DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-04-2024 08:01
SXEU31 DWAV 020800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 02.04.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z

Im Bergland und an der See Sturmböen, sonst besonders in Schauernähe. Am
Donnerstag stürmisch, vermehrt teils kräftige Schauer und Gewitter mit
Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegen wir in 300 hPa noch eher und einem negativ geneigten Trog,
der von der Nordsee zum Balkan weist. Darunter zeichnet sich mehr und mehr eine
westliche Strömung ab. In ihr überqueren kurzwellige Tröge Mitteleuropa nach
Osten, bzw. haben das schon getan, während sich über Westeuropa ein Höhenrücken
aufwölbt. Dieser nähert sich und lässt mit leichter Kaltluftadvektion den
Bodendruck langsam steigen und gibt der Strömung in der unteren Troposphäre
schon einen antizyklonalen Touch. Die Tiefdruckrinne der letzten Tage, in der
über dem Baltikum eine Zyklogenese eingesetzt hat, liegt nun nördlich von uns.
Ein gut ausgeprägter Druckgradient zum Zwischenhoch über Frankreich bringt
zunächst vor allem den Küsten und dem Bergland kräftigere Böen 7-8 Bft.
In der aus Westen einströmenden frischen und instabilen Meeresluft (+1°C in 850
hPa, -28°C in 500 hPa) löst ein kurzwelliger Troganteil, der vor dem Rücken über
uns nach Osten zieht, Schauer und vereinzelt kurze Gewitter aus. In seinem
direktem Umfeld fällt ab den Mittagsstunden über Norddeutschland teils
schauerartiger Regen. Die Labilitätsfläche reicht nicht sonderlich hoch, bis ca.
650/600 hPa, von daher sind wohl nicht übermäßig viele Gewitter am Start,
einzelne sind aber nicht ausgeschlossen.
Auch ohne Konvektion lebt der Wind tagsüber auf und erreicht in Böen 7 Bft. Bei
kräftiger Konvektion werden die Oberwinde von ca. 40 kt in 850 hPa
runtergemischt mit Potential für stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen. Damit
steht ein windiger Tag an, wo bei wechselnder bis starker Bewölkung oft 11 bis
15, nach Osten hin bis 17°C als Maximum anvisiert werden.
Die größten Sonnenanteile bei geringer Schauerneigung sind später im Süden zu
verzeichnen, besonders südlich der Donau. Hier setzt die Wetterbesserung im
Tagesverlauf mit steigendem Druck ein. Besonders am Vormittag ziehen noch
Schauer durch.
In der Nacht zum Mittwoch zieht der Höhenrücken unter Konturverlust nach
Deutschland. Eine große Wetterberuhigung bringt er nicht, da er von
Warmluftadvektion überlaufen wird. Diese steht im Zusammenhang mit den
Ausläufern eines Tiefs bei England, die von Westen mit dichter Bewölkung und
Regenfällen auf die Westhälfte übergreifen. Gleichzeitig sind im Nordosten
letzte Schauer unterwegs, wobei auf der Rückseite der Zyklogenese über dem
Baltikum Kaltluft von Skandinavien angezapft wird, die mit einem Bodentrog und
Winddrehung auf Nord Norddeutschland aber nur streift.
Der zunächst besonders im Nordosten und Osten kräftige Westwind lässt nach.
Zunächst werden vor allem im Bergland und im Nordosten die Warnschwellen
erreicht, die Warnungen können im Laufe der Nacht aber auslaufen. Bei längerem
Aufklaren und vorübergehend einschlafendem Wind ist in Schleswig-Holstein
leichter Frost nicht ausgeschlossen (gebietsweise Frost in Bodennähe), sonst
bleibt es frostfrei; wegen Bewölkung und Wind auch im Nordosten.


Mittwoch... greift das Frontensystem, des in die westliche Nordsee ziehenden
Tiefs auf Deutschland über. Verbunden mit Warmluftadvektion und PVA in der
leicht flatternden Westströmung, breitet sich starke Bewölkung und leichter bis
mäßiger Regen über uns nach Nordosten aus. In 12 Stunden fallen oft um 5,
gebietsweise an die 10 l/qm. Zunächst halten sich Auflockerungen in der kälteren
Luft über dem Nordosten, die aber langsam wieder rausgedrängt wird. Von
Schleswig-Holstein bis Vorpommern könnte es bis zum Abend trocken bleiben.
Hinsichtlich der Regenfälle gibt es noch ein paar Unsicherheiten.

Die Temperaturen steigen bei präfrontal der Warmfront (etwas) auffrischendem
Ost- bis Südostwind im Norden und Nordosten nur auf 8 bis 12°C. Sonst werden in
weiten Landesteilen ohne viel Einstrahlung 12 bis 15°C erreicht.

Im Süden macht sich leicht antizyklonaler Einfluss einer Hochdruckzone über
Südeuropa mit längeren Aufheiterungen bemerkbar. Hier sind bis 17°C möglich.
Bei zunächst stabiler Schichtung legt der Wind im höheren Bergland über dem
Süden und der Mitte zu mit Böen 7 bis 8 Bft aus Südwest. Auch in einigen
windexponierten Leelagen des Südwestens sind einzelne 7 Bft nicht
ausgeschlossen.

Am Nachmittag greift die Kaltfront auf den Westen über. Schon vorher labilisiert
die Schichtung von Westen her etwas mit Anstieg der Werte in 850 hPa auf +4°C
und leichter Abkühlung in 500 hPa. Dabei sind am Tiefausläufer Schauer und
einzelne Gewitter zu erwarten. Es werden zwar gute Scherungsbedingungen und PPW
bis 25 mm simuliert, letztlich hapert es an der Labilität, die nicht übermäßig
stark wird und nicht sehr hoch reicht, bis ca. 600 hPa. Markante Entwicklungen
mit stürmischen Böen, eventuell Starkregen sind aber nicht ausgeschlossen.

In der Nacht zum Donnerstag zieht die Kaltfront nebst Schauern oder
schauerartigen Regenfällen ostwärts ab, wobei die Gewitter bald vorbei sein
sollten, so es sie denn überhaupt gibt. Danach gestaltet sich die Strömung
kurzzeitig leicht antizyklonal mit einem flachen Höhenrücken. Erneut ist damit
aber kaum eine Wetterberuhigung verbunden, weil in der Girlande von
Tiefausläufern schnell die nächste Warmfront mit Regen folgt. Dabei greift
Warmluftadvektion über und nach vorübergehender Abschwächung ziehen
Druckgradient und der auf Süd bis Südwest drehende Wind von Westen her wieder
an.
Dann sind neben den Sturmböen im höheren Bergland auch in Leelagen im Westen
Böen 7 möglich.


Donnerstag... hält die zyklonale Westlage an, sie wird mit einem kräftigen Trog
aber deutlich dynamischer, als an den Vortagen. Dabei zieht ein Bodentief
zunächst in die mittlere Nordsee, es bildet sich dabei aber ein weiteres (Rand)
Tief, was nahe den ostfriesischen Inseln und über SH zur westlichen Ostsee
ziehen soll. Dessen Ausläufer überqueren Deutschland mit Regen rasch ostwärts.
Sie hängen dabei zwar über dem Süden etwas zurück, SE Bayern wird aber zum Abend
auch passiert.
Damit verbunden ist an der Südflanke des Tiefs schon aus dem Druckgradienten
heraus eine Windzunahme flächendeckend bis 7 Bft, regional 8 Bft, aus Südwest
bis West. Dazu kommt noch eine deutliche Labilisierung der Schichtung durch den
markanten Höhentrog, der Deutschland ostwärts überquert und abends mit seiner
Achse die östlichen Landesteile erreicht haben sollte. In dessen Peripherie
greift in 850 hPa ein Starkwindfeld über mit bis 50 kt über dem Süden, was
verstärkt (Gechwindigkeits-) Scherung aufkommen lässt.

Dabei sind an der Kaltfront über dem Süden, aber auch im Bereich des Troges
zahlreiche Schauer und Gewitter zu erwarten, die teilweise linienhaft
organisiert sein können. Über dem Südwesten werden auch hohe SRH Werte ins Spiel
gebracht, die zumindest ein gewisses Tornadopotential andeuten.
Entsprechend muss bei den Gewittern vor allem die Windentwicklung beachtet
werden; die Böen erreichen teilweise (schwere) Sturmstärke, auch Hagel ist nicht
ausgeschlossen, während Starkregen bei zügiger Verlagerung unwahrscheinlich
wird. Im Bergland sind auch abseits von Konvektion teils schwere Sturmböen,
exponiert auf einigen Gipfeln orkanartige Böen möglich.
Je nach Timing der Tiefausläufer sind über dem Süden zunächst noch
Aufheiterungen möglich und Temperaturen nahe 20°C, während sonst meist 13 bis
17°C anstehen.

In der Nacht zum Freitag zieht der Trog ab und der von Westen übergreifende
Rücken bringt eine Wetterberuhigung. Die Warmfront eines Tiefs westlich von
Irland steift den Nordwesten mit etwas Regen. Sie leitet den Übergang in eine
südwestliche Strömung mit der Advektion subtropischer Warmluft ab Freitag ein.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren zunächst ähnlich. Am Donnerstag werden die Unsicherheiten
größer, besonders was das Randtief über Morddeutschland angeht, dürfte noch
nicht das letzte Wort gesprochen (geschrieben) sein. Es deutet sich in jedem
Fall eine markante Wind- und Gewitterlage an.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner