DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

31-03-2024 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 31.03.2024 um 10.30 UTC



Wechselhaft, vorübergehend warm bis sehr warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 07.04.2024


Am Mittwoch und Donnerstag liegt Deutschland im Bereich einer zonal
orientierten, aber etwas aufgefächerten und leicht mäandrierenden Frontalzone.
In rascher Folge werden Frontensysteme über das Vorhersagegebiet hinweg ostwärts
gesteuert. Der meiste Regen fällt im Norden und Westen Deutschlands, wogegen
sich nach Süden hin größere Auflockerungen einstellen.
Bereits am Donnerstag wird durch eine Sturmtiefentwicklung vor Cornwall eine
Drehung der Strömung auf Südwest eingeleitet. Hierdurch gelangt wärmere Luft in
den Süden Deutschlands, was einen Temperaturanstieg auf mehr als 20 Grad zur
Folge hat.
Über dem Atlantik beginnt die Strömung dann verstärkt zu mäandrieren. Dies
erfolgt in Form einer markanten Austrogung, wobei sich der resultierende Trog am
Freitag in den nahen Ostatlantik vorarbeitet. Die Drehung der Strömung über
Mitteleuropa auf Südwest wird durch einen in der Frontalzone nach Osten
ablaufenden flachen, aber relativ breiten Trog noch hinausgezögert, so dass sich
die Erwärmung vorerst nur im Süden Deutschlands durchsetzt.
Am Samstag setzt sich dann deutschlandweit die Warmluft durch, im Süden und
Osten Deutschlands sind dann Temperaturmaxima über 25 Grad möglich. Gleichzeitig
erfolgt, ausgehend von einem Kaltluftvorstoß aus dem Raum Westgrönland, über dem
westlichen Nordatlantik eine erneute Trogbildung. Der bisherige Haupttrog nähert
sich unter Abschwächung den Britischen Inseln, vorderseitig dreht über
Mitteleuropa die Strömung steil auf Südwest. Hierdurch gelangt in den Nordwesten
und Westen Deutschlands feuchtlabile Luft, erste und zum Teil heftige Gewitter
sind daher nicht auszuschließen. Am Alpenrand setzt Föhn mit teils schweren
Sturmböen auf höheren Berggipfeln ein.
Am Sonntag wird der Trog, den Nordwesten Deutschlands streifend, nach Nordosten
gesteuert. Dessen südlicher Teil hängt über Frankreich zurück und aktiviert die
Kaltfront, die diesem Trog vorgelagert auf. Dies lässt von Südwesten her
kräftigere Niederschläge aufkommen, die sich nachfolgend im Süden weiter
ostwärts ausweiten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum dreht mit Annäherung des
nächsten Troges die Strömung erneut auf Südwest, wodurch sich am Montag im Süden
und am Dienstag im Südosten und Osten noch einmal Höchsttemperaturen deutlich
über 20 Grad einstellen. Während am Montag nur geringe Niederschläge zu erwarten
sind, regnet es ab Dienstag wieder häufiger, auch kräftige Gewitter sind nicht
auszuschließen. Mit dem Übergreifen des Troges erfolgt ein Temperaturrückgang.
Ein Kaltlufteinbruch mit nächtlichen Frösten ist jedoch nicht in Sicht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich zu den
gestrigen Modellrechnungen konsistent. Prognoserelevante Unterschiede lassen
sich bis dahin nicht ableiten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird der auf Westeuropa
übergreifende Trog etwas kräftiger simuliert, was die Strömung über Mitteleuropa
stärker aufsteilen lässt als es bei den gestrigen Modellläufen zu sehen war.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch bei den externen Modellen zeichnet sich hinsichtlich der Entwicklung für
die kommenden Tage ein weitgehend ähnliches Bild ab. Erst ab Samstag ergeben
sich leichte Unterschiede. Nach GFS, UK10 und auch ICON deutet sich der
Höhepunkt der Erwärmung bereits in der Nacht zum Samstag an, wogegen das Modell
des kanadischen Wetterdienstes der EZMW-Version folgt. Diese Nuancen liegen aber
im Bereich der Vorhersagegenauigkeit. Am Sonntag ist jedoch die Warmluft
größtenteils nach Osten abgedrängt worden.
Auch an den Folgetagen ergibt sich ein ähnliches Witterungsgepräge. Während am
Montag sich schwacher Zwischenhocheinfluss durchsetzen kann, kommen danach
vermehrt Niederschläge auf. Auch externe Modelle zeigen keine Signale für einen
markanten Kaltlufteinbruch.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt bis etwa Sonntag der oben beschriebenen Entwicklung, zeigt
aber anhand der Anomaliefelder des Geopotentials 500 hPa danach Signale für eine
Blockierung über Fennoskandien und für eine nach Südeuropa gerichtete
Austropfung. Diese Entwicklung war bei weiter zurückliegenden Modellläufen noch
nicht zu sehen und hätte für den Nordosten Deutschlands einen etwas
ausgeprägtere Abkühlung zur Folge. Insgesamt wäre auch hier ein
Temperaturrückgang in die Region des langjährigen Temperaturmittels, aber kein
Temperatursturz zu erwarten.
Das EPS des EZMW stützt die oben beschrieben Entwicklung. Signale für eine
Ausweitung des ab der zweiten Aprilwoche über Westeuropa liegenden Troges zum
westlichen Mittelmeer sind auch hier zu finden. Allerdings stützt nur ein
Cluster von dreien, das mit lediglich 10 Membern besetzt ist, die Variante des
EPS des GFS und lässt diesen Trog über dem westlichen Mittelmeer austropfen. Das
Clustering gemäß Großwetterlagen ergibt eine Dominanz südwestlicher und zyklonal
geprägter Strukturen, wodurch weiterhin eine milde Witterung zu erwarten ist.
Bis etwa zum Wochenende folgen die EPS-Member weitgehend dem beschriebenen
Szenario. Unterschiede ergeben sich hinsichtlich des Maximums des
Warmluftvorstoßes am Samstag; hier ist ein etwas früheres Einsetzen und auch
Ende der Erwärmung wahrscheinlicher als ein gegenüber dem deterministischen Lauf
weiteres Hinauszögern. Hierdurch ist die Divergenz der Einzellösungen auch von
Freitagabend bis in die Nacht zum Montag am ausgeprägtesten. Danach wird der
Spread wieder geringer. Ab Wochenbeginn wird nahezu geschlossen ein
Temperaturrückgang gezeigt, wobei zum Ende des erweiterten mittelfristzeitraumes
weiterhin Werte zu erwarten sind, die noch geringfügig oberhalb des langjährigen
Temperaturmittels liegen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Mittwoch muss auf höheren Berggipfeln der südwestdeutschen, mit geringerer
Wahrscheinlichkeit auch der westlichen und zentralen Mittelgebirge mit einzelnen
Sturmböen Bft 9 gerechnet werden. Im Westen kommen zudem einzelne kurze Gewitter
auf, dabei besteht Gefahr von Sturmböen Bft 9.
Am Donnerstag können sich im Norden und Osten einzelne Gewitter mit Sturmböen
entwickeln, wobei die Wahrscheinlichkeit hierfür geringer ist als tags zuvor im
Westen. Darüber hinaus sind auf höheren Berggipfeln der westlichen, zentralen
und nördlichen Mittelgebirge Sturmböen Bft 9, auf den Brockenplateau schwere
Sturmböen möglich. Sonst ist die Wahrscheinlichkeit für Sturmböen in den Kamm-
und Gipfellagen der Mittelgebirge nur gering.
Am Freitag ist in den Kamm- und Gipfellagen der westlichen, zentralen und
nördlichen Mittelgebirge die Wahrscheinlichkeit für Böen bis Sturmstärke wieder
etwas erhöht. In den östlichen und süddeutschen Mittelgebirgen treten nur mit
geringer Wahrscheinlichkeit Sturmböen Bft 9 auf.
Am Samstag setzt in den Alpen Föhn ein, schwere Sturmböen um 100 km/h auf
höheren Alpengipfeln sind daher nicht auszuschließen. Zudem entwickeln sich im
Nordwesten und Westen im Tagesverlauf einzelne starke Gewitter, die teils mit
Böen bis Sturmstärke einhergehen können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann