DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-02-2024 08:01
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 25.02.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W

WIND/STURM:
Heute auf dem Brocken und Feldberg (Schwarzwald) anfangs noch stürmische Böen
oder Sturmböen zwischen 70 und 80 km/h (Bft 8-9) aus Südwest, am Nachmittag
allmählich nachlassend. In den Alpen ab dem Abend bis Montagabend Föhnsturm.
Dabei exponiert Sturmböen bis 85 km/h (Bft 9. Danach Föhnzusammenbruch.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland im Randbereich eines Langwellentroges, der durch
ein Hoch mit Schwerpunkt über dem südlichen Ural blockiert wird. Der Trog, der
sich vom Nordmeer bis nach Nordafrika erstreckt, wird durch kurzwellige Anteile
wiederholt generiert. Einer dieser Kurzwellentröge, der zuvor eine kräftige
Zyklogenese induziert hatte, greift vom nahen Ostatlantik kommend auf die
Britischen Inseln über. Dieser Anteil übernimmt die steuernde Funktion, während
die bisherige Hauptachse des Troges unter Abschwächung nach Deutschland
vorankommt. Diese ist in höheren Troposphärenschichten kräftiger ausgeprägt als
in tieferen Niveaus. Der Nordosten und Osten Deutschlands verbleibt noch bis in
den Nachmittag hinein trogvorderseitig. Die Luftmasse dort ist sehr labil und
weist eine Temperaturdifferenz zwischen 850 und 500 hPa von mehr als 30 K auf,
so dass, bedingt durch schwache Hebung, einzelne kurze Gewitter ausgelöst werden
können. Zudem wird aufgrund der Einstrahlung in diesen Gebieten etwas CAPE
generiert. Ohnehin kommen im Osten und Süden Deutschlands am ehesten
Auflockerungen zustande.
Im Bereich der Trogachse, d.h. im Nordwesten und Westen, sind häufig Schauer zu
erwarten, wobei die Wahrscheinlichkeit hierfür in Nordseenähe am höchsten ist.
In den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen und westlichen Mittelgebirge können
diese mit Schnee vermischt sein. Größere Wolkenlücken sind dort eher selten. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 8 bis 14, an der Nordsee Werte um 6 Grad.

In der Nacht zum Montag schwenkt die bisherige Hauptachse des Troges nach
Nordosten heraus. Vorübergehend wird die Strömung etwas antizyklonaler.
Großräumiges Absinken lässt die Bewölkung vermehrt auflockern. Warmluftadvektion
an der Vorderseite des nunmehr auf Westeuropa übergreifenden und steuernden
Troges lässt alsbald von Westen und Südwesten her mehrschichtige Bewölkung mit
Niederschlägen aufziehen. An der Ostflanke des auf die Loire-Mündung
übergreifenden Bodentiefs stellt sich eine östliche bodennahe Windkomponente
ein, so dass in Bodennähe eher Kaltluft advehiert wird und mit dem Einsetzen der
Niederschläge im westlichen und südwestdeutschen Bergland zunächst die feste
Phase vorstellbar ist. Während in den Hochlagen des Schwarzwaldes ein paar
Zentimeter Schnee möglich sind, reicht es im westlichen Bergland oberhalb etwa
600 m allenfalls für etwas Schneematsch.
Der Osten und Südosten Deutschlands wird vom Wolkenaufzug noch nicht erfasst,
bei geringen Luftdruckgegensätzen kann sich dort leichter Frost einstellen,
zudem muss mit Nebelfeldern gerechnet werden. Allerdings setzt aufgrund der
trogvorderseitig rückdrehenden Strömung an den Alpen Föhn ein.

Montag... tropft der nunmehr über Frankreich liegende Trog aus. Boden- und
Höhentief (beide über Westfrankreich) ergeben eine senkrechte Achse. An deren
Vorderseite dreht die Strömung über Mitteleuropa auf Süd bis Südwest und
verstärkt sich, wodurch der Föhn in den Alpen vermehrt in Gang kommt. Auf
höheren Berggipfeln muss mit Böen bis Sturmstärke gerechnet werden, in den
hierfür anfälligen Tälern sind Windböen Bft 7 nicht auszuschließen.
Der inzwischen weit fortgeschrittene Austropfprozess lässt von nahen Ostatlantik
her einen Höhenkeil über Schottland hinweg auf die Nordsee übergreifen. Durch
diesen wird eine Hochbrücke gestützt, die sich von Irland bis nach Südnorwegen
ausweitet. Absinken in deren Randbereich lässt die Niederschläge im Westen nicht
weiter nordostwärts vorankommen und bewirkt im Tagesverlauf deren Abschwächung.
Allerdings hält sich in diesen Gebieten noch mehrschichtige Bewölkung, so dass
erneut im Osten und Süden Deutschlands Auflockerungen am ehesten zustande
kommen. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 6 bis 12 Grad.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Cut-Off-Tief nebst
korrespondierendem Bodentief ins westliche Mittelmeer. Die von England über die
Nordsee und Südskandinavien sich nordostwärst erstreckende Hochbrücke ergibt
dann eine Verbindung zwischen dem Hoch nördlich der Azoren und dem Hoch über
Westrussland. An deren Südflanke setzt deutschlandweit eine nordöstliche
bodennahe Windkomponente ein. Der Föhn kommt daher alsbald zum Erliegen. Für
Auflockerungen reicht es lediglich im Randbereich der Hochbrücke, d.h. im
Nordwesten und ganz im Norden Deutschlands, wodurch in diesen Gebieten leichter
Frost zu erwarten ist. Da die Luftdruckgegensätze sehr gering sind, muss mit
Nebelfeldern gerechnet werden. Ansonsten bleibt es, abgesehen vom Alpenvorland
und vom äußersten Südosten, weitgehend frostfrei.

Dienstag... setzt sich die Frontalzone unter Mäandrierungen über Nordeuropa
hinweg nach Osten durch. Das aus dem o.g. Austropfprozess hervorgegangene Tief
liegt über dem westlichen Mittelmeer, ist abgekoppelt von der Kaltluftzufuhr und
beginnt sich daher aufzufüllen. An dessen Nordflanke kommt über Mitteleuropa
Geopotentialanstieg zustande, wodurch die Brücke im Bodendruckfeld gestützt
wird. Allerdings wird diese durch einen in der Frontalzone ablaufenden und auf
Schottland übergreifenden Trog etwas nach Süden gedrückt und liegt dann mit
ihrer Achse über dem Westen und Norden Deutschlands. Absinken in deren Bereich
sorgt in diesen Gebieten für größere Auflockerungen, wogegen sich in einem
breiten Streifen vom südwestdeutschen Bergland bis in den östlichen
Mittelgebirgsraum und zur Niederlausitz noch mehrschichtige und relativ kompakte
Bewölkung hält. Darüber hinaus sind auch in Niederbayern noch Auflockerungen
vorstellbar, die aus der nordöstlichen bodennahen Windkomponente und der
Überströmung des Bayerischen Waldes resultieren. Mit Tageshöchsttemperaturen
zwischen 5 und 10 Grad wird es jedoch nicht mehr so mild wie bisher.

In der Nacht zum Mittwoch greift der sich von Schottland ostwärts verlagernde
Trog auf den Norden Deutschlands über. Für ein paar Schauer reicht es nur
trogvorderseitig im Osten Deutschlands sowie im Trogbereich über der Nordsee und
zur dänischen Grenze hin. Ansonsten bleibt es weitgehend niederschlagsfrei.
Zuvor können im Nordwesten und Westen Deutschlands die Wolken auflockern,
wodurch in diesen Gebieten leichter Frost auftreten kann. Ansonsten dürfte es,
abgesehen vielleicht vom unmittelbaren Alpenrand, frostfrei bleiben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann