DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-03-2024 09:01
SXEU31 DWAV 060800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 06.03.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HFa, Übergang zu SEa

Heute im Süden kräftiger Regen, nur im höheren Bergland Schneefall. Ansonsten
ruhiges Wetter mit allmählich abnehmender Bewölkung und Nachtfrostgefahr. Ab
Freitag windiger.


Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Am heutigen Mittwoch... lässt sich eine hochreichende Antizyklone im Bereich
Skandinaviens finden. Diese ist flankiert von zahlreichen Trögen und Höhentiefs
über dem Atlantik, über Sibirien, aber auch an seiner Südflanke ist niedrigeres
Geopotential mit zahlreichen Höhentiefs vorhanden, das die beiden
Langwellentröge verbindet. Für uns maßgeblich ist ein doppelkerniges Höhentief
mit einem Kern über Frankreich und einem weiteren, der über Italien südostwärts
vorankommt. Die eigentliche Frontalzone verläuft hauptsächlich über dem
südlichen Mittelmeerraum und Nordafrika. Bodennah stellt sich die Lage etwas
aufgeräumter dar: Dem Skandinavienhoch steht tieferer Druck im Süden und Westen
Europas gegenüber, für uns wiederum interessant ist ein kleines Tief über
Oberitalien, das sich im Laufe des Tages südostwärts verlagern soll und sich
allmählich auflöst.
Die bei uns liegende Luftmasse ist vor allem niedertroposphärisch feucht und mit
Temperaturen von -1 bis -3°C in 850 hPa für die Wetterlage überraschend mild.

Wetter im engeren Sinne findet vor allem im Alpenraum statt: Ausgehend von dem
Höhentief über Italien kommt es zu Hebung durch WLA und PVA, die vor allem große
Teile des Alpenraums erfasst, aber auch nach Norden bis ins westliche
Alpenvorland und über große Teile von Baden-Württemberg ausgreift. Insgesamt
werden bis morgen früh über dem südwestlichen Bayern und in größeren Teilen
Baden-Württembergs (abgesehen vom Oberrhein und dem Norden) über 5 l/qm
Niederschlag erwartet, vom westlichen Alpenvorland bis nach Oberschwaben oft 10
bis 20 l/qm, örtlich auch noch mehr. Dabei fällt der meiste Niederschlag heute
tagsüber, in der Nacht lassen die Niederschläge rasch nach. Durch
Niederschlagsabkühlung wird im Bereich der teilweise recht kräftigen
Niederschläge die Schneefallgrenze unter 800 m, teils bis 600 m herab gedrückt.
Phasenweise kann sie aber auch höher liegen. Gegen allzu große
Schneeakkumulation spricht der recht warme Boden und tagsüber auch wieder die
zunehmend positive Strahlungsbilanz, die die Böden erwärmt. Somit können vor
allem zwischen 600 und 900 m die akkumulierten Schneehöhen sehr unterschiedlich
ausfallen, zwischen fast nichts und teilweise über 5 cm. In Lagen darüber wird
ziemlich sicher mehr Schnee liegen bleiben, deswegen auch die ockerfarbenen
Schneefallwarnungen im Alpengebiet westlich des Inns. Insgesamt erscheint die
aktuell gültige Warnstrategie erhaltenswert, allerdings muss schon weiterhin
gemonitort werden, ob nicht stellenweise aufgehoben oder verringert werden kann.
Wahrscheinlich müssen aber die Warnungen außerhalb des Alpengebiets nicht bis
Mitternacht laufen, sondern können vorher aufgehoben werden.

Im übrigen Land verhält sich das Wetter weitgehend unspektakulär: Gebietsweise
ist es durch tiefe Wolken bewölkt, aber auch größere Auflockerungs- und
Aufheiterungszonen dürfen erwartet werden, insbesondere wenn sich die
Nebelfelder gelichtet haben. Die Bewölkungsprognose ist dabei von den Modellen
sehr unterschiedlich behandelt, insbesondere die deutsche Modellkette hat mit
der aktuellen Situation nur wenig am Hut (große wolkenfreie Gebiete im Osten).
Somit sollte die Erwartungshaltung an gute Bewölkungsprognosen heute nicht allzu
hoch ausfallen. Ganz im Osten können im Tagesverlauf mal ein paar schwache
Niederschläge auf die Gebiete von der Uckermark bis zur Oberlausitz übergreifen.


Die Höchstwerte liegen heute mit 6 bis 12°C in einem ziemlich unspektakulären
Bereich, deutlich kühler bleibt es nur ganz im Süden im Bereich der kräftigen
Regen- und Schneefälle.

In der Nacht zum Donnerstag schwächt sich der Einfluss des Italientiefs auf
Süddeutschland ab und damit lassen die Niederschläge nach und ziehen sich an die
Alpen zurück. Vielfach bleibt es aber ganz im Süden noch bewölkt. Ganz im Osten
kommt mit dem am Südrand des Hochs wehenden östlichen Wind der leichte Regen
noch etwas nach Westen voran und erreicht etwa Sachsen-Anhalt und das Vogtland.
Östlich davon fließt etwas trockenere Luft ein, die auch minimal kälter ist.
Dort lockern die Wolken ziemlich wahrscheinlich auf. In den übrigen Regionen
bleibt es zwar trocken, wo es aber zu Auflockerungen kommt, ist sehr unsicher.
Bei längeren Auflockerungen muss mit Tiefstwerten um den Gefrierpunkt gerechnet
werden, oder leichtem Frost bis -2°C. Wo es noch nass ist, kann es vereinzelt
glatt werden. Unter Wolken werden es meist 3 bis 1°C. Natürlich können sich in
der bodennah feuchten Luftmasse auch wieder stellenweise Nebelfelder bilden.


Am Donnerstag... liegen wir am Rande der hochreichenden Antizyklone über
Skandinavien weiterhin in einer östlichen bodennahen Strömung. Der Wind weht
folglich schwach bis mäßig aus Nordost. Anfangs gibt es in Mitteldeutschland
noch ein paar Regenspritzer, auch im Südosten können ein paar Tropfen fallen.
Vor allem in den Raum Sachsen sickert eine etwas kühlere Luft ein mit -5°C in
850 hPa. Zudem setzt sich generell auch niedertroposphärisch etwas trockenere
Luft durch (in höheren Schichten ist es sowieso trocken). Das steigert die
Chancen auf einige Wolkenauflockerungen, allerdings ist weiterhin nicht so ganz
klar, wo diese genau auftreten. Vor allem UK10 hat fast geschlossene tiefe
Wolken im Angebot, was wohl kaum realistisch ist.

Die Höchstwerte liegen wieder zwischen 5 und 12°C, mit tendenziell den tiefsten
Werten im Nordosten und den höchsten im Südwesten bei längerem Sonnenschein.

In der Nacht zum Freitag ändert sich an der Wetterlage weiterhin nicht viel.
Über der Biskaya fällt aber der Luftdruck, was den Gradienten bei uns etwas
verstärkt, womit der Wind im Bereich der Nordsee und im höheren Bergland etwas
auflebt, was aber noch nicht zu warnwürdigen Böen führt. Ansonsten ist es wieder
teils klar, teils dichter bewölkt, wobei die Tendenz zu mehr Auflockerungen
geht. Unter Wolken und ganz im Westen kann es dabei noch teils frostfrei
bleiben, ansonsten sinkt die Temperatur meist auf 0 bis -4°. In den
Mittelgebirgen kann es teils auf Werte um -5°C abkühlen, bei Auflockerungen über
Schnee in den Alpen kann es auch mal in Richtung -10°C gehen - wenn es denn
auflockert. Vereinzelt kann es auch wieder Nebel geben.

Am Freitag... bleibt die hochreichende Antizyklone über Skandinavien stabil. Mit
einer Austrogung im nahen Atlantik bildet sich ein kräftiges Tief westlich der
Biskaya. Damit fällt der Druck auch über Deutschland etwas und der Gradient
nimmt zu, was für auflebenden Ostwind sorgt. Dieser weht dann vielfach mäßig aus
Ost, über den Bergen und der Nordsee muss mit einzelnen steifen Böen gerechnet
werden. In 850 hPa dreht die Strömung auf Süd, so dass es an den Alpen leicht
föhnig wird, was zwar noch nicht für Windwarnungen reicht, wohl aber setzt sich
von Süden her wieder mildere Luft durch. In 850 hPa werden dann im Südwesten
schon wieder +4°C erreicht, im Norden und Osten meist noch -2°C bis 0°C.
Bodennah trocknet die Luftmasse weiter ab, so dass es verbreitet auflockert oder
sogar sonnig wird. Damit können sich die milderen Temperaturwerte bis zum Boden
durchsetzen, so dass im Süden und in der Mitte vielfach vorfrühlingshafte 9 bis
14°C erreicht werden, vielleicht an den Alpen und im Südwesten auch noch etwas
mehr, was MOS derzeit noch nicht im Programm hat. Im Norden werden es 7 bis
10°C.

In der Nacht zum Samstag setzt sich die leichte Gradientverschärfung vor allem
über der Mitte Deutschlands und den nordöstlichen Landesteilen weiter fort. Vor
allem in einigen Mittelgebirgen (Harz, Erzgebirge) kann es dann in Hochlagen
zunehmend stürmische Böen geben. Über der Nordsee gibt es weiterhin Windböen.
Auch der Föhn in den Alpen legt noch etwas zu, vielleicht reicht es dann zu
ersten Sturmböen auf den Alpengipfeln.

Kräftige WLA über Frankreich schickt ihre Vorboten in Form von mittelhohen und
hohen Wolken, die im Verlauf der Nacht in den Südwesten ziehen. Ansonsten bleibt
es aber vielfach klar, auch Nebel sollte in Anbetracht des spürbaren Windes
keine Rolle spielen. Mit mehr Wolken und fortschreitender Milderung fällt die
Nacht milder aus als die Vornacht und leichter Frost tritt vor allem in der Süd-
und Osthälfte gebietsweise auf. In den Alpentälern kann es wieder mäßigen Frost
geben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Auf synoptischer Skala sind sich die Modelle im Kurzfristzeitraum weitgehend
einig. Unterschiede gibt es vor allem - wie oben schon beschrieben - bei der
Bewölkungsprognose. Zudem ist auch die Grenze der Schneeakkumulation heute etwas
schwierig - es zeichnet sich aber ab, dass es nicht so weit runter schneit wie
gestern angedacht. Bezüglich des auffrischenden Windes ab Freitag sind sich die
Modelle recht einig.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann