DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-03-2024 09:31
SXEU31 DWAV 240800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 24.03.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz

Verbreitet regnerisch, teils Schauer und Gewitter, auch mit Schnee oder Graupel.
Abgesehen vom Nordosten böiger Wind, in Schauern, im Nordwesten und in Hochlagen
Sturmböen. Oberhalb 600 bis 800 m leichter Schneefall. In der Nacht zum Montag
in ungünstigen Lagen des Südwestens Frost.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Deutschland liegt im Einflussbereich eines Langwellentroges, der vom
Nordmeer, Skandinavien und Nordwestrussland bis zum zentralen Mittelmeer
ausgreift. Das eingebettete kleine Höhentief zieht im Tagesverlauf von der
Nordsee nach Dänemark und schwächt sich dabei ab. Im Bodendruckfeld schlägt das
kleinräumige Tief KILIA I den gleichen Weg ein. Da Höhen- und Bodentief
weitgehend lotrecht über- bzw. untereinander liegen ist der Vertiefungsprozess
von KILIA I abgeschlossen, es beginnt vielmehr sich aufzufüllen (Kerndruck um 12
UTC 992 hPa, um 18 UTC 994 hPa). Gleichwohl ist aufgrund der thermischen
Schichtung einiges an Hebungspotential vorhanden. Da im 500 hPa die Temperaturen
teils unter -33°C liegen, gleichzeitig in 850 hPa aber um -3°C herrschen, ist
diesbezüglich alles für Schauer und auch kurze Gewitter angerichtet. Letzteres,
weil die Atmosphäre hochreichend durchgefeuchtet ist und entsprechend die
Eisphase problemlos erreicht wird. Schauer und Gewitter, die neben dem
vertikalen Temperaturgradienten durchaus auch durch kurzwellige Troganteile
zusätzlichen "angeschoben" werden können, können dabei durchaus von Graupel und
Schnee begleitet werden, wobei die allgemein bei etwa 600 bis 800 m liegende
Schneefallgrenze in kräftigen Schauern und Gewittern durchaus etwas weiter nach
unten gedrückt werden kann - echtes Aprilwetter. In den Hochlagen bedarf es
dieser Unterstützung nicht, dort fällt teils grundsätzlich Schnee, so dass für
einige Hochlagen vor allem des Südens Schneefallwarnungen aktiv sind. Blickt man
auf die MOS-Wahrscheinlichkeiten, so sollen vor allem, aber nicht
ausschließlich, der Süden und der Westen von eventuellen Gewittern betroffen
sein. Der Süden deshalb, weil hier mit leichter vormittäglicher Einstrahlung
etwas CAPE aufgebaut wird, laut ICON6 sollen auf diese Weise bis zu 150 J/kg
MU-Cape zusammenkommen. Im Westen wird die Hebung zusätzlich von einen
kurzwelligen Troganteil getriggert, der im Laufe des Nachmittages von Westen her
übergreift. Neben der Niederschlagsphase ist bei Schauern und Gewittern auch auf
die Windentwicklung zu achten. Schon der Grundwind, der aus dem auf der
Südflanke des Tiefs doch recht veritablen Gradienten resultiert, soll
großflächig Böen der Stärke 7 hervorrufen. Für die Hochlagen der Mittelgebirge
und den Nordwesten stehen diesbezüglich schon Böen der Stärke 8 bis 9 auf der
Agenda, auf dem Brocken reicht es wohl auch für die Stärke 10. Die Sturmstärke
kann aber durchaus auch in kräftigen Schauern und Gewittern erreicht werden.
Oberwinde in 925 hPa und auch in 850 hPa von bis zu 43 kt im Nordwesten (laut
IFS, ICON ist diesbezüglich etwas zurückhaltender), die unter Abschwächung
allmählich auf die Mitte übergreifen, geben die Sturmböen in stärkeren
konvektiven Systemen durchaus her. Dazu kommt eine moderate Scherung, womit die
Gewitter einen gewissen Organisationsgrad aufweisen könnten. Wolkenlücken zeigen
sich vor allem im Nordseeumfeld und im Süden Deutschlands. Ansonsten hält sich
meist mehrschichtige und weitgehend geschlossene Bewölkung. Als Höchstwerte
werden 4 bis 10 Grad.

In der Nacht zum Montag verlagert sich der Trog weiter nach Osten, er läuft
dabei dem Bodentief sogar etwas voraus, was zu einem weiteren Druckanstieg auf
etwa 999 hPa bis zum Morgen führt. Dem Trog folgt ein Rücken, der sich von
Frankreich her vor allem in den Südwesten hineinschiebt. Das mit ihm verbundenen
Absinken führt gebietsweise zu Aufklaren, so dass es dort in ungünstigen Lagen
ausstrahlungsbedingt zu leichtem Frost bis -2°C kommen kann. Glätte könnte dann
ein Thema werden, wenn es auch im Verlauf des Nachmittags noch Niederschläge
gibt, die keine ausreichende Zeit zum Abtrocknen haben. Abgesehen vom Südwesten
führt aber weiterhin der Trog Regie, wenngleich seine Niederschlagsaktivität
durch Warmluftadvektion und die damit verbundene thermische Stabilisierung
einerseits und Absinken andererseits von Westen her schon auf dem absteigenden
Ast ist. Zum Morgen sollten sich Regen, Schnee und Graupel auf die Bereiche von
der Ostsee bis zum Erzgebirge und zum Thüringer Wald sowie auf den Osten und
Süden Bayerns beschränken. Dabei sinkt die Schneefallgrenze auf 400 bis 600 m,
was im Nachtverlauf in den Hochlagen wieder etwas Neuschnee oder zumindest
Schneematsch bedeutet. Zumindest für das Erzgebirge und Ostbayern denkt ICON mal
bis zu 5 cm Neuschnee an, im Allgäu könnten es bis zu 10 cm werden. Für
Gewitter, zumindest auf Basis einer reinen Schichtungsbetrachtung, dürfte es
dann nur noch in einem schmalen Streifen von Vorpommern bis nach Ostsachsen
reichen (mit -32°c in 500 hPa und -3°c in 850 hPa). Gegen letzte Gewitter am
Morgen spricht allerdings, dass der Kurzwellentrog, der am Tage auf den Westen
übergegriffen hat, zum Morgen schon Westpolen erreicht haben sollte und somit
die Höhenströmung schon ein leicht antizyklonales Muster zeigt. Mit der
Verlagerung und dem Druckanstieg des Tiefs lässt auch der Wind nach. Schon zum
Datumswechsel sollten nur noch die Hochlagen der Mitte, des Ostens und des
Südens steife Böen oder Sturmböen zu verzeichnen haben. Zum Morgen beschränken
diese sich dann auf die östlichen Mittelgebirge.


Montag... steht das Wetter im Zeichen des Höhenrückens, der von Frankreich
kommend weiter nach Osten ausgreift. Er wird durch einen Höhentiefkomplex
westlich von Irland flankiert. Das korrespondierende Bodentief liegt vor der
Irischen Westküste. Getriggert durch einen Kurzwellentrog, der den
Höhentriefkomplex umläuft, entwickelt sich dieses Tief zu einem Sturmtief. Von
diesem Tief ausgehend erstreckt sich eine flache Tiefdruckrinne bis zur
Iberischen Halbinsel. Zwischen dieser Tiefdruckrinne und dem sich abschwächenden
und nach Südosten verlagernden Bodenhoch kommt eine schwache östliche bis
südöstliche bodennahe Windkomponente zustande. Das wird allerdings erst später
von Bedeutung sein. Erstmal geht es wieder zurück zum Höhenrücken, dessen Achse
zum Abend zwar noch nicht die Eifel und damit den äußersten Westen Deutschlands
erreicht, in dessen Vorfeld allerdings schon der Druck steigt. Zum Mittag zeigt
sich im Bodendruckfeld eine Hochdruckbrücke, die von Südosteuropa über
Deutschland und die Nordsee hinweg bis nach Grönland reicht. Sie gibt aber nur
ein kurzes Stelldichein, denn schon zum Abend sinkt der Druck über Deutschland
wieder etwas. Ob es im Tagesverlauf im Osten nochmal für Schauer reicht ist
zwischen den Modellen noch umstritten (IFS könnte sich das gut vorstellen, ICON
ist diesbezüglich pessimistischer). Das hängt auch von der
Verlagerungsgeschwindigkeit des Rückens, seiner Kontur und den Absinkprozessen
ab. In den übrigen Landesteilen bleibt es jedoch trocken. Im Süden und Südwesten
deutet sich dabei ein sehr sonniger, in der Mitte ein zunehmend sonniger Tag an,
an dem die Höchstwerte auf 9 bis 14°C klettern sollen, das sagt zumindest
MOSMIX. Die Schneefallgrenze steigt mit der Warmluftadvektion auf 600 bis 800 m
an, so dass in eventuellen Schauern im Osten allenfalls die Hochlagen des
Erzgebirges auch mal vorübergehend Schneematsch bekommen könnten. Zusammen mit
dem Trog und dem Tief verabschiedet sich auch der Wind von uns. Innerhalb der
Hochdruckbrücke spielt er sowieso keine Rolle mehr, aber auch zwischen Brücke
und abziehendem Tief kommt es nicht, wie vielleicht denkbar, zu einer
Gradientverschärfung. Im Gegenteil. Der Gradient zieht weiter auseinander,
letzte warnwürdige Böen auf dem Brocken und auf dem Erzgebirgskamm sollten schon
mittags abgeflaut sein.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Höhenrücken nach Osten, so dass
seine Achse dann über dem Vorhersagegebiet liegt. Der hohe Luftdruck wird weiter
nach Osten abgedrängt, es bildet sich eine Brücke aus, die von Nordwestrussland
bis zum östlichen Mittelmeer verläuft und für unser Wetter keine Rolle mehr
spielt. Von Westen her nähert sich die o.g. Tiefdruckrinne, die auf
Westfrankreich übergreift. An deren Ostflanke verstärkt sich die bodennahe
östliche bis südöstliche Strömung. Mit geringer Wahrscheinlichkeit können dann
in den hierfür anfälligen Hochlagen wieder Wind- und einzelne stürmische Böen
zustande kommen. An und in den Alpen ist dann leichter Föhn zu erwarten.
Kräftige Warmluftadvektion lässt im Nordwesten und Westen bereits wieder
mehrschichtige Bewölkung aufziehen, ohne dass Niederschlag fällt. Daher ist in
diesen Gebieten die Frostgefahr gering. Ansonsten klart es auf, so dass auch bei
Vorhandensein einiger hoher Wolkenfelder verbreitet mit leichtem Frost bis -3°C
zu rechnen ist.

Dienstag... und - in abgeschwächter Form - in der Nacht zum Mittwoch dominiert
der Höhenrücken das Wetter weiterhin. Seine stark negativ geneigte Achse, die
zum Abend etwa von Rumänien bis nach Schottland verläuft, bewegt sich dabei nur
sehr zögerlich nach Nordosten. Auf ihrer Rückseite herrscht eine südliche
Höhenströmung vor, und auch bodennah bleibt es zwischen der Tiefdruckrinne und
hohem Luftdruck über Osteuropa bei einer südlichen bis südöstlichen Strömung,
mit der der Föhn an den Alpen noch einmal etwas zulegt und bei der sich über
Süddeutschland ein markanter Bodentrog etabliert. Abgesehen vom Föhn reichen die
Druckgegensätze für nennenswerte Böen kaum aus, allenfalls im Erzgebirge kann
der Wind mal etwas kräftiger wehen. In der Nacht zum Mittwoch schwächt sich der
Föhn dann wieder ab, da von Südwesten die Tiefdruckrinne auf Deutschland
übergreift. An die Rinne schließt sich im Westen der westeuropäische
Tiefdruckkomplex an, dessen dominierender Kern ausgangs der Nacht westlich von
Irland positioniert ist. In der Höhe korrespondiert mit dem Tiefkomplex eine
komplexe, mehrkernige Trogstruktur, die für eine weitere Vertiefung des Tiefs
bis auf unter 970 hPa sorgt. Mit der südlichen Höhenströmung werden recht zügig
milde Luftmassen nach Mitteleuropa herantransportiert. Liegen die 850er
Temperaturen zum Tagesbeginn noch bei +7 bis -3°C (von Süd nach Nord), so sind
es am Mittwochmorgen schon bis +11°C im Süden und +7°C im Norden. Im Westen
dagegen fließt in 850 hPa auf der Rückseite der Rinne schon wieder kältere Luft
ein (T850 +1°C). Bleibt es am Tage noch weitgehend trocken, so greifen mit der
Rinne in der Nacht Niederschläge auf den Westen und Südwesten über. Die
Höchstwerte bewegen sich nach aktueller Lesart in einer Spanne von 11 bis 18°C.
Nachts sinken die Werte auf 8 bis 2°C.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Abläufe ähnlich. Auf markante Unterschiede wurde im
Text eingegangen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas