DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-03-2024 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 17.03.2024 um 10.30 UTC



Zunächst sehr mild und ab Donnerstag regenreich und windig. Zum nächsten
Wochenende Temperaturrückgang und nasskühl. Steigende Nachtfrostgefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 24.03.2024


Am Mittwoch, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach IFS ein
Höhenrücken über Mitteleuropa, der sich von Algerien ausgehend nordwärts
erstreckt. Dieser wird flankiert von einem Höhentrog über Osteuropa (mit
Höhentief nahe der nordwestlichen Schwarzmeerküste) und einem weiteren Trog über
Westeuropa, in den ebenfalls ein Höhentief eingebettet ist, welches über der
Biskaya seine Kreise dreht. Bodennah lassen sich zwei Hochs finden, die über
Russland und nordöstlich der Azoren liegen. Diese sind beinahe brückenartig
verbunden und nur durch eine schmale Tiefdruckrinne über Frankreich getrennt, wo
auch südwestlich der Bretagne das korrespondiere Bodentief zum oben erwähnten
Höhentief zu finden ist, das kleinräumig ein recht kräftiges Windfeld entwickelt
hat. Unter dem Höhenrücken herrscht bei uns Hochdruckeinfluss und die Luftmasse
ist mit um 2°C über dem Norden Deutschlands und 6 bis 8°C über dem Süden
Deutschlands als sehr mild zu bezeichnen. Über den Himmel ziehen vor allem
einige Schleierwolken, der Norden kann zudem von Wolken nordeuropäischer
Tiefdrucksysteme touchiert werden. Ansonsten scheint verbreitet die Sonne und
treibt die Höchstwerte in vielen Regionen über 15°C, so dass der um 04:07 GZ
beginnende astronomische Frühling sich von seiner besten Seite zeigt.

Bereits ab der Nacht zum Donnerstag ändert sich aber die Lage wieder. Der
Höhenrücken verlagert sich ostwärts und wir gelangen auf die Vorderseite des
Troges über Westeuropa, der zunächst ein Hebungsgebiet über dem Südwesten
generiert, so dass in der Nacht von Frankreich her schauerartige Regenfälle
aufziehen. Tagsüber schwenkt dann der Kurzwellentrog über die Nordsee und
Dänemark, während das Höhentief über Spanien abtropft. Ersterer korrespondiert
mit einem Frontensystem eines Nordmeertiefs, das den Norden Deutschlands
erreicht und dort in der zweiten Tageshälfte für Regen sorgt. Zudem nimmt der
Gradient zu und der Südwestwind frischt auf.

In der Nacht zum Freitag zieht der Kurzwellentrog schon ab und ihm folgt ein
flacher Rücken, der den Freitag prägt. Im Laufe des Tages nähert sich aber schon
der nächste Trog von den Britischen Inseln. Gleichzeitig zieht ein kräftiges
Tief Richtung Schottland. Frontensysteme schleifen mit reichlich Regen über dem
Norden und der Mitte Deutschlands, während über dem Süden kaum Regen fällt. Mit
weiterer Gradientverschärfung wird es sehr windig. Da sich das Temperaturniveau
aber kaum ändert, bleibt es mild.

In der Nacht zum Samstag nähert sich der Langwellentrog weiter an, bleibt aber
mit seiner Achse auch am Samstag und in der Nacht zum Sonntag nordwestlich
unseres Landes, weil sich der Trog dagegen sehr stark Richtung Südwesten
ausweitet. Die Kaltfront des nach Fennoskandien ziehenden Tiefs überquert aber
schon in der Nacht ganz Deutschland. Rückseitig stellt sich am Samstag in
deutlich kühlerer Luftmasse (unter 0°C in 850 hPa) Schauerwetter ein, wobei der
Wind in der zweiten Tageshälfte abnehmen sollte.

Am Sonntag tropft der Trog dann über der Iberischen Halbinsel ab, so dass das
bei uns liegende Residuum rasch nach Osten durchschwenken kann. Damit kann mit
auf Nordwest drehendem Wind noch einmal deutlich kältere Luft bei uns einsickern
mit -2 bis -6°C in 850 hPa. Die Regenfälle und Schauer verlagern sich zunehmend
in Richtung Süden und von Nordwesten setzt sich Hochdruckeinfluss durch. Sollte,
wie von IFS gezeigt, dann in der Nacht zum Montag der Hochdruckkeil den
Nordwesten Deutschlands erreichen, stünde eine Frostnacht ins Haus.

In den Folgetagen simuliert IFS eine Hochdruckbrücke bei uns, deren Achse über
dem Norden Deutschlands liegt. Damit würden uns die nördlich davon
vorbeiziehenden Tiefs nicht mehr beeinflussen. Eher könnte der Süden des Landes
von den Hebungsgebieten eines umfangreichen Höhentiefs über dem Mittelmeerraum
touchiert werden. Unter Absinken ist zum Dienstag hin wieder mit einem Anstieg
des Temperaturniveaus zu rechnen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bezüglich des groben Verlaufs ist die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit
seinen beiden Vorgängerläufen recht hoch. Im Detail ergeben sich aber doch
einige Abweichungen, die teils prognoserelevant werden können. Am kommenden
Mittwoch wird die Stärke und Zugbahn des Biskaya-Höhentiefs von Lauf zu Lauf
unterschiedlich simuliert, was auch Einfluss auf die bei uns in der Nacht zum
Donnerstag erwarteten Regenfälle hat. Auch die Stärke und Geschwindigkeit des
Troges am Donnerstag wird unterschiedlich simuliert, was auch Auswirkungen auf
die Verbreitung der Regenfälle sowie auf das Windfeld hat. Zum Freitag hin
werden sich die Prognosen wieder ähnlicher, am Samstag dagegen ist die
Geschwindigkeit des Troges und damit das Vordringen der Kaltluft noch nicht ganz
klar. Der gestrige 12-UTC-Lauf zeigt zudem die Zufuhr einer noch etwas kälteren
Luftmasse am kommenden Sonntag.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die aktuellen deterministischen Modelle zeigen abgesehen von den Kanadiern
recht ähnliche Entwicklungen auf großskaliger Ebene. Es fällt aber auf, dass GFS
und UKMO das Höhentief über der Biskaya zur Mitte der nächsten Woche nicht im
Programm haben, stattdessen ein stärkeres über der Iberischen Halbinsel. Auch
der Trog am Donnerstag ist bei keinem Modell so ausgeprägt wie bei IFS. Der
nachfolgende Trog am Wochenende ist bei allen Modellen prominent vorhanden, doch
gibt es ebenso leichte Timingunterschiede. Vor allem bei GFS schiebt sich schon
am Sonntag langsam von Westen das Hoch herein, so dass nach Zufuhr kalter Luft
sich sehr rasch der Hochdruckeinfluss durchsetzt.
Hierin besteht der Hauptunterschied zu GEM: Dieses Modell lässt den Trog am
Samstag/Sonntag sehr rasch durchschwenken. Zum Montag/Dienstag steht dann schon
der nächste parat. Die Hochdruckzone wird dagegen von den Kanadiern nicht
simuliert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das IFS-EPS verteilt sich im frühen Mittelfristzeitraum (Mittwoch/Donnerstag)
auf drei Cluster. Diese spiegeln die Unterschiede in der Behandlung des
westeuropäischen Troges wider. Im Zeitraum von Freitag bis Sonntag sind es dann
ganze sechs Cluster. Diese zeigen am Freitag ein sehr unterschiedliches
Verhalten des ersten durchschwenkenden Troges: Nach C6 (5 Mitglieder) soll
dieser über Mitteleuropa abtropfen. Nach C1 (13 Mitglieder) soll dieser
zumindest sehr prominent über unser Land hinwegschwenken. Die restlichen vier
Cluster zeigen dagegen hohes Geopotential bei uns und den Trog - wenn überhaupt
- rasch im Norden durchschwenken. Der folgende Trog soll nach den meisten
Ensemblemitgliedern (C2 bis C5; 33 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf) in der
Nacht zum Sonntag mit seiner Achse noch knapp nordwestlich unseres Landes liegen
und dabei sehr weit nach Südwesten ausgedehnt sein, wie es der deterministische
Lauf zeigt. Bei C1 (13 Mitglieder) soll dagegen in der Nacht zum Sonntag ein
abgetropftes Höhentief über Frankreich und Deutschland liegen. Auch C6 (5
Mitglieder) zeigt ein abgetropftes Höhentief, allerdings weiter südwestlich, so
dass wir uns noch weitgehend auf der Vorderseite befinden. In der erweiterten
Mittelfrist ab Montag werden drei Cluster gerechnet, die völlig unterschiedliche
Entwicklungen zeigen.

Die Rauchfahnen des IFS für verschiedene Städte Deutschlands zeigen bis Freitag
hohes Temperaturniveau und hohes Geopotential bei noch recht geringer Streuung.
Dabei sind ab Donnerstag verstärkte Niederschlagssignale zu finden. Zum Samstag
und Sonntag gehen Temperatur und Potential deutlich nach unten, wobei die
Streuung ebenso noch lange recht gering bleibt. Bezüglich der Temperatur pendelt
sich die Mehrheit der Läufe zwischen -2 und -6°C in 850 hPa ein. Dabei gibt es
weiterhin deutliche Niederschlagssignale. In der Folgewoche steigt das
Geopotential im Mittel wieder und die Niederschlagssignale nehmen ab. Dabei
nimmt die Streuung deutlich zu. Bei der Temperatur hingegen bleibt die Mehrheit
der Ensemblemitglieder auf recht niedrigem Niveau, während der Hauptlauf wie
oben beschrieben schon wieder recht rasch steigende Temperaturen zeigt (wohl
wegen Absinkens unter der Hochdruckbrücke, die wohl nicht so wahrscheinlich
ist).

Das Ensemble des GFS zeigt eine ähnliche Entwicklung. Die Dauer des
Trogeinflusses (tiefes Geopotential) scheint bei GFS etwas kürzer zu sein, dies
ist in allen Regionen zu sehen. Auch bei GFS geht es mit den Temperaturen zum
Beginn der Folgewoche schneller wieder nach oben als von der Mehrheit des
Ensembles. Somit scheinen bei beiden Modellen die deterministischen Läufe etwas
hochdrucklastiger zu sein.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Sturm:
Nach Cosmo-LEPS und IFS-EPS gibt es geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische
Böen vor allem an der Nordsee und im Nordwesten sowie im höheren Bergland am
kommenden Donnerstag und Freitag. Am Samstag gehen beim IFS-EPS die
Wahrscheinlichkeiten wieder zurück.

Dauerregen:
Zum nächsten Donnerstag und Freitag deuten die Modelle recht hohe
Niederschlagssummen an, leichte Hinweise auf Dauerregen gibt es nach allen
Ensembles im Oberallgäu.

Schneefall:
Im Alpengebiet werden vom IFS-EPS am kommenden Samstag und Sonntag erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 15 cm Neuschnee innert 24 Stunden simuliert.

Frost:
In den Nächten zu Montag und Dienstag (25. Und 26.03.!) wird nach IFS-EPS in
fast allen Regionen erhöhte Frostwahrscheinlichkeit erwartet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann