DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-02-2024 09:31

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 23.02.2024 um 10.30 UTC



GWL TrW/BM - leicht unbeständig, aber meist ohne signifikante Wettererscheinung,
dazu die mild bis sehr mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 01.03.2024


Die Mittelfrist ist gekennzeichnet von einer beständigen Blockadelage über
Westrussland. Die atlantischen Tröge tropfen meist schon über Westeuropa ab,
sodass Deutschland in den leicht diffusen Übergangsbereich zwischen diesen
beiden Wetterregimen gelangt. Dadurch stellt sich zwar leicht unbeständiges
Wetter ein, meist aber ohne signifikante Warnereignisse. Dazu bleibt es mal
mehr, mal weniger deutlich zu mild, sodass winterliche Wettererscheinungen
weiterhin im Hintergrund bleiben.

Zu Beginn der Mittelfrist am Montag und Dienstag tropft der Westeuropatrog in
Richtung des westlichen Mittelmeers ab. Dahinter schwenkt ein zonal orientierter
Rücken über die Britischen Inseln nach Frankreich und schlägt über Deutschland
eine Potenzialbrücke zum Blockadehoch über Westrussland. Das mit dem Trog
korrespondierende Tief über Frankreich füllt sich auf, dafür kommt es über dem
westlichen Mittelmeer zu einer Tiefneubildung. Von diesem Tief ausgehend
erstreckt sich eine Rinne über den Südosten Deutschlands nach Polen,
gleichzeitig baut sich zwischen dem Azorenhoch und dem Russlandhoch eine
Hochdruckbrücke auf, dessen Achse leicht positiv geneigt über die Nordsee
verläuft. An den Alpen stellt sich am Montag vorübergehend eine Föhnlage ein,
die mit Abtropfen des Troges am Dienstag aber schon wieder endet. Dort erwärmt
sich die Luft niedertroposphärisch vorübergehend auf 5 °C auf 850 hPa, ansonsten
sickert mit Winddrehung von Südost auf Nordost etwas kühlere, aber immer noch
milde Meeresluft ehemals polaren Ursprungs ein (um 0 °C). Durch den zunehmenden
antizyklonalen Einfluss aus der Höhe ist mit nur sehr verhaltener
Niederschlagstätigkeit zu rechnen. Etwas mehr Regen gibt es am Montag noch im
Westen (höchstwahrscheinlich aber deutlich unterhalb der Warnschwellen), am
Dienstag mit leichten Aufgleitprozessen bzw. im Bereich der Rinne eventuell auch
im Südosten und Osten. Die Schneefallgrenze liegt in den Alpen meist oberhalb
von 1500 m.

Am Mittwoch wird die Potenzialbrücke über Deutschland durch einen über
Skandinavien ostwärts schwenkenden Kurzwellentrog gestört und etwas nach Süden
gedrückt. Vorderseitig sorgt PVA für die Bildung eines flachen Tiefs im Bereich
der o. e. Rinne, das vom Grenzgebiet Deutschland-Polen zur mittleren Ostsee
abzieht. Zudem greift eine schwache Okklusion auf den Nordwesten über. Von
Westen verstärkt sich allerdings der Einfluss eines Hochkeils, der durch den
nächsten Rücken über Westeuropa gestützt wird. Von leichten Niederschlägen im
Nordwesten und Osten abgesehen bleibt somit es bei ruhigem und oft auch
trockenem Wetter. Das Temperaturniveau ändert sich kaum.

Am Donnerstag zieht der Kurzwellentrog nach Osten ab, der nachfolgende Rücken
schwenkt nach Deutschland. Da sich westlich der Britischen Inseln der nächste
atlantische Trog in Stellung bringt, steilt die Achse des Rückens über
Mitteleuropa zunehmend auf. Bei uns herrscht zwischen dem nächsten Zentraltief
über dem Seegebiet zwischen Island und Schottland und dem zum Tyrrhenischen Meer
ziehenden Mittelmeertief weiterhin schwacher Zwischenhocheinfluss. Aus Südosten
gelangt wieder mildere Luft zu uns, auf 850 hPa steigen die Temperaturen auf 1
bis 6 °C.

Am Freitag tropft der Trog über den Britischen Inseln ab und weitet sich bis
nach Südfrankreich aus. Ein Teil des Mittelmeer-Cut-Offs wird dabei in die
Zirkulation des Troges integriert und als Randtrog über die Alpen nordwärts
geführt. Dadurch stellt sich über Deutschland eine zyklonale Südwestströmung
ein. An den Alpen könnte nochmal für kurze Zeit Föhnsturm ein Thema werden,
bevor mit Übergreifen des Randtroges mit schauerartigen Regenfällen zu rechnen
ist, die sich vor allem über der Südosthälfte ausdehnen. Später kommt mit einem
teil-okkludierten Frontensystem auch im Westen etwas Regen auf. Auf 850-hPa
bleiben die Temperaturen in der Osthälfte auf sehr hohem Niveau (2 bis 6 °C), in
der Westhälfte gehen sie leicht zurück auf +1 bis -2 °C.

Am Wochenende greift der Trog über Westeuropa nur sehr zögerlich und mit Mühe
auf Deutschland über, wenn überhaupt. Dennoch sorgt er für ein insgesamt
wechselhaftes Wettergeschehen mit gebietsweisem, schauerartigem Regen. Da die
Temperaturen noch ein kleines bisschen zurückgehen (bis auf -4 °C im Westen und
Südwesten), ist zumindest in den Kammlagen der Mittelgebirge und an den Alpen ab
600 bis 800 m auch etwas Schnee möglich. Im weiteren Verlauf tropft auch dieser
Trog wahrscheinlich in Richtung Mittelmeer ab, sodass sich erneut eine
Hochdruckbrücke und ruhigeres Wetter etablieren sollte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS-Modells kann über den kompletten mittelfristigen
Prognosezeitraum als gut bezeichnet werden. Das betrifft natürlich vor allem die
großräumigen Strukturen. Im Detail ergeben sich zwar gewisse Diskrepanzen,
insbesondere, was die genaue Luftdruckverteilung angeht, größere
Prognoserelevanz haben diese aber nicht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen an dieser Stelle üblicherweise berücksichtigten Modelle weichen
von dem bereits skizzierten Vorhersagekonzept kaum ab. Vor allem bis Donnerstag
sind sich GFS, ICON, UK10 und IFS sehr einig. Erst ab Freitag ergeben sich im
Potenzialfeld sichtbare Diskrepanzen. Das betrifft vornehmlich den nächsten
atlantischen Trog. Alle Modelle lassen ihn aber bereits über Westeuropa
abtropfen, sodass sich keine wirklich nennenswerten Prognoseunterschiede
ergeben.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


IFS-EPS-RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen für 850-hPa-Temperatur und 500-hPa-Geopotenzial sind bis
Donnerstag relativ eng gebündelt und der deterministische Lauf stets gut
eingebettet. Während das Geopotenzial Montag und Dienstag deutlich ansteigt
(Potenzialbrücke) schwingt die Temperatur auf recht hohem Niveau (um oder über 0
°C) nur leicht auf und ab.
Ab Freitag nimmt der Spread allgemein zu. Es fällt auf, dass sich der
deterministische Lauf sowohl bei der Temperatur als auch beim Geopotenzial
insbesondere in der Westhälfte eher am unteren Ende der Memberschar aufhält. Es
ist also fraglich, ob uns der nächste Trog über Westeuropa wirklich so nah auf
die Pelle rückt bzw. auf den Westen übergreift wie vom deterministischen Lauf
simuliert. Eventuell bleiben wir auf dessen Vorderseite in milderer Luft. +
Niederschläge werden aber unisono simuliert, vor allem zu Wochenbeginn (1. Trog)
und wieder ab Freitag (2. Trog). Dazwischen (Dienstag-Donnerstag) zeichnet sich
ein Minimum ab (Zwischenhocheinfluss).

CLUSTER:
Im Zeitraum +72-96 h (Mo-Di) werden 4 Cluster angeboten, in denen sich jeweils
der Übergang von NAO- zu BLOCKING vollzieht. Nennenswerte Unterschiede ergeben
sich mit Fokus auf Mitteleuropa nicht.
Im Zeitraum +120-168 h (Mi-Fr) werden 5 Cluster gebildet. In Clustern C1, C3 und
C5 (30/51 Member, inkl. det. Lauf und Kontrolllauf) verbleiben wir im
BOCKING-Regime. Der nächste Trog amplifiziert sich über Westeuropa stark und
nimmt Verbindung mit dem Mittelmeer-Cut-Off auf. Dadurch ergibt sich ein
stärkerer zyklonaler Einfluss auf West- und Süddeutschland. In den Clustern C2
und C4 (21/51 Member) vollzieht sich der Übergang zu NAO+, der Trog wird
deutlich flacher über Nordwesteuropa simuliert, das Cut-Off über dem Mittelmeer
bleibt davon unberührt. Mit Ausnahme des Nordwestens würde das stärkeren
antizklonalen Einfluss bedeuten.

FAZIT:
Das mittelfristige Wettergeschehen gestaltet sich zwischen einem beständigen
Blockadehoch über Westrussland und meist schon über Westeuropa ins Mittelmeer
abtropfenden Trögen zwar leicht unbeständig, in der Regel aber ohne signifikante
Warnereignisse - mal von Föhn an den Alpen abgesehen. Dabei bleibt es mal mehr,
mal weniger deutlich zu mild. Ob uns der neuerliche Trog zum Ende der kommenden
Woche etwas stärker auf die Pelle rückt nebst von Westen einsetzendem
Temperaturrückgang, ist noch fraglich. So oder so beschränken sich winterliche
Erscheinungen in Form von Schneefällen aber allenfalls auf Hoch- oder Kammlagen
der Mittelgebirge und die Alpen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


STURM:
Am Montag in den Alpen Föhn mit schweren Sturmböen (Bft 10) auf den
Alpengipfeln. In anfälligen Föhntälern stürmische Böen (Bft 8) nicht
ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det.+EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser