DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-02-2024 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 28.02.2024 um 10.30 UTC



Am Sonntag Föhnsturm in den Alpen. Sonst weiterhin mild und leicht unbeständig.
Ab Wochenmitte zunehmender Hochdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 06.03.2024


Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Samstag liegen wir in Deutschland
auf der Vorderseite eines Langwellentroges, der sich vom Nordmeer meridional bis
nach Südwesteuropa erstreckt und über den Britischen Inseln sein
(Haupt-)Drehzentrum verortet. In dessen Peripherie findet sich ein weiteres
deutlich schwächer ausgeprägtes Höhentief über dem zentralen/westlichen
Mittelmeerraum, das bereits am Vortag in die Strömung des besagten
Langwellentrogs aufgenommen wurde. Östlich davon thront ein blockierendes
Höhenhoch mit Zentrum etwa über Nordwestrussland. Dadurch ergibt sich eine
südliche, nach Westen eher südwestliche und auch durchaus lebhafte
Höhenströmung.
Am Boden findet sich einerseits ein mehr oder weniger senkrecht unter dem
Höhentief über den Britischen Inseln liegendes Tief, das eine teilokkludierte
Front in den Westen des Landes steuert und dort für etwas Regen sorgt. Zum
anderen hat sich ein kleinräumiges Tief bereits am Vortag über Norditalien auf
den Weg gemacht und zieht am Samstag auf Vb-ähnlicher Zugbahn vom Ostalpenraum
über Tschechien und den Osten Deutschlands nordwärts. Damit verbunden sind
demnach auch zwischen Südostbayern und Vorpommern Regenfälle, die im
Tagesverlauf allerdings nachlassen und keine Warnschwellen erreichen. Die
Schneefallgrenze liegt im Südosten anfangs bei rund 1200 m, steigt im
Tagesverlauf aber auf etwa 2000 m an. Bei T850er Temperaturen zwischen 0 Grad im
Nordwesten und +4 Grad im Südosten macht der März da weiter, wo der Februar
aufgehört hat: mit einem (sehr) milden Temperaturniveau.

Am Sonntag tropft der Langwellentrog zum einen über West-/Nordwesteuropa ab und
trogt zum anderen bis in den westlichen Mittelmeerraum aus, was dort, respektive
über dem Seealpenraum eine Zyklogenese in Gang bringt. Damit ergibt sich am
Boden eine Tiefdruckrinne, die von den Britischen Inseln bis zu den Alpen
reicht. Die darin eingelagerte Front sorgt im Westen, später auch im Südwesten
für etwas Niederschlag. Das bisherige, nur schwach ausgeprägte Höhentief über
dem Mittelmeer wird als Randtrog über Mitteleuropa nordwärts gesteuert, ohne
jedoch in Deutschland wirklich wetteraktiv zu sein. Die Höhenströmung steilt
weiter auf, was den Alpenföhn in Gang bringt. Bei einer derzeit prognostizierten
Druckdifferenz von 8 hPa zwischen Bozen und Innsbruck, ist davon auszugehen,
dass der Föhn bis in die Täler der Alpennordseite durchbricht und dort zu
steifen, eventuell sogar stürmischen Böen führen kann. In den Hochlagen muss mit
schweren Sturmböen gerechnet werden. Die Luftmasse wird noch etwas wärmer als am
Vortag mit verbreitet 2 bis 6 Grad, im Süden sind rund 8 Grad drin. Das dürfte
in einigen Regionen (abseits des Westens und Südwesten) durchaus
Frühlingsgefühle erwecken.

Am Montag tropft der vom westeuropäischen Höhentief ausgehende Trog über dem
westlichen Mittelmeer ab. Das abgetropfte Höhentief zieht samt darunterliegendem
Bodentief südostwärts, sodass der Föhn schon in der Nacht zum Montag wieder in
die Knie geht. Das Trogresiduum schwenkt über den Westen und Nordwesten
Deutschlands hinweg, was die Front nochmals zu ein paar Regentropfen animiert.
Der große Rest des Landes profitiert dagegen von einer schwachen
Potenzialbrücke, die sich zwischen dem fennoskandischen Höhenhoch und einem
Rücken, der sich zwischen abgezogenem Mittelmeerhöhentief und einem neuen
Atlantiktrog aufwölbt, auftut. Dabei sickert aus Westen wieder etwas kühlere
Luft ein (im Westen und nach Föhneinbruch auch im Süden um 0 Grad, im Osten 5
Grad in 850 hPa).

Die stark negativ geneigte Achse dieses neuen Atlantiktrogs greift am Dienstag
auf den äußersten Westen Deutschlands über und stört dadurch vorübergehend die
schwache Potenzialbrücke. Denselben Plan verfolgt die (mindestens
teilokkludierte) Front des korrespondieren Tiefdruckkomplexes über dem
Nordatlantik, die mit ihren Regenfällen die Südwesthälfte erfasst. Dazu wird die
vorangegangene Front durch den Trog reaktiviert, sodass auch der Nordosthälfte
ein unbeständiger Tag ins Haus stehen könnte. Die Temperatur in 850 hPa geht
noch etwas zurück und liegt nun meist zwischen -2 und 0 Grad.

Am Mittwoch tropft der Trog über dem Westen des Landes ab. Während dieser
Kaltlufttropfen südwärts zieht, schwenkt das Residuum über die Nordsee hinweg
nordost- und später nordwärts. Dadurch kann sich eine erneute Potenzialbrücke
zwischen Fennoskandienhoch und Südwesteuroparücken aufbauen, die den Luftdruck
am Boden ansteigen lässt. Am niedertroposphärischen Temperaturniveau der
Luftmasse ändert das allerdings kaum etwas, auch wenn sich die weiterhin meist
milden Höchstwerte durch den vielerorts einstellenden Ost- bis Nordostwind
deutlich kühler anfühlen werden.

In der erweiterten Mittelfrist sollte der Blick auf das östliche Mitteleuropa
gerichtet werden, von wo aus sich ein Kaltlufttropfen west-, südwestwärts
Richtung Deutschland aufmacht und dem eigentlich vorherrschenden
Hochdruckeinfluss zumindest regional einen Dämpfer verleihen könnte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz ist, was die großräumigen Strukturen angeht, über das Wochenende
hinweg gut, bereits ab Montag nehmen die Unterschiede vor allem im Vergleich zum
gestrigen 12 Uhr Lauf aber deutlich zu. Im Detail bestehen schon ab Sonntag
Unterschiede, was das Übergreifen der Front und den damit verbundenen
Niederschlägen auf Deutschland angeht. Während die letzten beiden 00-Uhr-Läufe
es zumindest in den westlichen Landesteilen regnen lassen, lässt es der gestrige
12 Uhr lauf trocken. In der neuen Woche gibt es dann noch größere Unterschiede,
wann nun der Hochdurckeinfluss die Überhand gewinnt und wie lange dies dann der
Fall sein wird. Der aktuelle 00er-Lauf lässt nämlich bereits ab Donnerstag schon
wieder ein Höhentief von Osten auf Deutschland übergreifen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Vergleich mit anderen Globalmodellen ergeben sich, was die großskaligen
Strukturen angeht, erst am Dienstag größere Unterschiede. Während GFS
beispielsweise den Trog mit bis zu -34 Grad kalter Höhenluft über die Nordhälfte
Deutschlands hinwegschwenken lässt, UK10 ihn schon über Frankreich abtropfen und
lässt Deutschland komplett unter den Einfluss des Fennoskandienhochs gelangen.
ICON verfolgt eine ähnliche Variante wie UK10, lässt aber von Osten einen
Kaltlufttropfen auf Deutschland übergreifen. Ab Wochenmitte zeigen dann im
Prinzip alle Modelle (UK10 nicht mehr verfügbar) eine über Deutschland liegende
Potenzialbrücke mit eingelagerten Kaltlufttropfen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte sind bei der Temperatur in 850
hPa zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums noch einigermaßen gebündelt, gehen
ab Sonntag dann aber doch deutlich auseinander. Das deutet auf die Unsicherheit
hinsichtlich des Übergreifens bzw. der Verlagerung der Front hin, sowohl
hinsichtlich des Timings, als auch der Ausprägung der Verlagerung. Die Tendenz
geht aber zum Wochenstart klar nach unten mit nachfolgend nur geringen
Änderungen. Der IFS-Hauptlauf ist dabei eher am unteren Rand des Ensembles zu
finden. Nach vorübergehendem Rückgang am Wochenende steigt das Geopotenzial in
der neuen Woche mehr oder weniger stetig an. Ab Wochenmitte geht der Spread dann
sehr deutlich auseinander (Stichwort Höhentiefs).

Das Clustering ergibt für den Zeitraum von Montag bis Mittwoch stolze sechs
Gruppierungen, die aber allesamt dem Blockingregime zugeordnet werden. Zudem
zeigen auch alle Cluster mehr oder weniger dieselbe Entwicklung mit abtropfenden
Westeuropatrögen am Montag und Dienstag und zunehmendem Hochdruckeinfluss bis
Mittwoch.

Für den Zeitraum von Donnerstag bis Samstag stehen fünf Cluster zur Auswahl,
erneut alle im Blockingregime verortet. Der Fokus liegt dabei klar auf
Hochdruckeinfluss, wobei tatsächlich nur Cluster 1 (inkl. Haupt- und
Kontrolllauf) das Übergreifen eines Kaltlufttropfens von Osten her simuliert.
Alle anderen Cluster lassen etwaige "Höheneier" nur in weitem Bogen um
Deutschland herum ziehen.

FAZIT: Ab Montag etwas zurückgehendes Temperaturniveau und bis Dienstag
gebietsweise unbeständig, an den Alpen vor allem am Sonntag Föhnsturm. Ab
Wochenmitte zunehmender Hochdruckeinfluss mit Ostwind mit eventuellem
Übergreifen eines Kaltlufttropfen, der zumindest im Bergland für Schneeschauer
sorgen könnte.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
In der Nacht zum Sonntag legt in höheren Lagen der Alpen allmählich der Föhn los
mit Sturmböen (Bft 9), exponiert auch schweren Sturmböen (Bft 10). Am Sonntag
selbst sind in höheren Alpenlagen generell schwere Sturmböen (Bft 10) zu
erwarten. In Föhntälern muss mit steifen, mit geringer Wahrscheinlichkeit auch
mit stürmischen Böen (Bft 7-8) gerechnet werden. In der Nacht zum Montag bricht
der Föhn wieder zusammen.

Ansonsten werden keine signifikanten Wettererscheinungen erwartet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON, GFS, UK10, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz