DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-02-2024 08:01
SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 28.02.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM - Ruhige spätwinterliche Hochdruckrandlage. Dabei sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland an der Nordflanke eines Cut-Off-Tiefs über dem
westlichen Mittelmeerraum. Die leicht mäandrierende Frontalzone erstreckt sich
vom mittleren Nordatlantik über Schottland und Südskandinavien hinweg nach
Nordwestrussland. Mitteleuropa liegt dazwischen und somit unter hohem
Geopotential. Durch dieses wird eine Hochbrücke gestützt, die, ausgehend vom
Azorenhoch über die Mitte Deutschlands hinweg bis zum südlichen Ural reicht.
Eine schwache Stelle in dieser Brücke lässt sich noch über Polen finden. Der
hiermit korrespondierende Trog ist jedoch in Auffüllung begriffen und bringt
kaum noch Hebung zustande. Geringe Niederschläge sind daher auf den äußersten
Osten beschränkt und ziehen nach Polen ab.
Aufgrund der geringen Luftdruckgegensätze unter dieser Brücke konnte sich
vielerorts Nebel oder tiefe St- Bewölkung bilden, die sich jedoch im Laufe des
Vormittags weitgehend auflösen sollte. Im Tagesverlauf kommt jedoch, bedingt
durch Warmluftadvektion, im Nordwesten und ganz im Norden Wolkenaufzug in Gang,
für Niederschläge reicht es kaum. Ganz im Süden und Südosten macht sich noch das
Mittelmeertief mit mehrschichtiger Bewölkung bemerkbar. Demzufolge sind in einem
breiten Streifen von den Mittelgebirgen westlich des Rheins bis in den Berliner
Raum hinein (nachdem sich Nebel und Hochnebel aufgelöst haben) längere sonnige
Abschnitte oder zumindest größere Auflockerungen am wahrscheinlichsten. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 8 bis 12, im Nordosten Werte um 6 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag greift auf das Seegebiet unmittelbar westlich von
Irland ein sich verschärfender Trog über. Das korrespondierende Tief verlagert
sich nördlich an Schottland vorbei nach Osten. Dessen Warmfront streift den
äußersten Nordwesten, wodurch in Nordseenähe ein paar Tropfen Regen fallen
können. Allerdings lässt Druckfall über der Nordsee den Gradienten anziehen,
wodurch ab der zweiten Nachthälfte an der Nordsee Windböen und über der offenen
See stürmische Böen aufkommen.
Im Osten, Süden und in Teilen der Mitte kann sich bei noch größtenteils klarem
Himmel teils dichter Nebel bilden. Bei gleichzeitig auftretenden leichten Frost
besteht örtlich geringe Glättegefahr.

Donnerstag... greift der Trog vom nahen Ostatlantik kommend unter Ausweitung
nach Süden auf die Britischen Inseln und die Biskaya über. Vorderseitig und
somit über Mitteleuropa dreht die Strömung über Südwest auf Süd-Südwest. Dies
lässt an den Alpen leicht föhnigen Einfluss aufkommen. Für markant zu bewarnende
Böen sind jedoch die Druckunterschiede zwischen Alpensüd- und Nordseite zu
gering.
Der Trog lässt von der bisherigen Hochbrücke nicht mehr viel übrig. Das
Azorenhoch zieht sich etwas nach Westen zurück; vielmehr ergibt sich
trogvorderseitig eine Tiefdruckrinne, die ausgehend von einer flachen Welle über
der westlichen Nordsee über die Westalpen hinweg zur Kleinen Syrte reicht.
Zwischen dieser Rinne und dem über Osteuropa liegenden Hoch kommt in Bodennähe
eine südliche bis südöstliche Strömung zustande. Zwar legt der Gradient etwas
zu, aber selbst in exponierten Gipfellagen ist die Wahrscheinlichkeit für
warnrelevante Böen nur sehr gering. Auch an der Nordsee wird der Gradient wieder
etwas schwächer, so dass bis Mittag zwar noch an der Nordfriesischen Küste
Windböen Bft 7 auftreten können, danach aber auf die offene See beschränkt sind.

Absinken im Randbereich des Hochs sorgt in weiten Teilen Deutschlands für
längere sonnige Abschnitte oder zumindest für größere Auflockerungen. Nebel und
tiefe St-Bewölkung sollten sich aufgrund des zunehmenden Gradienten rascher
auflösen als dass dies heute der Fall ist. Eine Ausnahme stellt der äußerste
Nordwesten dar, wo eine über der Nordsee schleifende Front etwas Regen bringt.
Deutschlandweit wird es mit Höchsttemperaturen zwischen 10 bis 15 und um 8 Grad
an den Küsten sehr mild.

In der Nacht zum Freitag läuft aus dem unmittelbar vor Frankreich liegenden Trog
ein Anteil nach Osten heraus und greift auf Mittelfrankreich über. Ein weiterer
Teiltrog stößt zu den Balearen vor und hält das über dem zentralen
Mittelmeerraum liegende Höhentief am Leben. Ein aus dem Raum Grönland
erfolgender Kaltluftvorstoß regeneriert den über den Britischen Inseln liegenden
Trog. Dieser induziert über der Irischen See eine markante Zyklogenese.
Kompensierendes Absinken im Zusammenspiel mit Kaltluftadvektion bewirkt eine
Abschwächung der sich annähernden Kaltfront des sich entwickelnden Tiefs. Somit
sind geringe Niederschläge auf die Gebiete in Nordseenähe und den äußersten
Südwesten Deutschlands beschränkt.
Für die anderen Gebiete gilt Erhaltungsneigung, wobei es vor allem im Nordosten
und Osten erneut aufklaren kann. Allerdings wird es nicht mehr so kalt wie in
den Nächten zuvor; auch ist die Nebelneigung geringer als bisher.

Freitag... weitet sich der über den Britischen Inseln liegende Trog eher nach
Süden aus als dass er nach Osten vorankommt. Hierdurch legt die süd-südwestliche
Strömung über Mitteleuropa etwas zu, ohne dass an den Alpen Föhn aufkommt. In
den Mittelgebirgen westlich des Rheins können jedoch Windböen Bft 7 auftreten.
In diese Strömung werden Frontenreste eingesteuert, die Mangels Dynamik
allenfalls an und in den Alpen sowie im äußersten Südosten geringe Niederschläge
bringen. Nach wie vor ist das über Osteuropa liegende Bodenhoch präsent, das
durch einen vom östlichen Mittelmeer bis nach Karelien reichenden Keil gestützt
wird. Absinken lässt vor allem über dem Mittelgebirgsraum und nördlich davon die
Wolken auflockern, wenngleich die Wahrscheinlichkeit für längere sonnige
Abschnitte geringer wird. Im Süden macht sich der Tiefdruckkomplex über dem
Mittelmeerraum bemerkbar, so dass es dort allenfalls für Wolkenlücken reicht.
Gegenüber Donnerstag ändern sich die Temperaturen nur wenig. Lediglich ganz im
Südwesten wird es aufgrund mehrschichtiger Bewölkung nicht mehr so mild wie am
Vortag.

In der Nacht zum Samstag tropft der Trog über den Britischen Inseln aus. Ein an
der Ostflanke dieses Höhentiefs nach Norden ablaufender Kurzwellentrog aktiviert
die über dem Osten Deutschlands liegende Kaltfront des Tiefs über den Britischen
Inseln, das mittlerweile den Charakter eines Zentraltiefs aufweist. Von der
Ostsee bis zum östlichen Alpenrand können sich daher die Niederschläge, die
fernab von jeglicher Warnrelevanz sind, etwas verstärken. Kaltluftadvektion, die
auf die westlichen Landesteile übergreift, lässt dort die Bewölkung auflockern.
Sollte es längere Zeit aufklaren, ist leichter Frost oder zumindest Frost in
Bodennähe nicht ganz auszuschließen. Am wahrscheinlichsten ist dies in einem
breiten Streifen vom Südwesten Deutschlands bis in die Mitte hinein.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Allenfalls hinsichtlich der Niederschläge am Freitag und in der Nacht
zum Samstag ergeben sich leicht unterschiedliche Ergebnisse. Während die
Mehrzahl der Modelle eine Aktivierung der dann über dem Osten Deutschlands
liegenden Front erwarten, zeigt UK10 in diesen Gebieten keine nennenswerten
Niederschläge.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann