DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-03-2024 09:01
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.03.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Übergang zu Ww
Heute Zwischenhocheinfluss mit sehr milden Luftmassen. Am Freitag im Südosten
und Westen/Südwesten Gewitter. Samstag windig, im Nordosten teils stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... bestimmt ein Höhenrücken das Wettergeschehen. Es dauert in einigen
Regionen allerdings noch längere Zeit ehe dieser zum Tragen kommt. So liegt die
Warmfront eines Tiefs mit Zentrum vor der norwegischen Küste noch über dem Osten
des Landes. Die Feuchtfelder sorgen dort weiterhin für etwas Sprühregen. Dies
gilt vor allem für Sachsen und Ostbayern. Es wird noch bis in den späten
Vormittag dauern, ehe es auch dort trocken ist. Im äußersten Osten und Südosten
wird es auch am Nachmittag nur wenig Sonnenschein geben.

Im Rest des Landes hat es die Sonne zunächst nicht ganz so leicht. So hat sich
aus der Nacht heraus vor allem im Süden des Landes teils dichter Nebel gebildet.
Mit der stabilen Schichtung und unter gradientschwachen Verhältnissen, werden
sicherlich auch ein paar Stunden ins Land gehen, ehe es die Sonne schafft den
Nebel zu vertreiben.

Auch im Anschluss halten sich modellkonsistent hohe bis mittelhohe Wolkenfelder.
Dies liegt sicherlich auch daran, dass der Rücken immer mehr abflacht und auch
immer noch leichte WLA wirksam ist. Trotzdem wird bevorzugt nach Westen und
Südwesten die Sonne immer wieder zu sehen sein und die Höchstwerte ordentlich
nach oben katapultieren. Im Vergleich zum Vortag machen die Maxima einen
ordentlichen Sprung und nähern sich der 20 Grad Marke. Entlang des Rheins und am
Neckar dürfte zumindest die 19 Grad erreicht werden. Selbst im eher grauen
Grenzgebiet zu Polen kann die 15 Grad Marke am Nachmittag überschritten werden.

Warntechnisch wird das heute ein sehr ruhiger Tag. Einzig im hohen Norden ist
der Gradient etwas stärker, sodass an der Grenze zu Dänemark in Schleswig
zeitweise Windböen auftreten.

In der Nacht auf Freitag nähert sich von Westen bereits die Kaltfront eines
neuen Tiefs, dass von Schottland, über die Nordsee bis nach Südnorwegen zieht.
Die Kaltfront ist nicht einfach zu finden und es gibt keinen durchgreifenden
Luftmassenwechsel, da in der Höhe weiterhin die südwestliche Höhenströmung aktiv
ist und der nachfolgende Trog noch über Westfrankreich zurückhängt.
Identifizieren lässt sich die Front anhand eines leichten Rückgangs der
Temperatur in 850 hPa und auch die Tendenz der spezifischen Feuchtigkeit
markiert die Frontenpassage mit einer postfrontalen Abtrocknung.
Die Kaltfront bringt dem Westen und Nordwesten ausgangs der Nacht etwas
schauerartigen Regen. Sonst bleibt es oft trocken und wolkig, nach Süden auch
teils nur gering bewölkt oder klar (nur etwas hoher Wolkenschleier). Dort wird
es entsprechend mit 7 bis 2 Grad auch am kältesten, während im Nordwesten die 10
Grad Marke oftmals gar nicht unterschritten wird.

Vor allem auf den Bergen beginnt der Wind aufzufrischen, sodass auf dem Brocken
bis zum Morgen Sturmstärke erreicht wird. Erwähnenswert ist sonst nur noch die
erhöhte Gefahr von warnwürdigem Nebel im Südosten Deutschlands.

Freitag... überquert die Kaltfront allmählich Deutschland von West nach Ost,
wird den Südosten aber erst in den Abendstunden erreichen. Aufgrund der
trogvorderseitigen Lage und der südwestlichen Grundströmung findet auch
postfrontal zunächst kein durchgreifender Luftmassenwechsel statt.

Warntechnisch relevant wird neben dem auflebenden Wind vor allem die
Gewittertätigkeit. Eine Region wo diese auftreten können, ist der Südosten von
Deutschland, also letztlich der präfrontale Bereich vor bzw. mit Passage der
Kaltfront. Sonderlich spannend sehen die Parameter dort nicht aus. Es ist quasi
keine nennenswerte Scherung vorhanden. Allenfalls die Orographie im Vorraum der
Alpen kann die Werte vielleicht etwas erhöhen. Die Höhenwinde sind eher schwach
(maximal Windböen). Die Gewitter ziehen zwar nicht sonderlich schnell, aber die
ppw-Werte liegen auch nur bei 20 mm. Wenn es ganz dumm läuft, gibt es vielleicht
mal einen örtlichen Starkregen. Sonst dürften die Gewitter aber gelb bleiben.

Ein zweiter Fokus liegt auf den Südwesten und Westen des Landes. Postfrontal
erkennt man eine Zunahme der Feuchte (Tendenz spezifische Feuchte) und eine
neuerliche Labilisierung (Tendenz Lapse Rates). Damit wird auch ein wenig CAPE
produziert (wenige 100 J/kg). Die Profile zeigen nur wenig, aber dafür
hochreichend CAPE (skinny CAPE). Die Scherung nimmt von Westen im Laufe des
Tages zu, wobei sich ein Großteil der Scherung auf die untere Troposphäre (bis
850 hPa) konzentriert. Zwischen 0 und 1 km liegen die Scherwerte immerhin bei 10
bis 15 m/s mit einer gewissen Winddrehung. Würde man sich rechtslaufende Zellen
denken (Bunkers Vektoren), würde sich auch etwas strömungsparallele Vorticity
aufbauen. In der Fläche kann man das an den erhöhten SRH Werten sehen. Fraglich
ist, ob es überhaupt ausreicht, dass sich flache Superzellen mit eben dieser
Zugrichtung bilden. Aktuell wird vom ICON-D2 EPS auch nur ein einzelner Updraft
Helicity Track über Nordostfrankreich gezeigt. Sollte es aber dazu kommen, kann
auch ein Tornado nicht ausgeschlossen werden. Die wahrscheinlichere Variante
sind aber Gewitter mit Windböen. Bei stärkeren Entwicklungen sind durchaus bei
den Höhenwinden auch stürmische Böen wahrscheinlich.

Auch abseits der Gewitter kann es mit Schauern Windböen geben. Auf den
Berggipfeln sind stürmische Böen und einzelne Sturmböen möglich.

Die Maxima bewegen sich zwischen 14 und 17 Grad postfrontal und bis 19 Grad vor
der Kaltfront (man sieht also, dass es kaum einen Luftmassenwechsel mit
Frontenpassage gibt).

In der Nacht auf Samstag erreicht der Trog schließlich Deutschland. Die Folge
sind wiederholt schauerartige Niederschläge, die anfangs über der Mitte des
Landes auch noch elektrisch sein können, ehe der kälter werdende Fuß zu sehr
stabilisiert. Hier und da treten mit den Schauern auch noch Windböen auf, bei
Gewittern stürmische Böen. Auf den Bergen bleibt es weiter stürmisch, Feldberg
im Schwarzwald bis Bft 10.

Die Tiefstwerte bewegen sich zwischen 9 und 4 Grad.

Samstag... ist der Tag bestimmt vom Höhentrog, dessen Achse sich nur schleppend
in Richtung Nordostdeutschland verlagert. Damit gelangt Deutschland
trogrückseitig vorübergehend in den Bereich kälterer Luftmassen (maritime
Polarluft) mit 850 hPa Temperaturen zwischen 0 und -5 Grad. Am Boden erkennt man
daran gekoppelt auch noch eine (zweite) Kaltfront.

Zunächst ist aufgrund der Höhenkaltluft die Schichtung noch labil und es kommt
wiederholt zu schauerartigen Niederschlägen. Ganz im Nordwesten erkennt man
rückseitig der Kaltfront aber bereits eine deutliche Stabilisierung und
Abtrocknung, die sich im Tagesverlauf südostwärts bis in die mittleren
Landesteile vorarbeitet.

Warnrelevant bleibt der Wind. Präfrontal ist der Gradient recht ansehnlich,
sodass vor allem in Verbindung mit Schauern Windböen zu erwarten sind. Auf den
Bergen bleibt es bei Sturmböen. Gerade nach Nordosten bleibt der Gradient auch
am Nachmittag und Abend noch kräftig. Das liegt nicht zuletzt auch an einem
nachrückenden Bodenhochkeil, der im Rest des Landes für eine deutliche
Windabnahme sorgt.

Von Schleswig-Holstein bis nach Mecklenburg-Vorpommern gibt es bis zum Abend
Windböen und in freien Lagen auch einzelne stürmische Böen.

Die Maxima erreichen in Südbrandenburg und Ostsachsen nochmal Werte um 15 Grad,
sonst ist es mit 9 bis 13 Grad etwas kühler (Ausnahme Oberrhein).

In der Nacht auf Sonntag arbeitet sich die zweite Kaltfront mit den postfrontal
stärkeren Wolkenauflockerungen bis in den Südosten vor.

Von Westen greift ein flacher Höhenrücken auf Deutschland über, der ein
Bodenhoch über dem Süden des Landes stützt. Wie bei flachen Rücken üblich, ist
auch dieser von WLA überlaufen. Entsprechend macht sich im Westen in der zweiten
Nachthälfte mehrschichtige Bewölkung bemerkbar. Es bleibt aber noch trocken.

In der eingeflossenen Kaltluft, bei der geringen Bewölkung und den oft
windschwachen Verhältnissen gehen die Werte auf 4 bis -1 Grad zurück.
Empfindliche Pflanzen sollten also geschützt werden.

Apropos Wind. Der ist im Nordosten noch längere Zeit lebhaft mit Windböen, in
der ersten Nachthälfte gibt es an der vorpommerschen Ostseeküste auch noch
stürmische Böen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Es lassen sich keine signifikanten Unterschiede im kurzfristigen
Vorhersagebereich zwischen den verschiedenen Modellen finden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer