darüber.

In den Hochlagen des Berglandes gibt es dann auch Frost.

Am Dienstag... schwenkt der Langwellentrog nur noch langsam ostwärts, so dass
wir in dessen zentralem Bereich bleiben. Dort ist über der Nordhälfte auch ein
kleiner Höhentiefkern eingelagert. Das Temperaturniveau in 500 hPa steigt aber
im Tagesverlauf geringfügig. Auch in 850 hPa ist tagsüber eine geringe
Steigerung der Temperatur auf -2 bis 0°C zu erwarten. Die Schichtung bleibt
dabei sehr labil, so dass klassisches Aprilwetter mit zahlreichen Schauern und
Gewittern zu erwarten ist. Deren Schwerpunkt fokussiert sich vor allem auf die
mittleren Landesteile, wo vor allem im Stau einzelner Mittelgebirge auch mal
Niederschlagssummen von 10 bis 20 l/qm zusammenkommen können. Schnee und
anhaltende Glätte gibt es nur in höchsten Lagen der Mittelgebirge, in tieferen
Lagen sorgen Graupelschauer nur vorübergehend mal für etwas Matsch. Bei wieder
weniger Scherung, aber immer noch recht hohen Zuggeschwindigkeiten (wir haben um
80 km/h in 700 hPa) kommt es zu flott ziehenden Einzel- und Multizellen, die
teils kleinere Linien bilden. Mit Sturmböen muss an diesen Zellen schon allein
aufgrund des Oberwindes gerechnet werden, vereinzelte schwere Sturmböen sollten
zumindest nicht ausgeschlossen werden, wenn sich in stärker gescherten Regionen
Linien bilden.

Diese könnte es vor allem Südrand der Tiefdruckzone bilden, wo der Tiefkern zu
liegen kommt. Hier wehen dann bodennah schwache umlaufende Winde, während
südlich davon weiterhin ein straffer Gradient herrscht, in dem anhaltender
mäßiger bis frischer Wind um West weht, in dem es auch außerhalb von Schauern zu
steifen Böen kommen kann. Da zahlreiche Schauer auch immer stürmische Böen
bringen, kann durchaus flächendeckend mit "Ocker" gewarnt werden. Aufgrund des
starken Höhenwindes gibt es auch auf den höheren Bergen weiterhin Sturmböen oder
schwere Sturmböen.

Bei so vielen Schauern kommt die Sonne nur wenig zum Zuge. Die
Temperaturhöchstwerte pendeln sich bei 8 bis 12°C ein.

In der Nacht zum Mittwoch wird der Langwellentrog durch einen neuen Trogvorstoß
im Westen regeneriert, zudem weitet sich in der Folge der Langwellentrog noch
weiter nach Süden aus, so dass wir noch mehr in dessen Kernbereich geraten. Da
auch nach Süden hin der Druck noch etwas fällt und in Zusammenhang mit dem
Tagesgang lässt der Wind deutlich nach. Auch die Schauer- und Gewitteraktivität
dürfte im Nachtverlauf abnehmen, aber keineswegs einschlafen.

Schnee bleibt weiterhin auf die höchsten Lagen und die Alpen fokussiert, auch
wenn einzelne Graupelschauer auch in tiefere Lagen fallen können. Auch kommt es
vor allem in den höchsten Lagen verbreitet zu Frost, während sonst die
Tiefstwerte meist bei 5 bis 0°C erwartet werden.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle zeigen auf synoptischer Skala eine sehr ähnliche
Entwicklung. Am Dienstag ist allerdings die kleinräumige Druckkonstellation noch
etwas unsicher, was natürlich auch auf die Wind- und Schauersituation Einfluss
haben dürfte. Diese wird aber sogar recht einheitlich simuliert. Ebenso
einheitlich zeigen die hochaufgelösten Modelle trotz recht geringer CAPE-Werte
die recht scharfe Kaltfront am Montag und die daraus resultierenden (schweren)
Sturmböen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann*