DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-03-2024 09:01
SXEU31 DWAV 150800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 15.03.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W w Übergang zu HF

Heute einzelne Gewitter, vor allem mit stürmischen Böen. Im Bergland und am
Samstag auch an den Küsten zeitweise stürmischer Südwest- bis Westwind.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegen wir vor einem Höhentrog über der Nordsee und Frankreich unter
einer südwestlichen Strömung mit der sehr milde Meeresluft nach Deutschland
transportiert wird. Das entsprechende Bodentief zieht von der Nordsee nach
Südnorwegen. Die schwache, thermisch sehr undeutliche Kaltfront zu diesem Tief
hat aktuell mit etwas Regen oder ein paar Schauern den Westen erfasst und kommt
tagsüber weiter bis in den Südosten voran. Sie bringt eine gewisse Anfeuchtung,
aber keine nennenswert andere Luftmasse.

Erst der dahinter folgende und nachts übergreifende Höhentrog bringt mehr
Dynamik ins Spiel. Dank etwas höhenkalter Luft mit -25°C, aufkommender Hebung
durch Vorticityadvektion und Scherung sehen dann die Voraussetzungen für mehr
Konvektion besser aus. Aktuell, am Vormittag sind diese Schauer gut über
Frankreich und dem Ärmelkanal zu sehen.

Bevor es soweit ist, löst sich der morgendliche Nebel und Dunst im Osten recht
zügig auf. Dann scheint zeitweise die Sonne, wobei auch die Kaltfront mit dann
teils starker Bewölkung und etwas Regen Boden nach Osten gutmacht. Erst im
Südosten und Osten wird es frontal etwas spannender. Dort können sich mit Hilfe
des Tagesgangs (Cape um 100 J/kg) einzelne Gewitter bilden, die aber mangels
Scherung/Oberwinde unorganisiert und nicht sonderlich kräftig ausfallen. Ein
leichtes Starkregenpotential ist bei PPW nahe 20 mm und nicht allzu flotter
Verlagerung vorhanden, die trockene Grenzschicht könnte die Böen bis 8 Bft
hieven, wahrscheinlich ist beides nicht.

Darüber hinaus kommen nachmittags auch im Westen und Südwesten einzelne Gewitter
auf, die sich zur Mitte ausbreiten. Durch zeitweilige Einstrahlung labilisiert
die Luftmasse hinter der Kaltfront erneut und es baut sich ebenfalls eine
leichte Labilität auf. Hier liegen die Cape Werte zwar auch nicht hoch, die
schmale Labilitätsfläche reicht aber bis 400 hPa. Die Scherung und zunehmende
Oberwinde ermöglichen teilweise linienhafte Strukturen mit etwas kräftigeren
Entwicklungen und teils stürmischen Böen. Dafür sollte es nicht zu Starkregen
reichen, während kleinkörniger Hagel nicht komplett ausgeschlossen scheint.
Ganz im Nordwesten zeigt sich die Sonne kaum, es bleibt etwas kühler und
stabiler. Hier sollte es nicht für Gewitter reichen.

Gradientbedingt kann es auch abseits der Gewitter besonders an Schauern im
Westen und Nordwesten Windböen geben. Auf den Berggipfeln sind stürmische Böen
und einzelne Sturmböen möglich.

Die Temperatur steigt meist auf 14 bis 19°C mit nur geringen Unterschieden, ob
vor oder hinter der Kaltfront.

In der Nacht auf Samstag erreicht der Trog schließlich Deutschland und kommt mit
der Achse bis zur Landesmitte voran. Das Bodentief liegt nahe dem Skagerrak und
wird vom Trog eingeholt. Während die erste Kaltfront abzieht, treten unter dem
Trog weitere, schauerartige Regenfälle auf. Vor allem in der ersten Nachthälfte
sind in der Südhälfte einzelne Gewitter dabei, bevor es im Verlauf der Nacht
stabilisiert.
An den Schauern und Gewittern ist noch etwas mehr Wind möglich. Auf den Bergen
bleibt es teils stürmisch. Eine weitere Kaltfront erreicht später den
Nordwesten, gefolgt von trockener und stabiler Meereskaltluft.

Die Tiefstwerte liegen bei 11 bis 5°C.


Samstag... zieht der Höhentrog mit feuchter und leicht instabiler Luft über
Deutschland ostwärts. Das nach Südschweden ziehende Bodentief schickt
nachfolgend noch einen Bodentrog nach Deutschland. Darin ist die ehemalige
Okklusion als Kaltfront eingelagert, hinter der die Strömung auf West bis
Nordwest dreht und maritime Polarluft mit -1 bis -5°C in 850 hPa folgt. Dabei
gibt es postfrontal eine deutliche Stabilisierung.

Präfrontal unter dem Trog kommt es gebietswiese zu schauerartigen Regenfällen,
die im Tagesverlauf nach Passage der Kaltfront von Nordwesten aufhören. Für
Gewitter reicht es nicht mehr, da sich bei bewölktem Himmel nur marginal Cape
aufbauen kann.

Etwas mehr ist vom Wind zu erwarten. Da vor einem nachrückenden Keil und nicht
zuletzt wegen der Kaltluftadvektion der Bodendruck von Westen steigt, baut sich
ein recht ansehnlicher Druckgradient auf. Außer im Westen und Teilen der Mitte
sind Windböen 7 Bft wahrscheinlich, vor allem, aber nicht nur bei Schauern. An
den Küsten, ausgreifend etwas ins Binnenland kann der West- bis Nordwestwind
vorübergehend stürmisch auffrischen und auch im höheren Bergland sind Sturmböen
möglich. Wenn das Bodenhoch dann übergreift, flaut der Wind von Westen her ab.

Postfrontal (trockene Luft) und mit dem Hochdruckgebiet lockert die Bewölkung
stärker auf.

Die Temperaturen liegen in der frischen Meeresluft bei 9 bis 13°C, davor (grob
SE Hälfte) bei 12 bis 15°C.

In der Nacht auf Sonntag zieht auch diese Kaltfront ab und die trockenere Luft
mit den Auflockerungen breiten sich nach Südosten aus. Das Bodenhoch schiebt
seinen Schwerpunkt nach Süddeutschland mit Verbindung zu einem neuen Hoch über
Skandinavien. Wir liegen aber noch vor dem (flachen) Höhenrücken, unter einer
nordwestlichen Höhenströmung, da dieser durch den Trog im Ostseeraum blockiert
wird. Hier zieht auch das Bodentief nur langsam ab und verursacht im Nordosten
längere Zeit kräftigen Gradient mit steifen, an der Ostseeküste stürmischen
Böen.

Die Warmluftadvektion eines nächsten Frontensystems überläuft den Rücken und
bringt in der Südwesthälfte im Verlauf wieder Bewölkung, aber keinen Regen.
In der eingeflossenen Kaltluft, bei der geringen Bewölkung und den oft
windschwachen Verhältnissen kühlt es stark ab. Die Temperatur geht auf 4 bis
-1°C zurück, in Bodennähe örtlich bis nahe -5°C.


Sonntag... kommt die Rückenachse weiter nur langsam ostwärts voran und bleibt
über Mitteleuropa, weil der Trog stromab über dem Baltikum abtropft. Vor allem
nach Norden hin wird der Keil markanter und stützt ein sich kräftigendes Hoch
über Nordeuropa, während bei uns die Ausläufer eines Islandtiefs mit
Warmluftadvektion den Nordteils des Rückens unterlaufen und von Westen her für
Hebung, starke Bewölkung und leichte Regenfälle sorgen.

Je nach Modell beschränken sich diese auf den Westen (UK) oder kommen bis fast
zur Elbe voran (ICON). Hier sind also größere Unsicherheiten vorhanden. Während
das süddeutsche Bodenhoch verschwindet, hält sich eine schwache Hochdruckzone,
unter deren Achse über Ostdeutschland Absinken gebietsweise längere
Aufheiterungen bringt.

Allerdings sind über Vorpommern anfangs (letzte) starke Böen zu erwarten, bevor
der schwachgradientige Bereich ankommt.

Trotz gebietsweise Sonnenschein liegen die Temperaturen in der kalten Luftmasse
über dem Norden und Nordosten (T850 bis -5°C) nur bei 7 bis 12°C, wo mehr Wolken
im Spiel sind, noch darunter. Von Südwesten fließt dagegen wieder feuchtmilde
Meeresluft (+5°C in 850 hPa) ein und auch ohne sonderlich viel Einstrahlung
können es um 15°C werden.
Der Wind dreht von Westen auf Süd bis Ost und frischt über der Nordsee
deutlicher auf. Böen Bft 7 beschränken sich auf die offene See und vorgelagerte
Inseln.

In der Nacht zum Montag kommen die Tiefausläufern eingebettet in eine flache
Rinne nur wenig nordwärts voran. Im Nordosten hält sich nach wie vor trockene
Luft mit geringer Bewölkung. Dort gibt es bei schwachem Wind auch leichten Frost
bis -3°C, in Bodennähe eventuell mäßigen Frost unter -5°C.

Sonst fällt aus starker Bewölkung gebietsweise Regen. Die milde Luft ist leicht
potentiell instabil geschichtet, durch einen kurzwelligen Trog labilisiert die
Schichtung im Südwesten noch (etwas) weiter, die Regenfälle bekommen konvektiven
Charakter und auch vereinzelte Gewitter sind nicht ganz ausgeschlossen. Im
Südwesten bleibt es +8°C mild.
Der kräftige Südostwind wird wohl nur auf den Inseln der Nordsee warnrelevant.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich. Erst am Sonntag gibt es leichte Abweichungen bei
den Basisfeldern. Die Gewitter heute sind schwächeren Typs, im gelben, höchstens
lokal im markanten Bereich und das auch nur wegen der Böen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner