DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-03-2024 08:01
SXEU31 DWAV 020800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.03.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Sz
Milde bis sehr milde Kurzfrist und meist trocken. Alpen Föhn.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... starten wir in ein mildes und insgesamt recht freundliches
Wochenende.

Der Grund für dieses statische Geschehen beim Wetter liegt in einem
quasi-stationären Wellenzug, der sich ausgehend vom Nordpazifik unter
Abschwächung bis in den eurasischen Sektor erstreckt. Zwar findet eine
geringfügige retrograde Verlagerung der Anomaliezentren im Geopotenzial statt,
doch verbleiben wir durchweg stromab eines umfangreichen Langwellentroges über
dem östlichen Nordatlantik. Bei weiter zurückgehender NAO/AO deutet sich vorerst
keine westdominante Wetterlage an. Allerdings wird im Verlauf dieser Kurzfrist
bereits an einer anderweitigen Umstellung gearbeitet, denn während das
"blockierende" Geopotenzial über dem Westen Russlands abgebaut wird, nimmt
dieses über Skandinavien immer weiter zu und geht in eine beachtliche positive
Geopotenzialanomalie über Fennoskandien/Grönlandsee über, die über die Kurzfrist
hinaus auch uns beeinflusst (Kampf der Luftmassen aus Südwest/Nordost). Bis
dahin aber erwartet uns erstmal eine milde und "Süd dominante" Kurzfrist.

Das umfangreiche Bodentief BEATRIX über Nordwesteuropa wird durch die sich
nördlich aufbauende Blockierung sukzessive nach Süden gedrückt und sorgt mit
Interaktion des Mittelmeers (Baroklinität, Diabasie) sowie der Orografie (Alpen)
im Kurzfristverlauf für eine Teiltiefbildung über dem Löwengolf, die je nach
Zugbahn einer recht markanten diabatischen Verstärkung unterworfen sein könnte
und vor allem dem Südstau der Schweizer Alpen (Tessin, Teile des Piedmont)
deftige Niederschlagsmengen bringt. Peripher dieser Entwicklung verbleibt
Deutschland die Kurzfrist über in einer gradientarmen Umgebung.

Heute Vormittag liegt über dem Osten Deutschlands noch ein Frontenzug, der in
der Höhe aus der Nacht heraus durch einen nordwärts ablaufenden Kurzwellentrog
temporär verstärkt wurde. Bereits zur Mittagszeit klingen die leichten
Niederschläge peripher dieser dann zunehmend frontolytisch geprägten Front zügig
ab, sodass der Nachmittag zwar überwiegend stark bewölkt (Umfeld der Oder bis
zum Erzgebirge), jedoch meist trocken verläuft. Einzig in Richtung Oderbruch
kann noch ein lokaler Schauer auftreten. Zudem lockert die Bewölkung bis zum
Abend immer weiter auf.

Abseits dieses Geschehens sorgt kompensatorisches Absinken im Rest des
Vorhersagegebietes für einen freundlichen Tag, besonders in Richtung Bayern wird
es zum späten Nachmittag richtig sonnig.

Zum Abend baut sich cross-alpin zunehmend ein Druckgradient von 5 bis 6 hPa auf,
sodass auf exponierten Berglagen allmählich markante Föhnböen zu erwarten sind
(Bft 8/9). Sonst weht der Wind mäßig bis frisch, im Westen stark und überwiegend
aus Südost bis Ost.

Die Höchstwerte liegen mit 11 bis 16 Grad im milden bis sehr milden Bereich.

In der Nacht zum Sonntag nähert sich dem Westen Deutschlands ein schwacher
Tiefausläufer, dieser wird jedoch im Zuge der Entwicklung über dem Löwengolf auf
seinem Weg nach Osten zurückgehalten und im Verlauf der Nacht sogar wieder
leicht rückläufig. Somit verläuft die Nacht besonders vom Saarland bis zum
Niederrhein stark bewölkt und zeitweise kann es leicht regnen. Im Nordosten
breitet sich regional teils ausgedehnte hochnebelartige Bewölkung von Polen
nordwestwärts aus, dort bleibt es jedoch trocken. Ebenfalls trocken bleibt es im
großen Rest Deutschlands, wobei die Nacht teils auch klar verläuft
(Niedersachsen über Thüringen bis Bayern). In den Regionen mit größerem
Aufklaren kann sich rasch dichter Nebel bilden.

Die Tiefstwerte liegen je nach Bewölkung zwischen +9 Grad (Niederrhein) und um 0
Grad südlich der Donau. Im süddeutschen Bergland herrscht leichter Frost.

Der südöstliche Wind kommt schwach bis mäßig, im Westen frisch daher mit
einzelnen Bft 7 Böen auf exponierten Kammlagen der zentralen Mittelgebirge.
Markante Föhnböen (Bft 9, exponiert auch mal die Bft 10) sind im oberen Bergland
der Alpen zu erwarten.



Sonntag... wird ein klassischer "meteorologischer" Frühlingstag. Zwischen dem
sich entwickelnden Genuatief und einer über den Nordosten nordwestwärts
geführten Kurzwelle gelangt Deutschland in einen äußerst gradientarmen Bereich.


Im Westen Deutschlands klingen letzte Schauer aus der Nacht zügig ab und die
Wolkendecke lockert sukzessive auf, während im gesamten Nordosten Deutschlands
dichte hochnebelartige Wolkenfelder den Blick auf die Sonne verbauen (inklusive
einzelner Tropfen). Nur lokal kann es etwas auflockern.
Abseits dieser Regionen aber erwartet uns deutschlandweit ein freundlicher,
teils auch sonniger Sonntag, ohne Niederschlag.

Es wird sehr mild mit 12 bis 18 Grad, dort wo sich Absinken im Lee und viel
Sonnenschein überlappen vielleicht auch etwas mehr.

Der Föhn an den Alpen weht weiterhin markant im oberen Bergland (Bft 8/9,
exponiert die 10). Dank der diabatischen Komponente und einem Aufschlag des
cross-alpinen Druckgradienten um 1 bis 2 hPa sowie dank seichten Druckfalls
nördlich der Alpen (Mischung aus dynamischem und thermischem Antrieb) kann man
dann auch in prädestinierten Tallagen hier und da eine föhnige Bö nicht
ausschließen (Bft 7). Abseits des Föhns weht ein schwacher bis mäßiger,
zeitweise auch frischer Ostwind.

In der Nacht zum Montag ändert sich wenig, allerdings muss recht verbreitet mit
Nebel oder Hochnebel gerechnet werden (dank Advektion feuchter Luftmassen aus
Südwest). Einzig in Richtung Thüringen, Sachsen und Bayern verläuft die Nacht
überwiegend klar, dort jedoch teils mit Bodennebel. Ganz im Norden, Westen und
Südwesten sind einzelne schwache Schauer möglich, sonst bleibt es trocken und
das bei Tiefstwerten von +6 bis 0 Grad, im Bergland mit leichtem Frost. Der
alpine Föhn schwächt sich im Verlauf der Nacht ab, sonst kommt der Wind nur
schwach aus Südwest, im Norden aus Nordost.


Montag... verbleiben wir unter geringen Geopotenzialgradienten. Allerdings
gestaltet sich die Höhenströmung ein Tick zyklonaler bzw. wird zunehmend von
fallendem Geopotenzial über Nordwesteuropa beeinflusst. Diese Entwicklung
fördert das Verschmelzen des Hochnebels über dem Nordosten mit dem über dem
Westen und Süden, sodass der Tag in vielen Regionen eher wolkenverhangen und
trüb verläuft. In einzelnen Leelagen sind kurze Auflockerungen möglich und
besonders vom südlichen Niedersachsen über Thüringen bis nach Niederbayern
scheint die Sonne noch für längere Zeit. Abgesehen von einzelnen Tropfen aus dem
Hochnebel bleibt es meist trocken.

Trotz des meist trüben Charakters werden uns in der milden Luftmasse weiterhin
milde bis sehr milde Höchstwerte serviert: 10 bis 16 Grad.

Der schwache bis mäßige Wind aus West, südlich der zentralen Mittelgebirge,
dreht im Norden auf Nordost und frischt besonders im Umfeld der Ostsee zeitweise
leicht böig auf.


In der Nacht zum Dienstag beginnt dann zunehmend der Kampf zwischen der sich
weiter aufbauenden Antizyklone über Skandinavien und dem Trog über dem
Nordatlantik. Deutschland liegt im Sattelpunkt und somit zwar in einem meist
gradientarmen Bereich, der jedoch von Feuchtekonfluenz geprägt wird. Von daher
wird sich der Hochnebel vom Tag deutschlandweit halten und hier und da kann es
sogar etwas regnen - besonders im Umfeld der Bodenkonvergenz (Niedersachsen bis
zum Erzgebirge).
Dank des sich aufbauenden Bodenhochs im Norden nimmt der Gradient im
Küstenumfeld etwas zu und stützt weiterhin einen böigen Nordostwind. Ansonsten
kommt der Wind aus nordöstlicher Richtung im Norden und sonst aus überwiegend
westlicher Richtung meist nur schwach daher.

Trotz einer Abkühlung im Nordosten auf T850 hPa Werte um -3 Grad wird diese
Advektion bis dahin durch die warme Ostsee abgefedert, sodass die Tiefstwerte im
Nordosten denen im Rest der Republik ähneln. Die Spanne erstreckt sich von +6
Grad im Westen bis +2 Grad im Nordosten und Süden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung während der Kurzfrist wird homogen gezeigt. Alle Modelle heben
eine Kurzfrist hervor, die von sehr geringen Geopotenzial- und Druckgradienten
geprägt wird. Erst zum Ende der Kurzfrist nehmen die Unsicherheiten etwas zu.
Ein über das Baltikum südwestwärts geführter Kaltlufttropfen soll nach Leseart
des ICON-Modells bereits ausgangs der Nacht zum Dienstag vor Rügen stehen,
während der Rest der Numerik die Verlagerung dieses Kaltluftkörpers deutlich
langsamer/verhaltener sieht. Wenn schon in dieser Kurzfrist von Winter keine
Spur ist, so könnte wenigstens dieser Kaltluftkörper dem Norden im
Übergangsbereich zur Mittelfrist mit dem Zusammenspiel aus KLA und böigem
Ostwind etwas "Winterfeeling" bescheren.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy