DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-04-2024 07:30
SXEU31 DWAV 100800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 10.04.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM

An den Alpen bis zum Mittag oberhalb 1000m leichter Schneefall. Im Norden bis
zum Freitag zeitweise windig. In den kommenden Nächten in ungünstigen Lagen der
Mitte und des Südens - mit abnehmender Wahrscheinlichkeit - Frost und Frost in
Bodennähe.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... schreitet ein Abtropfprozess voran, der einen vom Nordmeer bis zum
westlichen Mittelmeer reichenden Langwellentrog in zwei Teile spaltet. Im
südlichen Teil hat sich über dem Golf von Genua schon ein abgeschlossenes
Höhentief gebildet, das nördliche Trogresiduum zieht über Dänemark hinweg nach
Osten. Es erreicht zum Abend die Oder, das Höhentief über dem Mittelmeer
verlagert sich hingegen zögerlich nach Süden und ist am Tagesende über Korsika
zu finden. Zwischen diesen beiden Geopotentialgebilden steigt über Deutschland
das Geopotential, was auch einem Höhenrücken geschuldet ist, der sich von
Westeuropa gen Osten schiebt. Er stützt eine Hochdruckzone, die aktuell vom
Seegebiert westlich der Iberischen Halbinsel bis nach Ostfrankreich, im weiteren
Verlauf sogar bis nach Süddeutschland reicht. Mit dem abziehenden Höhentief und
dem steigenden Druck lassen in den höheren Lagen der Alpen die leichten
Schneefälle nach, am Nachmittag werden diese weitgehend nach Süden in den
inneralpinen Bereich abgezogen sein. Darüber hinaus regnet es an der Neiße
anfangs noch ein wenig. Dies ist einer schwachen Kaltfront geschuldet, die mit
dem Trogresiduum und einem korrespondierenden Bodentrog in Richtung Polen
unterwegs ist. Aber auch dort ist recht rasch Schluss mit dem Niederschlag. Dann
dominiert allgemein hoher Luftdruck mit hohem Geopotential. Da die am Vormittag
in einem Streifen von Nordostbrandenburg bis zum Bodensee gut auszumachende
postfrontale Subsidenz ebenfalls nach Osten unterwegs ist und zusätzlich mehr
und mehr "zugeschüttet" wird, bildet sich allgemein ein Wolkenbild aus
Altocumulus oder Stratocumulus aus, das im Südwesten und somit nah am Rücken und
an der Nordsee (kaltes Oberflächenwasser und zähe niedertroposphärische
Erwärmung) die größten Lücken aufweist. Das durch den Höhenrücken getriggerte
Absinken bildet im Niveau von 700 bis 750 hPa eine recht scharfe Inversion aus,
unter der es allenfalls für einzelne schwache Schauer reicht. Das
Temperaturniveau der eingeflossenen maritimen Polarluft liegt im 850er Niveau um
0°C, die Tagesmaxima sieht MOSMIX zwischen 9°C am Alpenrand und bis zu 17°C
entlang des Rheins. Erwähnenswert ist dann nur noch der meist westliche Wind,
der im Bereich des Bodentroges an den Küsten und im angrenzenden Binnenland böig
auffrischt. Dabei gelten meist Böen Bft 7 (um 55 km/h), exponiert auch
stürmische Böen Bft 8 als die erwartete Hausnummer, am Nachmittag weicht im
Bereich der Hochdruckzone der Gradient dann aber auch im Norden auf und
entsprechend ziehen die Böen nach Osten ab.

In der Nacht zum Donnerstag bleiben uns die Hochdruckzone und der Rücken
erhalten. Letzterer geht eine Verbindung mit einem Höhenhoch über dem
südöstlichen Mitteleuropa bzw. Osteuropa ein. Die Hochdruckzone erstreckt sich
als Brücke von der Biskaya und dem Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel
bis nach Polen bzw. Belarus und in die Ukraine. Sie verläuft dabei über dem
Süden Deutschlands, wo der Druck bis knapp 1035 hPa ansteigt. Unter dem Strich
bedeutet das in weiten Landesteilen (abgesehen vom Nordwesten)
Wolkenauflockerung respektive -auflösung und merkliche Abkühlung auf
Temperaturen unter 5°C - und im Süden lokale Nebelfelder. Lokal ist im Süden und
in der Mitte leichter Luftfrost wahrscheinlich, für Frost in Bodennähe (teils -3
oder -4°C) reicht es verbreitet. Etwas anders läuft die Sache im Nordwesten des
Landes. Da sich dort die Bewölkung einer Warmfront hineinschiebt, die zu einem
Tief gehört, das vom Nordostatlantik kommend nördlich an Schottland vorbei in
die Nordsee zieht (Teiltief des größeren Tiefkomplexes WILHELMINE über den
Nordatlantik), wird die Ausstrahlung gedämpft. Teilweise werden die Tiefstwerte,
die dort in einem Bereich von 6°C bis 10°C liegen sollen, schon in der ersten
Nachthälfte erreicht, woraufhin dann advektiv eine moderate Erwarmung einsetzt.
Dazu kommt ein auffrischender und damit für bessere Durchmischung sorgender, von
West auf Südwest drehender Wind im Bereich eines mit der Front gekoppelten
Bodentroges. Damit sind insbesondere in Nordfriesland und auf den Ostfriesischen
Inseln wieder warnwürdige Böen zu erwarten, zumeist im Bereich Bft 7 (um 55
km/h), vereinzelt auch im Bereich Bft 8 (um 65 km/h).


Donnerstag... und in der Nacht zum Freitag bleiben uns sowohl die
Hochdruckbrücke als auch die Geopotentialbrücke erhalten. Das sorgt in der
Südosthälfte für einen sonnigen, allenfalls mit einigen flachen Quellwolken
garnierten Tag, was auch daran liegt, dass die Inversion über der Mitte und dem
Süden durch anhaltendes Absinken auf bis zu 850 hPa heruntergedrückt wird. Dabei
kann sich die alternde Polarluft auf 17 bis 21°C erwärmen. Deutlich mehr Wolken
treten in der Nordwesthälfte auf. Dort ist es zuerst die Warmfront des
Nordseetiefs, die Regen bringt und bis zum Abend etwa den Main erreicht. Mit
Verlagerung nach Süden läuft sie aber in die Hochdruckbrücke hinein (und
zusehends unter den Höhenrücken) so dass es mit ihrer Wetterwirksamkeit nicht
weit her ist und sich die Wolken auflösen. Nur im Nordwesten bringt sie am
Vormittag einige wenige l/qm an Regen, der Nordosten verzeichnet nur geringe
Regenfälle, die Mitte bleibt weitgehend trocken. Ihr folgt stante pede die
Kaltfront, die die Warmfront bis zum Abend sowohl im Nordosten als auch über der
südlichen Mitte einholt und dann über Westeuropa schon wieder als "neue"
Warmfront rückläufig wird. Im Gegensatz zum Südosten steigen die Temperaturen im
stärker bewölkten Nordwesten nur auf Werte um 16°C, an den Küsten sind es um
14°C. Dazu kommt im Norden ein frischer Wind. Die stärksten Böen werden
allerdings schon ausgangs der Nacht erwartet, so dass im Tagesverlauf mit wieder
aufweichendem Gradienten im Küstenumfeld zwar einzelne Böen Bft 7 möglich sind,
die Bft 8 aber schon wieder Geschichte sein sollte. Neben den Küsten ist es
natürlich der Brocken, der diesbezüglich anspringt und sicher stürmische Böen
Bft 8 (um 65 km/h), eventuell auch die volle Sturmstärke (Bft 9, bis 80 km/h)
erreicht. In der Nacht nimmt die Bodenkonfiguration über dem Norden sogar schon
wieder antizyklonalen Charakter an. Dort tummeln sich aber noch viele, teils
hohe, teils tiefe Wolken, aber es ist kaum Niederschlag zu erwarten. Im Süden,
etwa vom Schwarzwald und der Pfalz bis nach Ostbayern, ist es dagegen oft klar -
und eventuell und lokal neblig. Entsprechend der Wolkenanteile gestalten sich
auch die Tiefstwerte. Im Süden sinken sie auf 2°C, wobei lokal Bodenfrost wieder
ein Thema ist, im Nordwesten liegen sie dagegen bei bis zu 12 °C.

Freitag... und in der Nacht zum Samstag gibt es Nichts von durchgreifenden
Änderungen zu berichten. Zwar schwächt sich die Hochdruckbrücke ein wenig ab,
weil der Höhenrücken ein wenig nach Süden kippt, aber beide bleiben die
dominierenden Druck- bzw. Geopotentialgebilde. Der Norden wird erneut von
schwachen Tiefausläufern gestreift. Diesbezüglich wäre zuerst die rückläufige
Warmfront und im Weiteren eine Kaltfront zu nennen, die alle irgendwie mit dem
steuernden Zentraltief WILHELMINE in Verbindung stehen. Die Kaltfront schafft es
aber nur bis nach Schleswig-Holstein und nach Mecklenburg-Vorpommern, weiter
kann sie nicht nach Süden vordringen. Damit beschränken sich die geringen zu
erwartenden Niederschläge auch auf die Nordhälfte, im Süden bleibt es trocken,
südlich des Mains ist es sonnig oder sogar wolkenlos. Die Frontpassagen im
Norden lassen auch den Wind wieder aufleben, teils durch einen wieder etwas
anziehenden Gradienten, teils durch die Durchmischung, warnwürdig mit Bft 7 wird
es aber allenfalls an exponierten Küstenabschnitten, wenn's schlecht läuft auch
lokal im Nordwestdeutschen Binnenland - und relativ sicher auch wieder auf dem
Brocken, wo es erneut für die Bft 8 reicht. Im sonnigen Süden geht es mit den
Temperaturen hoch auf bis zu 23°C, an den Küsten werden es wohl nur um 14°C
werden. Die nächtlichen Tiefstwerte bewegen sich in einer Spanne von 12 bis 4°C
mit den tiefsten Werten im klaren Süden - dort ist eventuell auch wieder Frost
in Bodennähe ein Thema. Und genauso eventuell ein lokales Nebelfeld.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Abläufe der nächsten Tage sehr ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas