DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-03-2024 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.03.2024 um 10.30 UTC



Nach anfänglichem Hochdruckwetter Übergang zu zyklonaler Westlage. In der neuen
Woche Rückkehr zu vorübergehendem Hochdruck. Insgesamt weiterhin sehr mild.
Trotz Unbeständigkeit kein signifikant warnwürdiges Wetter in Sicht.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 18.03.2024


Die Betrachtung des Übergangs von der Kurz- zur Mittelfrist am Donnerstag lässt
einen zum Schluss kommen, dass es der Frühling offenbar mit voller Wucht wissen
will. Maßgeblich wetterbestimmend stellt sich dabei zunächst ein großräumig
abgetropftes Höhentief über Osteuropa dar. Dieses stützt auf seiner Rückseite
einen Rücken, der sich ausgehend vom Mittelmeer bis nach Deutschland erstreckt.
Am nördlichen Rand hat sich wiederum die Frontalzone recht deutlich ausgeprägt.
Diese erstreckt sich ausgehend von Spanien nordostwärts über die Britischen
Inseln bis nach Skandinavien. Mit der damit einhergehenden teils kräftigen
südwestlichen Strömung wird dabei sehr milde Luft u.a. auch nach Deutschland
advehiert, die bei uns unter den vorhandenen antizyklonalen Einfluss gerät. Mit
diabatischer Unterstützung - sprich: hinreichend viel Sonnenschein - sind hier
entlang der Niederungen des Rheins die 20°C Maximumtemperatur durchaus im
Bereich des Möglichen. Auch insgesamt wird es für Mitte März bereits
ausgesprochen mild. Höchstwerte unter 15°C dürften die Ausnahme bilden.

Bereits in der Nacht zum Freitag nimmt dann aber bereits der Tiefdruckeinfluss
von Nordwesten her zu. Hauptakteur ist hier die recht kräftige Intensivierung
eines Tiefdruckgebiets bei Schottland, das sich bereits am Vortag entlang der
atlantischen Frontalzone entwickelt hat und nun in den günstigen Bereich des
linken Jetausgangs gerät. Das Frontensystem dieses Tiefs greift im Tagesverlauf
auf Deutschland über und sorgt verbreitet für etwas Regen. Im Westen sind im
Zuge bereits einfließender Höhenkaltluft und damit einhergehender leichter
Labilisierung der Luftmasse einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen. Deren
Signifikanz hält sich allerdings bei mäßig Luftfeuchte (PPW-Werte etwa bei 20
mm) und eher schwacher Scherung (DLS um 25 kt) wohl ziemlich in Grenzen.

Am Samstag greift bereits in den Frühstunden der mit Höhenkaltluft angereicherte
Trog vollends auf Deutschland über, während das Bodentief weiter nordostwärts
Richtung Norwegen zieht. Bezüglich der Frage, ob es die zugehörige Kaltfront bis
nach Deutschland schafft, sind sich die Modelle aber aktuell noch uneinig. So
oder so bleibt es aber bodennah bei westlicher bis südwestlicher Strömung, die
zwischenzeitlich noch an Kraft gewinnt. In der Höhe wird diese vom weiter
hereinziehenden Höhentrog überlaufen. In dessen Zuge kommt es im Tagesverlauf
wiederholt zu Schauern. Die dafür nötige Labilität wird nicht nur von der
Höhenkaltluft im Trog, sondern auch von bereits wieder einsetzender bodennaher
Warmluftadvektion erzeugt. Diese sorgt nebenbei auch dafür, dass sich das
Temperaturniveau tagsüber auch weiterhin im milden bis sehr milden Bereich
bewegt.

Am Sonntag herrscht in der Höhe zunächst kurzzeitig antizyklonaler Einfluss
rückseitig des nun abziehenden Höhentroges vor. Bodennah nähert sich aber
bereits rasch der Warmsektor nebst zugehöriger -front des nächsten Atlantiktiefs
von Westen her an und sorgt bereits für neue Niederschläge. An das Tief, dessen
Zentrum erneut in der Nähe von Schottland liegt, ist ein ausgeprägter Bodentrog
gekoppelt. Nach dessen Durchschwenken geht der Frontencharakter relativ nahtlos
von Warm- auf Kaltfront über. Das Niederschlagsregime ändert dahingehend seinen
Charakter, dass nun schauerartige Regenfälle dominieren.

Am Montag beginnt die Kaltfront tiefrückseitig rasch zu schleifen und bleibt in
Form einer Luftmassengrenze über Deutschland liegen. Dabei dominiert die kalte,
zyklonal geprägte Seite. Es kommt auch weiterhin zeitweise zu Niederschlägen,
die allerdings nur schwach ausfallen und im Tagesverlauf weitgehend nachlassen.
Angesichts der weiterhin anhaltenden westlichen Strömung und damit verbundenen
Zufuhr maritimer Luftmassen bleibt es auch in der neuen Woche mild.

Der weitere Trend deutet modellübergreifend den Aufbau eines großräumigen
Rückens über Süd- und Mitteleuropa an. Damit bliebe es auch weiterhin bei milder
und insgesamt recht ruhiger Witterung ohne nennenswerte signifikante
Wettererscheinungen. __________________________________________________________


Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten ECMWF-Läufe ist schon recht zeitig nur mäßig und
nimmt im weiteren Vorhersagezeitraum weiter ab. Probleme bereitet insbesondere
die rege Tiefdruckaktivität über dem Nordatlantik. Das führt zu größeren
Modellunsicherheiten und damit auch Unterschieden von Lauf zu Lauf. Der
beschriebene Ablauf stellt einen gewissen Konsens innerhalb der verschiedenen
Läufe ECWMF-Modells dar. Betrachtet man sich aber die Modellgesamtheit auch
unter Einbeziehung anderer Globalmodelle (siehe nächster Abschnitt), so ist
nicht auszuschließen, dass sich aufgrund der teils signifikanten Unterschiede in
den nächsten Tagen noch deutliche Änderungen in der Prognose ergeben.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch zwischen den verschiedenen Globalmodellen (ECMWF, ICON, GFS, in Teilen auch
UK10) zeigen sich deutliche Unterschiede, die erheblichen Einfluss auf die
Wetterentwicklung nehmen. Spätestens am Sonntag wird die Entwicklung unsicher.
Die für diesen Zeitpunkt beschriebene Kaltfront und das nachfolgende Schleifen
in Form einer Luftmassengrenze ist ein Feature, was so nur exklusiv im
ECMWF-Modell zu finden ist. Die anderen Modelle setzen auf eine eher progressive
Variante, die die Kaltfront - falls überhaupt vorhanden - rasch durchziehen
lassen. Bemerkenswert ist auch noch eine von UK10 gezeigte Variante des
Trogdurchgangs am Samstag. In dieser Variante würde auch ein relativ scharfer
Bodentrog Deutschland überqueren und zumindest in der Nordhälfte zeitweise für
einen Trogsturm sorgen. Modellübergreifend betrachtet erscheint diese Variante
aber derart unwahrscheinlich, dass sie für heute keine weitere Erwähnung finden
soll. Insgesamt scheint nur eines sicher: Es wird für die Jahreszeit sehr mild.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen zeigen meist ab Samstag, spätestens aber ab Sonntag große
Streuung. Eine Mehrheit der Member bildet dabei eher warme Lösungen ab, nur
einzelne Member (die aber teilweise den Hauptlauf beinhalten) zeigen nochmals
einen kurzen Vorstoß polarer Luftmassen. Insgesamt wäre auch dieser aber nicht
nachhaltig, dementsprechend ordnen sich auch die kalten Ausreißer im weiteren
Verlauf wieder in das milde Mehrheitsregime ein. Das Ganze läuft landesweit in
Verbindung mit wiederholten Niederschlägen ab, dahingehend zeigen die
Rauchfahnen deutliche Signale.

Die Cluster zeigen sich dagegen heute recht eintönig. Bis +196h wird überhaupt
nur eines angeboten, und dieses zeigt deutliche Signale für +NAO. Ein Hinweis
darauf, dass die Unsicherheiten eher kleinräumiger Natur sind und Detailfragen
bezüglich der synoptischen Entwicklung betreffen. In der erweiterten Mittelfrist
bis +240 existieren drei Cluster, von denen zwei weiterhin auf der +NAO-Schiene
fahren und auch die große Mehrheit der 51 Member repräsentieren. Cluster #3
bietet eine Blocking-Lösung für Mitteleuropa an, ist allerdings mit nur 9
Membern deutlich in der Unterzahl. Darauf aufbauend scheint möglicherweise die
erwähnte Bildung eines langwelligen Rückens im Laufe der kommenden Woche nicht
so sicher zu sein, wie es die deterministischen Läufe von ECMWF und auch ICON
gerne hätten.

Fazit:
Sehr mildes, aber auch abschnittsweise immer wieder nasses und insgesamt eher
unbeständiges Frühlingswetter steht ins Haus. Eventuell reicht es im äußersten
Westen bzw. Südwesten für ein kurzes Gewitter. Sonst wechseln sich kurze sonnige
Abschnitte immer wieder mit Regen(schauern) ab.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Auch nach ausgiebiger Suche gibt es hier nichts Nennenswertes zu vermelden,
sieht man einmal von einzelnen stürmischen Böen auf Berggipfeln oder an
exponierten Küstenabschnitten ab.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, UK10, MOSMIX, ECMWF-EPS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / M.Sc. Felix Dietzsch