DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-03-2024 08:01
SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.03.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M, Übergang zu NW z

WIND/STURM:
In den Kamm- und Gipfellagen der meisten Mittelgebirge sowie der Alpen
Sturmböen, exponiert schwere Sturmböen 10 Bft. Im Alpenvorland von West nach Ost
ausgreifend Sturmböen 8/9 Bft aus West bis Nordwest, ab Mittag etwas abnehmend.
Auch sonst in weiten Landesteilen auffrischender Wind um West, bei kräftigen
Schauern und kurzen Gewitter stürmische Böen 8 Bft aus West.
In der Nacht zum Sonntag im Nordseeumfeld weiterhin steife, exponiert bzw. in
Schauernähe stürmische Böen aus West bis Südwest. In den Gipfellagen Sturm-, auf
exponierten Gipfeln schwere Sturmböen. Ansonsten vorübergehend abnehmender Wind.

Am Sonntag im Nordwesten und Westen bis in tiefe Lagen stürmische Böen 8 Bft, in
den Kamm- und Gipfellagen der meisten Mittelgebirge sowie in den Hochlagen der
Alpen Sturmböen 8/9 Bft, exponiert Gefahr schwerer Sturmböen. Wind ab der ersten
Nachthälfte von Westen her abflauend, anfangs noch an der Nordsee und sonst in
den Hochlagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge Sturmböen 8/9 Bft. Am
Montag bis in den Vormittag hinein in den östlichen Mittelgebirgen, auf
östlichen Alpengipfeln sowie im Oberharz noch stürmische Böen Bft 8, danach
tagsüber sehr wahrscheinlich keine warnrelevanten Böen, erst in der Nacht zum
Dienstag im Bergland wieder auffrischender Wind mit einzelnen stürmischen Böen
auf den für östliche Winde anfälligen höheren Gipfeln.

GEWITTER:
Mit Durchzug der Kaltfront zunächst im Südwesten und Süden kurze Gewitter mit
Böen 8 möglich. Ansonsten im Tagesverlauf von West nach Ost neben Schauern auch
kurze Gewitter mit Graupel und Böen bis Bft 8, im Osten und Südosten erst zum
späten Nachmittag ankommend, im Nordwesten dann wieder abklingend.
In der Nacht zum Sonntag nach kurzer Wetterberuhigung von Westen her erneut
Schauer, dabei vereinzelt kurze Gewitter nicht ausgeschlossen.
Am Sonntag landesweit und zum Teil wiederholt kurze Gewitter mit Graupel, teils
auch mit Schnee vermischt. Abgesehen vom Nordosten bei kräftigeren Schauern oder
kurzen Gewittern Gefahr von Sturmböen 8/9 Bft. Gewittertätigkeit in der ersten
Nachthälfte im Westen und danach erst im Osten zögernd abklingend.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... gelangt Deutschland unter einen sich nach Mitteleuropa ausweitenden
Trog. In dessen Bereich erfolgt im 500 hPa-Niveau ein Temperaturrückgang bis -35
Grad und in 850 hPa bis -5 Grad. In der einfließenden labil geschichteten
Polarluft entwickeln sich, getriggert durch den inzwischen ausgeprägten
Tagesgang, bei rasch wechselnder Bewölkung wiederholt Schauer und kurze
Gewitter, die mit Graupel und bei einem Oberwind bis 35 kt im 850 hPa-Niveau mit
stürmischen Böen einhergehen. Oberhalb 600 m dürften die Niederschläge durchweg
in die feste Phase übergehen, wenngleich aufgrund der sehr milden Vorgeschichte
vorerst nichts liegen bleibt. Aber auch abseits von kräftigeren Schauern oder
Gewittern frischt der Wind auf, wodurch, abgesehen vielleicht vom Nordosten,
verbreitet Böen Bft 7 auftreten. In den nordöstlichen Landesteilen sind nur in
Verbindung mit kräftigeren Schauern oder kurzen Gewittern Böen Bft 7 möglich. In
höheren Berglagen muss durchweg mit Sturmböen Bft 8/9 und auf exponierten
Gipfeln mit schweren Sturmböen Bft 10 gerechnet werden.
Kräftige Kaltluftadvektion, die durch die Ausweitung des Troges nach
Mitteleuropa bedingt ist, sorgt von Westen her für Druckanstieg. Hierdurch
schiebt sich von Westen her rasch ein Hochkeil in den Südwesten Deutschlands,
was die Kaltfront, die dem Trog vorgelagert ist, nebst ihrer Welle rasch nach
Südosten abdrängt. Die Folge ist eine Druckwelle, die im Laufe des Vormittags
sich über das Alpenvorland hinweg ostwärts bewegt und mit Sturmböen Bft 8/9
einher geht.
Gegenüber den Vortagen ist eine markante Abkühlung erfolgt. Am Nachmittag werden
nur noch 6 bis 11, im Südosten bis 13 Grad erreicht.

In der Nacht zum Sonntag wird der über Mitteleuropa liegende Trog durch einen
von Norden hereinlaufenden Kurzwellentrog regeneriert. Das mit dem Haupttrog
korrespondierende Tief verlagert sich vom Seegebiet nordwestlich von Schottland
in die mittlere Nordsee. Hierdurch kommt der Wind nicht so recht zur Ruhe; in
exponierten Gipfellagen sowie zeitweise auch an der Nordsee muss mit Sturmböen
Bft 8/9 gerechnet werden. Die Schauertätigkeit lässt vorübergehend etwas nach,
lebt aber mit dem neuen Kurzwellentrog im Laufe der Nacht von Nordwesten her
wieder auf. Dabei sinkt die Schneefallgrenze auf etwa 400 m, wobei oberhalb von
etwa 600 m bei oft leichtem Frost durchaus etwas Schnee liegen bleiben kann und
daher Glätte nicht auszuschließen ist. Im Schwarzwald und auch in den Alpen
können oberhalb 800 bis 1000 m einige Zentimeter Schnee zusammenkommen.

Sonntag... bleibt die Troglage über Mitteleuropa bestehen. Zwar ist sowohl im
500 hPa- als auch im 850 hPa-Niveau ein leichter Temperaturanstieg um 1 bis 2 K
zu erwarten, aber es ergibt sich nach wie vor eine Temperaturdifferenz zwischen
beiden Niveaus von ca. 30 K - mit anderen Worten, die Schichtung bleibt sehr
labil. Daher wird zum einen durch den Tagesgang, zum anderen durch kurzwellige
Troganteile die Konvektion erneut angefacht. Hierdurch stellt sich auch am
Sonntag typisches Aprilwetter mit wiederholten Schauern, die häufig auch als
Graupel und mit Schnee vermischt fallen, bis hin zu kurzen Gewittern, ein.
Oberhalb 600 bis 800 m fällt durchweg Schnee, wobei dieser in den Kammlagen der
Mittelgebirge und in den Alpen oberhalb 800 bis 1000 m liegen bleibt. Bedingt
durch die kräftige Scherung (bis 1000 m Höhe immerhin bis 15 m/s) weisen diese
Gewitter einen höheren Organisationsgrad auf als heute und können zumindest
staffelartig auftreten. Ein Oberwind, der im 850 hPa-Niveau 40 bis 45 kt
erreicht, ist als Indiz für Sturmböen bis Bft 9 zu sehen, die in Verbindung mit
kräftigeren Schauern bzw. in Gewitternähe zustande kommen können.
Gegenüber den Vortagen ist auch abseits von Gewittern mehr Aufmerksamkeit der
Windentwicklung zu widmen. Das mit dem Trog korrespondierende Bodentief
verlagert sich, ohne sich dabei wesentlich abzuschwächen, von der mittleren
Nordsee zur dänisch-schleswig-holsteinischen Grenze. An dessen Südflanke frischt
der Wind auch ohne Konvektion merklich auf. Ausgenommen hiervon ist nur der
Nordosten. Ansonsten sind großflächig Windböen Bft 7, in freien Lagen und im
Nordwesten verbreitet stürmische Böen zu erwarten. In den Kamm- und Gipfellagen
der meisten Mittelgebirge sowie in den Hochlagen der Alpen muss mit Sturm- und
exponiert mit schweren Sturmböen gerechnet werden.
Wolkenlücken sind auf den Küstenbereich, den Süden Deutschlands und die Leelagen
der Mittelgebirge beschränkt. Ansonsten hält sich meist mehrschichtige und
weitgehend geschlossene Bewölkung. Gegenüber heute gehen die Temperaturen noch
etwas zurück. Als Höchstwerte sind nur noch 4 bis 9 Grad und im höheren Bergland
nur wenig über 0 Grad zu erwarten. Die 10 Grad-Marke wird mit viel Mühe
allenfalls noch in Rheinnähe erreicht.

In der Nacht zum Montag schwenkt der wetterbestimmende Trog mit seinem südlichen
Teil nach Südosteuropa, wogegen dessen nördlicher Teil über Skandinavien
verbleibt. Hierdurch kommt eine nordwestliche Strömung zustande. Das mit dem
Trog korrespondierende Tief wird vom Haupttrog überlaufen und verlagert sich
daher unter Auffüllung in den Ostseeraum. Von Südwesten her kräftigt sich
antizyklonaler Einfluss und der Gradient weicht auf. Über dem Alpenraum kommt
ein Zwischenhoch zustande, das durch einen auf Frankreich übergreifenden Rücken
gestützt wird. Daher flaut der Wind zusehends ab. Während anfangs generell im
höheren Bergland noch mit Sturmböen Bft 8/9 und im Nordwesten sowie an der
Nordsee mit Windböen Bft 7 und anfangs vereinzelt auch noch mit stürmischen Böen
zu rechnen ist, sind ausgangs der Nacht Sturmböen Bft 8/9 auf die Kamm- und
Gipfellagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge und auf einige
Alpengipfel beschränkt.
Weitere, nach Südosten ablaufende kurzwellige Anteile lassen die
Schauertätigkeit vor allem nach Osten hin noch nicht so recht zum Erliegen
kommen. In den Hochlagen der dortigen Mittelgebirge kann es einige Zentimeter
Schnee geben. An den Alpen kommt eine Staukomponente hinzu, dort kann die
Schneefallgrenze bis in die Täler absinken, in Staulagen können dort mehr als 10
cm Schnee zusammenkommen.
Im Bergland ist leichter Frost zu erwarten, wodurch Glättegefahr besteht. Sollte
es längere Zeit aufklaren, was im Westen am wahrscheinlichsten ist, muss auch in
tieferen Lagen mit leichtem Frost gerechnet werden.

Montag... schwächt sich das Zwischenhoch über dem Alpenraum zwar ab, behält aber
seinen Einfluss auf unser Wettergeschehen. Bis zum Abend verlagert sich dieses
Hoch zum südöstlichen Mitteleuropa. Nach wie vor wird der antizyklonale Einfluss
durch einen Höhenrücken gestützt. Dieser wird durch kräftige Warmluftadvektion
an dessen Westflanke am Leben gehalten. So erreicht die Achse dieses Rückens bis
zum Abend Ostfrankreich und die Benelux-Staaten, ohne dabei
Abschwächungstendenzen zu zeigen. Dieser Rücken wird durch einen
Höhentiefkomplex unmittelbar westlich der Biskaya flankiert. Das
korrespondierende Bodentief liegt vor der Irischen Westküste, getriggert durch
einen Kurzwellentrog, der diesen Höhentriefkomplex umläuft, entwickelt sich
dieses Tief zu einem Sturmtief. Von diesem Tief ausgehend erstreckt sich eine
flache Tiefdruckrinne bis ins westliche Mittelmeer. Zwischen dieser
Tiefdruckrinne und dem sich abschwächenden und nach Südosten verlagernden
Bodenhoch kommt eine schwache östliche bis südöstliche bodennahe Windkomponente
zustande.
Bedingt durch einen weiteren, nach Südosten ablaufenden Kurzwellentrog können
bis gegen Mittag in den Kamm- und Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge und
auch auf den östlichen Alpengipfeln noch stürmische Böen auftreten, ab Mittag
sollte auch dort wie in den anderen Gebieten zuvor der Wind nicht mehr
warnrelevant sein. Selbiges trifft für die Niederschläge zu. Bis gegen Mittag
muss von der Nordsee bis in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein sowie am
östlichen Alpenrand noch mit weiteren Schauern gerechnet werden, die oberhalb
von etwa 800 m als Schnee fallen. Für kurze Gewitter sollte es nicht mehr
reichen. Ab Mittag erfolgt auch dort eine Stabilisierung, letzte Schauer gibt es
von Vorpommern bis in die Lausitz hinein im Laufe des Nachmittags.
Abgesehen vom Nordosten kommen, bedingt durch antizyklonalen Einfluss, wieder
vermehrt Auflockerungen zustande. Für den Südwesten und Süden besteht die Chance
auf längere sonnige Abschnitte. Die Folge ist ein zögernder Temperaturanstieg
auf 9 bis 13, in Ostseenähe auf Werte um 7 Grad.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Höhenrücken nach Osten, so dass
dessen breite Achse dann über dem Vorhersagegebiet liegt. Das Zwischenhoch zieht
bis dahin nach Südosteuropa ab, von Westen her nähert sich die o.g.
Tiefdruckrinne, die auf Westfrankreich übergreift. An deren Ostflanke verstärkt
sich die bodennahe östliche bis südöstliche Strömung. Mit geringer
Wahrscheinlichkeit können dann in den hierfür anfälligen Hochlagen wieder Wind-
und einzelne stürmische Böen zustande kommen. An und in den Alpen könnte dann
leichter Föhn einsetzen. Ob es dort für warnrelevante Böen reicht, ist noch
nicht sicher.
Kräftige Warmluftadvektion lässt im Nordwesten und Westen bereits wieder
mehrschichtige Bewölkung aufziehen, ohne dass Niederschlag fällt. Daher ist in
diesen Gebieten die Frostgefahr gering. Ansonsten klart es auf, so dass auch bei
Vorhandensein einiger hoher Wolkenfelder verbreitet mit leichtem Frost zu
rechnen ist.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann