DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-02-2024 18:01
SXEU31 DWAV 261800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 26.02.2024 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Unspektakulär im Randbereich eines Mittelmeertiefs - weder Fisch noch Fleisch.
Zunehmende Grenzschichtproblematik.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
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Aktuell ... vollzieht sich der Abtropfprozess von Südfrankreich ins westliche
Mittelmeer. Das stattliche Bodentief mit einem Kerndruck nahe 1000 hPa liegt
morgen Früh dicht westlich von Sardinien. Es hat inzwischen neben YUE von der
Berliner Wetterkarte auch einen internationalen Namen erhalten mit DOROTHEA, da
gerade für Norditalien doch erhebliche Niederschläge zu erwarten sind.

Wir verbleiben derweil im Bereich des recht schwachen Trogresiduums, die WLA im
Westen endet doch recht zügig, im Süden bleibt leichte WLA mit einer südlichen
Höhenströmung (am Boden Ost) über die Alpen hinweg aufrecht. Insofern klingen
die Regenfälle im Westen recht schnell ab in den Abendstunden. Im Süden fällt
vor allem am Alpenrand noch etwas Regen, inneralpin oberhalb 1200 bis 1400 m
auch geringer Schnee. Ausgehend vom Azorenhoch kräftigt sich ein Keil über den
Britischen Inseln, der bodennah eine schwache Hochdruckbrücke über Nord- und
Ostsee bis zum Russlandhoch stützt.

Bei zeitweise aufgelockerter Bewölkung trocknet die Luftmasse unter schwachem
Absinken ab und trotz aktuell noch positiver Taupunkte könnte es vor allem von
der Dänischen Grenze bis nach Dithmarschen örtlich für leichten Frost reichen,
mit geringerer Wahrscheinlichkeit auch in Teilen Niedersachsens und Mecklenburgs
(IFS). In den Frühstunden bildet sich stellenweise Nebel oder Hochnebel.
Einzelne Seenebelfelder sind auf der Ostsee bereits zu finden. An den
Nordrändern von Erzgebirge, Thüringer Wald und Harz ist Nebel durch aufliegende
Wolken in der kommenden Nacht sehr wahrscheinlich. Vielfach bleibt es bei 5 bis
0°C frostfrei.


Dienstag ... zieht das Cut-Off noch etwas weiter südlich und weitet sich bis
nach Algerien aus. Der Schwerpunkt verbleibt allerdings unweit von Korsika und
Sardinien. Dadurch rutscht die weiterhin sehr schwache Potentialbrücke auch über
Deutschland ein Stück weiter nach Süden und liegt zum Abend etwa über der
südlichen Landesmitte. Die Trogreste über Norddeutschland sind nicht
wetterwirksam, die Luftmasse darunter ist zu trocken. Eine schwache Okklusion
über der Nordsee bleibt noch außen vor.

Nun bedingt die Konstellation, dass die Höhenströmung über Süddeutschland noch
immer eine südöstliche ist, bodennah herrschen vorwiegend nordöstliche Winde.
Vom Vogtland bis zum Bodensee und den Alpen ist somit noch immer eine ganz gute
Rechtdrehung des Windes mit der Höhe gegeben, die seichte, aber doch recht
kontinuierliche WLA generiert. Aus der meist kompakten, mehrschichtigen
Bewölkung fällt aber nur stellenweise etwas Regen, vor allem an den Nordrändern
der Mittelgebirge wird etwas "herausgequetscht". In den Alpen kann es oberhalb
von rund 1500 m auch noch etwas schneien, der Schwerpunkt liegt aber ganz klar
südlich des Alpenhauptkammes. Föhnbedingt kann sich im Lee des Bayerischen
Waldes zeitweise länger die Sonne durchsetzen.

Dies gilt ohnehin für den Westen und Nordwesten. Gerade im Rheinland sollte der
Tag überwiegend heiter ablaufen. Sonst halten sich kurze Auflockerungen, aber
auch noch ausgedehnte Sc-Felder die Waage, da fraglich ist, ob das generell nur
schwache Absinken großflächig ausreicht, um die feuchte Grundschicht unterhalb
der Inversion bei 500 m ü. NN abzutrocknen.

Die Höchstwerte liegen in der nur langsam alternden Luftmasse subpolaren
Ursprungs je nach Sonnenschein bei 7 bis 12°C, an der Ostsee bei auflandigem
Wind kaum über 5°C.


In der Nacht zum Mittwoch schwenkt von der Nordsee ein Randtrog Richtung
Skandinavien und fängt die Residuumreste über Norddeutschland ein, womit
leichter Potentialanstieg zu verzeichnen ist. In der Folge kräftigt sich auch
die Brücke am Boden etwas und die Winde gestalten sich immer häufiger schwach
umlaufend.

Das Wetter ist daher vorrangig geprägt von Grenzschichtprozessen mit teils
ausgedehnten Nebel- und Hochnebelfelder, zwischendurch aber auch größeren
Auflockerungen.

Die o.e. Okklusion erreicht die Nordseeküste, wo sie sich beginnt aufzulösen.
Allenfalls auf den Inseln kommen noch wenige Tropfen an. Ob in der Oberlausitz
trotz Gegenstromsituation die Hebung ausreicht, um teilweise sogar Regenmengen
an die 5 l/qm zu produzieren, darf aus heutiger Sicht doch arg bezweifelt
werden. Der Icon-D2 Lauf von 06z heute Morgen ließ die Niederschläge zumindest
komplett auf Tschechischer bzw. Polnischer Seite.

Mit der Bewölkung steht und fällt natürlich auch die Vorhersage der Minima,
wobei natürlich vor allem der Bereich der Hochachse (grob in einem breiten
Streifen von Rügen bis zur Eifel) frostanfällig erscheint. Für die im Mos-Mix in
der Lüneburger Heide angebotenen -5°C muss aber definitiv alles passen.
Wahrscheinlicher sind nur stellenweise mal 0 bis -2°C. In jedem Falle empfiehlt
es sich im Falle einer Warnung den Zusatz "vor allem bei Aufklaren" zu
aktivieren.

Ziemlich sicher dicht und damit auch frostfrei bleibt es südlich des Mains in
der insgesamt noch etwas feuchteren, "ungealterten" Luftmasse (siehe auch 700
hPa) und nördlichen Anströmung.

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Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch ... weiterhin ruhiges Frühlingswetter im Bereich der schwachen
Hochdruckbrücke am Boden. In der Divergenzachse vor allem vom Saarland bis nach
Berlin und Brandenburg größere Chancen auf längeren Sonnenschein. Im Süden
weiterhin nur langsam oder kaum abtrocknende Luftmasse und immer noch
gelegentlich etwas Niesel- oder Sprühregen, vor allem an den Nordrändern der
Mittelgebirge. Auch im Nordwesten zeitweise dichte Wolken, erst durch auflösende
Okklusion, später durch mehrschichtige Bewölkung infolge des Warmfrontaufzugs
über der Britischen Inseln. Keine wesentlichen Änderungen zur Frühübersicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Unterschiede ergeben sich vor allem in der Bewölkungs-/Nebelvorhersage. ICON und
UK10 sehen da insgesamter realistischer aus als IFS, das doch etwas zu
optimistisch zu sein scheint.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen