DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-03-2024 09:01
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.03.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Übergang Wz zu HFa

Heute gebietsweise Windböen, im Nordosten teils stürmisch. Ab Sonntag
Zweiteilung mit polarer Kaltluft im Nordosten und Osten (verbreitet Nachtfrost)
und milden und feuchten Luftmassen weiter nach Südwesten und Süden. Am Montag
dort einzelne Gewitter und allgemein im Süden und Südwesten kräftigerer Regen.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... ist geprägt von der Passage eines Höhentroges. Wenn man genau
hinschaut, sieht man tatsächlich sogar zwei kurzwellige Troganteile. Der erste
zieht bereits in den Vormittagsstunden ostwärts aus Deutschland ab. Ein Großteil
der derzeitigen Schaueraktivität im Süden steht damit in Verbindung. Der zweite
Kurzwellentrog erreicht am Vormittag den Westen und wird sich bis zum späten
Nachmittag bis in den Südosten Deutschlands vorarbeiten.

Der zweite kurzwellige Anteil wird sich dabei im Tagesverlauf amplifizieren und
stützt eine Kaltfront auf seiner Vorderseite. Mit dieser Kaltfront werden die
milderen Luftmassen endgültig ausgeräumt. Postfrontal kommt es zu einer
deutlichen Stabilisierung (Lapse Rate Tendenz) und auch Abtrocknung (Tendenz der
spezifischen Feuchte). Die nachfließende Kaltluft polaren Ursprung weist eine
Temperatur in 850 hPa von unter 0 Grad auf und auch bei der 2m Temperatur wird
mit Frontenpassage ein Rückgang zu verzeichnen sein.

Warnrelevant sind zwei Dinge: Zum einen besteht in der präfrontalen Luftmasse
weiterhin die Möglichkeit, dass im Tagesverlauf mit der Tagesgangerwärmung
einzelne kurze Gewitter auftreten. Die Luftmasse ist ausreichend labil und
feucht, sodass ein klein wenig CAPE vorhergesagt wird. Sonderlich spannend
sollten die Gewitter nicht sein und allenfalls mit Windböen und Graupel bzw.
kleinkörnigem Hagel verbunden sein (geringe Windscherung).

Das zweite Warnkriterium ist der Wind. Mit Passage der Kaltfront legt der
Gradient deutlich zu und wird sich mit Amplifizierung des zweiten kurzwelligen
Anteils noch verschärften. Mit Winddrehung auf Nordwest kommt es damit vermehrt
zu Windböen, die von Schleswig-Holstein bis nach Mecklenburg-Vorpommern und das
nördliche Brandenburg zu erwarten sind. In Schleswig, entlang der gesamten
Ostseeküste und ausgreifend bis ins vorpommersche Binnenland sind zum Nachmittag
auch Bft 8 Böen wahrscheinlich.

Zudem wird auch die Frontenpassage im Tagesverlauf zackiger ausfallen, sodass
auch weiter südlich über dem Osten des Landes Windböen auftreten. Diese werden
aber nur kurzzeitig und wohl nicht flächendeckend auftreten. Sollten sich
großräumigere Gebiete zeigen, wäre auch dafür eine Warnung notwendig.
Bleibt noch das Bergland. Dort gibt es in höheren Lagen Windböen, in einzelnen
Gipfellagen kann es auch stürmische Böen geben. Selbiges gilt für die Alpen,
dort sind in Gipfellagen auch Sturmböen möglich. Ausgreifend bis ins
Alpenvorland kann es Windböen geben. Diese dürften vornehmlich an die Konvektion
gekoppelt sein.

Wie angesprochen geht mit Frontenpassage die Temperatur zurück. Zuvor werden
aber abgesehen vom Nordwesten und Norden verbreitet 12 bis 15 Grad erreicht, am
Oberrhein und in Richtung Lausitz bis 16 Grad.

In der Nacht auf Sonntag lässt die Schaueraktivität auch im Südosten von Bayern
nach und von Westen schiebt sich ein sich abflachender Höhenrücken nach
Deutschland und sorgt für weiteren Druckanstieg am Boden. Das Zentrum des
Bodentiefs liegt am Morgen zwischen Bayern und Sachsen. Damit stellen sich
vielerorts windschwache Verhältnisse ein.

An der Nordostflanke des Zwischenhochs ist der Gradient aber noch recht üppig.
Entlang der Ostseeküste kommt es in der ersten Nachthälfte noch zu Windböen, die
auch noch bis ins vorpommersche Binnenland ausgreifen können. Sonst ist der Wind
nicht mehr warnwürdig. An der Vorpommerschen Ostseeküste gibt es weiter
stürmische Böen. In der zweiten Nachhälfte lässt auch an der Ostseeküste der
Wind weiter nach. Am Morgen kann es am Kap Arkona die letzte stürmische Böe
geben.

Mit dem Zwischenhocheinfluss klart es gebietsweise stärker auf. Betroffen ist
vor allem ein breiter Streifen von Niedersachsen bis nach Nordbayern. Dort gehen
die Werte in der eingeflossenen Polarluft gebietsweise bis in den Frostbereich
zurück. Auch im Bergland gibt es ganz allgemein Frost. Nicht ausgeschlossen,
dass es örtlich mal zu Glätte durch überfrierende Nässe oder Reif kommt. Zudem
ist im Nordwesten die Nebelneigung am größten.

Im Osten und Nordosten sind noch genug Wolken unterwegs und auch der lebhafte
Wind verhindert den Frost meist. Im Westen und Südwesten sorgt Warmluftadvektion
(die klassischerweise den flachen Rücken überläuft) für den Aufzug von hohen,
später auch mittelhohen Wolkenfeldern. In der Folge bleibt es auch in diesen
Regionen vielfach frostfrei.


Sonntag... lässt sich der flache Rücken weiter über Deutschland finden. Weiter
nach Norden ist der Rücken etwas stärker amplifiziert und stützt ein Bodenhoch
über Skandinavien. In dieser Konstellation verstärken sich die
Luftmassengensätze über Deutschland. Da ist zum einen der Nordosten, wo sich die
trockene Polarluft und Hochdruckeinfluss hält. Die Bodenwinde drehen dabei im
Tagesverlauf auf östliche Richtungen.
Vom Erzgebirge bis nach Schleswig-Holstein und östlich gibt es viel Sonne, nur
im Grenzgebiet zu Polen halten sich vor allem in der ersten Tageshälfte noch
dichte tiefe Wolkenfelder. Dabei bleibt es in den angesprochenen Gebieten
ziemlich frisch mit Höchstwerten vielfach unter der 10-Grad Marke. Auf Rügen
werden nur um 4 Grad erwartet.

Ganz anders die Situation weiter in Richtung Südwesten. Anhaltende WLA sorgt
dort für mehrschichtige Bewölkung, ganz im Südwesten und Westen gibt es nur
wenig Sonne. Zudem kommen im Tageverlauf leichte Niederschläge auf. Dem ECMWF
folgend betreffen diese am Nachmittag vor allem den Südwesten, während ICON den
Schwerpunkt in den Westen legt. GFS kratzt gerade einmal den Nordwesten an. Da
gibt es offensichtlich noch größere Unsicherheiten wie stark der Hochdruckblock
dem atlantischen Tiefdruckeinfluss gegenhalten kann.

In jedem Fall wird es im Westen, Südwesten und Süden deutlich wärmer mit Maxima
zwischen 11 und 15 Grad.

Warntechnisch wird der Tag recht mau. Windböen gibt es nur anfangs noch auf
Rügen und später wieder auf der freien Nordsee (aus Ost).

In der Nacht auf Montag ist die Druckkonstellation festgefahren. Hier kämpfen
quasi das blockierende Hoch über Nordeuropa und die atlantischen
Tiefdruckgebiete gegeneinander.

Im Osten und Nordosten hält sich die kältere Luft mit den (schwachen) östlichen
Winden. Da es in den Regionen aufgrund der trockenen Luftmassen vielerorts
aufklaren kann, gehen die Werte verbreitet in den Frostbereich zwischen 0 und -5
Grad zurück, in Bodennähe sinken die Werte auch noch deutlich darunter. Dort
besteht also Blümchenalarm.

Weiter nach Westen und Südwesten sind die feuchteren und milderen Luftmassen mit
vielen Wolken unterwegs. Gelegentlich fällt auch etwas Regen, der aber oft der
leichten Natur ist und nur vorübergehen auch mal mäßig ausfallen kann (bevorzugt
im Nordwesten).

Dazu bleibt es deutlich milder mit Tiefstwerten außerhalb der Frostbereiches,
NRW 9 bis 6 Grad. In den westlichen Mittelgebirgen kann es zudem
Sichtbehinderungen durch aufliegende Wolken geben.

Der Ostwind ist auf der Nordsee und auf den Nordfriesen zeitweise stark böig
unterwegs.


Montag... kommt von Westen im Laufe des Tages ein neuer flacher Rücken herein,
wobei dessen Achse sich noch über Ostfrankreich befindet. Damit dreht die
Strömung vorderseitig über Deutschland überall auf Nordwest. Im Osten kommt sie
gar aus nördlichen Richtungen.

Damit liegen die östlichen Landesteile weiterhin im unterkühlten Bereich, wobei
die 850 hPa Temperatur im Vergleich zum Vortag bereits ansteigt. Die andere
Luftmasse ist gut vor allem auch die die Werte der äquivalentpotentiellen
Temperatur zu erkennen. Die Maxima bewegen sich bei oft freundlichem Wetter
zwischen 6 und 12 Grad. Es fällt aber auf, dass die meisten Modelle den Aufzug
von dichtem Stratus von Vorpommern bis zum Oderbruch zeigen (von der Ostsee
kommend). In den Prognosesoundings sieht man eine schöne Absinkinversion mit
einer dünnen gesättigten Schicht bei etwa 900 hPa. Entsprechend treten in den
betroffenen Gebieten auch die niedrigsten Werte auf.

Im Westen und Südwesten sind deutlich mildere, aber auch feuchtere Luftmassen
unterwegs, wobei die Höchstwerte zwischen 12 und 16 Grad liegen.

Zwei Aspekte gibt es am Montag zu berücksichtigen. Zum einen ist die Luftmasse
im Südwesten nicht nur feuchter, sondern auch labil geschichtet. In der Folge
kann sich von Baden-Württemberg bis nach Südhessen und in die Pfalz etwas CAPE
aufbauen. Das ein oder andere Warmlufteinschubgewitter ist also denkbar.
Aufgrund fehlender Scherung, sind dieser aber eher schwach.

Auch sonst sind die zu erwartenden Niederschläge eher konvektiv geprägt. Die
schauerartig verstärkten Niederschläge, weiten sich bis zum Nachmittag dann auch
bis nach Bayern aus. Wie weit sich die Niederschlagsaktivität auch über die
Mitte bis in den Norden ausweiten kann, wird von den Modellen noch recht
unterschiedlich gesehen.

Einig sind sich die Modelle aber, dass die Regenmengen im Süden auch mal größer
ausfallen können. Das liegt nicht zuletzt auch an der nordwestlichen Komponente
der Höhenströmung, wodurch an den Alpen ein gewisser Stau induziert wird. Ob die
Mengen auch bis in den warnwürdigen Bereich gehen, ist fraglich. Derzeit gibt es
allenfalls schwache Signale für eine Überschreitung der Warnschwellen.

In der Nacht auf Dienstag ziehen sich die konvektiv verstärkten
Dauerniederschläge immer mehr nach Bayern zurück und klingen dort im Laufe der
zweiten Nachthälfte ab. Im Westen und Nordwesten macht sich bereits wieder WLA
auf der Vorderseite einer Warmfront bemerkbar. Diese gehört zu einem Islandtief.
Gut möglich, dass ausgangs der Nacht an der Grenze zu Benelux auch ein paar
Tropfen aus dichter Bewölkung fallen.

Im Osten und Nordosten liegt auch weiterhin die trockene Luftmasse und bei
geringer Bewölkung oder klaren Verhältnissen tritt erneut leichter Frost
zwischen 0 und -5 Grad auf.

Der im Norden aus Südost kommende Wind, weht an der schleswig-holsteinischen
Ostseeküste und auf den Nordfriesen zeitweise stark böig.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen im Kurzfristbereich noch gewisse Unsicherheiten wie schnell
der Hochdruckblock mit kalten und trockenen Luftmassen, dem Vorstoß der milden
Atlantikluft entgegenstehen kann. Das wirkt sich auch auf die (nichtwarnwürdige)
Bewölkungs- und Niederschlagsverteilung aus. Details wurden im Haupttext
diskutiert.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer