DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-03-2024 08:01
SXEU31 DWAV 090800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 09.03.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SE a, Übergang zu SE z

WIND/STURM:
Heute in den Alpen Föhn mit Sturmböen Bft 8/9 in exponierten Hochlagen.
Ansonsten in den Kamm- und Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge Sturmböen Bft
8/9. In der Nacht zum Sonntag in den Alpen Verschärfung der Föhnlage mit
schweren Sturmböen Bft 10 und exponiert einzelnen orkanartigen Böen Bft 11 in
Hochlagen. In Tälern sowie am östlichen Bodensee teils stürmische Böen Bft 8.
An der See ebenfalls exponiert stürmische Böen Bft 8 aus Ost.
Am Sonntag zunächst andauernd, ab Mittag an den Alpen von Westen her
Föhnzusammenbruch. Sonst Windlage unverändert. In der Nacht zum Montag im
östlichen Bergland abflauender Wind, an und über der See weiterhin stürmische
Böen. Am Montag auch an den Küsten nachlassender Wind.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Samstag... liegt Deutschland zwischen einem blockierenden Hoch mit Schwerpunkt
über dem Nordmeer und einem Zentraltief über der Biskaya. Von diesem Hoch
ausgehend ist ein Keil bis in den westlichen Schwarzmeerraum gerichtet, so dass
sich in Bodennähe eine kräftige östliche Strömung ergibt. Die Folge sind
Windböen an anfälligen Küstenabschnitten sowie zur dänischen Grenze hin, darüber
hinaus hat der Böhmische Wind mit Böen Bft 7 eingesetzt. Auf exponierten Gipfeln
der östlichen Mittelgebirge sind Sturmböen Bft 8/9 nicht auszuschließen.
Allerdings setzt die Blockierung zu weit nördlich an, als dass der antizyklonale
Einfluss voll seine Wirkung entfalten kann. Vielmehr macht sich das Tief über
der Biskaya in Form von Kurzwellentrögen, die an dessen Vorderseite nach
Nordosten ablaufen, bemerkbar. Einer dieser Kurzwellentröge hat über dem Westen
den Aufzug mittelhoher und hoher Bewölkung bewirkt, so dass es dort weitgehend
frostfrei blieb. Trogvorderseitig hat sich eine südliche Strömung eingestellt,
was in den Alpen (zunächst inneralpin) Föhn zur Folge hat. Vorerst sind Sturm-
und schwere Sturmböen auf den Alpenhauptkamm beschränkt. Nach Passage dieses
Kurzwellentroges ist die Strömung vorübergehend antizyklonal geprägt, dreht
danach aber alsbald auf Süd, so dass in und an den Alpen eine ausgewachsene
Föhnlage einsetzt. Im Laufe des Nachmittags, spätestens ab dem Abend, dürften
dann auch nördlich des Alpenhauptkammes in Gipfellagen Sturmböen Bft 8/9 und in
hierfür anfälligen Tälern Windböen Bft 7 aufkommen.
Längere sonnige Abschnitte sind im Süden und von der Nordsee bis in die Mitte
hinein zu erwarten, aber auch ansonsten setzen nach Abzug des Troges größere
Auflockerungen ein. Nennenswerte Niederschläge sind nicht in Sicht. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 10 bis 15, in tieferen Lagen Südwest- und
Süddeutschlands bis 17 Grad. In Küstennähe und im Nordosten wird es mit 6 bis 10
Grad nicht so mild.

In der Nacht zum Sonntag weitet sich, ausgehend von dem Zentraltief über der
Biskaya, ein Trog bis ins westliche Mittelmeer aus. Dieser schwenkt ostwärts in
Richtung Westalpen. Hierdurch dreht die Strömung vollends auf Süd und legt zu.
Der Föhn erreicht dann seinen Höhepunkt. Wenngleich die stärksten Böen, die bis
Orkanstärke erreichen können, in den Schweizer Alpen zu erwarten sind, so reicht
es in den Gipfellagen vom Allgäu bis zu den Berchtesgadener Alpen für Sturm- und
schwere Sturmböen bis Bft 10, einzelne orkanartige Böen (Zugspitze) sind nicht
auszuschließen. In den hierfür anfälligen Tälern kommen Wind- und stürmische
Böen bis Bft 8 zustande. Darüber hinaus treten in den Kamm- und Gipfellagen der
östlichen Mittelgebirge Sturmböen Bft 8/9 auf. Auch an und über der See muss mit
Wind- und stürmischen Böen gerechnet werden, wobei aufgrund der östlichen
Strömung stürmische Böen hauptsächlich an den hierfür anfälligen
Küstenabschnitten bzw. über der offenen See auftreten.
Leichter Frost ist auf die Gebiete beschränkt, in denen es längere Zeit
aufklart. Dies ist in den mittleren Regionen am wahrscheinlichsten und dürfte
nicht mehr so verbreitet der Fall sein, wie in der vergangenen Nacht. Aufgrund
des Gradienten und der Bewölkung ist die Nebelneigung gering.

Sonntag... wird durch einen weiteren, nach Norden ablaufenden Kurzwellentrog am
Alpennordrand ein Leetief induziert. Hierdurch beginnt ab dem Vormittag auf
Schweizer Seite, ab etwa Mittag dann auch vom Allgäu her und bis zum Abend dann
auch den Berchtesgadener Alpen der Föhn zusammenzubrechen. Bis dahin sind aber
in exponierten Hochlagen weiterhin Sturm- und schwere Sturmböen zu erwarten;
auch einzelne orkanartige Böen sind vorstellbar. Mit dem Föhnzusammenbruch geht
eine Druckwelle einher; bis ins Alpenvorland hinein sind mit der Winddrehung auf
West Böen Bft 7 nicht auszuschließen. Für die Küste und für die Kamm- und
Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge zeichnet sich hinsichtlich der
Windsituation keine wesentliche Änderung ab.
Das okkludierte Frontensystem des Leetiefs, das Kaltfrontcharakter aufweist,
dringt bis zum Abend bis zu einer Linie Westeifel - Bayerische Alpen vor, wobei
sich in deren südlichem Teil eine beschleunigte Ostverlagerung ergibt.
Allerdings ist diese Front durch Kaltluftadvektion überlaufen, so dass die
Niederschlagstätigkeit größtenteils gering ist. Mehrschichtige Bewölkung dämpft
jedoch im Südwesten und ganz im Westen die Einstrahlung. Längere sonnige
Abschnitte sind daher etwa vom Nordwesten über die Mitte hinweg bis nach
Niederbayern und in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein am
wahrscheinlichsten.
Abgesehen davon, dass sich dann auch im Nordosten mit 8 bis 12 Grad eine
spürbare Milderung bemerkbar macht, ändern sich die Temperaturen gegenüber heute
nur unwesentlich.

In der Nacht zum Montag gelangt das wetterbestimmende Zentraltief mit seinem
Zentrum nach Nordfrankreich. Im Zusammenwirken mit dem einstigen Leetief ergibt
sich eine Tiefdruckrinne, deren Achse von der Rheinmündung bis nach Ostsachsen
erreicht. Dies lässt über den östlichen Mittelgebirgen den Gradienten
aufweichen, so dass in den dortigen Kamm- und Gipfellagen ab dem späten Abend
keine warnrelevanten Böen mehr auftreten sollten. Für den Küstenbereich ist die
Windsituation gegenüber dem Vortag jedoch unverändert.
Mit dem Hereinschwenken der Tiefdruckrinne, die durch den über die Alpen hinweg
nach Norden ablaufenden Kurzwellentrog am Leben gehalten wird, verstärken sich
die Niederschläge. Im Bereich dieser Rinne und an deren Nordflanke sind vom
Südwesten und Westen Deutschlands bis in die Mitte hinein einige bis über 10, im
Bergland (vor allem in den Staulagen der zentralen Mittelgebirge) 10 bis über 20
mm innerhalb von 12 Stunden zu erwarten. Dabei fällt durchweg Regen. Abgesehen
vielleicht vom unmittelbaren Alpenrand sollte es deutschlandweit frostfrei
bleiben.

Montag... verlagert sich das Zentraltief unter allmählicher Auffüllung mit
seinem Zentrum in den Nordwesten Deutschlands. Das Niederschlagsgeschehen
(erneut mit Summen von einigen bis etwa 10, in den westlichen und zentralen
Mittelgebirgen 10 bis 20 mm innerhalb von 12 Stunden) konzentriert sich dann auf
den Westen und den zentralen Mittelgebirgsraum. EZMW (12 UTC-Lauf vom Vortag)
zeigte 24-std. im Bereich der Rhön mit den Niederschlägen von der Nacht zuvor
bis über 40 mm, was bereits eine Dauerregenwarnung rechtfertigen würde. Der
neueste Lauf hat diese Summen nicht mehr im Programm. Allerdings sind hier die
anderen Modelle wie auch die probabilistischen Verfahren zurückhaltender. Da
aber durch dieses Zentraltief das Wettergeschehen sehr zyklonal geprägt ist,
bleibt es aber auch in den anderen Gebieten nicht niederschlagsfrei, wobei
jedoch die Niederschlagstätigkeit vor allem in der Mitte und nach Süden hin
durch Kaltluftadvektion gedämpft wird.
Mit der beginnenden Auffüllung des Zentraltiefs wird dann auch im Norden
Deutschlands der Gradient auseinandergezogen. Während etwa bis Mittag gegenüber
der Nacht zuvor noch kein merkliches Abflauen des Windes zu verzeichnen ist,
wird danach der Wind rasch schwächer, so dass spätestens ab dem Abend an der
Küste keine warnrelevanten Böen mehr auftreten sollten.
Größere Auflockerungen sind dann auf den Süden Deutschlands und die östlichen
Landesteile beschränkt. Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 8 und 14 Grad wird
es nicht mehr ganz so mild wie an den Tagen zuvor.

In der Nacht zum Dienstag gelangt Deutschland unter geringe
Geopotentialgegensätze, wobei weiterhin ein Höhentiefkomplex die dominierende
Struktur darstellt. Ein an dessen Ostflanke nach Norden ablaufender
Kurzwellentrog induziert eine weitere Zyklogenese, wobei das resultierende, aber
schwache Bodentief über die Beskiden hinweg nordwärts gesteuert wird. Demzufolge
sollte das Vorhersagegebiet von den Aufgleitniederschlägen dieses Tiefs
verschont bleiben. Zwischen diesem Tief und dem sehr wahrscheinlich über dem
Westen Deutschlands liegenden und sich dort weiter auffüllenden einstigen
Zentraltief kommt etwas Absinken zustande, so dass, abgesehen vom Nordwesten und
Westen, keine nennenswerten Niederschläge zu erwarten sind. Gebietsweise kann es
aufklaren, da sich bis dahin auch im Bodendruckfeld eine gradientschwache Lagen
eingestellt hat, muss wieder vermehrt mit Nebel gerechnet werden. Der Wind ist
ohnehin nicht mehr warnrelevant. Vor allem im Süden muss bei längerem Aufklaren
mit leichtem Frost gerechnet werden.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle stützen bis Montagfrüh weitgehend die oben beschriebene
Entwicklung. Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich bis dahin keine
prognoserelevanten Unterschiede ableiten. Danach verlagert GFS das einstige
Zentraltief in den Bereich der Odermündung, was auch Unterschiede bei der
Verteilung der Niederschläge erklärt. Von den anderen Modellen wird diese
Version nicht gestützt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann