DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-03-2024 08:01
SXEU31 DWAV 180800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.03.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HF, zunehmend antizyklonal
Heute in einigen Alpenstaulagen Dauerregen nicht ausgeschlossen, nachmittags bis
zum späten Abend im Südwesten vereinzelte Gewitter, dabei Starkregen nicht
ausgeschlossen.
Ansonsten ruhiges Wetter mit einer anfangs noch kalten Osthälfte, zu Wochenmitte
überall sehr mild, im Südwesten warm.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich Deutschland an der Südwestflanke eines fennoskandischen
Hochs, von dem ausgehend ein Keil bis nach Polen bzw. in die Osthälfte des
Vorhersagegebietes reicht. Dabei gelangt von Ostsüdost her trockene und vor
allem unterhalb der markanten Absinkinversion, die sich in etwa 850 bis 900 hPa
auch recht kühle Festlandsluft in die Regionen von Schleswig-Holstein bis zum
Erzgebirge. Gestützt wird das Hoch von einem Höhenrücken, der etwa von der Mitte
des Vorhersagegebietes bis nach Mittelskandinavien reicht. Dieser wird
seinerseits blockiert durch einen Kaltlufttropfen über Südostpolen bzw. der
Ukraine und kommt somit nur zögernd südostwärts voran, wird im Verlauf von
Westen her sogar regeneriert, so dass sich im gesamten Kurzfristzeitraum an der
Blockadesituation nur wenig ändert.
Somit steht dem Nordosten und Osten heute ein wettertechnisch ruhiger Tag bevor,
vielerorts scheint auch die Sonne, vor allem in Teilen Brandenburgs und
Sachsens. Allerdings breitet sich aus dem Kaltlufttropfen heraus innerhalb der
Grundschicht gebietsweise Stratusbewölkung über Polen auch bis in den Nordosten
des Landes aus, am ehesten wohl von Ostvorpommern bis zur Uckermark, während
sich im Bereich des Rückens schwache mitteltroposphärische WLA von Westen her
zeitweise in Form hoher Wolkenfelder bemerkbar macht. Im Bereich der
einströmenden kühlen Luftmasse bewegen sich die Höchstwerte allerdings auch mit
Sonnenschein im überwiegend einstelligen Bereich (lediglich Richtung Vogtland
geht es auf 11 bis 12 Grad), rund um Rügen und Greifswald bleibt es mit Maxima
unter 5 Grad sogar ziemlich kalt.
In den Westen und Süden des Landes gelangt dagegen von Westen her eine zunehmend
milde und feuchte Luftmasse. Die Luftmassengrenze wird aktuell markiert durch
die Okklusion bzw. Warmfront eines Tiefs bei Island. Diese wird ihrerseits durch
den Hochkeil blockiert und weicht, statt nach Osten voranzukommen, eher nach
Süden aus. Die Warmfront hat bei fortschreitendem Okklusionsprozess inzwischen
den Westen und Südwesten des Vorhersagegebietes überquert, gerät aber zunehmend
in den Einflussbereich des Höhenrückens und bringt neben dichten Wolkenfeldern
kaum mehr nennenswerte Niederschläge. Die Kaltfront kommt über Frankreich
aufgrund einer Wellenentwicklung zunächst nur schleppend nach Südosten voran.
Die flache Welle entlang der Front wird zudem noch gestützt durch einen
Kurzwellentrog, der sich von Nordostfrankreich her über Süddeutschland und den
Alpenraum bis zum Abend südostwärts verlagert. Somit kann sich ein
eigenständiges kleinräumiges Tiefdruckgebiet entwickeln, das rasch
Südwestdeutschland und die Alpen südwärts überquert und sich dann wieder
auffüllt. Vor allem aufgrund von PVA kann im Bereich des Tiefs recht markante
dynamische Hebung generiert, entsprechend regnet es aktuell bereits über dem
Nordosten bzw. Osten Frankreichs recht kräftig. Im Tagesverlauf erfassen diese
teils konvektiv durchsetzten Niederschläge auch Südwestdeutschland und den
Alpenraum. In weiterer Folge, nach Abzug des sich auffüllenden Tiefs bzw. der
Kaltfront, stellt sich an den Alpen vorübergehend eine Staulage ein, so dass die
Regenfälle (die Schneefallgrenze liegt wohl oberhalb von 1500 m) dort bis weit
in die Nacht hinein bzw. bis Dienstagfrüh andauern. In einigen Staulagen können
die Warnschwellen für Dauerregen knapp erreicht werden, allerdings sind die
Modelle und auch die probabilistischen Verfahren gegenüber einigen Vorläufen
eher zurückgerudert. Lediglich I-D2-EPS zeigt noch erhöhte Wahrscheinlichkeiten
für mehr als 25 l/qm in 12 Stunden vor allem im Chiemgau und Berchtesgadener
Land. Somit drängt sich eine Dauerregenwarnung zwar nicht auf, kann aber auch
nicht ausgeschlossen werden. Wenn, dann dürfte deren Ausgabe am Vormittag
erfolgen.
Mit dem Trog gelangt auch eine hochreichend indifferent bis labil geschichtete
Luftmasse in den Südwesten des Landes (-24 Grad in 500 hPa, +3 Grad in 850 hPa).
Somit entwickeln sich nach Abzug der Regenfälle am Nachmittag und Abend - etwas
Einstrahlung vorausgesetzt (immerhin simuliert I-D2 100 bis 300 J/kg ML-Cape) -
neben Schauern auch noch einzelne Gewitter, bevorzugt im Westen und Süden von
BaWü. Aufgrund der geringen Zuggeschwindigkeit und PPW-Werten um 20 mm kann
dabei auch Starkregen nicht ganz ausgeschlossen werden.
Warntechnisch von Relevanz ist ansonsten lediglich anfangs noch der Wind im
Nordseeumfeld. Dort hat sich zwischen Okklusion und Hochkeil ein recht
veritabler Gradient aufgebaut, der allerdings mit Abschwächen der Okklusion im
Tagesverlauf rasch aufweicht. Anfangs kann es aber in Nordfriesland und auf
Helgoland noch steife Böen aus Südost geben.
Im Gegensatz zur Osthälfte steht im Westen und Süden trotz viel Bewölkung ein
milder Tag auf der Agenda. Meist liegen bis in die mittleren Landesteile die
Höchstwerte dort zwischen 11 und 14 Grad. Mit etwas Sonne am Nachmittag können
im Westen und am Oberrhein auch bis zu 16 oder gar 17 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Dienstag wird der Höhenrücken - gestützt durch WLA - von Westen
her regeneriert und erstreckt sich morgens in 500 hPa von Ostfrankreich über den
Nordwesten Deutschlands bis zur mittleren Ostsee bzw. in den Westen Russlands.
Somit kann sich auch im Bodenfeld der in die Osthälfte des Landes gerichtete
Hochkeil etwas verstärken und westwärts ausweiten. Das okkludierte Frontensystem
löst sich dadurch in etwa über der Mitte und dem Südosten Deutschlands auf und
bringt abseits der Alpen, wo die Niederschläge bis Dienstagfrüh andauern, ab der
zweiten Nachthälfte keine nennenswerten Regenfälle mehr. Auch im Südwesten kommt
die Schauertätigkeit wohl spätestens um bzw. kurz nach Mitternacht zum Erliegen.

Bodennah dreht die schwache Strömung nun eher auf Südsüdost, im Westen sogar
eher Richtung Südsüdwest, dennoch wird die recht kalte Luftmasse in der
Osthälfte noch nicht so rasch verdrängt. Bei aufgelockerter, teils geringer
Bewölkung gibt es dort erneut verbreitet leichten Frost bis -5 Grad, Richtung
Zittauer Bergland eventuell auch knapp darunter. Auch im Westen und Süden
lockern die Wolken zeitweise stärker auf, dort kann sich dann allerdings
innerhalb der deutlich milderen und auch feuchten Luftmasse Nebel ausbreiten und
es bleibt mit Tiefstwerten zwischen 8 und 2 Grad wohl frostfrei.

Dienstag... verstärkt sich der zunehmend breit angelegte Höhenrücken durch
beständige WLA weiter und kommt dabei aufgrund der Blockadewirkung des
Kaltlufttropfens über der Ukraine kaum nach Osten voran, auch zu Tagesende
befindet sich dessen Achse weiterhin über Frankreich und Nordwestdeutschland.
Das fennoskandische Hoch wird zwar etwas nach Osten abgedrängt - dessen
Schwerpunkt befindet sich nun über dem Nordwesten Russlands - dennoch bleibt der
über die südliche Ostsee und das östliche Mitteleuropa bis in die Osthälfte des
Vorhersagegebietes gerichtete Keil noch erhalten und schwächt sich kaum ab.
Somit dominiert auch im Westen und Süden zunehmend Hochdruckeinfluss. Allerdings
greift im Tagesverlauf von den Britischen Inseln her die teilokkludierte
Kaltfront eines Tiefs östlich von Island auf die Nordsee über und erreicht
abends den Westteil der Deutschen Bucht. Im Vorfeld werden die Wolken im
Nordwesten somit rasch dichter und vor allem nachmittags und abends kann es vom
nordwestlichen Niedersachsen bis nach Westmecklenburg örtlich etwas regnen. Der
südliche Wind frischt ein wenig auf, bleibt aber unterhalb der Warnschwellen.
Ansonsten steht ein ruhiger Tag ins Haus. Die trockene und kühle Luftmasse über
der Osthälfte des Landes wird mit der eher auf Süd drehenden Strömung ganz
allmählich durch eine etwas mildere ersetzt, so dass es bei viel Sonnenschein
nun auch im Nordosten 7 bis 10 Grad erreicht werden. Im Westen und Süden sowie
in den mittleren Landesteilen hat es die Sonne etwas schwerer, sich durch den
anfänglichen Nebel bzw. Hochnebel und der Restbewölkung zu kämpfen, zudem macht
sich dort die WLA auch vermehrt durch hohe und mittelhohe Wolken bemerkbar. Vor
allem vom Oberrhein bis ins Allgäu dürfte aber durchaus für längere Zeit die
Sonne scheinen.
Niedertroposphärisch wird es auch im Westen und Süden nun sukzessive etwas
milder (T850 hPa zwischen +1 Grad im Nordosten und +5 Grad am Bodensee und somit
dort Höchstwerte zwischen 13 und 18 Grad) und die Luftmasse bleibt vor allem im
Südwesten und Süden leicht labil geschichtet, Dort bilden sich wohl durchaus mal
höherreichende Quellwolken, für Schauer oder gar Gewitter wird es aber wohl kaum
mehr reichen.

In der Nacht zum Mittwoch kommt der Höhenrücken weiterhin nur schleppend nach
Osten voran, im Bodenfeld kann sich der in die Osthälfte des Vorhersagegebietes
gerichtete Hochkeil ein wenig nach Südwesten ausweiten. Die teilokkludierte
Kaltfront des Richtung Nordmeer ziehenden Tiefs schleift weiterhin knapp
nordwestlich des Vorhersagegebietes und wird vom Seegebiet nördlich der
Deutschen Bucht als Warmfront eines Richtung Irland ziehenden Wellentiefs nach
Westen zurückgeführt. Somit bleibt es im Nordwesten und Norden Deutschlands
überwiegend stark bewölkt und gebietsweise fällt etwas Regen, nach Lesart des
aktuellen ICON-EU-Laufes im Emsland im Laufe der zweiten Nachthälfte sogar
einige l/qm.
In der Mitte bleibt es aufgelockert, im Süden dagegen oft auch gering bewölkt.
Dort können sich allerdings erneut Nebel- und Hochnebelfelder ausbreiten.
Während es im Norden unter den dichten Wolken mit Tiefstwerten zwischen 9 und 6
Grad recht mild bleibt, kühlt es sonst auf 6 bis 1 Grad ab, leichten Frost kann
es am ehesten in den östlichen sowie ostbayerischen Mittelgebirgen und in
einigen Alpentälern geben.

Mittwoch... wird ein zunehmend kurzwelliger Höhentrog über Westeuropa durch den
Höhenrücken blockiert und tropft unmittelbar westlich der Iberischen Halbinsel
ab. Das nördliche Residuum zieht über die Britischen Inseln bis zum Abend zur
nördlichen bzw. westlichen Nordsee, wodurch die Achse des sich etwas
abschwächenden Höhenrückens nun doch ein wenig nach Osten abgedrängt wird und
sich über dem Vorhersagegebiet eine leicht antizyklonal konturierte westliche
Höhenströmung einstellt.
Im Bodenfeld geht das Ganze über dem Vorhersagegebiet mit schwachem Druckfall
einher, der Hochkeil wird allmählich nach Südosten abgedrängt. Eine von den
Britischen Inseln bis nach Portugal reichende flache Tiefdruckrinne kommt nach
Osten voran, greift auf die Nordsee und Frankreich über, füllt sich aber
ihrerseits ebenfalls auf, so dass sich über dem Vorhersagegebiet sehr
schwachgradientige Druckverhältnisse einstellen. Das in die Rinne eingelagerte
Wellentief zieht von Irland bis zum Abend zur Nordsee. Die Warmfront schleift
nach wie vor knapp nördlich des Vorhersagegebietes, so dass es in
Norddeutschland überwiegend stark bewölkt bleibt und gebietsweise auch etwas
Regen fällt.
In der Mitte und vor allem im Süden scheint dagegen nach Auflösung der Nebel-
und Hochnebelfelder neben etwas Restbewölkung und flacher Quellbewölkung
vielerorts die Sonne. Die 850 hPa-Temperatur steigt bis zum Abend auf Werte
zwischen 2 Grad ganz im Norden bzw. Nordosten und 8 Grad im Süden. Somit steht
erneut ein milder, im Südwesten gar ein warmer Tag ins Haus. An den Küsten und
im angrenzenden Binnenland liegen die Höchstwerte meist zwischen 11 und 14 Grad,
sonst zwischen 14 und 19 Grad, vom Oberrhein bis zum Neckar bzw. Untermain
können mit viel Sonne 19 bis 22 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Donnerstag wird der Höhenrücken nach Osteuropa abgedrängt und
der Resttrog greift von der Nordsee her auf Nordwestdeutschland über. Das flache
Wellentief zieht über Dänemark bzw. Schleswig-Holstein Richtung westliche Ostsee
bzw. Südschweden, wobei es bzgl. Zugbahn und Kaltfrontpassage noch größere
Modelldifferenzen gibt. Nach Lesart des ICON-EU hängt die Kaltfront über der
mittleren bzw. südlichen Nordsee zurück und erreicht bis Donnerstagfrüh noch
nicht das Vorhersagegebiet, während sie nach Lesart des IFS dann auf den Norden
übergreift und nach GFS gar schon die mittleren Landesteile erreicht.
Wie auch immer - über dem Norden und Osten des Landes dürfte die Nacht stark
bewölkt bis bedeckt verlaufen und vor allem in der zweiten Nachthälfte fällt
vielerorts Regen, gebietsweise auch mehr als 5 l/qm. Auch im Westen und
Südwesten werden die Wolken dichter und am ehesten wohl im Südwesten fällt
gebietsweise etwas Regen. In einem Streifen von der Mitte bis ins östliche bzw.
ostbayerische Bergland bleibt es wohl noch länger aufgelockert bis gering
bewölkt, dort kann sich gebietswiese Nebel bilden. Die Nacht sollte - abgesehen
von einigen höher gelegenen Tälern in den oben genannten Mittelgebirgen -
weitgehend frostfrei verlaufen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis einschließlich Mittwoch tagsüber unterscheiden sich die Modelle kaum. Ab der
Nacht zum Donnerstag, mit Passage des Wellentiefs und Übergreifen der Kaltfront,
werden die Modelldifferenzen größer, was aber erst einmal kaum prognose- und
warnrelevante Auswirkungen hat.
Von einer Dauerregenwarnung für den östlichen Alpenrand wird erst einmal
abgesehen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff