DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-02-2024 18:01
SXEU31 DWAV 241800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 24.02.2024 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Wechselhafte Troglage mit subpolarer Meeresluft.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland im östlichen Randbereich eines veritablen
LW-Troges, der sich vom Europäischen Nordmeer bis hinunter nach Algerien
erstreckt. Korrespondierend zum Hauptdrehzentrum des Troges liegt knapp
nordwestlich der Lofoten das uns von gestern und vorgestern noch bestens
bekannte Tief WENCKE, das sich inzwischen aber merklich abgeschwächt hat und für
uns nicht zuletzt wegen der immensen Entfernung keine Geige mehr spielt. Die
Musik machen andere. Wie so oft bei solch großen Potenzialgebilden findet man
auch in diesem Fall mehrere kleinteilige Rand- und Sekundärtröge, die den Ton
angeben und für das Wetter verantwortlich zeichnen. Einer solcher Randtröge ist
aktuell dabei, den Nordwesten Deutschlands in Richtung Norden zu passieren. Im
Verbund mit der labil geschichteten, inzwischen leicht gealterten subpolaren
Meeresluft (xPs; T500 um -35°C über T850 um -4°C) haben sich dort einige Schauer
und sogar kurze Gewitter entwickelt, die nun aber noch vor Mitternacht nordwärts
abziehen. Ansonsten treten einzelne Schauer und Gewitter derzeit vornehmlich
noch im Westen und Südwesten auf, Tendenz in den nächsten Stunden vorübergehend
nachlassend.

Gänzlich trocken bei vielfach aufgelockerter oder geringer Bewölkung, teils
sogar klaren Verhältnissen gestaltet sich die Nacht im Osten und in weiten
Teilen Süddeutschlands (dort lokale Nebelfelder). Mit einer kleinen Ausnahme:
Aus den Alpen heraus können immer mal wieder schwache Niederschläge ins
Alpenvorland übergreifen (schwache Hebungsprozesse vorderseitig des sich noch
etwas weiter nach Süden ausweitenden Haupttroges), die in höheren Lagen als
Schnee fallen. Für nennenswerten Neuschnee wird es aber nicht reichen, für etwas
Glätte (teils durch gefrierende Nässe) vielleicht schon. Die Schlagzeile der
Nacht kommt aber von der Temperatur, die es tatsächlich in diesem
"hochwinterlichen" Februar mal wieder schafft, etwas großflächiger in den
Frostbereich zurückzugehen. Wow!

Nicht vergessen dürfen wir, dass sich noch im Laufe der Nacht die Achse des
Haupttrogs nach Westdeutschland reinschiebt, was zwischen Nordsee und Pfalz bzw.
dem Saarland mit Schauern oder schauerartigem Regen einhergeht. Bei gut
ausgeprägter Scherung werden die Schauer linienartig organisiert sein, was sich
schon heute Abend über Frankreich und Westbelgien beobachten lässt. Ob in der
zweiten Nachthälfte auch noch einzelne Gewitter eingelagert sind wie aktuell,
lässt sich nicht komplett ausschließen. Auf alle Fälle fällt in den Hochlagen,
bei entsprechender Niederschlagsintensität sogar bis in mittlere Lagen etwas
Schnee, ohne dass dabei der ganz große Winter ausbricht. Glatt werden kann´s
trotzdem, sei es durch Schnee(matsch) oder durch gefrierende Nässe.

Ein bisschen Wind gibt es auch noch, aber nur auf dem Brocken (bis 9 Bft) und
später wieder auf dem Feldberg im Schwarzwald (8 Bft), jeweils aus Südwest.


Sonntag ... schwenkt die Trogachse einmal von West nach Ost über Deutschland
hinweg. Dabei flacht der Trog selbst nach Süden immer weiter ab, weil zwischen
Sizilien und Syrte ein Cut-Off vorbereitet wird. Im Norden bleibt er schärfer
geschnitten, was ihm eine höhere Wetterwirksamkeit verleiht. Mit anderen Worten,
die Schauer (oberhalb 600-800 m als Schnee), die sich mit dem Trog ostwärts
ausweiten, treten im Norden häufiger und zunächst auch noch organisierter auf
als im Süden, wo die Luft sowieso (teils durch einen leicht föhnigen Einschlag)
etwas trockener ist. Integriert über den gesamten Tag bleibt es in vielen
Regionen Süd- und Ostdeutschlands nicht nur trocken, es scheint zudem noch für
längere Zeit die Sonne, wenn auch nicht von einem komplett blankgeputzten
Himmel.

Der Wind spielt bei geringen Luftdruckgegensätzen keine prominente Rolle, selbst
auf Deutschlands windaffinsten Kuppen (Brocken/Feldberg) geht er im Tagesverlauf
immer mehr in die Knie. Mit 6 bis 12°C, im südlichen Oberrheingraben lokal
vielleicht 13 oder 14°C, bleiben die Tageshöchstwerte meist
überdurchschnittlich.

Spätestens in der Nacht zum Montag ist der Zeitpunkt gekommen, sich das
Geschehen über dem nahen Atlantik respektive Westeuropa etwas genauer
anzuschauen. Dort hat mittlerweile nicht nur eine Regeneration des Troges durch
ein eingelaufenes Höhentief stattgefunden. Auch am Boden hat sich ein kantiges
Tief mit dem exotischen Namen YUE ("Mond") bis nach Westfrankreich bzw. zum
Ärmelkanal vorgearbeitet. Auf der Vorderseite wird reichlich WLA initiiert, die
bereits tagsüber auf die Westhälfte übergreift, dabei aber zunächst nur durch
mehrschichtige und zunehmend kompakte Bewölkung auffällt. In der Nacht ist es
dann aber soweit, dass stratiforme und z.T. recht erkleckliche Regenfälle auf
den Westen und Südwesten des Landes übergreifen. Dabei können gebietsweise 5 bis
10, in Staulagen stellenweise um 15 l/m² innert weniger Stunden zusammenkommen.
In höheren Lagen fällt anfangs Schnee, allerdings steigt die Schneefallgrenze im
Zuge der andauernden WLA (Anstieg T850 auf 0 bis +3°C) meist auf über Kammniveau
an.

Ansonsten gilt es zu konstatieren, dass die anfänglich noch zu beobachtende
Schauerei im Norden zügig nachlässt. In der Osthälfte verläuft die Nacht
vielfach gering bewölkt oder klar, was einige Nebelfelder auf den Plan ruft und
die Temperatur auf Werte um oder etwas unter den Gefrierpunkt zurückgehen lässt.
In den Alpen setzt Föhn ein mit Sturm auf den Gipfeln.

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Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag ... werden vom neuen ICON-Lauf (12 UTC) sehr ähnliche Basisfelder wie in
den Versionen davor angeboten. Es sind demnach keine nennenswerten Änderungen
gegenüber der in der Frühübersicht geschilderten Entwicklung zu erwarten. Bei
der räumlichen Ausdehnung des Niederschlags hat sich ICON den etwas
progressiveren Varianten von IFS und UK10 angepasst. Warnrelevant ist das aber
nicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren sehr ähnlich. In der Nacht zum Sonntag gilt es die
troginduzierte Radarline von Frankreich etwas genauer zu monitoren (Gewitter, in
Hochlagen Schnee). Es hat den Eindruck, als würde ICON-D2 die Linie etwas
unterschätzen).


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann