DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-02-2024 08:01
SXEU31 DWAV 290800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 29.02.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
B M, Übergang zu S z.

Ruhige Hochdruckrandlage, vorerst keine markanten Wettergefahren, aber in den
Alpen ab Samstagmittag von Westen her allmählich aufkommender Föhnsturm mit
teils schweren Sturmböen auf höheren Berggipfeln und einzelnen stürmischen Böen
in den hierfür anfälligen Tälern.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt Deutschland zunächst noch unter einer Hochbrücke, die durch
einen von der Iberischen Halbinsel nach Mitteleuropa gerichteten Keil gestützt
wird. Im Tagesverlauf greift der Trog vom nahen Ostatlantik kommend unter
Ausweitung nach Süden auf die Britischen Inseln und die Biskaya über.
Vorderseitig und somit über Mitteleuropa dreht die Strömung über Südwest auf
Süd-Südwest. Dies lässt an den Alpen leicht föhnigen Einfluss aufkommen. Für
markant zu bewarnende Böen sind jedoch die Druckunterschiede zwischen Alpensüd-
und Nordseite zu gering.
Der Trog lässt von der bisherigen Hochbrücke nicht mehr viel übrig. Das
Azorenhoch zieht sich etwas nach Westen zurück; vielmehr ergibt sich
trogvorderseitig eine Tiefdruckrinne, die ausgehend von einer flachen Welle über
dem Ostausgang des Ärmelkanals über die Pyrenäen hinweg nach Süden reicht.
Zwischen dieser Rinne und dem über Osteuropa liegenden Hoch kommt in Bodennähe
eine südliche bis südöstliche Strömung zustande. Zwar legt der Gradient etwas
zu, aber selbst in exponierten Gipfellagen ist die Wahrscheinlichkeit für
warnrelevante Böen nur sehr gering. Auch an der Nordsee wird der Gradient wieder
etwas schwächer, so dass bis Mittag zwar noch an der Nordfriesischen Küste
Windböen Bft 7 auftreten können, danach aber auf die offene See beschränkt sind.

Absinken im Randbereich des Hochs sorgt in weiten Teilen Deutschlands für
längere sonnige Abschnitte oder zumindest für größere Auflockerungen. Nebel und
tiefe St-Bewölkung sollten sich aufgrund des zunehmenden Gradienten rascher
auflösen als dass dies am Vortag der Fall war. Eine Ausnahme stellt der äußerste
Nordwesten dar, wo eine über der westlichen Nordsee schleifende Front etwas
Regen bringt. Deutschlandweit wird es mit Höchsttemperaturen zwischen 10 bis 15
und um 8 Grad an den Küsten sehr mild.

In der Nacht zum Freitag läuft aus dem unmittelbar vor Frankreich liegenden Trog
ein Anteil nach Osten heraus und greift auf Mittelfrankreich über. Ein weiterer
Teiltrog stößt zu den Balearen vor und hält ein über dem zentralen
Mittelmeerraum liegende Höhentief am Leben. Ein aus dem Raum Grönland
erfolgender Kaltluftvorstoß regeneriert den über den Britischen Inseln liegenden
Trog. Dieser induziert über der Irischen See eine markante Zyklogenese.
Kompensierendes Absinken im Zusammenspiel mit Kaltluftadvektion bewirkt eine
Abschwächung der sich annähernden Kaltfront des sich über den Britischen Inseln
entwickelnden Tiefs. Somit sind geringe Niederschläge auf die Gebiete in
Nordseenähe und den äußersten Westen Deutschlands beschränkt.
Für die anderen Gebiete gilt Erhaltungsneigung, wobei es vor allem im Nordosten
und Osten erneut aufklaren kann. Allerdings wird es nicht mehr so kalt wie in
den Nächten zuvor; auch ist die Nebelneigung geringer als bisher. Leichter Frost
sollte bei Weitem nicht mehr so verbreitet auftreten wie es in den vergangenen
Nächten der Fall war.

Freitag... weitet sich der über den Britischen Inseln liegende Trog eher etwas
nach Süden aus als dass er nach Osten vorankommt. Hierdurch legt die
süd-südwestliche Strömung über Mitteleuropa etwas zu, ohne dass an den Alpen
Föhn aufkommt. In den Mittelgebirgen westlich des Rheins können jedoch Windböen
Bft 7 auftreten. In diese Strömung werden Frontenreste eingesteuert, die mangels
Dynamik allenfalls an und in den Alpen sowie im äußersten Südosten geringe
Niederschläge bringen. Nach wie vor ist das über Osteuropa liegende Bodenhoch
präsent, das durch einen vom östlichen Mittelmeer bis nach Karelien reichenden
Keil gestützt wird. Absinken lässt vor allem über dem Mittelgebirgsraum und
nördlich davon die Wolken auflockern, wenngleich die Wahrscheinlichkeit für
längere sonnige Abschnitte geringer ist als heute. Im Süden macht sich der
Tiefdruckkomplex über dem Mittelmeerraum bemerkbar, so dass es dort allenfalls
nach Südwesten hin für Wolkenlücken reicht. Gegenüber heute ändern sich die
Temperaturen nur wenig. Lediglich ganz im Südwesten wird es aufgrund
mehrschichtiger Bewölkung nicht mehr so mild wie am Vortag.

In der Nacht zum Samstag tropft der Trog über den Britischen Inseln aus. Ein an
der Ostflanke dieses Höhentiefs nach Norden ablaufender Kurzwellentrog aktiviert
die über dem Osten Deutschlands liegende Kaltfront des Tiefs über den Britischen
Inseln, das mittlerweile den Charakter eines Zentraltiefs aufweist. Von der
Ostsee bis zum östlichen Alpenrand können sich daher die Niederschläge, die
fernab von jeglicher Warnrelevanz sind, etwas verstärken. Kompensierendes
Absinken, das auf die westlichen Landesteile übergreift, lässt dort die
Bewölkung auflockern. Sollte es längere Zeit aufklaren, ist leichter Frost oder
zumindest Frost in Bodennähe nicht ganz auszuschließen. Am wahrscheinlichsten
ist dies in einem breiten Streifen vom Südwesten Deutschlands bis in die Mitte
hinein. Da die Luftdruckgegensätze gering sind, können sich auch wieder
Nebelfelder bilden.

Samstag... wird das Cut-Off-Tief über den Britischen Inseln durch einen sich in
die Ostgrönlandsee ausweitenden Keil vollends von der Kaltluftzufuhr
abgeschnitten. Das korrespondierende Bodentief hat längst den Höhepunkt seiner
Entwicklung überschritten und beginnt sich aufzufüllen. Ein von diesem Höhentief
ausgehender Trog weitet sich über der Iberischen Halbinsel nach Süden aus, was
zum einen die Strömung erneut steil auf Süd-Südwest drehen lässt und deren
Verstärkung bewirkt. Dies lässt in und an den Alpen etwa ab Mittag von Westen
her Föhn aufkommen. Auf exponierten Berggipfeln können Sturmböen auftreten, in
Tälern ist die Wahrscheinlichkeit für warnrelevante Böen vorerst gering.
Niederschläge sind kaum zu erwarten. Etwas Regen lässt noch ein Frontrest im
Osten Deutschlands zurück, in Verbindung mit dem okkludierten System des
Zentraltiefs über den Britischen Inseln kann auch im äußersten Westen etwas
Regen aufkommen. Dazwischen zeichnen sich größere Auflockerungen, nach Südwesten
hin auch längere sonnige Phasen ab. Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 10 und
15 Grad bleibt es landesweit sehr mild.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der von dem Cut-Off-Tief über den Britischen
Inseln ausgehende Trog von der Iberischen Halbinsel ins westliche Mittelmeer.
Dies lässt die vorderseitige Strömung über Mitteleuropa auf Süd drehen und
bewirkt deren Verstärkung. Hierdurch legt der Föhn an und in den Alpen zu. Auf
exponierten Berggipfeln der Alpen können dann vermehrt Sturm- und auch einzelne
schwere Sturmböen auftreten, in den hierfür anfälligen Tälern kommen Windböen
Bft 7 und einzelne stürmische Böen Bft 8 auf. Ansonsten ist der Wind nicht
warnrelevant.
Mit dem Rückdrehen der Strömung kommt die Okklusionsfront des o.g. Zentraltiefs
nicht weiter nach Osten voran und beginnt über Ostfrankreich zu schleifen. Die
Niederschläge über dem äuß0ersten Westen Deutschlands lassen daher weitgehend
nach.
Im Osten und Südosten klart es verbreitet auf, leichter Frost ist jedoch auf die
südöstlichen Landesteile, die vom Föhn nicht beeinflusst werden, beschränkt.
Aufgrund geringer Luftdruckgegensätze können sich erneut Nebelfelder bilden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Auch hinsichtlich der Niederschlagsprognosen erfolgte gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen eine weitgehende Angleichung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann