DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-04-2024 07:30
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.04.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W a/z

Zunächst exponiert an der See und im Bergland Sturmböen gering wahrscheinlich.
Am Montag von Nordwesten vermehrt stürmische Böen, oder Gewitter mit Sturmböen.
Übergang zu deutlich kälterem Wetter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... zwischen der Frontalzone über Nordeuropa und einem Höhenrücken von
den Kanaren bis zum Balkan liegt Mitteleuropa zunächst unter einer
antizyklonalen Westströmung. Durch einen Kurzwellentrog, der über GB in die
Nordsee zieht, wird das Geopotential an der Nordflanke des Keils aber abgebaut
und die Strömung glättet sich. Dazu setzt auch bodennah Druckfall ein, der auch
in Verbindung steht mit dem Frontensystem eines vor die norwegische Küste
ziehenden Tiefs, in deren Warmsektor der Norden kommt. Die Hochdruckzone über
Süd- und Mitteleuropa bleibt aber erhalten, wobei subtropische Warmluft mit 15
bis 16°C in 850 hPa wieder einen teilweise sommerlichen Tag zur Folge hat.

Aus Warmluftadvektion, Absinken und kräftiger Einstrahlung ergibt sich ein
weiterer Temperaturanstieg auf 24 bis 28°C in der Südhälfte und 19 bis 25°C im
Norden. Dazu scheint im Süden, teils durch Cirrus, meist die Sonne, nach Norden
hin steigen die Wolkenanteile, auch von dichten Wolken, es regnet aber nicht.
Auch der im Süden schwache Wind, nimmt nach Norden hin zu. Der dortige
Südwestwind erreicht nur sporadisch Bft 7 über dem norddeutschen Tiefland und an
der See, die keine Warnungen erfordern. Auf dem Brocken gibt es im Tagesverlauf
öfter mal 8 bis 9 Bft. Zum Abend lässt der Wind vorübergehend wieder nach.

In der Nacht zum Sonntag nimmt die Westströmung, erstmal in der Höhe, auch über
Süddeutschland zu, weil der Rücken nach Süden weicht und über Süskandinavien der
Trog nach Osten marschiert. Dabei bildet sich im Lee der norwegischen Berge ein
neues Tief, die entsprechende Kaltfront greift auf Norddeutschland über. Sie
wird von starker Kaltluftadvektion überlaufen. Oft ziehen nur Wolken durch, die
ganz im Norden, wo der Trog am ehesten greift, ein paar Schauer bringt, sonst
fällt aber kaum Regen. Postfrontal fließt Meereskaltluft ein, in der -2°C in 850
hPa erwartet werden, präfrontal ändert sich noch nichts. Hier geht die Nacht mit
teils geringer Bewölkung, teils Cirrus über die Bühne. Vereinzelt bilden sich
Dunst oder Nebel. Die Temperatur geht auf 16 bis 8°C zurück. Gebietsweise bleibt
es also ziemlich warm.

Allerdings legt der Druckgradient besonders Richtung Norden zu. An der See und
im angrenzenden Binnenland gibt es Böen 7-8 Bft aus Südwest, nach Passage der
Kaltfront auf West drehend. Auch im höheren Bergland, bzw. dessen Gipfeln
frischt der Wind auf mit stürmischen Böen bis exponiert (Brocken) schweren
Sturmböen aus Südwest bis West.


Sonntag... zieht das Tief weiter zum Finnischen Meerbusen, dessen Kaltfront
macht noch etwas weiter nach Süden Boden gut, liegt im Tagesverlauf aber
schleifend über der Landesmitte. Da die westliche Höhenströmung wieder leicht
antizyklonal wird, geht vom Tiefausläufer, trotz ordentlichem Temperaturkontrast
über Deutschland kaum Wetteraktivität aus. In den Norden schiebt sich sogar
rasch wieder eine schwacher Hochkeil vor.
In der postfrontal einfließenden Meeresluft polaren Ursprungs sinkt die 850 hPa
Temperatur auf -4°C, im Süden sind es in der Warmluft leicht föhnig gestützt am
Alpenrand wieder +15°C.

Dazu frischt der Wind im Norden noch etwas auf und die steifen Böen greifen
weiter südwärts ins norddeutsche Tiefland aus. An der See kann es für Bft 8,
exponiert 9 reichen und auch exponierte Kamm- und Gipfellagen bekommen
stürmische Böen oder Sturmböen ab. Der Keil bringt nachmittags und abends dann
aber auch wieder eine Windabnahme von Westen her.
Der Tiefausläufer zeichnet sich durch erhöhte Feuchte aus, die einen Streifen
mit mehr Bewölkung von NRW bis Sachsen und ins südliche Brandenburg hinterlässt.
Nennenswerter Regen fällt wohl nicht.
Die hohe Baroklinität spiegelt sich in den Höchstwerten wider. Ganz im Norden
werden nur 12/13°C erreicht, der Süden sieht wieder einen Sommertag, vereinzelt
zum Alpenrand hin mit 27/28°C.

Ausgehend von Grönland kommt eine markante Austrogung zu den Britischen Inseln
in Gang, die sich

in der Nacht zum Montag fortsetzt und ein abgetropfter Trog nähert sich dann
Schottland. Auch durch einen vorlaufenden kurzwelligen Trog wird die Strömung
über Mitteleuropa zyklonaler und es setzt von Westen her Hebung ein. Der
Tiefausläufer, an dem sich eine flache Welle andeutet, aber auch die präfrontale
Warmluft werden gewissermaßen "aktiviert". An der Welle, bzw. der dann südwärts
ausgreifenden Kaltfront dahinter, regnet es in stabiler Schichtung leicht. In
der labilen Warmluft wird etwas MU Cape generiert, Feuchte reichert sich an und
es deutet sich von Südbaden bis zur Oberpfalz ein Streifen mit abgehobener
Konvektion und einzelnen Gewittern an. Trotz guter Scherung bleibt es eher bei
"gelben" Gewittern, vereinzelt mit stärkerem Regen. Dieser Streifen verlagert
sich langsam nach Osten.
Außer ein paar Schauern im Nordseeumfeld passiert im Norden nicht viel. Der Wind
dreht zum Morgen im Nordwesten auf Süd und lebt auf, noch ohne warnwürdige Böen.


Montag... geht das warme Wetter auch in Süddeutschland zu Ende und wird abgelöst
von einer viel kälteren (mittelfristigen) Troglage. Dabei zunächst zieht ein
hochreichendes Tief in die östliche Nordsee vor die südnorwegische Küste, der
zugehörige Trog greift mit hochreichend labiler Kaltluft (-4°C in 850 hPa; -35°C
in 500 hPa) im Tagesverlauf auf Deutschland über.

Als erstes werden aber die Reste der Warmluft im Südosten abgedrängt, wobei die
Schauer mit dem Regen der Kaltfront verschmelzen und vor allem in der ersten
Tageshälfte von der Oberpfalz bis Südostbayern schauerartigen Regen bringen, der
lokal Potential für mehrstündigen Starkregen besitzt, vereinzelt sind
eingelagerte Gewitter möglich. Dahinter beruhigt sich das Wetter unter kurzem
Zwischenhocheinfluss, bevor in der zweiten Tageshälfte die Kaltfront des
Nordseetiefs übergreift, die gefolgt vom Trog den nächsten Schwall, dann
höhenkalter, Polarluft zu uns steuert. Zunächst fällt von Nordwesten her
schauerartiger Regen, der abends den Südwesten, die Mitte und den Osten
erreicht. Mit Übergreifen des Troges nehmen die Niederschläge nachfolgend
Schauercharakter an. Auch Gewitter, teils mit Graupel, werden wahrscheinlicher.
Bei starker Scherung und bis 50 kt in 850 hPa sind Schauer/Gewitterlinien mit
Sturmböen und vereinzelt schweren Sturmböen möglich. Aber auch schon aus dem
anziehenden Druckgradienten sind - außer im Nordosten - Bft 7-8 aus SW bis W
möglich, in exponierten Gipfellagen schwere Sturmböen bis orkanartige Böen.

Die hohen Temperaturen sind erstmal vorbei. Im Südosten sind bis 19°C möglich,
sonst liegen die Temperaturen zwischen 13 und 18°C, im westlichen Bergland und
an der Nordsee und in SH nur um oder wenig über 10°C. Die Schneefallgrenze
steuert zum Abend die mittleren Lagen, 500 bis 600 m an.

In der Nacht zum Dienstag gelangt ganz Deutschland unter den von Nordwesten
hereinschwenkenden Trog und in den Einfluss der labilen Meereskaltluft (T850 -5,
T500 -35°C). Das Bodentief nimmt rinnenform an und liegt mehrkernig im Bereich
der Küsten. An deren Südflanke wird der gut ausgeprägte Druckgradient
aufrechterhalten und es bleibt windig bis stürmisch. Weitere Schauer und
Gewitter fallen bis 400/500m hinab als Schnee. Im Süden kann es längere Zeit
Niederschläge geben, in Staulagen kräftig, aber nicht warnrelevant. Erst in
Hochlagen (800m +) bleibt vom Schnee auch etwas liegen. Dank stärkerer Scherung
und Oberwinde sind dabei vor allem im Süden stürmische Böen oder Sturmböen
möglich, in Gipfellagen schwere Sturmböen bis Orkanböen. Im höheren Bergland
gibt es leichten Frost, sonst bleibt es bei 5 bis 1°C frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich. Details der Wetterumstellung sind
unsicher.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner