DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-03-2024 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.03.2024 um 10.30 UTC



Hochdruckrandlage und vielfach sonnig, nachts vor allem im Osten und Süden
frostig. Zum Wochenwechsel in der Südhälfte deutlich wechselhafter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 11.03.2024


Von Donnerstag bis Samstag steht einem umfangreichen Cut-Off über der Iberischen
Halbinsel respektive der Biskaya, das schlückchenweise mit neuer Kaltluftzufuhr
eines Zentraltiefs über der Irminger See genährt wird, ein blockierendes Hoch
über Skandinavien beziehungsweise dem Nordmeer gegenüber. Mit einer bodennahen
östlichen Strömung wird die anfangs gebietswiese noch feuchte Grenzschicht durch
die Advektion nicht sonderlich kalter Kontinentalluft (T850 knapp unter 0°C,
Theta um die 15°C) abgetrocknet. Im Süden und Westen bleibt die Luftmasse durch
eine leichte Föhnkomponente über den Alpen tendenziell etwas milder.

Das bedeutet konkret überwiegend freundliches, vor allem am Freitag sehr
sonniges und durchweg trockenes Wetter. Die Höchstwerte bleiben ganz im Norden
und Osten oft knapp einstellig, sonst werden 10 bis 15°C erreicht. In den
Nächten muss im Osten und Süden verbreitet mit leichtem, in Bodennähe teils
mäßigem Frost gerechnet werden. Weiter westlich betrifft dies nur noch einige
Tal- und Muldenlagen. Zum Wochenende hin kommt in den höchsten Alpenlagen
allmählich der Föhn mit Sturmböen aus Süd in Gang.

Am Sonntag und Montag wird das Strömungsmuster, das nie wirklich langwellig
(allenfalls langweilig) war, wieder ein Stück weit kurzwelliger durch einen
neuerlichen Trogvorstoß von der Labradorsee und einer nachfolgenden
Zonalisierung über dem nahen Ostatlantik. Dadurch wird das Cut-Off Tief über der
Biskaya über Frankreich hinweg ostwärts gedrückt. Ob dabei eine Anbindung an das
mit reichlich Kaltluft gefüllte Höhentief über Nordwestrussland erfolgt, ist aus
heutiger Sicht fraglicher denn je, zumal es die dynamische Fütterung des
Höhenhochs über dem Nordmeer insgesamt doch sehr schwach ausfällt (siehe auch
Konsistenzbetrachtung). Worauf man sich einigen kann, dass aus Südwesten
Druckfall einsetzten wird und vor allem über Südhälfte die Niederschlagsneigung
deutlich zunimmt. Vorher herrscht in den Alpen Föhnsturm, an der See am Rande
zum Hoch treten ebenfalls teils stürmische Böen aus Ost bis Nordost auf.


Beim Übergang in die erweiterte Mittelfrist spricht aus heutiger Sicht mehr für
eine Ausweitung der Zonalisierung bis nach Mitteleuropa als für eine kalte
Nordostlage auf der Rückseite des Tiefs mit einem Spätwintergruß bis ins
Flachland.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Samstag ist die weitere Entwicklung einigermaßen sicher und die IFS-Läufe
sind untereinander recht konsistent. Kleinere Unsicherheiten beziehen sich bis
dahin hauptsächlich auf das Temperaturniveau: Wie stark ist die Südkomponente in
der Höhe über Deutschland auf der Vorderseite des Westeuopatroges (föhnbedingte
Erwärmung in 850 hPa). Welche Rolle spielt der Kaltlufttropfen über Südostpolen
am Freitag, der vor allem im 12z Lauf gestern stark betont wurde und auch
niedertroposphärisch in den Osten nochmal etwas kältere Luft (T850 bis -5°C)
führen könnte. Immerhin bleibt es bis dahin weitgehend trocken.

Die große Frage ist dann, wie weit das Tief über Frankreich bei der
Verlagerung/Neubildung nach Osten hin nordwärts ansetzt und wie intensiv
rückseitig die Kaltluftadvektion südwärts stattfindet. Dies so im gestrigen 0z
und besonders auch im 12z Lauf gestern Abend vom IFS recht vielversprechend aus
mit Flutung einer in diesem Winter fast unbekannten Arktikluft auf verbreitet <
-10°C in 850 hPa über Deutschland. Selbst bei guter Durchmischung wären im
Nordosten bei bis zu -15°C in 850 hPa Eistage drin. Im aktuellen 0z Lauf ist die
KLA deutlich weniger stark ausgeprägt und nur kurzzeitig im Gang. Das Tief setzt
sehr weit nördlich entlang des Mains und nachfolgend über Tschechien und
Südpolen an und wird zur Wochenmitte nur kurzem Zwischenhocheinfluss rasch von
neuen atlantischen Tiefausläufern "verfolgt". Es wäre ein Klassiker vom
Modellwinter hin zur biederen, milden Realität.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Samstag sind die Globalmodelle erstmal im Groben einig. Dann
ist wirklich die Frage, wo und wie stark die Teiltiefentwicklung über
Deutschland stattfindet. Dabei ist das Szenario des Anzapfens einer
spätwinterlichen Luftmasse aus Finnland und dem Baltikum zwar mit den 0z Läufen
von heute unwahrscheinlicher geworden. Der 06z Lauf vom GFS belegt aber, dass
die Variante beileibe noch nicht gänzlich vom Tisch ist. Auch GEM 0z sieht zu
Beginn der kommenden Woche für Teile Schleswig-Holsteins,
Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs teils Dauerfrost.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


RAUCHFAHNEN:
Nicht verwunderlich öffnet sich angesichts des beschriebenen Szenarios ab
Sonntag der Spread in den Rauchfahnen - und zwar gewaltig. Vielfach reicht die
Spanne der Lösungen der 850 hPa Temperatur zu Beginn der neuen Woche von +5 bis
-15°C. Eine Mehrheit der EPS ist um die -5°C angesiedelt, was angesichts der
nordöstlichen Bodenströmung zumindest mal in der Nordhälfte und im Bergland
spätwinterliche Optionen zulässt. Schaut man in den äußersten Süden und Westen
des Landes, so dünnen sich die kalten Lösungen doch rasch aus. Der HL ist zwar
am warmen Rand der Schar, ein komplettes Ausbleiben kälterer Luft auf der
Rückseite oder in stark abgeschwächter Form ist aber ebenso möglich und vom EPS
abgedeckt.

Bei den Niederschlägen finden sich in der Nordhälfte ebenfalls kaum Signale, der
Bereich der potentiellen Schneefälle an der Nordflanke des Tiefs dürfte recht
schmal ausfallen.

CLUSTER:
Der Übergang vom Trog über Westeuropa in eine eher südliche Westlage bereitet
auch den Clustern Probleme, weshalb für Sa-Mo gleich 6 Unterschiedliche
angeboten werden. Die genaue Trogkonfiguration variiert dabei fast schon
willkürlich mit unterschiedlicher Achsenneigung und Amplitude. Klar ist nur:
Eine Rückseite und damit KLA von Norden kommt frühestens so richtig ab Montag in
Gang.

Kalte und milde Lösungen halten sich bei der Druckverteilung am Boden auch in
der Folge in etwa die Waage. Das Szenario einer Luftmassengrenze erscheint sehr
realistisch.

FAZIT:
Bis Sonntag ruhiges und oft auch sonniges Frühlingswetter. Dabei allerdings
vermehrt Nachtfrost - vor allem im Osten und Süden.
Im Anschluss von Südwesten wechselhafter mit Niederschlägen - im Bergland und in
der Nordhälfte teils bis in tiefe Lagen als Schnee. Zu Beginn der neuen Woche
markante Luftmassengrenze mit Spätwinter (zumindest kurzzeitig und meist als
Kahlfrost) im äußersten Norden und Osten und neuen Anläufen vom Atlantik nicht
unwahrscheinlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


STURM:
Im Laufe des Wochenendes sind an der See einzelne stürmische Böen aus Nordost
bis Ost wahrscheinlich. In den Alpen setzt Föhnsturm ein. Eine überregionale
Sturmlage droht nicht, der EWI reagiert entsprechend gar nicht.

Inwiefern winterliche Erscheinungen bis ins Flachland zum Wochenwechsel ein
Thema werden, muss noch abgewartet werden. Nachtfröste (bodennah teils mäßig)
sind zumindest im Osten und Süden ein ständiger Begleiter in der Mittelfrist.

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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen