DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-04-2024 07:30
SXEU31 DWAV 040800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 04.04.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: SWz
Heute vor allem in der Mitte und im Süden, am Freitag im Norden einzelne
kräftige Gewitter mit Böen Bft 8 bis 10 und geringem Tornadopotenzial.
Dazu heute, außer im Norden und Nordosten, Böen Bft 7 bis 8, in Hochlagen Bft 8
bis 10. Am Freitag in der Nordwesthälfte erneut Böen Bft 7 bis 8, in Gipfellagen
Bft 8 bis 9.
Am Samstag dann ungewöhnlich warm und nur noch in einigen Gipfellagen Böen Bft 8
bis 9.


Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... befindet sich Deutschland nach wie vor unterhalb einer leicht
mäandrierenden und "flatterhaften" westsüdwestlichen Höhenströmung, die quer
über den Nordatlantik und Mitteleuropa inzwischen bis fast zum Ural reicht.
Darin eingebettet, überquert ein markanter Kurzwellentrog am Vormittag rasch die
südliche Nordsee, Benelux und Frankreich und greift bereits um die Mittagszeit
auf das Vorhersagegebietes über, am späteren Abend erreicht er dann die
Osthälfte.
Etwas komplexer als in der Höhe gestaltet sich die Entwicklung der Druckgebilde
im Bodenfeld. Aktuell hat die Kaltfront eines Tiefdruckgebietes über der
nördlichen Nordsee die Osthälfte des Landes überquert, die daran gekoppelten
schauerartigen Regenfälle sind bereits nach Polen, Tschechien und Nordösterreich
abgezogen. Über die Alpen hinweg kommt diese Kaltfront allerdings nicht weiter
nach Südosten voran, sondern wird als Warmfront wieder westnordwestwärts
zurückgeführt in ein kleinräumiges Wellentief über Nordengland. Dieses Tief kann
nur kurzzeitig günstig mit dem Kurzwellentrog interagieren und weist somit nur
wenig Entwicklungspotenzial auf, verlagert sich aber als scharfer Bodentrog
rasch über die mittlere Nordsee hinweg ostwärts. Um die Mittagszeit bzw. am
frühen Nachmittag überquert der Bodentrog bereits die Deutsche Bucht und
erreicht abends das Kattegat.
In diesen Trog eingebettet ist die zunehmend okkludierende Kaltfront des
ehemaligen Wellentiefs, die bereits mittags auf den Westen Deutschlands
übergreift und bis zum Abend nahezu das gesamte Land ostwärts überquert hat,
allerdings erneut an den Alpen hängenbleibt.
Markanter dynamischer Hebungsantrieb auf der scharf konturierten Trogvorderseite
(PVA) führt bereits im präfrontalen Bereich zu recht kräftigen schauerartigen
Regenfällen, die aktuell von Frankreich und Benelux her auf das Vorhersagegebiet
übergreifen. Vor allem in den Staulagen von Sieger- und Sauerland werden dabei
bereits bis um die Mittagszeit, also noch vor Eintreffen der Kaltfront, an die
10 l/qm, gebietsweise auch mehr, simuliert. Bis zum frühen Nachmittag erfassen
diese Regenfälle auch den äußersten Süd- und Nordosten, fallen aber vor allem
nach Süden zu deutlich weniger intensiv aus.
Mit Annäherung des Bodentroges frischt der Wind am Vormittag deutlich aus Süd
bis Südwest auf und dreht mit Frontpassage auf Südwest bis West. Der schärfste
Gradient wird dabei etwa südlich einer Linie Emsland-Oberlausitz simuliert, mit
Ausnahme des äußersten Südostens. In dieser Region gibt es bei Oberwinden
zwischen etwa 45 und 55 kn in 850 hPa somit häufig steife, in freien Lagen sowie
in Schauernähe auch stürmische Böen, in den Gipfellagen der Mittelgebirge und
der Alpen Sturm-, auf exponierten Gipfeln vereinzelt schwere Sturmböen.
Spätestens mit Frontpassage und vor allem postfrontal nehmen die Niederschläge
allgemein Schauerform an und mit Advektion zunehmend höhenkalter Luftmassen (im
Trogbereich -25 Grad in 500 hPa bei +2 bis +4 Grad in 850 hPa) steigt dann auch
die Wahrscheinlichkeit für einzelne Gewitter an. I-D2 simuliert etwa 200 bis 400
J/kg ML-Cape vor allem in den mittleren Landesteilen, und aufgrund des scharfen
Bodentroges steht neben hochreichend markanter Scherung (20 bis 30 m/s 0 bis 6
km) auch einiges an bodennaher (Richtungs)scherung zur Verfügung (teilweise über
15 m/s in den unteren 1 bis 2 km) Dadurch kann im Vorfeld eventueller Schauer-
und Gewitterstaffeln einiges an sturmrelativer Helizität zur Verfügung stehen
(über 200 m²/s², dazu teils recht scharf gekurvte Hodografen in den
Prognosetemps), so dass durchaus auch rotierende Aufwinde möglich sind.
Entsprechend können neben schweren Sturmböen im Rahmen eventueller kleinräumiger
Bow-Echos auch kurzlebige Tornados nicht ausgeschlossen werden. Die beste
Cape/Shear-Überlappung haben die Konvektion erlaubenden Modelle aktuell in den
mittleren Landesteilen auf der Agenda (etwa von NRW/Rheinland-Pfalz über Hessen
bis nach Franken/Thüringen).
Dem Trog folgt ein etwas breiter angelegter Höhenrücken, der abends bereits
England und Frankreich erreicht. In dessen Vorfeld setzt dann auch im Westen
Deutschlands bereits am (späten) Nachmittag eine rasche Wetterberuhigung ein,
bis zum späteren Abend ziehen dann auch im Osten und Südosten die letzten
Schauer ostwärts ab. Auch der Wind flaut von West nach Ost in den Abendstunden
rasch ab.
Insgesamt kommt zwar einiges an Niederschlag zusammen (etwa 5 bis 15 l/qm in der
Westhälfte, teilweise auch in den mittleren Landesteilen, in Leelagen weniger,
in Staulagen mehr), aber die Warnschwellen für Dauerregen dürften wohl nicht
tangiert werden.
Die Sonne zeigt sich am ehesten vor Eintreffen der (dort nur wenig ergiebigen)
Niederschläge an den Alpen und im Alpenvorland, auch postfrontal lockern die
Wolken zwischen den Schauern/Gewittern auch mal stärker auf. Vor allem im Norden
bleibt es aber überwiegend stark bewölkt bis bedeckt. Innerhalb der gut
durchmischten milden Atlantikluft erreichen die Höchsttemperaturen Werte
zwischen 10 und 15 Grad in Norddeutschland und zwischen 13 und 18 Grad in der
Mitte bzw. im Süden; im Alpenvorland kann es auch noch etwas milder werden.

In der Nacht zum Freitag zieht der Kurzwellentrog rasch ostwärts ab, gefolgt von
einem durch kräftige WLA vorderseitig eines Höhentroges westlich von Irland
gestützten, allerdings zunehmend flachen Höhenrücken, der morgens bereits das
Vorhersagegebiet aber überquert hat.
Die Kaltfront schleift anfangs noch am Alpenrand, wird von dort aus aber als
Warmfront eines Tiefs westlich von Irland nordwestwärts zurückgeführt und kommt
in der zweiten Nachthälfte bereits wieder allmählich nach Nordosten voran. Somit
werden die Wolken im Westen und Südwesten rasch wieder dichter und es fällt dort
gebietsweise etwas Regen oder Nieselregen, der vor allem in der Südhälfte etwas
nach Osten vorankommt und auch noch die mittleren Landesteile bzw. den Südosten
erfassen kann. Zwar fallen kaum nennenswerte Mengen, aber es bleibt dort
überwiegend stark bewölkt bis bedeckt, während die Wolken im Warmsektor im
Südwesten im Laufe der zweiten Nachthälfte wieder auflockern. Auch im Osten und
Nordosten lockern die Wolken eingangs der Nacht vorübergehend stärker auf.
Der Wind flaut nun vorübergehend auch in den Hochlagen ab, frischt nach Passage
des Rückens (bzw. eines vorlaufenden Bodenhochkeils) mit beginnender
Gradientverschärfung aber im Laufe der zweiten Nachthälfte wieder auf, auf dem
Brocken kann es morgens erneut Sturmböen geben.
Aufgrund der dichten Bewölkung verläuft die Nacht allgemein mild mit
Tiefstwerten zwischen 12 Grad im Westen und 5 Grad in den östlichen bzw.
ostbayerischen Mittelgebirgen..

Freitag... steht bereits die nächste Trogpassage ins Haus, die dieses Mal
hauptsächlich den Nordwesten/Norden Deutschlands beeinflusst. Dieser
Kurzwellentrog wird aktuell von allen Modellen deutlich intensiver und vor allem
auch auf südlicherer Zugbahn als noch in den gestrigen Läufen simuliert und
zieht über die Nordsee und Norddeutschland bis zum Abend rasch zur westlichen
Ostsee.
Im Bodenfeld entwickelt sich durch Interaktion mit dem Kurzwellentrog am
Okklusionspunkt des bereits oben genannten Tiefs bei Irland über der westlichen
Nordsee ein Teiltief und zieht bis zum Abend zum Skagerrak. Die Warmfront
überquert das Vorhersagegebiet bis zum Nachmittag rasch nordostwärts, hat aber
neben dichter Bewölkung kaum mehr Niederschläge im Gepäck. Die Kaltfront des
Tiefs erreicht um die Mittagszeit bzw. am frühen Nachmittag den Nordwesten des
Landes und kommt nun etwa 500 km weiter nach Süden als in den gestrigen
Frühläufen voran. Abends bzw. eingangs der Nacht erreicht sie nämlich die
mittleren Landesteile (etwa Eifel-Erzgebirge), statt bereits über dem Norden der
Norddeutschen Tiefebene ins Schleifen zu geraten, wie noch gestern simuliert.
Die Front eilt dem Trog vor allem nach westen zu weit voraus, so dass deren
Passage am Nachmittag und Abend im Westen und in der Mitte des Landes relativ
unspektakulär verläuft mit einzelnen Schauern, aber nur geringer
Gewitterwahrscheinlichkeit. Bereits präfrontal frischt der Wind allerdings
deutlich aus Süd bis Südwest auf und dreht mit Frontpassage auf Südwest bis
West. Im Westen und Norden, teilweise auch noch in den mittleren Landesteilen,
gibt es dann recht verbreitet steife, an den Küsten, im angrenzenden Binnenland
sowie in freien Lagen auch stürmische Böen, in den Gipfellagen der westlichen
und nördlichen Mittelgebirge (insbesondere Brocken) Sturmböen. Postfrontal flaut
der Wind mit Annäherung eines Hochkeils im Westen und in der Mitte aber rasch
wieder ab.
Interessanter gestaltet sich die Wetterentwicklung mit Trogpassage im Nordwesten
und Norden. Dort kann der Kurzwellentrog besser mit der Kaltfront interagieren
und deren Passage findet in einem mit markanter Scherung ausgestatteten Umfeld
statt. DLS (0 bis 6 km) beträgt dann 30 bis 40 m/s, LLS teilweise nahe 20 m/s,
zudem sind die Hodografen in den Prognosesoundings erneut teilweise scharf
gekurft. ICON-D2 simuliert dazu 200 bis 300 J/kg ML-Cape, die Schichtung ist mit
Trogpassage (-23 bis -24 Grad in 500 hPa bei +3 Grad in 850 hPa) mäßig labil.
Die Zutaten entsprechen also erneut einem klassischen low Cape/high
Shear-Szenario. Somit sind mit Frontpassage und eventuell auch noch postfrontal
einzelne Gewitter mit mindestens markanten Begleiterscheinungen in puncto Wind
zu erwarten (Bft 8 bis 10). Erneut können auch organisierte Strukturen
(kleinräumige Bow Echos) bzw. einzelne Superzellen mit Tornadopotenzial nicht
ausgeschlossen werden.
Der Süden und Südosten bekommen von all dem nur wenig mit. Im Gegenteil - dort
steht ein wettertechnisch ruhiger Tag auf der Agenda. Im Warmsektor lösen sich
durch das Überströmen der Alpen vor allem im Südwesten und südlich der Donau die
Wolken mehr und mehr auf und machen der Sonne Platz, auch in der Lausitz und im
Erzgebirgsvorland kann sich vor Eintreffen der Kaltfront (dort erst am Abend)
länger die Sonne durchsetzen. Im Warmsektor kommt die Advektion außergewöhnlich
warmer Luftmassen aus Südwesteuropa in Gang, die 850 hPa-Temperatur steigt in
der Südhälfte bis zum Abend auf etwa 10 bis 13 Grad. Entsprechend werden in der
Mitte und im Süden Höchstwerte zwischen 19 und 24 Grad erwarten, an Oberrhein
und Neckar eventuell auch um 25 Grad. Aber auch im Nordwesten und Norden bleibt
es postfrontal bei guter Durchmischung mit Höchstwerten zwischen 14 und 18 Grad,
an den Küsten etwas darunter, sehr mild.

In der Nacht zum Samstag stößt ein kräftiger Langwellentrog unter deutlicher
Amplifizierung in das Seegebiet westlich der Biskaya und der Iberischen
Halbinsel vor. Durch beständige trogvorderseitige WLA wölbt sich über den
Britischen Inseln ein breit angelegter Höhenrücken auf und kommt allmählich
Richtung Nordsee und Mitteleuropa voran, dessen Achse verläuft morgens bereits
unmittelbar über der Westgrenze des Vorhersagegebietes nordnordwestwärts.
Im Bodenfeld entwickelt sich bereits am Freitag aus einem Wellentief weit
westlich der Biskaya unter Interaktion mit dem Trog ein ausgewachsenes Sturmtief
und zieht bis Samstagfrüh ins Seegebiet südwestlich von Irland, wo es mit einem
Kerndruck von etwa 955 hPa anlandet.
Über dem Vorhersagegebiet setzt nach Abzug des Kurzwellentroges und mit
Annäherung des Höhenrückens bereits eingangs der Nacht eine rasche
Wetterberuhigung ein. Dem Rücken ist im Bodenfeld ein Keil vorgeschaltet, der
ausgangs der Nacht bereits die Osthälfte des Landes erreicht. Somit weicht der
Gradient insgesamt auf und der Wind flaut rasch ab, lediglich in einigen
Hochlagen (insbesondere Brocken) kann es noch stürmische Böen bzw. Sturmböen aus
Südwest geben.
Die Kaltfront erreicht im Laufe der ersten Nachthälfte ihre südlichste Position
über den mittleren Landesteilen, wird dann aber bereits wieder als Warmfront des
oben beschriebenen Sturmtiefs bei Irland etwas nach Nordosten zurückgeführt. Im
Frontbereich bleibt es zwar meist stark bewölkt, aber Regen fällt nur noch
wenig.
Im Nordosten lockern die Wolken dagegen auf und auch in der Mitte werden die
Wolkenlücken später größer, im Südwesten und Süden bleibt es gering bewölkt.
Auf der Vorderseite des Sturmtiefs verstärkt sich nun die Advektion der
außergewöhnlich warmen Luftmasse aus dem südwesteuropäischen Raum bzw. aus
Nordafrika nach Frankreich bzw. Südwestdeutschland. Die 850 hPa-Temperatur
steigt in der Südwesthälfte bis Samstagfrüh bereits auf 11 bis 14 Grad,
präfrontal im Nordosten erreicht die etwa 4 bis 6 Grad.
Somit fällt die Nacht insgesamt mild aus; trotz abgekoppelter Grundschicht kühlt
es auch im Südwesten und Süden bei teils klarem Himmel lediglich in einigen
Mittelgebirgs- und Alpentälern auf unter 5 Grad ab, sonst auf etwa 10 bis 5
Grad. In der Mitte und im Norden liegen die Tiefstwerte zwischen 14 und 8 Grad.

Samstag... stößt der umfangreiche Langwellentrog über dem nahen Ostatlantik nur
zögernd Richtung West- und Südwesteuropa vor. Auf dessen Vorderseite stützt
beständige WLA weiterhin den Höhenrücken, dessen Achse unter allmählichem
Wellenlängenverlust langsam das Vorhersagegebiet ostwärts überquert.
Das Sturmtief westlich von Irland hat den Höhepunkt seiner Entwicklung im
Tagesverlauf erreicht und zieht allmählich nordnordostwärts. Dessen Warmfront
überquert bis um die Mittagszeit mit dichteren Wolkenfeldern, aber keinen
nennenswerten Niederschlag auch den Nordosten Deutschlands, während die
Kaltfront über den Britischen Inseln und der nordwestlichen Nordsee ins
Schleifen gerät und uns noch nicht weiter tangiert. Im Warmsektor kann nun die
außergewöhnlich warme Luftmasse das gesamte Vorhersagegebiet fluten, die 850
hPa-Temperatur steigt auf Werte zwischen 18 Grad im Südwesten und 12 Grad im
äußersten Nordosten. Zwar wird auch erneut einiges an Saharastaub
nordnordostwärts advehiert, der Hauptvorstoß dürfte aber eher über Frankreich
und Benelux erfolgen und weniger über dem Vorhersagegebiet.
Somit setzt sich verbreitet die Sonne durch, lediglich im Norden und Osten
dauert es etwas, bis die Bewölkung der abziehenden Warmfront auflockert. Mit der
WLA ziehen aber zeitweise hohe Wolkenfelder durch, und sollte der
Saharastaubvorstoß doch weiter östlich einsetzen, dann können sich diese dadurch
auch verdichten. Somit sind die Temperaturprognosen noch ein wenig mit Vorsicht
zu genießen. Dennoch dürften vor allem im Süden und Westen einige Dekadenrekorde
gesprengt werden. MOSMIX simuliert Höchstwerte zwischen etwa 20 Grad im
äußersten Nordosten und 30 Grad im südlichen Oberrheingraben. Der bisherige
Dekadenrekord liegt bei 27,7 Grad.
Anzusprechen bleibt noch der Wind, da sich mit Annäherung des Sturmtiefs auch
hierzulande der Gradient ein wenig verschärft. Vor allem auf den Bergen frischt
der Wind aus südlichen Richtungen auf, an den Alpen wird es leicht föhnig. Für
warnrelevante Böen reicht es aber wohl nur vereinzelt, am ehesten noch auf dem
Brocken.

In der Nacht zum Sonntag erreicht der Höhenrücken Osteuropa und wir gelangen
mehr und mehr auf die Vorderseite des nun allmählich auf die Britischen Inseln
übergreifenden Langwellentroges, dessen Drehzentrum sich Sonntagfrüh bereits
unmittelbar nordwestlich von Schottland befindet. Die Höhenströmung dreht auf
Südwest und ist vor allem über dem Westen und Nordwesten des Landes mit
Annäherung kurzwelliger Troganteile zunehmend zyklonal konturiert.
Im Bodenfeld kommt die Kaltfront des langsam nordostwärts ziehenden und sich
etwas auffüllenden Sturmtiefs weiterhin nur zögernd ostwärts voran, greift aber
Sonntagfrüh auf den Nordwesten Deutschlands über. Im Vorfeld wird eine
potenziell instabile und recht feuchte Luftmasse nach West- und
Nordwestdeutschland gesteuert. Je nach Timing der Passage von kurzwelligen
Troganteilen könnte präfrontal dynamische Hebung zur Auslöse reichen, MU-Cape
steht ebenfalls zur Verfügung. Ein mögliches Szenario wäre, dass von Benelux und
Nordfrankreich her im Laufe der Nacht kräftige Gewitter, vielleicht auch ein MCS
auf den Westen und Nordwesten Deutschlands übergreifen. Dann stünde vor allem
Starkregen im Fokus, zumal die PPW-Werte bereits sommerliche 25 mm und mehr
betragen. Diese ganze Entwicklung ist aber noch mit großen Unsicherheiten
behaftet.
Im großen Rest des Landes fällt die Nacht aber wettertechnisch ruhig aus. In den
Gipfellagen der westlichen, zentralen und nördlichen Mittelgebirge bleibt es
windig mit Sturmböen aus Süd bis Südwest auf dem Brocken. Vor allem über den
Westen und Norden ziehen bereits dichtere Wolkenfelder, so dass dort die Nacht
mit Minima zwischen 16 und 12 Grad, genauso, wie in einigen Leelagen
außergewöhnlich mild ausfällt. Im Süden und Südosten wird es zumindest abseits
der Leelagen mit 10 bis 4 Grad deutlich frischer.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Entwicklung einheitlich, was insofern erstaunlich
ist, da sich die Prognose für Freitag deutlich geändert hat (siehe Text weiter
oben).
Somit darf nicht nur heute das erhöhte Tornadopotenzial (in den mittleren
Landesteilen) nicht außer Acht gelassen werden, sondern wahrscheinlich auch
morgen (in der Nordhälfte). Dennoch bleiben unwetterartige Entwicklungen eher
die Ausnahme, die Mehrzahl der Gewitter genügt bzgl. der Begleiterscheinungen
markanten Warnkriterien.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff